
Erneuerbare Energien: Strom aus der Sahara
Solarstrom für die ganze Welt
Mit dem Projekt Desertec sollte die Sahara zum größten Solarstromerzeuger aufsteigen. Desertec ist gescheitert, doch die Frage bleibt interessant: Lässt sich die ganze Welt mit Solarstrom aus einer Wüste versorgen? Oder mit einem einzigen Windpark?
Sauberer Strom in jedem Land
Für Desertec gingen Großkonzerne und -banken wie ABB, ACWA Power, Deutsche Bank, E.On, First Solar, HSH Nordbank, Munich Re, RWE und UniCredit eine Energiepartnerschaft ein. Nicht die Konkurrenz um lukrative Strommärkte sollte das Ziel sein, sondern die Energieversorgung für die gesamte Menschheit — verbunden mit einem guten Geschäft.
Stromerzeugung und -transport aller Länder wären miteinander verknüpft. Ein gewaltiges Stromnetz würde die Anlagen für Wind-, Wasser- und Sonnenenergie weltweit miteinander verbinden. Die fossilen Energieträger sollten vollständig durch erneuerbare Energien abgelöst werden.
Ein Kernpunkt dieser Planungen war die Wüste Sahara. Doch genau davor warnten Kritiker. Der Bau riesiger Sonnenwärmekraftwerke in der nordafrikanischen Wüste würde die Energieversorgung vieler Staaten von einer politisch instabilen Region abhängig machen. Denn die Wüste ist kein Niemandsland. Territoriale Ansprüche anderer Regierungen oder politischer bzw. religiöser Gruppierungen würden wachsen, je erfolgreicher die Sonnenwärmekraftwerke betrieben werden.
Zusätzlich muss die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) vor Anschlägen geschützt werden. Wie leicht sich Stromleitungen zerstören und ganze Regionen von der Energieversorgung abschneiden lassen, verdeutlichte die Sprengung der Strommasten auf ukrainischem Territorium. Sie hatte Ende 2015 einen totalen Blackout auf der Halbinsel Krim zur Folge.