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Prüfung eines Kabels H07RNF 3 x 70 qmm (Foto: BG ETEM)
Elektrotechnik | Elektrosicherheit | Normen und Vorschriften

Aus dem Facharchiv: Arbeitsunfälle von Elektrofachkräften

Prüfling stand noch unter Spannung, trotzdem Prüffeld betreten

13.05.2019

Um den sicheren Betrieb von Prüffeldern zu ermöglichen, ist die konsequente Umsetzung von Maßnahmen für die Unfallvermeidung wie zusätzliche Hinweisschilder an den Türen, aber auch das Abschließen mit dem Schlüssel, unabdingbar.

Arbeitsauftrag: Ein Prüf­feldingenieur sollte elek­trische Prüfungen an einem Kabel H07RNF 3 x 70 mm2 vornehmen. Das Kabel von 2100 m Länge war auf einer Kabeltrommel aufgerollt und stand im Prüffeld bereit. Unfallhergang: Der Prüfer verband als erstes die Anschlussleitungen des Prüfgerätes mit dem zu prüfenden Kabel (siehe Bild). Für die Prüfungen nutzte er ein mobiles Prüf­gerät, dass außerhalb der Umzäunung aufgestellt wurde. Die Zuleitungen führte er unter dem Prüf­feldzaun heraus zum Prüfgerät. Die Signalleuchten an der Umzäunung und die Türverriegelungen sind bei der Prüfung mit dem mobilen Gerät nicht automatisch in Betrieb. Dies wäre dann gegeben, wenn mit der stationären Prüfeinrichtung geprüft worden wäre. Dessen Bedienungsraum befindet sich genau gegenüber der Seite, wo das mobile Prüfgerät stand. Der Prüfer schloss dann die Türen – zwei Schiebetüren frontseitig – und eine Tür links neben dem mobilen Prüfgerät mit seinem Schlüssel ab und startete die Prüfung mit 5 min Prüfzeit und 2500 Volt. Nach Ablauf der Prüfzeit leuchtete die orangefarbene und rote Signalleuchte an dem mobilen Prüfgerät noch. Der Prüfer öffnete anschließend mit dem Schlüssel die Schie­betür und betrat das Prüffeld, ohne auf das mobile Prüfgerät zu achten. Er ging zum Prüfling und griff an die noch unter Spannung stehenden Anschlüsse. Ein Kollege, der sich gerade im Bedienraum der stationären Prüf­anlage befand, hörte einen Aufschrei und sah, dass sein Kollege beide Hände an den unter Spannung stehenden Anschlüssen hatte. Er eilte zum mobilen Prüfgerät und betätigte den „Not-­Aus-­Schalter“. Dann rief er einen Ersthelfer herbei und verständigte den Pförtner und den Notarzt. Mit seinem Schlüssel öffnete er die Tür zur Prüf­einrichtung, um mit dem Ersthelfer zu seinem verletzten Kollegen zu gelangen. Unfallanalyse: Der Betrieb von Prüffeldern bedarf langjähriger Erfah­rung. Um möglichen Unfällen zuvorzukommen, werden die Anforde­rungen genau in der VDE 0104 und der BGI 891 beschrieben. Nicht bei allen Prüfungen können allein technische Maßnahmen eingesetzt werden, manchmal sind Ersatzmaßnahmen zu treffen – z. B. organi­satorische Maßnahmen, wie zusätzliche Hinweisschilder an den Türen, aber auch das Abschließen mit dem Schlüssel. Solche Maß­nahmen erfordern aber auch eine konsequente Umsetzung, da keine zwangsläufige Abschaltung mehr erfolgt. Eine sichere Lösung wäre entweder die Nutzung der stationären Anlage gewesen oder zumindest die Einbindung des mobilen Prüfgerätes in die NOT­-AUS-­Funktion der stationären Anlage. Ein Öffnen der Türen hätte dann ein zwangs­weises Abschalten der Spannung zur Folge gehabt. Autor: J. Jühling Dieser Artikel ist unserem Facharchiv entnommen.