Anforderungen und Empfehlungen nach DIN VDE 0100-801
Energieeffizienz von Niederspannungsanlagen
Die DIN VDE 0100-801 definiert erstmals unter dem Aspekt der Energieeffizienz umfassende Anforderungen für die Planung und Errichtung von elektrischen Anlagen in Wohn-, Gewerbe- und Zweckbauten. Vorrangiges Ziel ist es, bei der Planung von neuen und bei der Modifizierung bestehender Anlagen die Verwendung elektrischer Energie zu optimieren.
Die Norm rückt das Thema Energieeffizienz beim Bau von Niederspannungsanlagen stärker als bisher in den Fokus – und zwar umfassend. Denn der Anwendungsbereich des Regelwerks erstreckt sich nicht nur auf sämtliche Wohngebäude vom Ein- bis hin zum großen Mehrfamilienhaus, sondern auch auf gewerbliche Gebäude wie Büros, Shopping Center, Museen, Krankenhäuser oder Hotels. Aber auch auf Industriegebäude wie Werkstätten, Produktionen oder Fertigungen und Infrastruktur-Einrichtungen wie Bahnhöfe, Tunnel oder Flughäfen zielt die Norm ab.
Während sich die DIN-VDE-Normenreihe 0100 bisher vornehmlich der Sicherheit von Niederspannungsanlagen widmete, definiert die DIN VDE 0100-801 erstmals Maßnahmen und Anforderungen, die darauf abzielen, die Energieeffizienz von Anlagen zu steigern. Dabei bezieht sie sich ausdrücklich auf die elektrischen Anlagen von Gebäuden oder Systemen und nicht auf einzelne Produkte. Konkret erweitert die Norm auch die Vorgaben zur Planung und Errichtung um Aussagen zur technischen „Intelligenz“ von Niederspannungsanlagen. Sie unterstützt den Planer und Errichter damit, die notwendige Versorgungssicherheit mit möglichst niedrigem Energieverbrauch zu erreich
Klassifizierung von elektrischen Anlagen
Das zentrale Element der Norm ist die Einordnung von Gebäuden in eine der insgesamt fünf Energieeffizienzklassen EIEC0 bis EIEC4. Dabei geht es ausschließlich um die Energieeffizienz der elektrischen Anlage, nicht um die des gesamten Gebäudes! Um in eine hohe EIEC eingeordnet zu werden, gilt es, innerhalb von 16 vorgegebenen Bewertungskriterien jeweils eine möglichst große Punktzahl zu erreichen. Die Bewertungskriterien teilen sich auf in 13 Effizienzmaßnahmen und drei Energieeffizienz-Perfomance-Level. Je nach Effizienz der Installation und Messmethode können pro Kriterium maximal vier Punkte und somit eine Gesamtpunktzahl von 64 Punkten erreicht werden. Aus der Summe der Punkte ergibt sich die Effizienzklasse der Anlage (Tabelle 1).
Zu den Bewertungskriterien der Effizienzmaßnahmen zählen beispielsweise der Standort der Hauptverteilung, die Bemessung der Leitungsquerschnitte oder auch die Bestimmung des Lastprofils, für das beispielhaft die Erreichung folgender Punktzahlen möglich ist: Erfolgt keine Betrachtung, so erhält die Anlage auch keine Punkte in diesem Bereich. Wird das Lastprofil des Anlagenverbrauchs einmalig an einem Tag betrachtet, wird der Anlage ein Punkt zugewiesen. Bei täglicher Betrachtung über den Verlauf einer Woche hinweg gibt es zwei Punkte und bei täglicher Betrachtung über ein Jahr hinweg sind es drei Punkte. Die Zuweisung der maximal erreichbaren Zahl von vier Punkten erfolgt bei der permanenten Protokollierung des Lastprofils während der gesamten Anlagenbetriebsdauer (Tabelle 2).
