Nachgefragt: Enormes Sparpotential bei Kabel- und Leitungsanlagen
Herr Fassbinder, Sie verfassen Ihre Fachbeiträge nahezu ausschließlich in Ihrer Freizeit, aus Interesse und Engagement. Das Thema der Bemessung des Kabelquerschnitts hat nun eine deutliche Nähe zu Ihrer Tätigkeit am Deutschen Kupferinstitut. Was sagen Sie dazu?
S. Fassbinder: Zunächst muss ich klarstellen, dass ich öffentlich – so auch im „ep“ – vereinbarungsgemäß stets als „Kupferinstitut“ auftrete. Irgendwie sind wir Kupferleute immer im Dienst. Dass sich meine persönlichen Interessengebiete mit den Tätigkeitsfeldern unseres Instituts im Bereich Elektrotechnik großenteils decken, trifft sich dabei natürlich gut. Außerdem bedeutet „Mehr Kabel“ nicht zwangsläufig nur „Mehr Kupfer“. Wenn sich durch intelligente Kabelauslegung mitunter beträchtliche Energiemengen einsparen lassen, dient das nicht nur Einzelnen, sondern allen.
Das ist gut nachzuvollziehen. Beschäftigen Sie sich schon länger mit dem Thema? Wie kamen Sie dazu, sich der Problematik anzunehmen?
S. Fassbinder: Bereits im Jahr 2004 veröffentlichte ich einen Beitrag hierzu, mit Bezug auf den – allerdings auch damals schon zurückgezogenen – Teil 100 der Norm VDE 0298, der auch schon ein Verfahren zur Bemessung von Leiterquerschnitten nach Lebensdauerkosten angeboten hatte.
Den Misserfolg der Norm führte ich damals auf die zu komplexe Herangehensweise zurück. Spätere Versuche, wie in der IEC 60287-3-2, sind ähnlich unbefriedigend, weil sie nicht mehr bieten als ein Kochrezept, wie man vom jährlichen Lastprofil auf die jährlichen Verluste kommt.