Aus dem Facharchiv: Arbeitsschutz, Arbeitssicherheit, Betriebsführung
Nicht sich selbst überlassen – Schutzeinrichtungen in Mittelspannungsschaltanlagen überwachen
Aus Erfahrung machen Betreiber und Schaltberechtigte oftmals um die Schutzeinrichtungen in ihren Anlagen einen ehrfurchtsvollen Bogen. Selbst wenn die heutigen Schutzrelais über raffinierte Eigenkontrollen verfügen, ganz auf sich allein gestellt dürfen sie dennoch nicht bleiben.
Der Beitrag stellt die in Mittelspannungsschaltanlagen üblichen Schutzeinrichtungen mit einfachen Erläuterungen vor. Er verfolgt nicht das Ziel, das komplexe und durchaus komplizierte Zusammenwirken von Schutzrelais zu beschreiben und in die Schutzphilosophie einzudringen. Es geht in erster Linie darum, den Blick des Betreibers auf diese so wichtigen Einrichtungen und den sicheren Umgang mit ihnen zu lenken.
Rolle der Schutzeinrichtungen
An Schutzeinrichtungen werden in der Elektrotechnik höchste Anforderungen gestellt. Schließlich hängt von ihnen nicht nur die Verfügbarkeit der Anlagen, sondern auch die Personensicherheit ab. Sehr frühzeitig erkannten die Experten, dass die Entwicklung einer schnellen, sicheren und selektiven Schutztechnik wichtiger war, als die überhastete Inbetriebnahme unzuverlässig geschützter neuer Anlagen. Auf dem weiten Weg vom ersten Patent eines Richtungsschutzes (Krämer, 1904), über den genialen Geräteschutz (Buchholz, 1921) und dem ersten digitalen Schutz (Westinghouse, 1971) – bis zur Realisierung heutiger Ansprüche nach durchdachten Normen und vorbildlichen Richtlinien des VDN [8] sind erstaunliche Ideen weitsichtiger Techniker für den modernen Schutz verwirklicht worden. Sie müssen aber auch von den Elektrofachkräften als eine unverzichtbare und wohlbehütete Komponente der betriebenen Anlagen verstanden werden.
Steuerspannungen
Kurzbeschreibung: Nur ganz wenige Schutzeinrichtungen kommen ohne eine Steuerspannung aus. Schmelzsicherungen gehören beispielsweise dazu. Der gelegentlich dafür verwendete Begriff „Hilfsspannung“ verharmlost diese wichtige Voraussetzung für das Funktionieren des Schutzes. Unzählige Beispiele für schwere Havarien gehen auf das unbemerkte Fehlen der Steuerspannung zurück. In soliden Anlagen wird daher die Steuerspannung für die Schutzeinrichtungen aus autonomen und netzunabhängigen Quellen gewonnen, beispielsweise aus Batterien, USV-Anlagen oder Kondensatoren.
Verantwortungsbewusste Betreiber scheuen nicht den ökonomischen Aufwand für eine redundante Ausführung und sorgen darüber hinaus für eine lückenlose Überwachung. Indem isolierte Steuerspannungsnetze mit Isolationsüberwachung aufgebaut werden, wird auch ihr erster Erdfehler ohne Einschränkung der Schutzfunktionen beherrscht.