Solarenergie – Billigste Stromquelle in Deutschland
12.04.2018
Lange Zeit war Ökostrom teurer als Energie aus fossilen Brennstoffen. Während die Herstellungskosten immer weiter sinken, ändert sich an den Preisen für Endverbraucher kaum etwas.
Rekordmeldungen zum Ökostrom jagen durch die Medien. Eon vermeldete kürzlich so viel erzeugten grünen Strom im Jahr 2017 wie nie zuvor. Jetzt kommt vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) die Nachricht, Solarenergie ist die billigste Stromquelle Deutschlands.
Hohn, Spott und krasse Fehlentscheidungen
Ausgerechnet diese Technik musste lange Zeit viel Häme und Spott über sich ergehen lassen. Mit Witzen über die Energiewende hielt Siemens-Chef Joe Kaeser die US-Amerikaner bei Laune. Noch vor drei Jahren (2015) äußerte er über Solarenergie: „Wer in Deutschland Solarkraft fördern will, kann gleich versuchen, in Alaska Ananas anzubauen.“ Und legt nach, wer je über die Energiepolitik eines Staates bestimmen müsse, solle einfach das Gegenteil dessen tun, was in Berlin passiert. Die Rechnung hatte er offenbar ohne den Wirt gemacht.
Siemens verpasste den Anschluss an die grüne Energieerzeugung. Windräder in der Nordsee schafften es nicht rechtzeitig ans Netz, den Einstieg ins Solargeschäft verpatze der Münchner Konzern gänzlich. Im Jahr 2018 zieht das ISE eine wesentlich positivere Bilanz, als Kaeser je ahnte. Auch andere Topmanager waren jahrelang überzeugt, aufgrund der mäßigen Sonneneinstrahlung in unseren Breitengraden, würde sich Photovoltaik nicht lohnen.
PV-Anlagen als günstige Energiequelle
Projektleiter Christoph Kost vom ISE über den aktuellen Stand der Solarenergie in Deutschland: „Neu errichtete Photovoltaik-Anlagen an günstigen Standorten sind bereits heute günstiger als fossile Kraftwerke, und dieser Trend wird sich bis 2035 deutlich verstärken.“ Der Markt für Photovoltaik wird – allgemein erneuerbare Energien – stark subventioniert und der Wettbewerb innerhalb der Industrie hat sich in den vergangenen Jahren stark erhöht. Das führt zu massiven Preissenkungen – aber zu zahlreichen Insolvenzen innerhalb der Branche.
Neben Tesla (ep berichtete) bauen inzwischen auch deutsche Unternehmen Solardachziegel (ep berichtete), die sich in der Optik und im Preis kaum von herkömmlichen Dachziegeln unterscheiden. Die Forscher errechneten für die effizientesten Solarparks einen Preis von durchschnittlich 3,71 Cent bis 11,54 Cent je kWh Energie für kleinere Dachanlagen. Energie aus Windkraftanlagen an Land schlägt in der Herstellung demnach mit 3,99 bis 8,23 Cent je kWh zu Buche. Auf See sei mit 7,49 bis 13,79 Cent für die kWh Energie zu rechnen. Elektrizität aus konventionellen Kraftwerken wird laut Studie mit je 21,94 Cent Herstellungskosten pro kWh beziffert. Der Unterschied ist deutlich und sollte beim Kunden zum Umstieg auf grünen Strom anregen.
Keine Entlastung für Verbraucher
Laut Strom-Vergleichs-Portal Verivox profitieren Endverbraucher allerdings nicht von den sinkenden Herstellungskosten. In den Jahren 2014, 2015 und 2016 sanken die Preise für die kWh Energie noch. Im Jahr 2017 zahlten Verbraucher bereits 28 Cent je kWh. Die EEG-Umlage zur Finanzierung der Erneuerbaren Energien sank zum ersten Januar um 0,09 Cent auf 6,792 Cent je kWh. Die Umlage zur Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) verringerte sich ebenso wie die Netzentgelte der Netzbetreiber.
In diesem Jahr sollen die Stromkosten sogar steigen, obwohl die Ausgaben der Versorger sinken. Entlastungen werden von den Unternehmen nicht an die Kunden weitergegeben. Die Politik sei dafür verantwortlich, die durch staatliche Umlagen den Unternehmen kaum Raum für die Preisgestaltung lasse, wie der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft beklagt. Der Kunde zahlt nicht nur für die Herstellungskosten, sondern auch die Subventionen. Ihm bleibt am Ende nichts weiter übrig, als sein Portemonnaie weiter zu öffnen.