
Aus dem Facharchiv: Elektropraxis
Integrative Lichtqualität ist mehr als nur „HCL“ - Erläuterungen zu den „Weimarer Thesen“ (1)
Die „Weimarer Thesen“ beschreiben für Lichtplaner, Lichtplanende, Ingenieure und Architekten und auch für lichtausführende Firmen die moderne „Integrative Lichtqualität“ und damit aktuelle Grundsätze für eine ganzheitliche und attraktive Lichtplanung sowie für eine moderne Beratung und Ausführung von Licht- und Beleuchtungsanlagen. Diese Thesen werden im Folgenden näher erläutert.
Im Rahmen des 5. Praxisforums Biologische Lichtwirkungen (BioWi), das im September 2017 in Weimar stattfand, wurden die bisherigen gesammelten Erfahrungen auf dem Gebiet von mehreren Experten zusammengefasst und als „Weimarer Thesen“ erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt (siehe dazu auch den Beitrag in ep 12-2017, ab S. 1032).
Zu den mitverfassenden Experten gehören neben dem Autor dieses Beitrags Dr. Renate Hammer (Architektin und Spezialistin für Tageslichtplanung; Institute of Building Research & Innovation, ZT; Wien); Prof. Mathias Wambsganß (FH Rosenheim), sowie Prof. Dr.-Ing. Tran Quoc Khanh (TU Darmstadt; FG Lichttechnik).
Präambel
Licht ist biologisch wirksam, unabhängig davon, ob es natürlichen oder künstlichen Ursprungs ist und ob Wirkungen unbewusst verursacht oder gezielt geplant werden. Neben den visuellen Effekten, die Sehen ermöglichen, gibt es wissenschaftlich fundiert belegte, nicht-visuelle Wirkungen (Bild).
In beiden Fachgebieten besteht weiterhin Forschungsbedarf. Gesichert ist, dass Licht das körperliche und geistige Wohlbefinden beeinflusst sowie Leistungsfähigkeit, Aufmerksamkeit und Entspannung unterstützt. Daher muss ganzheitliche Lichtqualität neben der Erfüllung traditioneller Gütemerkmale auch die nicht-visuellen Wirkungen berücksichtigen und gestalterisch ansprechende Lösungen bieten, die in der Praxis auch umsetzbar sind.
Dieser Ansatz wird unter dem Begriff „Integrative Lichtqualität“ – kurz ILQ – zusammengefasst. Er berücksichtigt die bisher bekannten visuellen („Gutes Licht“, EN 12464 u. a.) und nicht visuellen Lichtqualitäten (biologische Lichtwirkungen, Human Centric Lighting – HCL u. a.) und ist offen für zukünftige diesbezügliche Erkenntnisse.