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Green-House-Effect mit sonnenlicht (weiße Pfeile) und Wärmestrahlung (orange Pfeile): Ein Teil der Strahlung wird von Molekülen der Treibhausgase aufgenommen und in eine zufällige Richtung wieder emittiert, teilweise auch zurück zur Erde; Quelle: Wikimedia: A loose necktie (CC BY-SA 4.0)
Energietechnik/-Anwendungen | Energieverteilung | Energieerzeugung

Aus dem Facharchiv: Elektropraxis

Energie – Erzeugung, Handel und Transport (14)

05.10.2023

Neben dem Handel mit Energie und Regelenergie, der in den vorangegangenen Beitragsteilen zur Sprache gekommen ist, soll nun der Handel mit Treibhausgas-Emissionsrechten skizziert werden. Der Einsatz dieses Klimaschutzinstruments versieht Treibhausgase mit einem Preis und soll Unternehmen anregen, in energiesparende Maßnahmen zu investieren.

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Der Anlass für die Entstehung und Funktion des Emissionsrechtehandels, genauer: des Treibhausgas-Emissionsrechtehandels, war das weltweit zu beobachtende Phänomen der Erderwärmung (Bild), verursacht durch übermäßig gesteigerte Freisetzung klimaschädlicher Gase, allen voran Kohlendioxid (CO2). Anders jedoch als noch zu Beginn des Industriezeitalters wird diese Entwicklung mittlerweile von fast allen Experten als Bedrohung erkannt und als solche behandelt.

Vom natürlichen zum anthropogenen Effekt

Die Erdatmosphäre bildet mit Spuren von Treibhausgasen (THG) wie zum Beispiel von Wasserdampf, Kohlendioxid, Ozon, Methan und Distickstoffoxid eine Lufthülle, die klimatische Bedingungen schafft, unter denen Leben auf der Erde überhaupt erst möglich wird. Dabei ist diese Hülle für die kurzwellige Sonneneinstrahlung weitgehend durchlässig, während dies für die vom Erdboden und von Wasserflächen reflektierte langwellige Wärmestrahlung weniger der Fall ist. Sie bleibt zum Teil erhalten und erwärmt die Umgebung, denn sie wird von den genannten Treibhausgasen, vor allem von Wasserdampf und Kohlendioxid, an der vollständigen Reflexion ins Weltall gehindert. Dieser Vorgang ähnelt der Funktion eines gläsernen Gewächshauses und ist als natürlicher Treibhauseffekt allgemein bekannt. Er bewirkt, dass das globale Mittel der bodennahen Lufttemperatur etwa 15 °C beträgt. Ohne Treibhausgase in der Atmosphäre läge die Mitteltemperatur permanent bei – 18 °C, was die Erde vereisen ließe.

Werden nun, wie seit Beginn des Industriezeitalters zu beobachten, durch menschliche Aktivitäten zusätzlich Treibhausgase in die Atmosphäre emittiert, kommt es zu einem Wandel des bis dahin über Jahrhunderte hinweg weitgehend stabilen Klimageschehens. Er zeigt sich unzweideutig als stetig zunehmende globale Erwärmung. Dieses als menschengemachter (anthropogener) Treibhauseffekt bezeichnete Phänomen zwingt mittlerweile viele internationale Institutionen, nationale Regierungen sowie weitere Klimaschutzakteure dazu, Gegenkonzepte zu entwickeln und umzusetzen.

Klimarahmenkonvention, Kyoto-Protokoll und Pariser Abkommen

Vor dem Hintergrund der ständigen Zunahme der Treibhausgas-Emissionen in der Atmosphäre wurde am 9. Mai 1992 mit dem Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (United Nations Framework Convention on Climate Change, UNFCCC) erstmals die Grundlage für einen völkerrechtlichen Vertrag zum Klimaschutz geschaffen. Die Konvention, von 196 Staaten unterschrieben, enthält allerdings kaum mehr als Absichtserklärungen. Positiv zu bewerten ist die Vereinbarung, jährliche Konferenzen der Vertragsparteien (Conference of the Parties, kurz COP) stattfinden zu lassen [1]. Die dritte dieser Art (COP 3), im Jahr 1997 abgehalten in der japanischen Stadt Kyoto, brachte dann mit dem Kyoto-Protokoll [2] eine Ergänzung und Konkretisierung der UNFCCC von 1992.

Das Kyoto-Protokoll trat am 16. Februar 2005 in Kraft und legte erstmals völkerrechtlich verbindliche Zielwerte für Treibhausgas-Emissionen in den Industrieländern fest. In dessen zweiter Verpflichtungsperiode (2008 – 2012) sagten die im Anhang B verzeichneten Industriestaaten (B-Länder) verbindlich zu, ihre Treibhausgasemissionen durchschnittlich um 5,2 % gegenüber den Emissionen des Jahres 1990 zu senken, wobei die EU-Staaten sich zu einer gemeinsamen Reduzierung von minus 8 % verpflichteten, bezogen auf das Basisjahr 1990. Von dieser Gesamtverpflichtung übernahm Deutschland 21 %. Nach fünf Jahre währenden Verhandlungen – von der UN-Klimakonferenz auf Bali 2007 bis zur UN-Klimakonferenz in Doha 2012 – einigten sich die Vertragsstaaten auf eine dritte Verpflichtungsperiode (Kyoto II) von 2013 bis 2020.


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