Skip to main content 
Innungen und Verbände | Veranstaltung | Elektrotechnik

Verbandstag des Bayrischen Elektrohandwerks: Handwerk vor neuen Herausforderungen

ep7/1999, 2 Seiten

Den öffentlichen Teil des im 3-Jahres-Abstand stattfindenden Verbandstages leitete eine praxisbezogene Vortragsreihe ein.


Notwendige strategische und operative Maßnahmen Hervorzuheben ist die Präsentation des Bayernwerkes, dem bayrischen und thüringischen, aber auch in Ungarn aktiven Energieversorger. Mit dem Vortrag "Stromvermarktung - Möglichkeit fürs Handwerk" verband Roland Hofer (Bild ) bezugnehmend auf die Erklärung ZVEH - VDEW (vgl. Elektropraktiker H. 3, S. 178) das Angebot des EVU, mit dem Handwerk zu kooperieren. Die dazu sehr kontrovers geführte Diskussion zeigte, daß die bayrischen Handwerker dieser Absichtserklärung nicht glauben. Sie sehen aber natürlich die partnerschaftliche Zusammenarbeit als sehr notwendig an. Unmißverständlich und einhellig kam vom Publikum zum Ausdruck, daß das reale Verhalten des Bayernwerkes den örtlichen Handwerker als Subunternehmer für kostenintensive, renditearme Arbeiten ansieht. „Das Bayernwerk nimmt uns die Butter vom Brot.“ Der Vertreter der Bayernwerk-Gruppe mußte sich auch sagen lassen, daß das EVU nicht erkennt, wie das Unternehmen fachlich auf das Handwerk angewiesen ist. Häufig zeigen sich dadurch Defizite bei der Vorort-Tätigkeit des EVU. Die Meinungsverschiedenheiten entzündeten sich an den Beispielen Wärmepumpe und Photovoltaik. Erneut ließ der Verband aus dem Munde von Dietrich J. Gruber an seine Mitglieder appellieren, „Die Bedeutung des Internets für das Handwerk“ zu erkennen. Dieses Medium ist auch oder gerade für KMU unverzichtbar. Effiziente Geschäftstätigkeit verlangt nach diesem Medium in allen Bereichen. Sein Einsatz beginnt bei Informationsbeschaffung und eigener Unternehmenspräsentation und geht bis zum E-Commerce (vgl. Messebericht Hannover 1999 in Elektropraktiker H.6, S. 494 - 495). Das Internet unterstützt aufwandsarm Marketing (Bild ) und gewerkeübergreifende virtuelle Kooperation. Weiterführende Angaben zum Thema (deutschsprachige Internet-Suchdienste, ausgewählte Firmenpartner für das Handwerk, wichtige www-Adressen im Elektrobereich, spezielle Fachbuchliteratur) stehen unter www.elektropraktiker.de. Peter K.G. Meier von der Hamburger Facility Management AG erläuterte erneut vor Kollegen Strategie, Struktur und Erfolge seines handwerklichen Kooperationsverbundes (vgl. Elektropraktiker H. 4, S. 260). Nur die Bündelung von Marktmacht und die sich anschließende überregionale Vernetzung der handwerklichen Allianzen erlaubt es, handwerkliche Leistungen zu industriealisieren und den „Fachbetrieb für Gebäudetechnik“ (so lautete sein Vortragstitel) als wirksame Konkurrenz den Konzerngesellschaften entgegenzusetzen. Unterstrichen muß seine Aussage werden, daß damit auch Bedingungen geschaffen werden (müssen), planerische Leistungen im eigenen Haus zu erledigen bzw. zu halten sowie das Dienstleistungsdefizit im Handwerk zu beseitigen. Mit seinen die Zuhörer augenscheinlich fesselnden Ausführungen beantwortete er die eingangs von ihm gestellte Frage „Sind handwerkliche Strukturen für die Zukunft überhaupt noch geeignet?“ mit einem Nein. Wie seine Überlegungen weitere Früchte tragen, belegen aktuelle Aktivitäten der Landesinnungsverbände Berlin/Brandenburg und Hessen (vgl. Elektropraktiker H. 6, S. 490). Ausführungen zu den Neuerungen in Tarif-, Arbeits- und Zwangsvollstreckungsrecht von Hans W. Baumgärtler fanden ebenfalls aufmerksame Zuhörer. Welche Probleme sieht der Verband? Gerd Köhler (Bild ) faßte sie auf der öffentlichen Kundgebung zusammen. Folgende Schwerpunkte machte er aus: · Eindringen der Kommunen in den Handwerksmarkt (bei Finanzierung des Marktrisikos durch den Steuerzahler) · Zunahme der EVU-Geschäfte „hinter dem Zähler“, Nutzung von Contracting, FM und anderer Strategien zur zusätzlichen Kundenbindung · Störung des dreistufigen Vertriebsweges durch ungesunde Konzentrationen im Elektro-Großhandel · Bestrebungen zum Abschaffen des Großen Befähigungsnachweises · Jugendarbeitslosigkeit Diese Bestandsaufnahme war aber nicht als resignierende Klage zu begreifen, sondern als Aufforderung zum selbständigen Handeln zu verstehen. Es gibt nur die Al-Elektropraktiker, Berlin 53 (1999) 7 602 Branche aktuell Verbandstag des Bayrischen Elektrohandwerks 11./12. Mai 1999 in Erlangen Handwerk vor neuen Herausforderungen Den öffentlichen Teil des im 3-Jahres-Abstand stattfindenden Verbandstages leitete eine praxisbezogene Vortgragsreihe ein. Damit wollte der Verband insbesondere seinen jüngeren Mitgliedern Denkanstöße geben und Diskussionen über die neuen Herausforderungen entfachen. Der Verbandsvorsitzende, Gerd Köhler, faßte die kritische Situation zusammen, der sich die 5028 Mitglieder des Verbandes zu stellen haben. Während der Tagung wurde Gerd Köhler mit überwältigender Mehrheit (128 Stimmen von 130 Stimmberechtigten) wiedergewählt. Roland Hofer vom Bayernwerk trägt im Erlanger Kongreßzentrum die verbale Position seines Unternehmens zur Kooperation mit dem Handwerk vor Gerd Köhler erläutert die Probleme seines Verbandes Blick auf Ausgezeichnete im Erlanger Kongreßzentrum von links: Den Ehrenring erhielten Konrad Rebholz, Ernst Klier; die Goldene Ehrennadel empfingen u.a. Klaus Träger, Hans-Jörg Göbel, Werner Steinbach, Ludwig Pramml, Wolfgang Frank, Manfred Kollewe Typisierte Vorschläge des LIV Bayern für eine Internet-Präsentation ternative, die Schwierigkeiten zu meistern. „Packen wir es an“. Die Voraussetzung im Bundesland Bayern ist dazu gut. Abschließend unterstrich Gerd Köhler die Erfolge der Arge Medien in Sachen E-Check. Inzwischen sind nämlich alle Landesverbände beigetreten (vgl. Elektropraktiker H. 5, S. 394). Natürlich kann aber das E-Check-Ergebnis insgesamt noch nicht befriedigen. So appellierte der Redner an die Behörden, das Handwerk im Interesse der gewerblichen Kunden so zu unterstützen, daß die gesetzlichen Instrumente zum Überwachen und Einhalten der Prüffristen ausgebaut werden. Die politische Öffentlichkeit versprach Unterstützung In seinem Grußwort unterstrich der Erlanger Oberbürgermeister Siegfried Balleis - allerdings offensichtlich im Widerspruch zur handwerklichen Erfahrung - die Notwendigkeit der strategischen Partnerschaft von KMU/Handwerk und Kommunalunternehmen gegen die großen der Branche. Die Beschäftigungssicherung auf Kosten des Handwerks lehnte er gleichfalls ab. Der Vertreter der Bayrischen Staatsregierung, Staatssekretär Joachim Herrmann, beschwor die wirtschaftliche Kraft sowie die bundesweite wirtschaftliche Spitzenreiterrolle Bayerns im Verein mit dem guten sozialen Klima. Seinen Worten zu Folge wird die Staatsregierung jeden Angriff der Bundesregierung auf das Handwerk abwehren. Er sicherte dem Verband den kritischen Umgang mit allen zutreffenden Regierungsmaßnahmen (Steuerpolitik, Lohnfortzahlung, Scheinselbständigkeit, geringfügige Verdienste, Befähigungsnachweis u.ä.) zu. Ehrenamt ist unverzichtbar Auf dem den Verbandstag beschließenden Festabend wurden die Ehrenamtsträger durch den neuen Vorsitzenden geehrt (Bild ). Besonders für einen Handwerksverband ist die ehrenamtliche Tätigkeit unverzichtbar. Auf dem Festabend waren auch zahlreiche Vertreter von Industriepartnern anwesend. J. Krause Branche aktuell Adressen finden Sie in der Rubrik Links, Literaturhinweise stehen unter der Rubrik Fachartikel unserer Startseite. www. elektropraktiker.de · Inhaber eines Installationsbetriebes in Würzburg · Obermeister der Innung für Elektro- und Informationstechnik Würzburg · Kreishandwerksmeister Würzburg · Vorstand der Vereinigung der Bayrischen Wirtschaft, der Handwerkskammer Würzburg, des Gesamtverbandes des Bayrischen Handwerks, des ZVEH Gerd Köhler Zur Person

Autor
  • J. Krause
Sie haben eine Fachfrage?