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Messen und Prüfen | Elektrotechnik

Sicheres Messen mit Multimetern - Vergleich der Merkmale, Messen von Strömen und Spannungen

ep10/2005, 4 Seiten

Multimeter stecken in fast jeder Werkzeugtasche. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes "Vielfach"-Messgeräte und können - mit ihrem Zubehör - fast alles. Für manchen Elektrotechniker ist es zur Selbstverständlichkeit geworden, sie überall und immer wieder schnell einmal anzuwenden. Im ersten Teil dieser Beitragsreihe (ep 9/05) ging es um ihre sichere Gestaltung. Nunmehr werden die Besonderheiten der analogen und digitalen Multimeter (MM) bei den Verfahren der Strom- und der Spannungsmessung sowie die dabei auftretenden Messfehler behandelt.


Merkmale der Multimeter Neben den Standardfunktionen · Messen von Gleich- und Wechselspannung/-strom, des ohmschen Widerstands sowie · Durchgangsprüfung und Diodentest ist je nach Hersteller und Aufgabengebiet des MM auch das Messen anderer Größen wie Kapazität, Frequenz, Temperatur und Leistung möglich (Bild ). Die genannten Funktionen und Messbereiche werden über einen zentralen und gegebenenfalls einen weiteren Drehschalter ausgewählt. Einige Geräte verfügen über zusätzliche Tasten für das Umschalten auf andere Messfunktionen. Das Ein/Ausschalten erfolgt zumeist mit dem Zentralschalter, teilweise ist dafür aber auch ein gesonderter Schalter oder Taster vorhanden. Durch Stromwandler, Zangenstromwandler, Sicherheits- bzw. Hochspannungs-Tastköpfe, Temperaturmessvorsätze und anderes Zubehör (Bild 2 in [1]) werden die Einsatz- und Messmöglichkeiten der MM über die genannten Standardfunktionen hinaus noch wesentlich erweitert. 1.1 Digitale Multimeter (DMM) Normgerechte DMM ermöglichen durch ihre digitale Messwertverarbeitung darüber hinaus weitere Zusatzfunktionen, z. B. das Speichern von Maximal-/Minimalwerten, Polaritätsumkehr, akustisches Signal, Ereigniszähler, Stoppuhr, und Quasianaloganzeige (Bild a). Möglich ist weiterhin das Speichern der gemessenen Daten und deren Weiterver- Elektropraktiker, Berlin 59 (2005) 10 782 FÜR DIE PRAXIS Messen und Prüfen Sicheres Messen mit Multimetern Vergleich der Merkmale, Messen von Strömen und Spannungen K. Bödeker, Berlin; R. Kindermann, Nürnberg Multimeter stecken in fast jeder Werkzeugtasche. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes „Vielfach“-Messgeräte und können - mit ihrem Zubehör - fast alles. Für manchen Elektrotechniker ist es zur Selbstverständlichkeit geworden, sie überall und immer wieder schnell einmal anzuwenden. Im ersten Teil dieser Beitragsreihe [1] ging es um ihre sichere Gestaltung. Nunmehr werden die Besonderheiten der analogen und digitalen Multimeter (MM) bei den Verfahren der Strom- und der Spannungsmessung sowie die dabei auftretenden Messfehler behandelt. Autoren Dipl.-Ing. Klaus Bödeker ist freier Fachjournalist, Berlin; Dipl.-Ing. Robert Kindermann ist Mitarbeiter der Firma Gossen-Metrawatt, Nürnberg. Beispiele für Multimeter in üblicher Ausführung (links und Mitte) sowie ein digitales Multimeter mit Anzeige zusätzlicher Informationen Fotos: GMC a) digitales Multimeter mit Quasianaloganzeige b) analoges Multimeter c) digitales Multimeter mit Anzeige zusätzlicher Informationen arbeiten über besondere Schnittstellen mit Hilfe spezieller Software. Die Bereichswahl erfolgt bei den DMM mit Ausnahme der höchsten Strombereiche automatisch. Meist lassen sich jedoch die einzelnen Bereiche auch manuell über Tasten oder Bereichs-/Funktionsschalter anwählen. Die höchsten Strommessbereiche, deren Messkreise meist über gesonderte Buchsen anzuschließen sind, müssen allerdings vom Benutzer ausgewählt und dann die Messleitungen angesteckt werden. 1.2 Analoge Multimeter (AMM) Bei AMM geschieht die Funktions- und Bereichswahl fast ausschließlich über einen zentralen Funktions- bzw. Bereichsschalter (Bild b). Die Eingangswiderstände der AMM variieren je nach Funktion und Bereich. Somit muss bei den Messungen die jeweils vorhandene Belastung der Messschaltung durch das AMM berücksichtigt werden. AMM mit Messverstärker verhalten sich bezüglich der Eingangswiderstände im Wesentlichen wie digitale MM. Zur Stromversorgung ist bei DMM und AMM mit Messverstärker eine Batterie erforderlich. Bei AMM ohne Verstärker dient die Batterie lediglich als Stromquelle für die Widerstandsmessung. Vergleich der Anwendungsmöglichkeiten Für den Anwender der MM sind vor allem die Unterschiede von digitalen und analogen Multimetern sowie die Merkmale beider Arten interessant. Die Frage „AMM oder DMM“ war früher nach einem Blick auf die Preisschilder sofort geklärt. Heute ist ein einfaches digitales MM häufig preisgünstiger als ein analoges. Trotzdem ist es oftmals vorteilhaft, die analogen MM für bestimmte Aufgaben zu bevorzugen. 2.1 Messwertanzeige Neben den Messfunktionen geht es um eine übersichtliche und gut ablesbare Messwertanzeige. Digitale Multimeter DMM gestatten eine direkte und sofort eindeutig erkennbare Anzeige des jeweiligen bzw. momentanen Messwerts mit Kommastelle, Polarität und Einheit. Zusammen mit der digitalen Messwertverarbeitung kann eine erheblich höhere Messgenauigkeit erreicht werden als bei den analogen Geräten. DMM (Bild a) sind vor allem zu beurteilen hinsichtlich der Auflösung - das ist der Wert in Digit der letzten Stelle der Anzeige im ausgewählten Mess- a) b) c) bereich - und des Anzeigenumfangs - das ist der höchste mögliche Anzeigewert des ausgewählten Messbereichs. Bei ihrer Anwendung muss berücksichtigt werden, dass beim Umschalten von einem Messbereich auf den nächst höheren Messbereich eine Dezimalstelle des angezeigten Messwerts „verloren geht“. Anders ausgedrückt, die Wertigkeit der letzten Stelle der Messwertanzeige auf dem Display ändert sich mit der Umschaltung um eine Zehnerpotenz. Welche Auswirkungen dies hat, zeigt folgendes Beispiel: Es sind 230 V zu messen, die Eigenabweichung (Eigenunsicherheit) des DMM beträgt 3 Digit. · Beim Verwenden des Messbereichs bis 300,0 V wird 230,0 V angezeigt, der Istwert kann um ± 3 Digit abweichen, also zwischen 229,7 und 230,3 V liegen. · Wird der nächst höhere Messbereich bis 1000 V verwendet, so wird ebenfalls 230 V angezeigt, der Istwert kann hier jedoch infolge der möglichen Abweichung um ± 3 Digit zwischen 227 und 233 V liegen. Ein DMM bietet den Vorteil, dass selbst eine im Messen wenig geübte Person einen mehrstelligen Messwert schnell, kommastellenrichtig und fehlerfrei ablesen kann. Seine Anwendung ist somit die bessere Lösung, wenn der Wert einer Messgröße ganz exakt ermittelt und dann digital weiter verarbeitet werden soll. Analoge Multimeter AMM zeigen den Messwert mittels eines Zeigers auf einer oder mehreren Skalen an. Dadurch ist der gesamte Messbereich vollständig und sehr schnell zu überblicken. Die Größenordnung des Messwerts ist leicht zu erkennen und zu bewerten. Im Bild b wird ein AMM mit dem heute üblichen Skalenaufbau gezeigt. Auf eine Spiegelskala zum Erhöhen der Ablesegenauigkeit wird aus Kostengründen häufig verzichtet. Als Merkmale dieser Skala sind · die gemeinsame, lineare Skalenteilung für Gleich- und Wechselstromgrößen und · die Bereichseinteilung ist zu erkennen. Das Verteilen der Anzeigen auf mehrere Skalen ist wegen der Messgenauigkeit erforderlich. Bei nur einer Skala würde die auf deren Skalenendwert (z. B. 300 mA) bezogene Messabweichung (z. B. 3 %) bei einem im unteren Teil des Messbereichs angezeigten Wert zu einem erheblichen Messfehler führen. Beispielsweise würde bei einem Messwert von 30 mA ein Messfehler von 9 mA (3 % von 300 mA), also von etwa 30 % des angezeigten Messwerts 30 mA entstehen. Die Skala für Widerstandswerte - Nullpunkt beim Vollausschlag (Bild b) - ist systembedingt logarithmisch aufgeteilt. Eine Ausnahme sind AMM mit Messverstärker, die einen linearen Skalenverlauf aufweisen. 2.2 Messwertänderungen Ein AMM bringt Vorteile, wenn das Verhalten einer Messgröße erkannt werden soll. Schwankungen, Sprüngen oder Tendenzen lassen sich leicht feststellen. Ein AMM mit Drehspulmesswerk ist hinsichtlich der Reaktionszeit - sie beträgt bis etwa 20 ms - einem DMM, das einige hundert ms benötigt, weit überlegen. Das gilt auch gegenüber einem DMM mit Quasi-Analoganzeige dessen Reaktionszeit über 50ms bis zu einigen hundert ms beträgt. Besonders wenn bei Durchgangsprüfungen eine plötzliche Kontaktunterbrechung oder bei einer Isolationswiderstands-Messung Widerstandsänderungen erkannt werden sollen, ist ihre schnelle Reaktion ein großer Vorteil. 2.3 Zusatzfunktionen Einige DMM sind mit einer elektronischen „Quasi-Analoganzeige“ausgestattet(Bild a). Deren Ausführungen sind sehr verschieden, möglich sind z. B eine Balkendarstellung oder die Simulation eines Zeigers. Die durch den A/D-Wandler bedingte Zeitspanne (Totzeit) zwischen einer Änderung des zu messenden Werts bis zur Reaktion der Anzeige beträgt meist mehr als 200 ms. Das heißt, · Vorgänge, die in weniger als 200 ms ablaufen, werden meist gar nicht oder mit Verzögerung wahrgenommen und gegebenenfalls auch durch die Eingangsfilter verzögert, · steile Änderungssprünge können nur verzögert oder nicht vollständig wiedergegeben werden. Diese DMM sind somit · geeignet für das Darstellen von Änderungen, die in Zeitbereichen ab ca. 200 ms bis zu einigen Sekunden ablaufen - die sich in dieser Zeit ergebenden Veränderungen der Digitalanzeige des betreffenden DMM sind allerdings schwer zu beurteilen - · ungeeignet für das Darstellen von schnellen Änderungen im Zeitbereich von < 50 ms. Für Messungen, bei denen es auf das Beobachten schneller Änderungen im ms-Bereich ankommt - dies können sein: spontane Änderungen des Isolationswiderstands, Spannungseinbrüche und Widerstandsänderungen bei korrodierten, gelockerten Kontakten - sind nur MM mit analogen Messwerken geeignet (Bild b). Zu bewerten ist auch die von einem DMM gebotene Möglichkeit, seinem Anwender über das Display weitere zusätzliche Informationen zur Verfügung zu stellen (Bild c). Messen von Spannungen und Widerständen Vor dem Beginn einer Spannungsmessung muss geklärt werden, · welcher Messbereich zu wählen ist - gegebenenfalls sollte zunächst der höchste Messbereich des MM verwendet werden, · ob das MM die Kennzeichnung mit der für das Messobjekt erforderlichen CAT-Kategorie und Bemessungsspannung/-strom hat (siehe [1]) - dies ist wichtig bei Messun- gen am Versorgungsnetz bzw. netzversorgten Betriebsmitteln, · welche Kurvenform der Messspannung zu erwarten ist, · ob ein MM erforderlich ist, das die Bewertung der zu messenden Spannung als - Mittelwert (MW) oder Effektivwert (AC oder AC+DC) ermöglicht und einen - ausreichender Frequenzgang im gewählten Messbereich aufweist und - bei der voraussichtlichen Kurvenform der Messspannung der Crestfaktor (CF) vom MM ausreichend verarbeitet werden kann. Handelt es sich um Messungen, bei denen es auf eine größere Genauigkeit ankommt, ist weiterhin festzustellen, · welche Messabweichung bzw. welchen (Messfehler) das MM hinsichtlich - der Eigenabweichung (Messunsicherheit/Eigenunsicherheit, siehe Kasten) - der Umgebungstemperatur sowie - der Anteile höherer Frequenzen hat und · welcher Eingangswiderstand bzw. welche Eingangsimpedanz vorhanden sind. Diese Fragen gelten sinngemäß auch für die Widerstandsmessungen. 3.1 Überspannungsschutz Für Multimeter (DMM und AMM) mit Messverstärker wird bei Spannungs- und Widerstandsmessungen ein zuverlässiger Überspannungsschutz im Rahmen der angegebenen Messskategorie und bis zur angegebenen Bemessungsspannung gesichert. Gewährleistet ist dies durch hochohmige Spannungsteiler am Messeingang in Verbindung mit ausreichenden Luft- und Kriechstrecken, dem Einsatz von Überspannungsableitern, Vorwiderständen und Kaltleitern sowie moderner Schaltungstechnik. Einige MM verfügen jedoch über Spannungsmessbereiche, bei denen im oberen Teil die am MM angegebene Bemessungsspannung der Messkategorie überschritten wird. Wenn bei diesen MM Spannungen (gegen Erde) gemessen werden, deren Wert über ihrer Bemessungsspannung liegt, so ist die Sicherheit nur bei einem Einsatz im Rahmen von CAT I Elektropraktiker, Berlin 59 (2005) 10 783 Messen und Prüfen FÜR DIE PRAXIS gewährleistet, es sei denn, das MM wird isoliert gegen Erde betrieben (Bild ). Dies gilt ebenfalls für Messfunktionen wie Frequenz, Diodentest, Pegel, Kapazität oder Temperatur, wenn bei der Messung diese Eingangskreise ebenfalls genutzt werden. Dies gilt jedoch nicht für die Strommessbereiche (Abschnitt 4). Dank der Anwendung der vorstehend genannten Schutzprinzipien kommt es nur dann zu Ausfällen der MM, wenn sie nicht bestimmungsgemäß - d. h. nicht nach Betriebsanleitung - genutzt oder unsachgemäß behandelt werden. Während durch die Einführung der Messkategorien mit den ergänzenden Angaben der Bemessungsspannungen und -strömen der Umgang mit den neuen MM wesentlich einfacher und somit sicherer geworden ist, muss bei der Beurteilung der nach früheren Ausgaben der Norm DIN EN 61 010-1 (VDE 0411) [2] hergestellten MM wesentlich mehr Mühe aufgewandt werden. Bei ihnen war es zugelassen, für die einzelnen Messfunktionen unterschiedliche Grenzbedingungen des Schutzes gegen Überspannungen anzuwenden. Da es praktisch kaum möglich ist, sich darüber zu informieren, wie die älteren MM eines bestimmten Typs trotz ihrer Mängel ordnungsgemäß und sicher anzuwenden sind, sollte ihr Einsatz auf den Bereich von CAT I begrenzt bleiben. Dies gilt besonders für einige Typen der MM, die in den 70er Jahren hergestellt wurden, bei denen Gestaltung dieses Schutzes der Eingangskreise mangels hinreichender Erfahrungen sehr mangelhaft war und bei denen - insbesondere bei AMM - häufig Defekte im Spannungsmessbereich auftraten. Eine Kennzeichnung des eingeschränkten Anwendungsbereichs dieser MM sowie die entsprechende Unterweisung aller mit diesen Geräten arbeitenden Personen sind erforderlich. Ausführliche Erläuterungen zu diesen Messkategorien sind in [1] zu finden. 3.2 Eingangswiderstand der Messkreise Ein wichtiges Merkmal der Spannungsmesskreise ist der Eingangswiderstand. AMM mit Drehspulmesswerken. Bei AMM, die im Starkstrombereich eingesetzt werden sollen, liegt der Eingangswiderstand bei den Gleich- und Wechselspannungsmessbereichen oft bei 1000 /V. Der Messstrom beträgt dann bei Messwerten am Ende des Messbereichs etwa 1 mA. Damit ist je nach dem Endwert des jeweiligen Messbereichs ein anderer Eingangswiderstand vorhanden, während die Eingangskapazität gleicht bleibt. Besonders beim Anwenden der niederen Messbereiche waren AMM früher sehr störanfällig. Da auch AMM den Vorgaben der neuen Ausgabe der Norm [2] bezüglich eines umfassenden Schutzes [1] erfüllen müssen, sollten neue AMM diesen Nachteil nicht mehr aufweisen. DMM und AMM mit Messverstärkern. Der Eingangswiderstand liegt üblicherweise für alle Messbereichen konstant bei 10 M. Bei einigen DMM sind für Spannungsmessungen in Starkstromanlagen die Messbereiche mit einem konstanten Eingangswiderstand zwischen 300 k und 1 M ausgestattet. Messungen an hochohmigen Spannungsquellen. Hierbei sind der konstante Eingangswiderstand bzw. die konstante Eingangsimpedanz von großem Vorteil. Allerdings können durch das Zuschalten eines Messgeräts die Spannungsverhältnisse des Stromkreises infolge der Belastung durch den Eingangswiderstand bzw. die Eingangsimpedanz so verändert werden, dass falsche Messaussagen entstehen. Messungen in elektrischen Anlagen. Diese Einflüsse sind wegen der in elektrischen Anlagen vorhandenen kleinen Innenwiderstände der Spannungsquellen zu vernachlässigen. Fehlmessungen. Ein hoher Eingangswiderstand kann allerdings auch zu lästigen Fehlmessungen führen, wenn z. B. Spannungen an frei geschalteten Leitungsabschnitten gemessen werden. Ursache ist die Kapazität zwischen Spannung führenden Leitungen und denen des frei geschalteten Abschnitts. Die Kapazität und der hochohmige Eingangswiderstand des MM bilden dann einen Spannungsteiler. Gemessen wird die am Eingangswiderstand des MM abfallende Spannung. Deshalb ist für diese Anwendungen ein kleinerer Eingangswiderstand (300 k bis 1 M) sinnvoll. Messen von Strömen Bei Strommessungen wird der Messkreis in den Stromkreis eingefügt. Dessen dann zusätzlich in den Stromkreis eingebrachte Impedanz muss so klein sein, dass die Höhe des zu messenden Stroms nicht unzulässig beeinflusst wird. 4.1 Einfluss der Betriebsspannung Besonders bei Messungen in Stromkreisen mit geringer Betriebsspannung ist diese Forderung schwer zu erfüllen. Bei Ampere-Messbereichen eines MM mit einem(r) Eingangswiderstand/-impedanz von etwa 35 m (einschließlich Widerstand der Gerätesicherung) ergibt sich gemeinsam mit dem Widerstand der Messleitungen eine insgesamt zusätzlich eingefügte Impedanz von etwa 150 m. Erfolgt die Messung in einem Bereich von z. B. 1 bis 10 A, so wird durch den zusätzlich im Messkreis entstehenden Spannungsfall (0,15 bis 1,5V) eine Verfälschung von 1 % bis 10 % und mehr entstehen, wenn die Betriebsspannung gering ist, kleiner 20 V. Beim Messen in Anlagen mit Spannungen über 110 V hat der Spannungsfall im Messkreis und den Messleitungen allerdings keinen Einfluss auf den Messwert des Stroms. Elektropraktiker, Berlin 59 (2005) 10 784 FÜR DIE PRAXIS Messen und Prüfen Fachausdrücke Messfehler, -abweichung, -genauigkeit, Genauigkeit. Bisher übliche Bezeichnung für die Differenz zwischen · dem vom Messgerät angezeigten Wert (Messwert) und · dem tatsächlichen Wert („richtiger Wert, Istwert“) der Messgröße. Messunsicherheit. Neu eingeführte Bezeichnung für die Angabe der Genauigkeit der Messung bzw. des Messwerts. (Ersetzt die oben angeführten Bezeichnungen Messfehler, Messabweichung usw.) Eigenunsicherheit (Eigenabweichung). Messunsicherheit (Messfehler) eines Messgeräts beim Betrieb unter Referenzbedingungen. Referenzbedingungen. Geeignete Menge festgelegter Werte und/oder Wertebereiche von Einflussgrößen, bei deren Vorhandensein die geringsten für das Messgerät angegebenen (festgelegten) Messunsicherheiten (Messfehler) gelten. Einflussgröße. Größe (Temperatur, Gebrauchslage, Versorgungsspannung usw.), die nicht Gegenstand der Messung des jeweiligen Messgeräts ist, deren Wert jedoch den Messwert (Messergebnis) der zu messenden Größe beeinflusst. Grenzwert der Messunsicherheit. Vorgegebener Wert der höchstens zulässigen Messunsicherheit des Messgeräts. Auflösung. Wert in Digit der letzten Stelle der Anzeige im ausgewählten Messbereich (Angabe z. B. in mV oder mA). Anzeigenumfang. Höchstmöglicher Anzeigewert des ausgewählten Messbereichs des MM. Isolierter Aufbau eines MM, dessen der Messkategorie zugeordnete Bemessungsspannung geringer ist, als die zwischen Messobjekt und Erde auftretende Spannung U a) isolierter Aufbau des MM b) isolierte Aufstellung des MM und der messenden Person Messobjekt Messobjekt a) b) 4.2 Mögliche Gefährdungen Die bezüglich des Messens wünschenswerten niedrigeren Werte des(der) Messkreiswiderstands/-impedanz führen allerdings bei · einer der möglichen Fehlbedienungen zu hohen Kurzschlussströmen und · damit häufig zu einer Zerstörung des MM sowie einer Gefährdung des Messenden. So tritt bei einem versehentlichen Anlegen des oben genannten Strommessbereichs an Teile mit einer Spannung von 230 V ein Kurzschlussstrom in der Größenordnung von 200 bis 1 000 A auf (230 V/ (0,15 + ZSch) auf. Dieser kann trotz der in wenigen ms erfolgenden Abschaltung durch den Überstromschutz der Anlage zu einer völligen Zerstörung des MM (Explosion), verbunden mit einer thermischen Überlastung (Verglühen) der Messleitungen führen. Um dies zu verhindern, werden · die Strommesskreise der MM entsprechend robust gestaltet (Dimensionieren der Leiterbahnen und Messleitungen) sowie · durch interne superflinke und strombegrenzende Gerätsicherungen geschützt, die eine der Messkategorie (CAT) entsprechende hohe Abschaltleistung aufweisen. Damit sichergestellt ist, dass diese Schutzmaßnahme bzw. diese Gerätesicherungen ordnungsgemäß vorhanden und den auftretenden Beanspruchungen gewachsen sind, müssen MM zur Anwendung kommen, die über den in der neuen Sicherheitsnorm [2] geforderten ausreichenden Überstromschutz verfügen [1]. Ein weiterer Grund für das bei der Spannungsmessung empfohlene Begrenzen ihrer Anwendung auf den Bereich der Messkategorie ist dadurch gegeben, dass · die in älteren MM (insbesondere AMM) sowie in Billiggeräten vorhandenen Sicherungen meist eine Abschaltleistung aufweisen, die den heutigen Netz-Kurzschlussleistungen nicht genügt, oder · diese Sicherungen mitunter sogar völlig fehlen und · die Messleitungen und internen Leiterbahnen dieser MM häufig nicht genügend dimensioniert sind. Literatur [1] Bödeker, K.; Kindermann, R.: Sicheres Messen mit Multimetern - Normgerechte Multimeter, ordnungsgemäßes Bedienen. Elektropraktiker, Berlin 59(2005)9, S. 702-705. [2] DIN EN 61 010-1 (VDE 0411 Teil 1) Sicherheitsbestimmungen für elektrische Mess-, Steuer-, Regel- und Laborgeräte; Teil 1: Allgemeine Anforderungen. [3] DIN EN 61 010-31 (VDE 0411 Teil 031) - ; Sicherheitsbestimmungen für handgehaltenes Messzubehör zum Messen und Prüfen Messen und Prüfen FÜR DIE PRAXIS Sicherheitshinweise Auftrennen eines Stromkreises. Bevor ein Stromkreis aufgetrennt wird, muss 100 %tig sicher sein, dass keine Folgen durch das Unterbrechen eines Stroms eintreten können. Es bestehen folgende Kontrollmöglichkeiten, die allerdings alle nur mehr oder weniger gut anwendbar und sicher sind: · Eindeutige Zuordnung z. B. einer geöffneten Schalteinrichtung zum Versorgungskreis. · Vormessungen mit der Strommesszange. · Feststellen der Spannungsfreiheit. Ein solches Auftrennen ist vom Prinzip her eine gefahrbringende Tätigkeit und muss daher beim Erarbeiten der Gefährdungsanalyse für Prüf-/Messarbeiten mit berücksichtigt werden. Es sind folgende Konsequenzen der kurzzeitigen Unterbrechung zu bedenken: · Der kurzzeitige Ausfall eines Außenleiters kann zur Abschaltung von Antrieben und damit zur Stillsetzung von Maschinen oder ganzen Anlagen führen. · Die Stillsetzung von Stromkreisen der analogen Messwertverarbeitung bewirkt das Auslösung von Warnungen oder Abschaltungen. · Eine Unterbrechung der Sekundärstromkreise von Stromwandlern kann Überschläge und in Extremfällen das Zünden von Lichtbögen bewirken. · Das Trennen von Schutz- oder Potentialausgleichleitern setzt Schutzmaßnahmen außer Kraft, kann Funkenbildung, Entzündung von brennbarem Material, Folgeunfälle durch Erschrecken und andere Auswirkungen zur Folge haben.

Autoren
  • K. Bödeker
  • R. Kindermann
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