Skip to main content 
Bild: Aleksey Sergeychik
Schutzmaßnahmen | Elektrosicherheit

Aus dem Facharchiv: Leseranfrage

Anschluss eines Industrieboilers

12.04.2022

Wie sind Industrieboiler abzusichern? Was sagen Normen bzw. Vorschriften darüber aus?

Seiten

Frage:
Ein Industriekunde hat einen Anschlussschrank für einen Diphyl-Boiler bestellt, der ca. 34 Heizstäbe à 12,5 KW (20,8 A in Dreieckschaltung) zu drei Gruppen besitzt. Unser Anschlussschrank befindet sich ca. 1 m über dem Boiler. Dazwischen sind bis jetzt vier 63er Edelstahlrohre geplant. Die mit Glasfaserisolierung ausgeführten drei Anschluss-drähte (4 mm2) jedes Heizstabes sollen nun durch diese Edelstahlrohre in unseren Anschlussschrank geführt werden. Dort sollen sie unabgesichert auf eine der drei Gruppenstromschienen aufgelegt werden, die mit Vorsicherung (NH2) 315 A ausgelegt sind. Wir haben den Anschluss bisher verweigert, da aus unserer Sicht Sicherungen für die Anschlussdrähte (4 mm2) erforderlich sind. Auch um im Fehlerfall eines einzelnen Heizstabes sicher abschalten zu können. Sind unsere Bedenken berechtigt?

Antwort:
Leider sind die Angaben in der Leseranfrage nicht ganz plausibel. Wenn von „ca. 34 Heizstäben“ die Rede ist, die jeweils eine Leistung von 12,5 kW aufweisen und die in Dreiergruppen betrieben werden, wobei ein Strom (eventuell der Außenleiterstrom) von 20,8 A fließt, so sind diese Angaben kaum nachvollziehbar. Deshalb kann es hierzu nur eine sehr pauschale Antwort geben.

Es geht in der Frage offensichtlich um einen Boiler, der mit dem Wärmeträger VP1 (Diphyl) arbeitet. Dieses Diphyl ist ein im flüssigen Zustand homogenes (eutektisches) Gemisch aus Diphenyl und Diphenyloxid (Feststoffe aus Kohlewasserstoffverbindungen). Damit lassen sich hohe Temperaturen bei einem möglichst geringen Druck relativ genau einstellen.

Der Hauptpunkt in der Anfrage bezieht sich auf die Anschlussdrähte, die jeweils einen Querschnitt von 4 mm2 aufweisen. Aufgrund der etwas verwirrenden Angaben in der Leseranfrage wird zunächst ohne Nachprüfung davon ausgegangen, dass diese Anschlussdrähte für den Dauerbetriebsstrom richtig bemessen sind.

Die Frage ist, ob diese Anschlussdrähte ohne separate Überstrom-Schutzeinrichtungen mit den Sammelschienen verbunden werden dürfen. Eine möglicherweise erforderliche separate Überstrom-Schutzeinrichtung soll an dieser Stelle offensichtlich den Schutz bei Überstrom nach DIN VDE 0100-430 (VDE 0100-430) [1] sicherstellen. Ob auch der Schutz gegen elektrischen Schlag nach DIN VDE 0100-410 (VDE 0100-410) [2] durch diese Überstrom-Schutzeinrichtungen übernommen werden soll, ist fraglich. Dies hängt u. a. davon ab, ob der Boiler einschließlich der Anschlussleitungen in der Schutzklasse I oder II ausgeführt wurden.

Wenn zunächst vom Schutz bei Überstrom die Rede sein soll, muss zwischen einem Schutz bei Überlast und bei Kurzschluss unterschieden werden. Befinden sich im Boiler übliche Heizstäbe, die als rein ohmsche Verbraucher gelten, so kann Folgendes ausgesagt werd


Seiten