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Schnelltest zum Jahresabschluss

ep3/2006, 2 Seiten

Hochbetrieb bei vielen Unternehmen und Steuerberatern – die Jahresabschlüsse für 2005 werden zur Zeit erstellt. Um einen Überblick zu bekommen, wie es wirklich um den eigenen Betrieb steht, reicht die Ermittlung des steuerpflichtigen Gewinnes allein nicht aus. Eine betriebswirtschaftliche Analyse des Jahresabschlusses sollte sich unbedingt anschließen.


Neue Richtlinien für die Kreditwürdigkeit Bald wird es ernst mit Rating und Basel II. Unternehmer tun gut daran, sich bereits heute mit der Thematik zu beschäftigen und nicht erst im Jahr 2007, wenn die Regeln offiziell in Kraft treten. Basel II steht für ein durch den internationalen Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht erarbeitetes neues Regelwerk. Es wird für alle Kreditinstitute verbindlich vorschreiben, wie viel Kapital die Bank für jede Kreditvergabe als Sicherheit hinterlegen muss. Ziel ist die Stabilisierung der internationalen Finanzmärkte, die in einer zunehmend globalisierten Welt in eine Krise zu geraten drohen. Rating. Beim Rating wird in erster Linie die voraussichtliche Fähigkeit eines Unternehmens beurteilt, seinen derzeitigen und zukünftigen Zahlungsverpflichtungen - Zins und Tilgung - pünktlich und vollständig nachzukommen. Ein Rating ist demnach eine Bonitätsbeurteilung eines Unternehmens mit starkem Bezug auf die Zukunft (Bonität = Kreditwürdigkeit). Eigenkapitalhinterlegung. Derzeit sind Kredite pauschal mit 8 % Eigenkapital zu hinterlegen, d. h. für einen Kreditbetrag von z. B. 100000 Euro muss das finanzierende Kreditinstitut 8000 Euro Eigenkapital nachweisen. Risikogewicht. Zukünftig wird dieser Kapitalkoeffizient von 8 % mit einem von der Bonität des Schuldners abhängenden Risikogewicht multipliziert, welches vom individuellen Risiko des Kreditnehmers abhängt. Berechnung der Eigenkapitalhinterlegung: Kreditbetrag × Risikogewicht × Kapitalkoeffizient = Eigenkapital (EK) -Anforderung. Beispielrechnung bei einem Risikogewicht von 150 %: 100000 Euro × 150 % × 8 % = 12000 Euro (Tabelle ). Für das Verhältnis zwischen Kreditinstitut und Kreditnehmer ergibt sich folgende einfache Beziehung: Geringes Risiko - gute Bonität = geringe EK-Anforderung = geringe Zinsen Hohes Risiko - schlechte Bonität = hohe EK-Anforderung = hohe Zinsen oder kein Kredit Als Grundlage für die Festlegung der Kreditkonditionen werden nach Basel II für eine Bonitätsprüfung quantitative (Kosten) und qualitative, so genannte harte und weiche Faktoren (Tafel ), herangezogen. Tatsache ist, Unternehmen werden sich in Zukunft eingehender mit dem Thema und der Gestaltung des Ratings auseinander setzen müssen. Pre-Rating. Ein „Pre-Rating“ könnte als Hilfsmittel zur Selbstdiagnose dienen. Es basiert auf den Rating-Systemen und enthält deren Beurteilungskriterien. Es hilft, schon im Vorfeld die Stärken und Schwachstellen im Hinblick auf die Bonitätsbeurteilung der Banken realistisch einzuschätzen und einen Anhaltspunkt für die Bonitäts- und Risikoeinstufung eines Unternehmens zu ermitteln. Vier Spitzenkennzahlen für den Schnelltest Mit Hilfe von vier Spitzenkennzahlen (Tafel ) ist es möglich, die finanzielle Stabilität und die Ertragslage des Unternehmens zu beurteilen. Zu diesen Kennziffern gehören: · Eigenkapitalquote · Schuldentilgungsdauer in Jahren · Gesamtkapital-Rentabilität · Casflow-Rate. Auf diese Art und Weise kann die Bonitätsbeurteilung überprüft werden. Außerdem kann man sich auf mögliche Kreditverhandlungen mit der Bank besser vorbereiten. In der Praxis der Bilanzauswertung wird auch häufig ein derartiger Schnelltest für die Analyse der Stärken und Schwächen sowie der Risiken eines Unternehmens vorgenommen. Diese Kennzahlen haben eine große Aussagekraft und sind weitgehend branchenunabhängig. Der Cashflow beispielsweise stellt einen Maßstab für die Schuldentilgungskraft eines Unternehmens dar. Diese zeigt an, wie lange es Elektropraktiker, Berlin 60 (2006) 3 184 BETRIEBSFÜHRUNG Schnelltest zum Jahresabschluss Hochbetrieb bei vielen Unternehmen und Steuerberatern - die Jahresabschlüsse für 2005 werden zur Zeit erstellt. Um einen Überblick zu bekommen, wie es wirklich um den eigenen Betrieb steht, reicht die Ermittlung des steuerpflichtigen Gewinnes allein nicht aus. Eine betriebswirtschaftliche Analyse des Jahresabschlusses sollte sich unbedingt anschließen. Tafel Eigenkapitalunterlegung bei einer Kredithöhe von 100000 Euro Rating-Note Richt- Gewichtung EK-Hinterlegung größe in % in % in Euro 1 bis 2 20 1,6 1600 2 bis 3 50 4,0 4000 3 bis 4 8 % 100 8,0 8000 4 bis 6 150 12,0 12000 Tafel Modell eines Rating-Ansatzes Quantitative Faktoren Ertragslage · Betriebsergebnis/Bilanzsumme · Rohertrag/Gesamtleistung · Zinsaufwand/Gesamtleistung · Mietaufwand/Gesamtleistung Finanzlage · Cashflow/kurzfristiges Fremdkapital · Betriebsergebnis/kurzfristiges Fremdkapital Vermögenslage · Wirtschaftliches Eigenkapital · Flüssige Mittel/Bilanzsumme · Vorräte/Gesamtleistung · Lagerdauer · kurzfristige Verbindlichkeiten/ Gesamtleistung Qualitative Faktoren Unternehmensführung · Unternehmensstrategie · Management · Personal · Alter und Erfahrungen der Geschäftsleitung · Nachfolgeregelungen · Rechtsform Markt und Produkt · Produkt · Marktstellung · Branchenentwicklung · Wettbewerbssituation · Kundenabhängigkeiten Planung und Steuerung · Planung · Controlling Informationspolitik · Kontoführungsverhalten · Bankinformation Tafel Schnelltest mit vier Spitzenkennzahlen Zur Beurteilung der finanziellen Stabilität 1. Eigenkapitalquote: EK* × 100 Bilanzsumme (BS) 2. Schuldentilgungsdauer: FK* - flüssige Mittel × Jahr in Jahren Cashflow Zur Beurteilung der Ertragslage 3. Gesamtkapital -Rentabilität (Gewinn + FK-Zinsen) × 100 Gesamtkapital 4. Cashflow-Rate Cashflow × 100 Gesamtleistung (BS) *EK: Eigenkapital, *FK: Fremdkapital Tafel Beurteilung (in Noten) Kennzahl 1 2-3 3-4 5 6 EK-Quote > 30 % >20 % > 10 % < 10 % Minus Schuldentilgung < 3 J. < 5 J. < 12 J. > 12 J. > 30 J. GK-Rentabilität > 15 % >12 % > 8 % < 8 % Minus Cashflow-Rate 10 % > 8 % > 5 % < 5 % Minus GK: Gesamtkapital, J.: Jahre EP-0306-176-187 17.02.2006 10:04 Uhr Seite 184 dauern würde, bis die Schulden aus dem Cashflow getilgt werden könnten. Je kürzer die Schuldentilgungsdauer in Jahren, um so kreditwürdiger ist ein Unternehmen. Beurteilung. Für eine treffsichere Bewertung empfiehlt sich die Verwendung der aufgeführten Beurteilungsskala (Tafel ). Der fünfteilige Notenspiegel ermöglicht es, für jede Kennzahl eine Note zwischen 1 (sehr gut) und 6 (insolvenzgefährdet) zu vergeben. Die Gesamtnote erhält man durch Addition der vier Einzelnoten und Division der Gesamtsumme durch 4. Testbeispiele Beispiel 1. Die Auswertung aus Beispiel 1 zeigt, dass das Unternehmen in allen 3 Geschäftsjahren über ein 4-minus nicht hinausgekommen ist. Diese Stabilität auf niedrigem Niveau verspricht für ein Rating nichts Gutes. Die schlechte Bonität bedeutet hohe Zinszahlungen für das Unternehmen bzw. u. U, sogar keine weitere Kreditgewährung. Beispiel 2. Bei der Bewertung der Jahresabschlussanalyse eines anderen Elektrofachbetriebs (Beispiel 2) wurde im Durchschnitt die Note „ausreichend“ ermittelt. Dabei ist klar zu erkennen, dass die finanzielle Stabilität noch befriedigend ist, dagegen die Ertragslage jedoch mangelhaft. Bewertung Für ein Rating würde die Gesamtnote „ausreichend“ bedeuten, dass dieses Unternehmen sicherlich im oberen Bereich für die Fremdkapitalzinsen liegen würde. Wenn sich die unzureichende Ertragslage nicht bessert, wird sich diese auch auf die Dauer auf die Finanzlage auswirken. Man geht deshalb davon aus, dass es im Falle nachteiliger zukünftiger wirtschaftlicher Entwicklungen dann auch zu Schwierigkeiten beim Schuldner kommen könnte, seinen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen. P. Ellinghorst BETRIEBSFÜHRUNG Beispiel 1: Untersuchung von drei Geschäftsjahren Kennzahl 2003 Note 2004 Note 2005 Note EK-Quote in % 13,2 4 18,9 3 17,5 3 Schuldentilgung 13,3 5 21,2 5 14,5 5 in Jahren Gesamtkapitalrentab. 4,1 5 2,1 5 4,7 5 in % Cashflow-Rate in % 5,7 4 3,2 5 4,7 5 Summe 18 18 18 : 4 4,5 4,5 4,5 Beispiel 2: Analyse eines Jahresabschlusses Ermittlung Note Eigenkapitalquote: 15,6 % 3 Schuldentilgungsdauer in Jahren 7,6 Jahre 3 Gesamtkapital-Rentabilität 5,9 % 5 Cashflow-Rate 4,7 % 5 Berechnung Fremdkapital 644000 Euro - flüssige Mittel 74400 Euro = Nettoverschuldung 569700 Euro Cashflow 75100 Euro = 7,6 Jahre Cashflow Betriebswirtschaftliches (Berechnung) Ergebnis 31400 Euro + Abschreibungen 35250 Euro + Rückstellungserhöhung 8450 Euro = 75100 Euro Tipps und Tricks für die Betriebsführung und vieles mehr unter www.elektropraktiker.de EP-0306-176-187 17.02.2006 10:04 Uhr Seite 185

Autor
  • P. Ellinghorst
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