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Aus dem Facharchiv: Elektropraxis
Witterungsabhängigkeit der Stromversorgung und Folgen: Weitere regenerative Energiequellen, Einsparung, Lastmanagement (3)
23.04.2020
Im ep-Dossier „Technik der Energiewende“ [1] wurde an Hand aktueller Zahlen dargelegt, was es damit auf sich hat, wie die Aussichten sind, wo die Hoffnungen und Grenzen liegen und wie weit die „Wende“ bereits vollzogen ist.
Nun bleiben aber aktuelle Zahlen niemals dauerhaft aktuell. Nachfolgend wird daher die
Entwicklung fortgeschrieben. Bei dieser Gelegenheit werden noch einige
Zusammenhänge genauer erläutert, die zu betrachten sind, wenn die Strom
erzeugung von Klima und Wetter abhängig wird.
Da die Speicher fehlen, um etwaige „Dunkelflauten“ zu durchfahren, sieht man sich also nach weiteren Möglichkeiten um, elektrische Energie aus nachhaltigen Quellen zu gewinnen, die die Lücken schließen könnten. Bislang wurden aber offenbar keine sehr aussichtsreichen Kandidaten aufgetan.
Alternative regenerative Energiequellen gesucht
Von Aufwindkraftwerken (Thermikkraftwerken), bei denen sich Luft unter einer Folie über dem Wüstenboden erwärmt und durch einen Kamin aufsteigt, war schon die Rede [1]. Ihr Wirkungsgrad kann jedoch 1 % kaum übersteigen, und deswegen sind sie etwa 10 Mal so flächenintensiv (oder besser gesagt extensiv) wie photovoltaische Anlagen. Deshalb ist diese Technik seit dem Preisverfall der Photovoltaik-Module praktisch „tot“. Was jetzt allmählich wieder etwas auflebt, sind solarthermische Anlagen mit Spiegeln, die die Strahlung konzentrieren und daher mit höheren Temperaturen arbeiten. Seit langem schon wird unter anderem in Südspanien und Nordafrika mit derartigen Anlagen experimentiert. Sie können natürlich nur direkte Sonnenstrahlung verwerten, kein diffuses Licht. Der Einsatz beschränkt sich somit auf wolkenarme Regionen. Der Sonnenschein wird mittels Hohlspiegeln und eines Nachführsystems auf einen Punkt konzentriert. Als Alternative hierzu dient das Parabolrinnenkraftwerk (Bild). Bei diesem sind die Hohlspiegel, wie der Name sagt, als Rinnen mit parabolischem Querschnitt ausgeführt. Diese verfügen nicht über einen Brennpunkt, sondern über eine Brennlinie. Sie benötigen daher keinen Turm und ein Nachführsystem nur für die Höhe, nicht für die Breite. In der Brennlinie ist ein Rohr angeordnet, in dem eine hoch siedende Flüssigkeit erwärmt wird und die Wärme zur weiteren Verwendung abführt. Ende 2017 soll in Israel das bislang größte Sonnenwärmekraftwerk der Welt (hier wieder mit Turm) fertig gestellt sein [30]. Die Anlage soll jedoch eine Fläche von etwa 3 km2 in Anspruch nehmen und 500 Mio. Euro kosten. Selbst wenn man mit den Kosten für kleine Photovoltaik-Anlagen rechnet, bekäme man diese Leistung heute schon für 200 Mio. Euro – auf der Hälfte der Fläche. Dabei produzieren Photovoltaik-Anlagen auch bei bedecktem Himmel noch anteilig zur Strahlungsleistung, die Spiegelkraftwerke der verschiedenen Bauarten hingegen gar nichts mehr. Für die Lösung mit der Solarthermie spricht allerdings, dass sie durch die thermische Trägheit wenigstens an sonnigen Tagen einen etwas besseren Lastgang bietet und sich die Wärme immerhin in begrenztem Umfang speichern lässt.Bleibt wichtig: Energie sparen
Es hilft also alles nichts: Solange die Vollversorgung mit prinzipiell unerschöpflichem Strom nicht gelingt, werden wir weiter alles tun müssen, um die Verbräuche allenthalben zu senken. Am Ende läuft alles wieder darauf hinaus, dass Energie sparen – allen neuzeitlichen Umbenennungen zum Trotz – doch immer noch unsere beste „Energiequelle“ ist, wie es ein Werbespruch der Bundesregierung einst formulierte, denn:- Früher haben wir versucht, den Verbrauch fossiler Brennstoffe zu reduzieren; heute versuchen wir, die dabei entstehenden CO2-Emissionen zu reduzieren.
- Früher haben wir unsere Rechnungen in D-Mark bezahlt; heute bezahlen wir sie in Euro.
- Oder, wie eine Werbekampagne einst verlauten ließ: „Raider heißt jetzt Twix; sonst ändert sich nix.“