Mehr Kabel kostet weniger
Energieeffizienz von Kabel- & Leitungsanlagen – Teil 2: Lastprofile, Methode
Bislang lasen sich Anweisungen, Normen, TAB sowie andere Bestimmungen und Anleitungen so, als stünde dort als Auswahl-Kriterium: „Wie heiß muss meine Leitung mindestens werden?“
Fortan jedoch sollte eine Leitung nicht mehr als „am besten ausgenutzt“ gelten, wenn sie ihre höchstzulässige Temperatur auch wirklich erreicht. Durch die Erhöhung des Querschnitts lässt sich über die geringeren Verluste Energie und damit richtiges Geld sparen. Das soll nachfolgend detailliert und nachvollziehbar als Anregung für die Praxis dargelegt werden.
Im ersten Teil wurden allgemeine Grundlagen dargelegt und sodann im ersten Ansatz die Mittelwert-Hypothese vorgestellt. Diese ist dann an einigen Praxis-Beispielen erprobt worden. Im Folgenden, dem zweiten Ansatz, geht es nun darum, wie sich vorhandene Lastprofile hier methodisch einbeziehen lassen. Das Ergebnis wird dann wiederum an Beispielen erprobt.
Ansatz 2: Einbezug vorhandener Lastprofile
Das Sparpotential steht und fällt also mit dem Lastprofil. Die Dauer der Belastung ist mit dem Quadrat der Höhe der Belastung zu multiplizieren, um eine Maßzahl dafür zu erhalten, ob ein Einsparpotential in immenser Höhe besteht, das besser jetzt als gleich erschlossen werden sollte, oder ob der Gedanke hieran eher abwegig ist.
Bei der zumeist vorliegenden unsteten Last muss hierzu das Quadrat des Laststromes über der Zeit integriert werden.
Es gilt nun herauszufinden, ob diese Erkenntnis sich mit Hilfe bestehender Standard-Lastprofile näherungsweise bestätigen lässt und ob diese für eine entsprechende, etwas genauere Abschätzung herangezogen werden können.
Die Frage ist also, ob sich die zuvor genannte Methode des geometrischen Mittelwerts zweier definierbarer irrealer Extrem-Szenarien als hinreichende Annäherung an das gesuchte, nicht definierbare Realszenario einsetzen lässt. Dies soll nachfolgend überprüft werden.
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„Jahres-Effektivwert“
Das nächste, sich hierbei ergebende Problem ist, dass sich der Belastungsstrom nicht nur zeitlich auf das Jahr, sondern auch räumlich auf die einzelnen Stromkreise ungleichmäßig verteilt. Rechnet man so, als verteile er sich stets zu gleichen Teilen auf die Endstromkreise, so erlangt man ein geschöntes Ergebnis – das dennoch hier als Eckwert ermittelt werden soll.
Umgekehrt werden kaum jemals in irgendeiner Anlage alle Endstromkreise voll belastet, weder gleichzeitig noch nacheinander, geschweige denn durchgehend. Geht man dennoch davon aus, dass in jedem Endstromkreis die höchste im Jahr auftretende Belastung gleich der höchstzulässigen ist, so erlangt man für die Verlustenergie ein zu pessimistisches Ergebnis. Daher soll dieses hier als Eckwert der „gegenüber liegenden Ecke“ dienen. Bis hierhin ähnelt die Methode noch dem Ansatz 1.
Ausgegangen wird nun jedoch von den genormten Lastprofilen. Während diese sich auf den typischen Jahresverlauf der bezogenen Wirkleistung bzw. Wirkarbeit eines bestimmten Typs von Verbrauchern beziehen, wird hier angenommen, dass diese Leistung mit einem Leistungsfaktor von λ = 1 (P = S) und bei Nennspannung bezogen wird. Dies ermöglicht eine direkte Umrechnung von den Leistungswerten des Lastprofils – den Viertelstunden-Mittelwerten der Wirkleistung – auf den Strom in der Leitung. Die Ungenauigkeit, die dadurch entsteht, dass die Verlustleistung in der Leitung natürlich von der Scheinleistung – noch genauer vom Scheinstrom – abhängt, während die Stromrechnung nur die Wirkarbeit ausweist, muss in Kauf genommen werden. Andere Unsicherheiten in dieser Abschätzung sind ohnehin noch größer.
Weiterhin wird davon ausgegangen, dass eine Leitung mit einem Querschnitt von 3 x 1,5 mm2 bzw. 5 x 1,5 mm2 in Verlegeart B1 mit einem höchstzulässigen Betriebsstrom Iz = 17,5 A bzw. Iz = 15,5 A belastbar ist (Tabelle 6). Die Leitung wird nun den verschiedenen genormten Lastprofilen derart unterworfen, dass der höchste im Jahr vorkommende Laststrom diesem höchstzulässigen Betriebsstrom Iz in Verlegeart B1 entspricht.

