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Sicherheitstechnik
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Sicherheitstechnik

Mehr Sicherheit – mit Technik

14.03.2019

Absolute Sicherheit gibt nicht es. Für viele Gefahren des Lebens gibt es nicht nur Versicherungen, die im Schadensfall Hilfe gewähren, sondern technische Apparate zur Gefahrenminderung.

Viele dieser Hilfsmittel werden ganz selbstverständlich und nahezu unbewusst genutzt, auf das Vorhandensein anderer muss zuweilen gezielt hingewiesen werden. Einen Überblick über menschliche Bedürfnisse und deren Hierarchie vermittelt die auf den Soziologen Maslov zurückgehende Bedürfnispyramide (Bild 1). Das Bedürfnis nach Sicherheit ist vor allem dort sehr ausgeprägt, wo die Grundbedürfnisse erfüllt sind. Das Sicherheitsbedürfnis ist gleich nach den existentiellen Bedürfnissen einzuordnen, aber eben noch vor höheren Bedürfnissen (wie etwa den sozialen Kontakten und dem Wunsch nach Anerkennung). Das Bedürfnis nach Sicherheit rangiert also noch vor dem Bedürfnis nach Komfort und sicher deutlich vor dem Bedürfnis nach Selbstdarstellung und Selbstverwirklichung. Aber was bedeutet das für die Installationspraxis?

Beim Angebot moderner Haustechnik sollte nicht vordergründig mit der Komfortzunahme argumentiert werden, sondern es sind ganz gezielt Sicherheitsbedürfnisse und deren Befriedigung in den Mittelpunkt zu stellen.

Gefahren und Produkte

Im Unterschied zu Angeboten zum Komfortzuwachs, sind die konkreten Sicherheitsbedürfnisse stark von der jeweiligen Lebenssituation abhängig. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Bedürfnissen, die in allen Lebensaltern und -situationen sowie unabhängig von den materiellen Bedingungen existieren. Aber um Lösungen anbieten zu können, müssen zunächst die konkreten Gefahren identifiziert und die daraus resultierenden Sicherheitsbedürfnisse benannt werden. Dabei geht es nicht um Panikmache, sondern um Sachinformation! Gerade die Elektrotechnik/Elektronik bietet ein breites Spektrum an Produkten, die dazu geeignet sind, Gefahren zu vermindern und auszuschließen. Diese können dazu beitragen Sicherheitsbedürfnisse zu befriedigen. Es ist daher sinnvoll, ausgehend von diesen Produkten, Sicherheitsbedürfnisse stärker zu thematisieren.

Ausgewählte Hilfsmittel

Das Thema Sicherheit im privaten Wohnumfeld wird – bedingt durch aktuelle Entwicklungen – vielfach auf den Einbruchschutz/-alarm reduziert. Aber das ist eine unzulässige Einengung, wie anhand der nachfolgenden, mehr oder minder willkürlich ausgewählten und ohne Anspruch auf Vollständigkeit, diskutierten Beispiele deutlich wird.

Rauchwarnmelder

Die schrittweise in den Bundesländern eingeführte Pflicht zur Installation von Rauchwarnmeldern (Bild 2) in Wohngebäuden ist von der Erkenntnis getragen, dass die Entstehung von Bränden mit einer Rauchentwicklung einhergeht. Gerade der Rauch verursacht Todesfälle bei einem Brand. Die rechtzeitige Entdeckung und Meldung eines Brandes (noch in der Entstehungsphase anhand der Rauchentwicklung) trägt dazu bei, Leben zu schützen und Sachwerte vor dem Verlust zu bewahren. Der breite Einsatz von Rauchwarnmeldern im privaten Wohnumfeld befördert zudem die Integration sicherheitsrelevanter Funktionen in andere Produkte. Ein Beispiel hierfür sind elektromotorische Gurtwickler wie der eWickler [1], der bei einem durch Rauchwarnmelder ausgelösten Alarm die Rollläden auffährt.

RCD – FI-Schutzschalter

RCDs sind ein wirksamer Schutz gegen den elektrischen Schlag, da damit durch Isolationsfehler hervorgerufene Fehlerströme rechtzeitig erkannt werden und der betreffende Stromkreis allpolig abgeschaltet wird. Diese Schalter bieten zudem einen Schutz gegen Brände, die durch Erdfehlerströme verursacht werden. Die Installation von RCDs ist in den Normen für Feuchträume aller Art (Baderäume, Küchen, Schwimmbäder usw.) im privaten Wohnumfeld vorgeschrieben. Gefährdungen entstehen aber oft auch an anderer Stelle. Eine typische Situation ist die Nutzung von Elektrogeräten wie Rasenmähern und Heckenscheren. Der Einsatz von elektrischen Grillgeräten wird auch immer beliebter. Nicht immer steht eine ordnungsgemäß installierte und in eine Fehlerstrom-Schutzeinrichtung eingebundene Außensteckdose zur Verfügung. Ob unsachgemäß nachinstallierte Steckdose oder irgendwo angesteckte und nach außen geführte Verlängerungsleitung, der Einsatz eines RCD-Zwischensteckers könnte manche Gefährdung ausschließen (Bild 3).

Überspannungsschutz

Einfamilienhäuser verfügen nur selten über eine Blitzschutzanlage. Überspannungsableiter findet man bestenfalls in Wohnbauten neueren Datums. Dabei hat sich die Gefährdungssituation in den letzten zwei Jahrzehnten grundsätzlich geändert. Es muss nicht nur das Radio- oder Fernsehgerät geschützt werden. Auch die Steuerungselektronik der Heizung oder Biokläranlage, die Gefriertruhe und der Computer (auf dem wichtige und unersetzliche private und/oder berufliche Informationen gespeichert sind) bedürfen eines adäquaten Schutzes. Wenn eine Nachrüstung im Verteiler nicht möglich ist (oder aus Kostengründen verworfen wird), dann sind Zwischenstecker mit Überspannungsschutzfunktion eine Möglichkeit, um der Zerstörung elektronischer Geräte vorzubeugen (Bild 4).

Herdwächter

Unbeaufsichtigte Elektroherde sind in Haushalten die Brandursache Nr. 1. Mit dem Herdwächter [2] wird ein Gerät angeboten, dessen Sensorik den Herd beobachtet, Temperaturen und Stromverbrauch misst sowie Bewegungen registriert. Der Wächter erkennt damit den Eintritt von Gefahrensituationen und löst einen Alarm aus (Bild 5). Wird darauf nicht reagiert, erfolgt eine Abschaltung des Herdes. Bei Bedarf kann der Herdwächter zusätzlich mit bis zu 4 Leckage-Sensoren kombiniert werden.

Orientierungsleuchte

Situationsbezogene Beleuchtung gehört im Zweckbau zum Standard und findet im privaten Wohnumfeld in Form von Lichtszenen zunehmend Verbreitung. Meist steht dabei der Wohlfühlfaktor im Vordergrund. Eine ganz andere Art von Lichtszene benötigen vorwiegend ältere Menschen, die Nacht für Nacht mehrfach das Bad aufsuchen müssen. Das Einschalten der Normalbeleuchtung wird aus verständlichen Gründen vermieden. Resultat dieses Verhaltens sind dann Stürze, die bei Personen im höheren Lebensalter zu Knochenbrüchen führen können – mit geradezu katastrophalen Folgen für den Einzelnen. Dabei gibt es in Form einfacher Nachtlichter mit Dämmerungs- und/oder Bewegungssensor ganz simple Lösungen. Eine andere Variante wäre die Nutzung eines Funkschalt-Sets zum Schalten von Leuchten (Bild 6).

Unfall-/Überfallmelder

Ein Notrufgerät kann gerade für ältere und nicht mehr so agile Menschen ein sinnvolles Zubehör sein (Bild 7). Bei einem Unfall in der Wohnung, aber auch beim Auftreten von Trickbetrügern oder Überfall, setzt das Gerät mittels eines Anrufs eine Sprachnachricht bei einer Notrufstelle (oder auch an mehrere Stellen) ab. Somit wird zumindest das Gefühl vermittelt, in Gefahrensituationen nicht allein zu sein. Der Notruf wird durch Knopfdruck aktiviert und alle weiteren Schritte erfolgen selbsttätig.

Einbruchalarm

Die Statistiken zur steigenden Zahl der Wohnungseinbrüche und einer geradezu deprimierend geringen Aufklärungsquote der Kriminalpolizei werden allenthalben bemüht, um mehr Aktivität des Einzelnen einzufordern. Sicher sind stabile Fenster und Türen, die einem Einbruchsversuch einen größeren Widerstand entgegen setzen, ein möglicher Weg. Aber eben nur ein Weg, den sich mancher – rein aus finanziellen Gründen – nicht leisten kann. Durchaus finanzierbar sind vielfältige Angebote, die im Falle eines Einbruchs einen Alarm auslösen. Im einfachsten Fall ist das eine Sirene mit Signalleuchte, die andere Mieter oder Nachbarn aufmerksam macht (Bild 8). Auch das könnte mögliche Einbrecher von weiteren Aktivitäten Abstand nehmen lassen.

Anwesenheitssimulation

Diebe nutzen bevorzugt die Urlaubszeit für Wohnungseinbrüche. Dabei werden infrage kommende Objekte im Vorfeld des Einbruches erkundet. Vielfach reicht es eben nicht, nur den Nachbarn um eine regelmäßige Leerung des Briefkastens zu bitten. Wenn die Wohnung abends längere Zeit dunkel bleibt, dann ist das ein untrügliches Zeichen für Abwesenheit. Eine Anwesenheitssimulation kann hier Abhilfe schaffen. Die einfachste Variante lässt sich mit einer Zeitschaltuhr realisieren (Bild 9a). Damit können Leuchten und Radiogeräte eingeschaltet werden. Eine ähnliche Wirkung erzielt ein TV-Simulator (Bild 9b). Besonders wirksam ist es sicher, wenn beide Varianten geschickt kombiniert werden.

Bewegungsmelder mit Leuchte

Wer sich mit unlauteren Absichten einem Gebäude nähert, nutzt dafür gerne die Dunkelheit und die Gebäuderückseite. Eine Außenleuchte mit einem Bewegungsmelder, der ausschließlich auf Personen anspricht, hält vielleicht den einen oder anderen von der Ausführung seiner dunklen Absichten ab (Bild 10). Zumindest wird die Gefahr der Entdeckung größer. Eine etwas anspruchsvollere Lösung wäre die Kombination eines Funk-Bewegungsmelders mit einer Außen- und einer Innenleuchte.

Schlussbemerkungen

Sicherheit im Wohnumfeld hat viele Aspekte. Wie anderswo, gibt es hier ebenso keine absolute Sicherheit – nicht mit technischen Mitteln und auch nicht per Versicherungsschein. Aber eine Reihe von Gefahren kann durch den Einsatz technischer Hilfsmittel verringert werden. Auch wenn man gegenüber einigen der im Beitrag vorgestellten und auf Zwischensteckern basierenden Lösungen kritisch eingestellt sein mag, die zweitbeste Lösung ist immer noch besser als gar keine. Ob der beabsichtigte Zweck immer erreicht wird, weiß man nicht. Aber die Realisierung schadet ganz sicher nicht und ist für die Mehrzahl der Haushalte finanziell verkraftbar. Sicherheit im Wohnumfeld verdient als Geschäftsfeld für die in der Praxis tätige Elektrofachkraft aktuell mehr denn je Beachtung. Das gilt gerade, weil Discounter, Elektronik-Versender und Baumärkte das Thema Sicherheit zunehmend für sich entdecken. Literatur:
[1] Informationen zum eWickler, WIR elektronik, Stadtlohn 2016.
[2] Infoblatt zum Herdwächter. Hager Vertriebsgesellschaft, Blieskastel 2016.n

Autor: H. Möbius (Bild 1: ep/Wikipedia), (Bild 2: Abus), (Bild 3: Kopp), (Bild 4: APC), (Bild 5: Hager), (Bild 6: Vivanco), (Bild 7: Intertechno), (Bild 8: Pearl)
(Bild 9: Theben/Lidl)
(Bild 10: Steinel)
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