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Und was machen wir jetzt hiermit? Alles auf den Sondermüll – ob jemals gebraucht oder nicht? (Quelle: S. Fassbinder)
Licht- und Beleuchtungstechnik | Leuchten | Leuchtmittel

Aus dem Facharchiv: Elektropraxis

LED-Licht: Von der Innovation zum Stand der Technik (6)

30.09.2021

Die Effizienz-Debatte ist „durch“. Nachdem wir es geschafft haben, dass sich nur noch effiziente Leuchtmittel und Beleuchtungstechniken auf dem Markt 
befinden – ob nun durch Mode, auf Grund von EU-Verordnungen oder doch 
tatsächlich aus Vernunft – kann man sich endlich den anderen (grundlegenden) Eigenschaften des Lichts zuwenden.

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Anfangs mussten einige Verbraucher die Erfahrung machen, dass die angegebenen 40 000 Stunden Lebensdauer ihrer schönen, neuen LED schon nach drei Tagen verstrichen waren – doch was soll der Hersteller denn tun? Er steht vor einem Dilemma:

  • Ein Produkt mit einer Lebensdauer von 40 000 Stunden zu testen dauert prinzipiell 40 000 Stunden. Alle Methoden, die Prüfbedingungen zu verschärfen – wie etwa die Betriebsspannung und vor allem die Umgebungstemperatur zu erhöhen – um schneller zu Ergebnissen zu kommen, lassen diese umso ungenauer werden, je weiter man sich vom praktischen Betrieb entfernt. Rechnerische Methoden stecken ebenfalls voller Hypothesen und Annahmen, sprich Schätzwerk.
  • Die anfangs sehr teuren LED mussten „voll ausgeknautscht“ werden, um mit möglichst wenigen davon in einem Leuchtmittel auszukommen. Die Betriebstemperaturen waren entsprechend hoch – die Ausfallraten auch. Mit noch mehr teuren LED im Leuchtmittel wäre dessen Markteinführung aber nicht mehr gelungen.

Langlebige günstige LED

Heute liegen die nötigen Erfahrungswerte vor, und die Kosten für die Bauteile sind eher niedrig: Beispielsweise auf www.leds.de bekommt man einzelne LED und Module (bei Abnahmemengen zwischen 1 Stück und 150 Stück – also keine Industriepreise!) für etwa 30 Cent bis 1,25 Euro je Watt (entsprechend gut 100 lm). Daher werden in heutigen Lampen genügend LED eingebaut, sodass die einzelne LED nur noch „lauwarm“ wird. Nun aber wird es etwas mit der Lebensdauer. Eigentlich ist das Ganze ein Déjà vu: Das war bei der Einführung der KLL um nichts anders. Diese haben wir aber nunmehr bei der LED ziemlich plötzlich hinter uns, und die LED ist zur Standard-Lichttechnik geworden. Sie kostet sogar weniger als die Vorgängertechnik (vgl. Tabellen 4 bis 7 in Teil 4 dieser Beitragsreihe, ep 03-2019, ab S. 212)! Nichtsdestoweniger kann es bei Lampen aus dem Jahr 2014 noch zu Frühausfällen kommen. Es handelt sich dabei jedoch um eine der Lampen aus dem Drehstrom-Experiment in [24]. Es ist deshalb auch möglich, dass diese eine Lampe bei dem dort beschriebenen Versuch Schaden genommen hatte. Ganz allgemein darf man in die Langlebigkeit der LED wohl weit mehr Vertrauen setzen als noch vor relativ kurzer Zeit – bei aller Vorsicht, die gegenüber dem Begriff „Lebensdauer“ geboten ist, denn es gibt viele unterschiedliche Definitionen. Die jeweils gemeinte gilt es im Einzelfall zu ergründen, ehe man Äpfel mit Birnen vergleicht. Während dies so ist, besteht jedoch weiterhin die den KLL auf den Leib geschneiderte EU-Vorschrift – also in deren Fall schon mehr ein Korsett – dass die Lebensdauer auch für eine bestimmte minimale Zahl von Schaltspielen noch gilt. Na gut, da die Schalthäufigkeit bei den LED prinzipiell keinen Einfluss hat, schreibt man dann eben „eine Million Schaltungen“ auf die Verpackung. Entsprechendes gilt im Übrigen für die hier völlig überflüssige Angabe, dass das Leuchtmittel z. B. innerhalb von 0,1 s auf 100 % seines Nenn-Lichtstroms kommt. Natürlich tut es das. Warum denn nicht? Alles, was hier eintreten könnte und an manchen Lampen auch beobachtet wird, ist, dass die elektronische Beschaltung (PFC, Einschaltstrom-Begrenzung) den Startvorgang verzögert (etwa, bis der Glättungskondensator aufgeladen ist). Bis vor kurzer Zeit lief eine öffentliche Befragung der EU, welche Angaben die Verbraucher denn überhaupt (noch) auf ihren Produkten haben wollen. Wir versehen doch auch nicht all unsere Autos mit Aufklebern wie: „Dieses Fahrzeug läuft auf 4 Gummireifen“ – nur weil es einmal Pferdekutschen mit Holzrädern und Eisenreifen gab; also weg mit dem alten Zopf.

Ausblick

Man könnte nun behaupten, das umgangssprachliche „Glühlampen-Verbot“ (das es so nicht gibt, sondern lediglich Mindest-Anforderungen, die eine Glühlampe nicht erfüllen kann) habe die Glühlampen ausgerottet und somit der LED auf die Sprünge geholfen. Man könnte auch behaupten, die LED hätte sich auf dem Markt ohnehin derart etabliert, dass die Restbestände an Glühlampen nunmehr verramscht werden müssen. Was der Wahrheit näher kommt, lässt sich im Nachhinein nicht mehr feststellen.


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