Um diese Prüfungen vollständig, richtig und sicher durchführen zu
können, werden solide elektrotechnische Kenntnisse und ausreichende persönliche Erfahrung benötigt.
16 Punkte der Sichtprüfung
An Beispielen werden die 16 Punkte der
Sichtprüfung nach DIN VDE 0701-0702 erläutert. Diese 16 Punkte sind auf keinen Fall abschließend, die zum Prüfen befähigte Person soll sich ein umfassendes Bild verschaffen und danach ihre Bewertung der Sichtprüfung vornehmen.
1. Schäden an den Anschlussleitungen
Eine schwere Verlängerungsleitung wurde mit einem Stahlseil zusammengebunden und mit einem Kran transportiert. Die Schnitte im Mantel der Gummischlauchleitung sind tief und fallen nicht besonders auf. Solch ein Fehler wird nur bei einer intensiven Mantelkontrolle bemerkt.
2. Schäden an Isolierungen
Es ist weit verbreitet, auf Elektrohandwerkszeugen den Besitzer einzugravieren. Dennoch ist dies eine Beschädigung vom Gehäuse, also von wichtigen Isolierteilen. Diese sind nun mechanisch geschwächt und in ihrer Schlagfestigkeit beeinträchtigt.
3. Bestimmungsgemäße Auswahl und Anwendung von Leitungen und Stecker
Der im Bild 1 dargestellte Adapter wurde von einem Metallbauer verwendet. Es ist ein Adapter von einem CEE-32-A-Stecker auf Schuko-Kupplung – ohne Absicherung dazwischen! Diese Kombination ist gefährlich und deswegen verboten. Eine Kupplung darf in der Regel nicht „übersichert“ werden.
4. Zustand des Netzsteckers, der Anschlussklemmen und -adern
Als ein seltener, aber extrem gefährlicher Fehler ist folgendes anzusehen: Der Schutzleiter-Stift (PE-Stift) ist nach hinten in den Stecker verschoben. Beim Einstecken in eine Steckdose rutscht dieser noch tiefer in das Gehäuse und kontaktiert nicht. Der innere Aufbau im Stecker ist durch massive Gewalteinwirkung komplett zerstört. Von außen fällt dies dem Laien nicht auf. Dieser Stecker war ursächlich an einem schweren Unfall beteiligt.
5. Mängel am Biegeschutz
Bei der im Bild 2 dargestellten Rüttelflasche ist der Biegeschutz konstruktiv sehr stark ausgeführt. Trotzdem ist er bereits abgebrochen. In diesem Fall ist nicht nur der Biegeschutz defekt, sondern auch die Leitung ist längst beschädigt (das ist im Bild 2 leider nicht ersichtlich).
6. Mängel an der Zugentlastung der Anschlussleitung
Bei einer Zugentlastung kann es passieren, dass sich der Mantel der Leitung aus der Zugentlastung herausarbeitet. Leider unterschätzen Laien gerne die hier lauernden Gefahren: 1. sind jetzt basisisolierte Leiter berührbar, 2. kann Wasser eindringen und 3. können die elektrischen Leiter aus den Kontakten herausreißen.
7. Zustand der Befestigungen, Leitungshalterungen, der dem Benutzer zugänglichen Sicherungshalter usw.
Wenn von außen zugängliche Schmelzsicherungen auslösen, dann hat der Benutzer selten die richtige Ersatzsicherung zur Hand. Leichtfertig wird ein nicht geeigneter Sicherungs-Ersatz in Form von Schrauben, Nägeln oder Aluminiumfolie verwendet.
Der Sicherungshalter für die Sicherung an einem Drehfeldprüfer ist nur mit Werkzeug zugänglich. Die zum Prüfen befähigte Person sollte trotzdem auf jeden Fall nachsehen, ob wirklich die vorgesehene richtige Sicherung eingesetzt ist.
8. Schäden am Gehäuse und den Schutzabdeckungen
Sehr oft fehlt der Klappdeckel von einer Steckdose des Verteilers. Damit wird die angegebene Schutzart nicht mehr eingehalten. Gerade im Baustellenbetrieb ist es wichtig, dass die erforderliche Schutzart IP 44 erreicht wird.
9. Anzeichen einer Überlastung oder einer unsachgemäßen Anwendung/Bedienung
Wenn CEE-Steckverbindungen nicht ganz eingesteckt werden oder nur in der Haltenase vom Deckel gehalten werden, ist die elektrische Kontaktfläche der Pins nicht ausreichend. In der Folge kommt es zu einer starken Erwärmung, der Kunststoff schmilzt und es besteht eine Brandgefährdung.
10. Anzeichen unzulässiger Eingriffe oder Veränderungen
Eine niederländische Mehrfachsteckdose wurde mit einem Schukostecker ausgerüstet, damit man sie an deutschen Steckdosen verwenden kann. Der ursprünglich vorhandene Stecker passt nicht in Steckdosen mit Schutzkontakt. Nun können an der Mehrfachsteckdose Geräte der Schutzklasse I betrieben werden, ohne dass der Schutzleiter eine Verbindung hat.
Autoren: K. Rohlof, M. Lochthofen
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