Innungen und Verbände
|
Veranstaltung
|
Elektrotechnik
Verbandstage des LIV Sachsen 1999
ep6/1999, 1 Seite
Öffentliche Hauptversammlung Anhand einiger Zahlen des statistischen Landesamts stellte Landesinnungsmeister Frank Herrmann die gegenwärtig dramatische Situation der Branche dar: · Der Umsatz lag 1998 bei 3 Mrd. Mark, 1997 bei 3,49 Mrd. Mark. Das sind in einem Jahr 16 % weniger Umsatz. Das sächsische Elektrohandwerk reagierte auf diesen Umsatzeinbruch: Reduzierung der Belegschaft in den letzten beiden Jahren um 13 % (von 30.440 auf 26.515 Mitarbeiter). · Parallel dazu sank die Ausbildungsbereitschaft. Im Rekordjahr 1995 wurden 1.274 Ausbildungsverhältnisse abgeschlossen, im September 1998 nur noch 859. In diesem Jahr werden es wohl noch weniger sein. · Der Verband rechnet nach wie vor mit einer Überkapazität von 20 bis 25 % am Markt. Die Stimmungslage im Elektrohandwerk verschlechtert sich weiter - nicht nur in Abhängigkeit von der wirtschaftlichen Lage, auch von den Rahmenbedingungen. Negativ wirken sich aus: · Die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, nunmehr auf 100 % gesetzt, fördert den „Chipkartentourismus“. · Beim Steuer-Entlastungs-Gesetz und der Öko-Steuer übertreffen die höheren Energiekosten bei weitem die Senkung der Lohnnebenkosten. · Rücknahme der Erleichterungen im Bereich der Kündigungen, insbesondere für mittlere und kleinere Betriebe. · Neue Regelungen zu den 630-Mark-Jobs sind regelrecht kontraproduktiv. Von freiem und fairem Wettbewerb kann man nicht mehr sprechen. Wenn bei Ausschreibungen der öffentlichen Hand das Verhältnis der errechneten Preise des Planungsbüros, das durchschnittliche Preisangebot und der Abstand zum Sieger verglichen wird, ist einiges nicht mehr nachvollziehbar. Diejenige Firma beispielsweise, welche die meisten geförderten Jugendlichen und Langzeitarbeitslosen beschäftigt, gewinnt jede Ausschreibung. Vorschlag: Alle Fördermittel sollten überprüft und die meisten Zahlungen eingestellt werden. Mit den eingesparten Mitteln sind die Steuern bzw. Lohnnebenkosten zu senken. Dann stellen sich am Markt realistische Verhältnisse ein. Zum Abschluß der Veranstaltung wurden drei Vorstandsmitglieder (Bild ) mit der Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet, die seit Gründung des Verbands sehr aktiv waren und nun in den Ruhestand treten. Vortragsveranstaltung Unter den gegebenen Marktbedingungen gilt es für das Elektrohandwerk, alte Anteile zu sichern und neue zu erschließen. Letzterem dienten die beiden Vortäge. Die „Liberalisierung des Strommarktes“ (Referent Dr. Milius) hat den Markt in Bewegung gebracht. Der Kampf um den Kunden ist voll entbrannt. Da beim Energieangebot keine Qualitätsunterschiede bestehen, ist der Strompreis das Kriterium. Erwartet werden Preissenkungen um 25 bis 30 %. Dem Elektrohandwerk eröffnen sich neue Marktchancen im Energieverkauf (Energieeinspeisung ins Netz aus BHKW, Brennstoffzellen und Photovoltaikanlagen) sowie in diesem Zusammenhang in den neuen Dienstleistungen, z. B. Aushandeln von Verträgen für Kundengruppen. Auf die „Marktchancen der Gebäudetechnik“ ging M. Kuhn ein. Das Elektrohandwerk hat die besten Voraussetzungen, die Führung unter den verschiedenen an der Gebäudeautomation beteiligten Gewerke zu übernehmen, d. h., als Systemintegrator aufzutreten. Vom Referenten wurde in diesem Zusammenhang der Austritt des ZVEH aus der LON-Nutzerorganisation tief bedauert. Die fachlichen Voraussetzungen dafür, als Systemintegrator aufzutreten, sind allerdings recht hoch. Von der bfe Oldenburg wird ein entsprechender Lehrgang angeboten, in dem die notwendigen Kenntnisse vermittelt werden. Nützlich erscheint in diesem Zusammenhang ein durch die HEA ab Sommer 1999 angebotener Meßkoffer für die Gebäudetechnik mit Pyrometer, CO2-Meßfühler, Beleuchtungsstärke-, Energieverbrauchs-Meßgerät u. a. Satzungsänderung Höhepunkte der geschlossenen Mitgliederversammlung waren die turnusmäßige Neuwahl des Vorstands (Bild ) - drei sehr aktive Vorstandsmitglieder standen aus Altersgründen nicht mehr zur Verfügung (Bild ) - sowie einige Satzungsänderungen. Mit Blick auf die Veränderungen am Markt beschäftigte sich die Mitgliederversammlung sehr ausführlich mit der künftigen Ausrichtung des Verbandes. Wesentlichste Satzungsänderung war die Umbenennung des Verbandes in „Fachverband für Elektro- und Informationstechnik Sachsen“. Podiumsdiskussion Im Vorfeld der Landtagswahlen in Sachsen lud der LIV alle Parteien zu einer Podiumsdiskussion ein, um die Probleme, Forderungen und Wünsche den Politikern zu verdeutlichen und so Einfluß auf die Politik zu nehmen. Gekommen waren nur Vertreter der SPD und CDU (Bild ). Die schon genannten ungünstigen Rahmenbedingungen schätzten auch die Politiker nicht wesentlich anders ein als die Handwerker. Erstaunlich ähnlich waren dabei die Ansichten von SPD- und CDU-Vertreter. Wege aus dieser mißlichen Lage konnten beide allerdings nicht zeigen. H. Elster Elektropraktiker, Berlin 53 (1999) 6 510 Branche aktuell Verbandstage des LIV Sachsen Marktchancen des E-Handwerks verbessern Am 23./24. April fanden die Verbandstage der Elektrohandwerker Sachsens in Meerane statt. Hauptsächlich setzte man sich mit der Stellung des Verbands in der Wirtschaft und der Gesellschaft auseinander und machte auf die Chancen und Probleme des Elektrohandwerks aufmerksam. Hervorzuheben sind die Neuwahl des Vorstands (Bild ) und eine Satzungsänderung. Neuer Vorstand des „Fachverbandes Elektro- und Informationstechnik“ Sachsen (v.l.n.r.): Dietmar Köhler; Olaf Zenker; Roland Pohnert; Frank Herrmann (Vorsitzender); Wolfgang Noack; Ralf Keller; Matthias Kuhn (stellv. Vors.); Stephan Cherier; Hans-Jürgen Grube (stellv. Vors.) Mit der Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet wurden Ernst Poppitz, Hans-Joachim Walter und Manfred Kneusel (v.l.n.r.) In einer Podiumsdiskussion stellten sich im Vorfeld der Landtagswahlen Politiker den Fragen der Handwerker: Gunter Lochbaum (SPD), Christoph Ulrich (Moderator), Gunter Bolick (CDU) (v.l.n.r.) (Fotos: Carla Stöhr)
Ähnliche Themen
Autor
- H. Elster
Downloads
Laden Sie diesen Artikel herunterTop Fachartikel
In den letzten 7 Tagen:
Sie haben eine Fachfrage?