Elektrotechnik
13. Sächsische Verbandstage: Bunter Querschnitt durch Bereiche des Elektro-Handwerks
ep6/2002, 3 Seiten
Gelungener Themen-Mix Die ehemals „mitteldeutsche Fachtagung für Elektro- und Gebäudetechnik“ wurde am 26. April diesen Jahres vom LIV in Sachsen erstmals auf Landesebene durchgeführt. Die Teilnehmer konnten dort sechs Vorträge von hochkarätigen Referenten erleben. Zusätzlich fand eine Informationsveranstaltung mit Workshop statt, in der es u. a. um folgende Themen ging: · Arbeitsrecht, · Informationsvorsprung bedeutet Wettbewerbsvorteil und · Zeitmanagment. Im Rahmen der sächsischen Verbandstage boten Firmen und Organisationen an Ständen vielfältiges Info-Material an. Motivation - mit wertvollen Tipps Zum Thema „Zukunft des Elektrohandwerks“ referierte A. Schmitt von der Fa. Siemens. Der Titel des Vortrags „Rezession am Bau - geringeres Industriedienstleitungsvolumen“ lies die Probleme schon erahnen. Jedoch gab es vom Referenten praktische Tipps, die derzeitige Krise zu managen. Seinen 10 Geboten für ein modernes Unternehmen war zu entnehmen, dass ein Betrieb mit „gesundem Menschenverstand“ zu führen sei. In aller Kürze eine Zusammenfassung der zehn Thesen: 1. Eine marktfähige1) Handwerksleistung anbieten. 2. Keine zu hohen Privatausgaben, d. h. kein Anspruch auf eine feste Vergütung bzw. nur was übrig bleibt, kann ausgegeben werden. 3. Nicht zu viele Mitarbeiter beschäftigen. 4. Forderungsausfälle vermeiden. 5. Keine vermeidbaren Schulden machen. 6. Keine Bequemlichkeit. 7. Glaube an Anfangsverlust vermeiden - siehe als Musterbeispiel für Pleiteure die Börse mit dem „Neuen Markt“ . 8.Falsches Umsatzdenken, denn es kommt nicht auf den Umsatz an, sondern auf den Gewinn. 9.Reservenbildung. 10.Kein unangebrachtes Vertrauen auf andere, denn jeder ist für sein Tun und seinen Erfolg selbst verantwortlich. Als aktuelle Lösungsansätze verwies Schmitt auf die Chancen des E-Checks (z. B. beim Zusammenwirken mit Wohnbaugesellschaften). Gewinnbringende Geschäftsfelder sind seiner Meinung beispielsweise · der Überspannungsschutz, · Alarmanlagen, · Rauchmelder. Er kreierte auch den Begriff „SoHo“, der für den „Fachbetrieb für Small Office und Home Office“ stehen könnte. „SoHo“ ist ein kaum erschlossenes Betätigungsfeld rund um den Bereich der kleinen Bürolösungen. Neue Techniken - neue Märkte Seit der Entdeckung der Brennstoffzelle durch Prof. C. F. Schönbein ist schon einige Zeit verstrichen. Jetzt steht die Branche jedoch kurz vor einer breiten Markteinführung dieser Energiequelle. Im Vortrag von S.-B. Estermann (ZVEH) wurden u. a. die Grundlagen der Brennstoffzellentechnik erläutert. Dabei ließ er das Exponat einer „Karbonatplatte“ (Bild ) durch die Reihen der Anwesenden gehen. Jedoch stellte Estermann klar, dass jetzt zwar die Vorbereitung für diese Technik laufen, sie wahrscheinlich aber erst ab 2004 flächendeckend angeboten werden kann. Dennoch sei es für Handwerksbetriebe wichtig, sich rechtzeitig mit dieser Technologie vertraut zu machen. Denn es sei keine Frage, ob das Elektrohandwerk dem Markt „Brennstoffzelle“ gewachsen sei. Zudem muss möglichen Knebelverträgen von Seiten z. B. der EVUs entgegen gewirkt werden (u. a. auch verbandsseitig). Er lud deshalb zur diesjährigen ELTEC (26. bis 28. Juni) nach München ein. Auf dem Stand des LIV-Bayern wird die Innovationsschau Brennstoffzelle (mit Demonstrationsanlagen diverser Hersteller) zu sehen sein. Fachliche Informationen Fachlich zur Sache ging es beim Vortag von H. Zander (ABB), der über die Anwendung der Planungsnormen DIN 18012 und DIN 18015 referierte. Arbeitshilfen für die Bestimmung des Leistungsbedarfes in Hauptstromversorgungssystemen sowie für die Bemessung der Hauptstromleitungen legte er als Anhang dem Tagungsband bei. Auf reges Interesse stieß der Vortrag von B. Schulze (Bundesbeauftragter für das Normenwesen im ZVEH) der u. a. auf spezielle Probleme zur Anwendung der „Badezimmernorm“ (VDE 0100 Teil 701) einging und konkrete Probleme des Fachpublikums beantwortete. So kam beispielsweise die Frage auf, ob ein Ständerwerk mit in den Potentialausgleich einzubeziehen sei. Nach Aussagen Schulzes ist das Ständerwerk nicht mit dem Potentialausgleich zu verbinden, da das der „Zwei-Fehler-Theorie“ widerspricht. Aus zeitlichen Gründen konnte er nicht alle Aspekte der neuen bzw. geänderten VDE-Bestimmungen erläutern. Deshalb finden sich im Tagungsband viele nützliche Arbeitsmaterialien (wie Leitfäden oder Sonderdrucke z. B. mit Auszüge aus DIN VDE 0100). Juristische Ratschläge Aktuelle Themen wie z. B. das neue Gewährleistungsrecht wurden von T. Haak (Jurist des Fachverbandes) angesprochen. Er informierte über praktikable Lösungen. Dabei zeigte sich, dass beispielsweise das Konkursrisiko nach wie vor nicht übertragbar ist. So hat z. B. ein Elektrobetrieb keinen gesetzlichen Anspruch (nach § 437 BGB, berechtigte Mängelansprüche) an den Hersteller einer Leitung, wenn diese schadhaft ist aber der veräußernde Großhändler pleite ging. Trotzdem profitiere, so Haak, das Handwerk größtenteils von der Neuregelung des Schuldrechtsmodernisierungsgesetzes. Von Dr. Westerhausen (Rechtsanwalt) wurden Stolpersteine in der Vergabepraxis bei der VOB analysiert. Er vermittelte den Tagungsteilnehmern nützliche Kniffe, um z. B. Formfehler zu vermeiden. So sollten beispielsweise Wartungsverträge, die Bestandteil einer Ausschreibung waren, auch tatsächlich von beiden Vertragsparteien unterschrieben werden. Bei fadenscheinigen Diskussionen mit einer Amtsperson kann es hilfreich sein, wenn das VHB (Vergabebuch für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich der Finanzverwaltung, www.bundesanzeiger.de) vom Unternehmer auf den Tisch gelegt wird. Elektropraktiker, Berlin 56 (2002) 6 454 Branche aktuell 13. Sächsische Verbandstage 26. und 27. April 2002 Bunter Querschnitt durch Bereiche des Elektro-Handwerks In Chemnitz trafen sich (im Rahmen der Verbandstage vom LIV-Sachsen) rund 70 Elektrofachkräfte zur Fachtagung für Elektro-und Informationstechnik. Das umfangreiche Programm bot den Teilnehmern reichlich fachliche und juristische Informationen. Wiedergewählter Vorsitzender F. Herrmann (rechts im Bild) verleiht die goldene Ehrennadel des LIV-Sachsen an M. Kuhn Demonstration einer „Karbonatplatte“ für Brennstoffzellen von S.-B. Estermann (ZVEH) 1) marktfähig bedeutet, dass die Verkaufserlöse der Handwerksleistung die betrieblichen Kosten decken. Ehrungen am Abend Im Rahmen der abendlichen Festveranstaltung wurde M. Kuhn aufgrund seiner Verdienste ausgezeichnet. Er war seit Gründung im Mai 1990 Vorstandsmitglied und stellvertretender Vorsitzender des LIV-Sachsen. Herrn Kuhn wurde die Goldene Ehrennadel des Fachverbandes überreicht (Bild ). Zusätzlich wurde er vom Vertreter des ZVEH, Herrn B. Schulze, mit der Ehrenurkunde des ZVEH ausgezeichnet. Herr Kuhn ist weiterhin im Normenausschuss für den ZVEH tätig. Eine Anerkennung in Form einer Dankschreibung vom Fachverband erhielt S. Cherier für seine engagierte Mitarbeit im Vorstand und die geleistete Öffentlichkeitsarbeit. Er scheidet nach 3-jähriger Tätigkeit auf persönlichen Wunsch aus dem Vorstand aus. Geschlossene Mitgliederversammlung Höhepunkt der geschlossenen Mitgliederversammlung war die turnusgemäße Wahl des LIV-Vorstandes. Die Delegierten sprachen dem bisherigen Vorsitzenden F. Herrmann für weitere drei Jahre ihr Vertrauen aus. Seine neuen Stellvertreter heißen C. Hofmann (Obermeister Chemnitz) und R. Keller (Vorsitzender des Fachbereichs Elektrotechnik). Desweiteren wurden M. Fröde und M. Zedel in den jetzt 10-köpfigen Vorstand (zuvor 9 Personen) gewählt. Schlussbemerkung Es war eine gelungene und abwechslungsreiche Veranstaltung, die der LIV-Sachsen mit dieser Fachtagung durchführte. Die Teilnehmer dürften, dem Tagungsmotto entsprechend, ihr Wissen sowohl aufgefrischt als auch vermehrt haben. Das kam besonders durch die zahlreichen Fragen an die Referenten zum Ausdruck. Der umfangreiche Tagungsband kann für 20 bei der eline Gmb H (Tel.: 0351/85064-20; Fax: -22; E-Mail: gfe@eline.de) erworben werden. Es bleibt zu hoffen, dass auch im nächsten Jahr der LIV-Sachsen während der Verbandstage zur einer informativen Fachtagung einlädt. H. Hackbarth Das Elektrohandwerk steht am Scheideweg Am Anfang der öffentlichen Hauptversammlung standen Grußworte von Jörg Hellmuth, Landrat des Kreises Stendal, Karl-Heinz Gerlach, Obermeister der gastgebenden Elektroinnung Stendal sowie von Achim Weber als Vertreter des Verbandes der Elektrogroßhänder und Olaf Petermann von der Berufsgenossenschaft. In seiner Ansprache ließ Landesinnungsmeister Ulrich Ehrt (Bild ) das vergangene, „geschäftlich schwierige“ Jahr nochmals Revue passieren: „Leider haben sich viele unserer Wünsche nicht erfüllt. Und auch der Anlauf im neuen Jahr kann uns eher pessimistisch als optimistisch stimmen.“ Dennoch, so der Landesinnungsmeister weiter, „liegt es an uns, an jedem Einzelnen, ob es gelingt, das Blatt zu wenden. Denn als Handwerker sind wir in erster Linie Unternehmer und nicht Unterlasser.“ Auch das Elektrohandwerk stehe an einem Scheideweg, da die traditionelle Elektroinstallation nicht mehr das Haupttätigkeitsfeld sein werde: „Unsere Kunden verlangen ein komplettes Angebot zur Gebäudeinstallationen und zukünftig verstärkt zur Gebäudewartung und -instandhaltung.“ Das Elektrohandwerk, so Ehrt, habe die Chance, die führende Rolle im Bereich der Gebäudetechnik zu übernehmen. Erste Betriebe in Sachsen-Anhalt hätten diese Chance bereits erkannt und Schulungsangebote des ZVEH genutzt, um als zertifizierter „Fachbetrieb für Gebäudetechnik“ ihren Kunden umfassende Dienstleistungen rund um das Gebäude anzubieten. „Es liegt an jedem, als Unternehmer etwas zu unternehmen!“, betonte der Landesinnungsmeister. Mit Blick auf die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt, die nur wenige Tage vor dem Verbandstag stattfand und sowohl einen Wechsel der Landesregierung als auch der Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat mit sich brachte, verlieh Ehrt seiner Hoffnung darüber Ausdruck, dass das Tariftreuegesetz (siehe Kasten) nunmehr von der Länderkammer gekippt wird. Im Wandel der Zeit „Das Elektrohandwerk im Wandel der Zeit - Rückblick, Bestandsaufnahme und Ausblick“ hatte Walter Tschischka (Bild ) seinen Festvortrag auf der öffentlichen Mitgliederversammlung überschrieben. Auch der ZVEH-Vizepräsident kam in seinen Ausführungen zu dem Schluss, dass es trotz der zum Teil stürmischen Entwicklungen keinen Grund zum Resignieren gebe: „Es gibt Tätigkeitsfelder ohne Ende und nicht nur das `Strippenziehen'“. Das Elektohandwerk habe schon immer zu den Schlüsselberufen gehört. Doch gerade die rasanten Fortschritte auf dem IT-Sektor hätten dazu geführt, dass die Elektrotechnik nun alle Fachgebiete durchdringe und zur Schlüsselkompetenz geworden sei. „Heute gilt mehr denn je: Unser Beruf kann nicht aussterben“, betonte Tschischka. Elektropraktiker, Berlin 56 (2002) 6 456 Branche aktuell 8. Verbandstag des LIV Sachsen-Anhalt „Es liegt an jedem, als Unternehmer etwas zu unternehmen“ Im malerischen Schlosshotel Storkau - nahe Tangermünde und Stendal direkt an der Elbe gelegen - trafen sich Ende April die Mitglieder des Landesinnungsverbandes Sachsen-Anhalt zu ihrem 8. Verbandstag. Ein Fazit: Trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage gibt es Chancen, das Blatt zu wenden. Zeitgleich zum Verbandstag des LIV Sachsen-Anhalt verabschiedete der Bundestag das heiß diskutierte Tariftreuegesetz. Dem Gesetzentwurf zufolge sollen staatliche Stellen Bauaufträge nur noch an Unternehmen vergeben dürfen, die Arbeitnehmern den am Einsatzort geltenden Tariflohn zahlen. Geplant ist ein Stufenmodell, das das niedrigere Lohnniveau ostdeutscher Betriebe berücksichtigt. Nach diesem Modell müssen Baufirmen erst ab 2005 den ortsüblichen Tariflohn entrichten. Von Juni 2002 an wird zunächst die Zahlung von mindestens 92,5 % des ortsüblichen Tarifniveaus vorgeschrieben. Über 95 % ab 2003 und 97,5 % ab 2004 werden 100 % im Jahr 2005 erreicht. Die Regelung soll ab einem Auftragsvolumen von 100000 Euro greifen. Diese Grenze sinkt bis 2004 auf 50000 Euro. Die Bundesanstalt für Arbeit und die Zollverwaltung kontrollieren die Einhaltung der Tariftreuepflicht auf den Baustellen. Unternehmen, die sich nicht an das Gesetz halten, müssen Vertragsstrafen zahlen. Auch kann der Vertrag gekündigt oder das Unternehmen von staatlichen Aufträgen ausgeschlossen werden. Firmen, denen schwere Verfehlungen - wie illegale Beschäftigung, Schwarzarbeit oder Verstöße gegen die Tariftreueregelung - nachgewiesen werden, sollen in ein so genanntes Korruptionsregister aufgenommen und von der Vergabe öffentlicher Aufträge ausgeschlossen werden können. Eine Aufnahme in das Register droht auch Unternehmen, die durch Bestechung versuchen, an öffentliche Aufträge zu gelangen. Der Gesetzentwurf muss noch den Bundesrat passieren. Tariftreuegesetz Auf einen Blick Ulrich Ehrt: „Es liegt an uns, an jedem Einzelnen, ob es gelingt, das Blatt zu wenden“ Walter Tschischka: „Heute gilt mehr denn je: Unser Beruf kann nicht aussterben“
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- H. Hackbarth
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