Elektrotechnik
11. Verbandstage des LIV Berlin/Brandenburg: Vom "Strippenzieher" zum "Rundum-Dienstleister"
ep11/2001, 1 Seite
Öffentliche Hauptversammlung In seinen kritischen Ausführungen schätzte Landesinnungsmeister G. Hermann (Bild ) die wirtschaftliche Lage des Elektrohandwerks in Berlin/Brandenburg als miserabel ein. Lediglich 15 % der Betriebe weisen gute bis sehr gute Ergebnisse auf. Der Rest hat Existenzangst oder ist bereits existenzgefährdet - schlechteste Situation seit dem Zweiten Weltkrieg. Grund hierfür ist der dramatische Einbruch am Bau, der in allen ostdeutschen Ländern für Stagnation sorgt und zum Minus in der Wirtschaftsentwicklung führt. Das Bau- und Ausbauhandwerk in Berlin und Brandenburg kann sich nicht am Bundesdurchschnitt messen. Es liegt im Durchschnitt der ostdeutschen Länder. Negativ wirkt sich die extreme Betriebsdichte pro Einwohner aus. Ergebnis: Eine noch nie dagewesen Insolvenzrate, die für viele Inhaber und Mitarbeiter bittere Konsequenzen hat. Rahmenbedingungen. Die Politik scheint die Lage des Handwerks nicht zu kümmern. Notwendige, den Mittelstand stärkende Maßnahmen bleiben aus, obwohl die Forderungen bekannt sind: · Senkung von Steuern und Abgaben · steuerliche Anerkennung von bauhandwerklichen Leistungen · halber Mehrwertsteuersatz für handwerkliche Leistungen. So ist das Urteil der Handwerker über die Politiker „Lediglich Prestige und Selbstgefälligkeit spiegeln die Aktivitäten wider“ nicht verwunderlich. Hinzu kommt, dass die Kommunen - wenn überhaupt noch - Aufträge an Billiganbieter mit Dumpinglöhnen vergeben. Einziger Ausweg: aktive Mitarbeit des Handwerks in der Politik! Lage des LIV. Der Organisationsgrad im Fachverband ist rückläufig, zurückzuführen auf die schlechte Situation der Betriebe. Aber gerade in schlechten Zeiten bietet die Gemeinschaft Rückhalt. Voraussetzung sind allerdings aktive Innungen, ein starker LIV und ZVEH. In letzter Zeit sind wichtige Aktivitäten zu verzeichnen, wie Fachbetrieb für Gebäudetechnik und Informationstechnik, E-Check, Zusammenarbeit mit dem Verband des SHK-Handwerks u. a. Diese Möglichkeiten gilt es stärker zu nutzen. Gerade wenn das Wasser bis zum Hals steht, muss man jede Chance nutzen, um zu überleben. Im Endeffekt kommt es auf das Engagement des Einzelnen an. Weiterbildung. Überlebensgrundlage ist ständige Weiterbildung - eine alte Weisheit. Sich z. B. nur Fachbetrieb für Gebäudetechnik zu nennen, bringt nichts. Alle Gewerke am Gebäude zielen darauf, ihre Tätigkeitsfelder auszuweiten. Das SHK-Handwerk hat es vorgemacht. Dem muss das Elektrohandwerk Paroli bieten und sich das notwendige Wissen aneignen. Das heißt, es ist die „Intratec“-Zertifikation zu erwerben. Dazu bietet der ZVEH modulare Kurse an. Andere Wege sind Einstellung eines Meisters mit dieser Qualifikation oder Kooperation. Weitere wichtige Gebiete, wie Heizung, Klima, Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung, alternative Energien, Netzwerktechnik und Brennstoffzelle, sind zu erschließen. Ausbildung. Trotz schlechter wirtschaftlicher Situation ist das Handwerk in Berlin/Brandenburg Ausbilder Nummer 1. Man ist sich bewusst, das Überleben der Branche fordert eigene Ausbildungsaktivitäten. Damit Schulabgänger mit guten Zensuren nicht in andere Gewerke abwandern, hat der LIV beschlossen, durch Anhebung der Ausbildungsvergütung ein Signal zu setzen - den Lehrlingen soll etwas geboten werden. Fachveranstaltung Die Fachtagung im Rahmen der Verbandstage bot sehr interessante Themen. Unverständlich war allerdings die geringe Beteiligung von nur etwa 50 Personen. Überstromschutz ohne Schmelzsicherungen. H. Zander (ABB) erläuterte Möglichkeiten und Vorteile, die sich durch den Einsatz des SH-Schalters in der Gebäudeinstallation ergeben. Dieses Thema wird der ep demnächst aufgreifen. E-Check. Das Fazit der Ausführungen von G. Snippe (LIV Niedersachsen/Bremen): Ohne E-Check sind wir „Strippenzieher“, mit E-Check sind wir „Profis“. Auf jeden Fall hat sich durch diese Aktivität das Auftragsvolumen für das E-Handwerk vergrößert und die Anlagensicherheit erhöht. Vorteilhaft wirkte sich die Anerkennung der Prüfungen durch die BGen aus. Die Anerkennung durch den VdS befindet sich z. Z. in Abstimmung. G. Snippe wies nochmals darauf hin: „Wesentlich für den erfolgreichen E-Check sind gut ausgebildete Mitarbeiter und eine hervorragende Prüfausrüstung.“ Versicherungskosten. Wenig erfreulich waren die Ausführungen von H.-D. Aßmann (Versicherungsmakler) zu diesem Thema. Sich richtig zu versichern, ist schwierig. Entweder man ist hoch versichert und zahlt sich arm, oder die Versicherungskosten sind niedrig bei großem eigenen Risiko, denn die Versicherungen sind bestrebt, möglichst viele Eventualitäten auszuschließen. Das „Kleingedruckte“ ist unbedingt sehr genau zu prüfen. Wer sich dazu nicht in der Lage fühlt, sollte einen Versicherungsmakler beauftragen. Normen. Neue Normungsaktivitäten stellte B. Schulze (ZVEH) vor: · Neues Prüfprotokoll für Erst-und Wiederholungsprüfung - wesentliche Neuerung: Definition und Verwendung eines Kennzeichnungsschlüssels. · In Vorbereitung ist eine gemeinsame Erklärung von ZVEH und Versicherern zur Anerkennung der Prüfungen für den Versicherungsschutz. · DIN EN 60439-1 (VDE 0660) NS-Schaltgeräte-Kombinationen (Verteiler) Der ZVEH hat in Zusammenarbeit mit Industrieunternehmen einen Leitfaden zur Norm erarbeitet, der die Norm in ihren Abschnitten anwendungsgerecht gliedert und durch entsprechende Hinweise und Empfehlungen erläutert. Für Mitgliedsbetriebe der LIV ist der Leitfaden kostenlos beim ZVEH zu beziehen. · Am 30. März 2002 endet die Übergangsfrist für die Ausrüstung von 32-A-Steckdosen-Stromkreisen mit FI-Schutzschaltern! VOB Teil C: DIN 18299 in Verbindung mit DIN 18382. An Hand eines Beispiels erläuterte H.-J. Slischka (LIV Berlin/Brandenburg) die Neufassungen der genannten Normen. Für den Handwerker ist es besonders wichtig, sich die allgemeinen Regelungen für Bauarbeiten sowie spezielle Regelungen für elektrische Kabel-und Leitungsanlagen anzusehen. Hierin verbergen sich einige Details, die bei Nichtbeachtung erhebliche Kosten verursachen können. Wer denkt schon daran, dass das Setzen von UP-Dosen zu den Baunebenleistungen gehört und nicht gesondert abgerechnet werden kann? Ein genaues Studium dieser Normen ist unerlässlich, so der Rat des Referenten. Ein Vortrag zum Thema „Digitale Antennentechnik“ von W. Müller (Fa. Kathrein) vervollständigte das Programm der Fachtagung und zeigte zugleich Ansatzpunkte für neue Tätigkeitsfelder. Mit einem Aufruf zur regen Teilnahme an der „Belektro“ endete die Tagung. H. Elster Elektropraktiker, Berlin 55 (2001) 11 868 Branche aktuell Vom 31. 10. bis zum 2. 11. öffnet die 11. Belektro auf dem Berliner Messegelände ihre Pforten. Belektro 2001 11. Verbandstage des LIV Berlin/Brandenburg Vom „Strippenzieher“ zum „Rundum-Dienstleister“ Vom 6 bis 8. September fanden in Kleinzerlang - unweit Rheinsbergs - die Verbandstage des LIV Berlin/Brandenburg statt. Im Gegensatz zur wunderschönen Umgebung des Veranstaltungsorts ist die Lage der Mitglieder des LIV recht düster. Gründe hierfür sind die schlechte wirtschaftliche Situation, unzureichende politische Rahmenbedingungen und eigene Mängel. Der Bericht von Landesinnungsmeister G. Hermann zeigte deutlich: Es gibt viel zu tun, damit das Elektrohandwerk zur Zukunftsbranche wird - die technischen Bedingungen sind gegeben
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Autor
- H. Elster
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