
Betriebsführung: Verbände fordern Wiedereinführung des Meisterzwangs
Mehr Pfusch am Bau ohne Meisterbrief
Handwerksverbände und die Gewerkschaft IG Bau beklagen einen Rückgang von Qualität und Lehrausbildung seit Aufhebung der Meisterpflicht in 52 Handwerksberufen – und sie fürchten einen Vorschlag der EU. Er würde den Meisterbrief überflüssig machen.
Im Jahr 2004 wurde die Handwerksordnung (HwO) gelockert. In 52 Berufen ist es seitdem erlaubt, auch ohne Meisterbrief eine Firma zu gründen.
Die Reform der HwO war Bestandteil der Agenda 2010 unter Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD). Mit der Reform wollten Arbeitsminister Wolfgang Clement (SPD) und Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) den Fachkräftemangel lindern, die Wirtschaft beleben und die Verbraucherpreise senken.
Harter Konkurrenzkampf unter den Betrieben
Durch die Liberalisierung der Handwerksordnung vervielfachte sich die Gründung neuer Unternehmen. Vor allem bei den Fliesenlegern stieg der Konkurrenzkampf sprunghaft an. Gab es 2004 nur 12.401 Unternehmen, so waren es 2015 bereits 71.142 Firmen in der Fliesenlegersparte. Das erhöht den Druck auf jedes einzelne Unternehmen. Wer am Markt bestehen will, muss mit Qualität zu günstigen Preisen überzeugen – theoretisch.
In der Praxis geht die Rechnung nicht immer auf. Eine Fachkraft mit guter Ausbildung verdient mehr als ein ungelernter Mitarbeiter. Das führt zwangsläufig zu höheren Preisen für den Endverbraucher.