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Luftaufnahme eines Pumpspeicherkraftwerkes. (Foto: Marian Szengel,Lizenz: GNU-FDL)
Kraft-Wärme-Kopplung | Regenerative/Alternative Energien

Folgen der Energiewende: Drastischer Stellenabbau bei deutschen Wasserkraftwerken

Vattenfall streicht 250 Arbeitsplätze

07.06.2017

Der schwedische Energiekonzern Vattenfall plant, den Betrieb seiner sechs Anlagen in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein einzuschränken. Bis Ende 2019 sollen bis zu 60 Prozent der rund 420 Vollzeitstellen gestrichen werden.

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Netzentgelte machen PSW unrentabel

Rund 35 größere Pumpspeicherkraftwerke (PSW) gibt es in Deutschland, die gemeinsam eine Leistung von 7.000 Megawatt erzeugen. Vattenfall ist dabei der größte Produzent von Strom aus Wasserkraft. Die Anlagen gelten als unverzichtbar, um das schwankende Wind- und Solarstromaufkommen auszugleichen. Durch den Stellenabbau und die Abschaltung einzelner Anlagen sollen die Pumpspeicherkraftwerke langfristig erhalten werden. Das Unternehmen teilte am 2. Juni 2017 mit, dass als Folge der Energiewende die Pumpspeicherkraftwerke finanzielle Verluste generieren und daher ein Sparprogramm für die großen Ökostrom-Speicher notwendig sei. Investitionen in die Speicherkraftwerke sollen weiter zurückgefahren und einzelne Anlagen verkauft werden. Sinkende Preise am deutschen Strommarkt und die gesetzliche Vorgabe, dass Pumpspeicherwerke Netzentgelte zahlen zu müssen, machen diese Handlungsweise erforderlich. Nach Konzernangaben soll der Anlagenbetrieb bei den Werken in Goldisthal und Hohenwarte II in Thüringen, Markersbach in Sachsen und Wendefurth in Sachsen-Anhalt optimiert werden. Durch diese Maßnahmen bleiben 2.500 Megawatt von 2.800 Megawatt Pumpspeicherleistung in Betrieb, verkündete Vattenfall.

PSW Niederwartha nicht mehr betriebsbereit

Wird mehr Windkraft- oder Solarstrom produziert als benötigt, verwenden Pumpspeicherwerke den überschüssigen Strom, um Wasser aus dem Tal in ein höhergelegenes Becken zu pumpen. Sobald Strom benötigt wird, lässt man das Wasser durch Turbinen nach unten zurückfließen und somit wird Energie erzeugt. Das Pumpspeicherkraftwerk Niederwartha in der Nähe von Dresden zählt zu den ältesten Stromspeichern Deutschlands und sorgt seit über 80 Jahren für die Stabilität des deutschen Netzes. Kurzfristig speist das Pumpspeicherkraftwerk bis zu 120 Megawatt ins Stromnetz ein und hält es so stabil. Die Anlage in Sachsen sei bereits „nicht mehr ständig betriebsbereit“. In diesen „Übergangsbetrieb“ solle demnächst auch der Speicher Geesthacht in Schleswig-Holstein versetzt werden. „Wir müssen trotz kräftezehrender Versuche an allen Fronten der Energiewende zur Kenntnis nehmen, dass die Pumpspeicher die Stiefkinder der Energiewende sind“, sagte Peter Appel, Geschäftsführer der Vattenfall Wasserkraft GmbH. Derzeit seien Pumpspeicher die einzigen im großtechnischen Maßstab verfügbaren Speicher für überschüssigen Strom aus erneuerbaren Energien, betonte er.

Stellenabbau als Folge der KWK-Novelle?

Als im Dezember 2016 das Bundeskabinett die Novellierung des Kraft-Wärme-Kopplung-Gesetzes (KWK 2017) beschloss, prophezeite Tuomo Hatakka, Geschäftsführer der Vattenfall GmbH: „Wir reden jetzt über das Ende der Pumpspeicher in Deutschland“. Durch das KWK-Gesetz würden die Pumpspeicher in Deutschland über die nächsten fünf Jahre hinweg mit Kosten von insgesamt 120 Millionen Euro belastet werden, so Hatakka damals. „Sollte die Verzehnfachung der KWK-Umlage für Pumpspeicher kommen, müssen wir zwangsläufig über Stilllegungen nachdenken“, sagte Peter Appe, der Tageszeitung Welt noch im vergangenen Oktober. Dabei hätte Vattenfall in den vergangenen vier Jahren rund 50 Millionen Euro in den Erhalt und die Sicherheit seiner Speicheranlagen investiert. Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) kritisierte den geplanten Stellenabbau bei Vattenfall und bezeichnete es als ein „weiteres Beispiel für eine fehlgeleitete Energiewende“. Die Bundesregierung müsse endlich handeln und die nötigen Rahmenbedingungen schaffen, damit Stromspeicher wirtschaftlich arbeiten können, sonst setze sie die Netzstabilität zunehmend aufs Spiel, sagte Michael Vassiliadis, Vorsitzender IG BCE. Angaben zu genauen Zahlen der Stellenstreichungen will der Konzern in den kommenden Wochen veröffentlichen.


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Autor
Name: Aldina Hasanovic