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Messen und Prüfen | Elektrotechnik

Prüfung elektrischer Geräte nach DIN VDE 0701-0702 - Teil 4: Erläuterungen zu den Festlegungen der Norm

ep8/2008, 5 Seiten

Die beiden Normen zur Geräteprüfung [1][2] werden in einem Dokument [3] vereinigt. in diesem findet der Praktiker alle Vorgaben zur Prüfung elektrischer Geräte. Die vom Komitee K 211 verabschiedete Fassung liegt nun den Prüfern vor. In den bisher erschienenen Beiträgen [4][5][6] wurden die Festlegungen der neuen Norm behandelt. Im folgenden Beitrag geht es um den Abschnitt „Erläuterungen“ der Norm, in dem zu einigen wesentlichen Sachverhalten und ihren Hintergründen Stellung genommen wird.


Ersatz-Ableitstrommessung Die so genannte Ersatz-Ableitstrommessung ist kein spezieller Prüfgang, sondern ein Messverfahren. Sie dient zum Messen des Schutzleiterstroms (Bild b) oder des Berührungsstroms und ist eine Alternative zu den beiden anderen hier anwendbaren Messverfahren, der direkten oder der Differenzstrom-Messmethode (Bild a). Mit allen drei Verfahren wird der gleiche Ableitstrom des zu prüfenden Geräts gemessen. Es geht - um das nochmals deutlich zu sagen - nicht um das Messen eines „Ersatz-Ableitstroms“, sondern um das Messen des ganz normalen, echten Ableitstroms mit einer Ersatz-Schaltung (Bild b). Wer diese Messmethode anwendet, muss genau wissen, was sie nicht vollbringen kann. Sie anzuwenden ist zum Beispiel nicht zweckmäßig, wenn sich im zu prüfenden Gerät netzspannungsabhängige Schalteinrichtungen befinden. In diesem Fall werden nur die aktiven Teile des Eingangsbereichs erfasst (Bild b). Die im Betriebszustand hinter den Schalt- Elektropraktiker, Berlin 62 (2008) 8 704 FÜR DIE PRAXIS Messen und Prüfen Prüfung elektrischer Geräte nach DIN VDE 0701-0702 Teil 4: Erläuterungen zu den Festlegungen der Norm K. Bödeker, Berlin; R. Kindermann, Nürnberg Die beiden Normen zur Geräteprüfung [1][2] werden in einem Dokument [3] vereinigt. in diesem findet der Praktiker alle Vorgaben zur Prüfung elektrischer Geräte. Die vom Komitee K 211 verabschiedete Fassung liegt nun den Prüfern vor. In den bisher erschienenen Beiträgen [4][5][6] wurden die Festlegungen der neuen Norm behandelt. Im folgenden Beitrag geht es um den Abschnitt „Erläuterungen“ der Norm, in dem zu einigen wesentlichen Sachverhalten und ihren Hintergründen Stellung genommen wird. Autoren Dipl.-Ing. Klaus Bödeker ist freier Fachjournalist, Berlin; Robert Kindermann ist Mitarbeiter der Firma Gossen-Metrawatt, Nürnberg. Steckerstellung 1 L N 1,5 mA 2,5 mA 2,5 mA ISL ISL IAC IF = 2 mA Isolationsfehler Fehlerort „X“ würde beim Messen erfasst Steckerstellung 2 N L 1,5 mA 1,5 mA 1,5 mA ISL angezeigt wird Schutzleiterstrom ISL 2,5 mA 1,5 mA 1,5 mA = Ableitstrom IAC 1,5 mA = Ableitstrom IAC 2 mA + Fehlerstrom IF ISL IAC (geometrische Addition) 2 IAC L N 1,5 mA 3,6 angezeigt wird: Schutzleiterstrom ISL = Ableitströme beider Beschaltungen (2 x 1,5 mA = 3 mA) + Fehlerstrom IF (2 mA) 3,6 mA ISL ISL (geometrische Addition) Bitte beachten Sie: 3 Messungen des Schutzleiterstroms am selben Gerät erbringen 3 verschiedene Messwerte, die alle richtig sind IF = 2 mA Isolationsfehler Fehlerort „X“ wird beim Messen nicht erfasst Vergleich der Messung des Schutzleiterstroms mit der Differenzstrom- oder der Ersatz-Ableitstrom-Messmethode an einem Prüfling mit einer EMV-Beschaltung und einem Isolationsfehler in einem der beiden aktiven Leiter PG Prüfgerät, PL Prüfling (Achtung!: Die Ströme müssen unter Beachtung ihrer Phasenverschiebung addiert werden) a)Messen mit der Differenzstrom-Messmethode in beiden Stellungen des Steckers des zu prüfenden Geräts. Bei der links dargestellten Polarität der Anschlüsse wird die geometrische Summe des Ableitstroms eines Beschaltungskondensators (1,5 mA) und des Fehlerstroms (2 mA) angezeigt ISL 2,5 mA Der Fehlerstrom wird auch mit erfasst, wenn die Fehlerstelle hinter dem Schaltelement liegt. Bei geänderter Polarität (Steckerstellung) fließt kein Fehlerstrom, angezeigt wird ISL 1,5 mA Da die beiden Messergebnisse unterschiedlich sind, ist zu erkennen, dass ein Fehlerstrom (Isolationsfehler) vorhanden ist. b)Messen mit der Ersatz-Ableitstrom-Messmethode. Angezeigt wird die geometrische Summe der beiden Ableitströme (2 x 1,5 mA) und des Fehlerstroms (2 mA) ISL 3,6 mA Es ist nicht zu erkennen, ob der gemessene Strom einen Fehlerstromanteil enthält. Der Fehlerstrom wird nicht erfasst, wenn die Fehlerstelle hinter dem Schaltelement liegt. Es wird ein zu hoher (3,6 mA) Schutzleiterstrom angezeigt. Im Normalbetrieb (Bild 1a, Steckerstellung 1) fließt lediglich ein Schutzleiterstrom von 2,5 mA. Zu berücksichtigen ist, dass bei dieser Schaltung der zweifache Ableitstrom fließt und mit gemessen wird. elementen entstehenden Ableit- oder Fehlerströme (Fehlerort „X“ im Bild b) gehen im Gegensatz zu den anderen Messmethoden (Bild a, Steckerstellung 1) nicht mit in das Messergebnis ein. Sie ist daher, wie es in der Norm ausgedrückt wird, nur dann anzuwenden, · „ ... wenn sich in dem zu prüfenden Gerät keine netzspannungsabhängigen Schalteinrichtungen befinden ...“ und außerdem die Ausnahme unter Abschnitt 5.4 Anmerkung 3 nicht in Anspruch genommen worden ist, also · „ ... zuvor eine Isolationswiderstandsmessung mit positivem Ergebnis durchgeführt wurde.“ Nachteilig ist auch, dass bei elektrischen Geräten mit einer EMV-Beschaltung nicht sicher festgestellt werden kann, ob der gemessene Schutzleiterstrom nur die Ableitströme der beiden Beschaltungen oder auch einen Fehlerstromanteil enthält (Bild b). Im Gegensatz dazu lässt sich dies bei den anderen Messschaltungen ermitteln (Bild a), indem ein Vergleich der beiden, jeweils mit unterschiedlicher Steckerstellung (Polarität) erzielten Messungen vorgenommen wird. Genutzt werden kann das Messen mit seiner Ersatz-Schaltung z. B., wenn · eine Trennung des Messkreises vom Versorgungsnetz erreicht werden soll oder · sich im zu prüfenden Gerät keine netzspannungsabhängige Schalteinrichtungen befindet oder · beim Ermitteln der Ableit-/Fehlerströme eines Drehstromgeräts, da sich diese infolge ihrer Phasenlage bei den anderen beiden Messmethoden zu Null addieren [7]. In der Norm festgelegte Grenzwerte Die in der Norm angegebenen Grenzwerte für die Ableitströme und den Isolationswiderstand sind, ihr Name sagt es, die Grenze zwischen den Messwertebereichen · gut, das heißt bestanden, und · schlecht, somit also nicht bestanden. Für den Schutzleiterstrom ist dieser Zusammenhang im Bild dargestellt. Damit scheint alles klar zu sein. Die Prüflinge werden entsprechend bewertet und freigegeben (Messwert ISL 3,5 mA) oder nicht freigegeben (Messwert ISL > 3,5 mA). 2.1 Bewertung der Grenzwerte Diese schöne einfache Regel hat aber ihre Tücken. Zu bedenken ist: · Ein „geringer“ nach Norm zulässiger „noch nicht gefährlicher“ Schutzleiterstromwert 3,5 mA kann auch Anzeichen eines Isolationsfehlers sein, der sich schon morgen zum Totalausfall entwickeln und Gefahr hervorrufen kann. · Ein „hoher“ und damit eigentlich nach Norm nicht zulässiger „gefährlicher“ Wert des Schutzleiterstroms von mehr als 3,5 mA, kann sich durch eine betriebsmäßige EMV-Beschaltung ergeben Was nun? Konsequent den Wortlaut der Norm anwenden und die 3,5 mA als Scharfrichter betrachten? Bisher wurde so verfahren, das damit verbundene Risiko, defekte Geräte, d.h. solche mit einem Isolationsfehler und einem Schutzleiterstrom im Bereich zwischen 0 mA und 3,5 mA, freizugeben, war offensichtlich zu verkraften. Ebenso wurden sicherlich einwandfreie Geräte, deren betriebsmäßige Beschaltung einen Schutzleiterstrom ISL > 3,5 mA verursacht haben, kurzerhand ausgesondert. Wer sich über das richtige Verhalten vergewissern wollte, bekam vom Komitee K 211 oder einer anderen fachlich orientierten Institution eine helfende Antwort. Nunmehr aber, angesichts der EMV-Beschaltungen (Bild ) mit Ableitströmen zwischen wenigen mA und einigen A, hat sich für viele Prüfer elektrischer Erzeugnisse eine schwer überschaubare Situation ergeben. Jeder für das Prüfen Verantwortliche muss sich bewusst machen, dass es bei den Grenzwerten in erster Linie um das Bewerten der vorhandenen Gefährdung für den Anwender des Geräts geht (Bild ). Der als „biologischer“ Grenzwert vorgegebene Wert 3,5 mA für den Schutzleiterstrom [8][9], der bei einem Elektropraktiker, Berlin 62 (2008) 8 Die neue Generation der Typ I, II und III Ableiter - vielseitig wie ihre Anwendungen Der Pfiff liegt im Detail 180° drehbar mit integriertem Fernmeldekontakt Multikontaktklemmen schmale Baugröße vielfältige Markierungsmöglichkeit www.weidmueller.com DONNER WETTER! DIE NEUEN ÜBERSPANNUNGSSCHUTZ-GERÄTE 0 0,5 3,5 10 mA Strom ist schon spürbar, Unbehagen, Schreck Beginn der Verkrampfung, Loslassen noch möglich Verkrampfung, Loslassen nicht mehr möglich Gesundheitsschäden Reaktionen des Menschen bei einer Durchströmung (bis in den Ampere-Bereich) mögliche Werte von betriebsmäßigen Ableitströmen der Beschaltungen und damit des Schutzleiterstroms eines elektrischen Geräts zulässigen Werte unzulässigen Werte Bereich der nach DIN VDE 0701-0702 für den Schutzleiterstrom eines elektrischen Geräts Bereich der nach DIN VDE 0701-0702 für den Schutzleiterstrom eines elektrischen Geräts Körperstrom Reaktionen des Menschen bei einer Durchströmung (Körperstrom) - dargestellt sind die Gründe, die zum Festlegen des Grenzwerts 3,5 mA für den Schutzleiterstrom führten Schutzleiterbruch ([4] Bild 1) zum Körperstrom werden kann, trennt die genannten Bereiche hinsichtlich der Merkmale, · es ist (noch) keine unmittelbare Gefährdung vorhanden (ISL 3,5 mA) und · es ist eine unmittelbare Gefährdung vorhanden (ISL > 3,5 mA). Es ist nicht so, dass der Grenzwert die Messergebnisse bzw. die Prüflinge konkret einteilt in die Bereiche · Isolationsfehler vorhanden und · Isolationsfehler nicht vorhanden. 2.2 Bewertung der Messergebnisse Jeder kleinste und jeder größere Schutzleiterstrom kann Anzeichen eines Isolationsfehlers sein. Das heißt, der Prüfer darf beim Messen des Schutzleiterstroms nicht nur das Einhalten des Grenzwerts 3,5 mA bewerten. Erstens sollte er außerdem bei allen Messungen, die einen „zulässigen“ Messwert über Null bis zum Grenzwert 3,5 mA erbringen, nach dessen Ursachen fragen und dann entscheiden, · ob ein Isolationsfehler vorliegt und eine Instandsetzung erforderlich ist oder · ob der Schutzleiterstrom konstruktiv begründet ist (z. B. Beschaltung) und das Gerät daher freigegeben werden kann. Zweitens sollte er auch bei allen Messungen, die einen „unzulässigen“ Messwert > 3,5 mA erbringen nach den Ursachen fragen und dann entscheiden, · ob ein Isolationsfehler vorliegt und eine Instandsetzung erforderlich ist oder · ob der Schutzleiterstrom konstruktiv/betriebsmäßig begründet ist (z. B. durch Beschaltung) und das Gerät somit freigegeben werden kann. Zu kontrollieren ist weiterhin, ob bei Schutzleiterströmen über 3,5 mA an dem zu prüfenden Gerät die für solche Fälle gedachten Maßnahmen (Tafel ) vorhanden sind. Wichtig ist für den Prüfer, dass er bei diesem Bewerten eines Geräts mit einem hohen Schutzleiterstrom von folgenden feststehenden Voraussetzungen ausgehen kann: · Die Verantwortung für die konstruktive Gestaltung, für die Sicherheit des Geräts - und damit auch für den Wert des im Originalzustand vorhandenen Schutzleiterstroms - liegt bei dessen Hersteller, den für die Produktnorm zuständigen Fachleuten bzw. der Prüfstelle, die ein GS-Zeichen erteilt hat. · Durch eine Wiederholungsprüfung nach DIN VDE 0701-0702 ist festzustellen, ob sich das Gerät noch in diesem ordnungsgemäßen, seiner Produktnorm entsprechenden (Original-) Zustand befindet. Wenn dies gegeben ist, hat das Gerät die Prüfung bestanden, auch wenn sein Schutzleiterstrom den Grenzwert der Norm DIN VDE 0701-0702 überschreitet und die zusätzlichen Maßnahmen (Tafel ) nicht vorhanden sind. In diesem Fall sollte der Prüfer aber den Betreiber informieren. Dieser ist ja für die Sicherheit seiner Mitarbeiter verantwortlich und hat zu entscheiden [10], ob und wie er sein Gerät weiterhin betreibt oder ändert oder aussondert. Dieser Zusammenhang ist einer der wesentlichen Gründe, der das Normenkomitee zu der Festlegung bewogen hat: „Das Prüfen nach Instandsetzung, Änderung elektrischer Geräte ist durch eine Elektrofachkraft vorzunehmen. Wiederholungsprüfungen sind durch Elektrofachkräfte oder von elektrotechnisch unterwiesenen Personen unter Leitung und Aufsicht einer Elektrofachkraft durchzuführen.“ [3]. Notwendig ist somit, dass der Prüfer weiß, · ob im Prüfling eine EMV-Beschaltung vorhanden ist und · welchen Ableitstrom diese verursacht [3]. Nur dann kann er richtig über „bestanden“ oder „nicht bestanden“ befinden. 2.3 Berücksichtigen der EMV-Beschaltung Der Wert des durch eine EMV-Beschaltung verursachten Ableitstroms wird in der Dokumentation des Erzeugnisses nur selten genannt. Oftmals kennt der Hersteller ihn selbst nicht. Es bleibt dem Prüfer dann nichts anders übrig, als sich diesen Kennwert „Ableitstrom der EMV-Beschaltung“ selbst zu beschaffen. Am besten ist, · die dazu nötige Messung bei der Erstprüfung (Eingangsprüfung) vorzunehmen, zu diesem Zeitpunkt ist das betreffende Gerät noch „jungfräulich“, es hat sehr wahrscheinlich noch keinen Defekt und daher keinen das Messergebnis beeinflussenden Fehlerstrom, oder · die bei gleichen oder gleichartigen Geräten gemessenen Schutzleiterströme zum Vergleich zu verwenden. Dass dieses Problem aufgetaucht ist und den Prüfern zunehmend Schwierigkeiten bereitet, ist nicht den Normen anzulasten. Die Weiterentwicklung der Technik hat zur Folge, dass früher festgelegte Sicherheitsvorgaben sowie die Vorgabe bestimmter Schutzmaßnahmen nunmehr erneut zu bedenken sind (Tafel ). In ähnlicher Weise kann auch über die anderen Grenzwerte nachgedacht werden. So kommt ja auch ein nach der Norm [3] zulässiger geringer Berührungsstrom von z. B. 0,1mA nicht aus heiterem Himmel, sondern signalisiert: „Achtung! Abweichung vom normalen Zustand“. Auch hier hat der Prüfer zu überlegen, welche Ursache (Nässe, Schmutz, Defekt) dieser „ungefährliche“ Berührungsstrom hat. Es muss eingestanden werden, dass die in der Norm [3] angegebenen Grenzwerte und die Vorgaben für ein fachgerechtes Bewerten der Messwerte den prüfenden Praktiker nicht be-Elektropraktiker, Berlin 62 (2008) 8 706 FÜR DIE PRAXIS Messen und Prüfen Tafel Beispiele für mögliche zusätzliche Maßnahmen bei Erzeugnissen mit hohen Schutzleiterströmen (Quellen: DIN VDE 0100-510, DIN VDE 0140-1, DIN VDE 0160, DIN VDE 0805-1) Der Hersteller hat zu entscheiden, welche dieser Maßnahmen anzuwenden sind, um ein sicheres Erzeugnis „in den Verkehr zu bringen“. Der Betreiber hat zu entscheiden, ob ihm die vorhandenen Maßnahmen genügen oder was zu tun ist, um die Sicherheit für seine Mitarbeiter zu gewährleisten. Der Prüfer hat festzustellen, welcher Schutzleiterstrom fließt und vorzuschlagen, ob - nach seiner Ansicht - vom Betreiber andere/weitere/zusätzliche Maßnahmen getroffen werden sollten. Schutzleiterstrom Maßnahmen am Erzeugnis 3,5 mA Schutzleiter und Schutzkontaktstecker für die Schutzmaßnahmen nach DIN VDE 0140-1 [8] > 3,5 mA bis 10 mA Einsatz von CEE-Steckvorrichtungen oder verstärkter Schutzleiter oder zweiter Schutzleiter oder fester Anschluss > 10 mA fester Anschluss oder verstärkter Schutzleiter, Kennzeichnung: „Achtung, erhöhter Schutzleiterstrom“ Tafel Prüfgänge der Wiederholungsprüfung eines mit der Anlage verbundenen Geräts Prüfgang Prüfung des Geräts a) nach DIN VDE b) nach DIN VDE c) nach DIN VDE 0105-100 in Ver- 0701-0702 am 0701-0702 zur Wiebindung mit dem mit der Anlage ver- derholungsprüfung Prüfen der Anlage bundenen Gerät und vor der erneuten Inbetriebnahme Besichtigen ja ja ja aber möglicherweise aber möglicherweise mit Einschränkungen mit Einschränkungen Isolationswider- ja ja ja standsmessung aber möglicherweise mit viel Aufwand Schutzleiterstrom- nein nein ja messung Messung eventuell aber Messung eventuell aber in einer der Polaritäten in einer der Polaritäten möglich möglich Berührungsstrom- ja ja ja messung aber möglicherweise aber möglicherweise mit Einschränkungen mit Einschränkungen und nur in einer der und nur in einer der Polaritäten Polaritäten Funktionsprüfung ja ja ja friedigen können. Das Normenkomitee bemüht sich darum, diese Situation zu verbessern. Prüfung fest angeschlossener Geräte Ein ortsfest angeordnetes und fest an die elektrische Anlage angeschlossenes Gerät darf nun auch nach dieser Norm geprüft werden. Diese Festlegung ist eigentlich überflüssig, da nach DIN VDE 0701-0702 [3] (Tafel c) mehr Prüfgänge verlangt werden, als sie nach DIN VDE 0105-100 [12] (Tafel a) für das Prüfen eines Betriebsmittels erforderlich sind. Das Anwenden zusätzlicher Prüfgänge ist keinem Prüfer verboten. Deutlich wird aber damit: Wer ein Betriebsmittel (Gerät) nach DIN VDE 0701-0702 prüft, erfüllt damit auch die Vorgaben von DIN VDE 0105-100 für die Wiederholungsprüfung. Außerdem ist diese Verfahrensweise interessant, da von ihr auch beim Prüfen steckbarer, ständig am gleichen Ort eingesetzten Geräten Gebrauch gemacht werden kann, wenn deren Steckverbindung nicht oder schwer zugänglich ist (Kühlschränke, Dunsthauben u.ä.). Besteht ein solches Gerät die Prüfung nach DIN VDE 0701-0702 (Tafel b) · kann es als sicher gelten, so lange es mit der Anlage verbunden ist, und · muss es nach einer späteren Trennung von der Anlage und vor der Wiederverwendung erneut bzw. ergänzend geprüft werden (Tafel c, [10]. Wird in dieser Weise geprüft, so müssen die Betreiber dieser Geräte vom Prüfer im Zusammenhang mit der Prüfdokumentation entsprechend informiert werden. Vorgaben in den Normen zu den Prüffristen In einer Norm Prüffristen anzugeben, das wäre grundfalsch. Nur der Betreiber kennt das zu prüfende Gerät, nur er weiß, wie es beschaffen ist und beansprucht wird. Nur er kann somit einschätzen, wie lange es unter den von ihm zu gewährleistenden Arbeits- und Umgebungsbedingungen höchstwahrscheinlich fehlerfrei bleiben wird [11] [13]. Die Normensetzer sind zu einer fundierten Aussage für einzelne Geräte nicht in der Lage und auch nicht dazu berechtigt [10]. Mit einer solchen Prüffristentabelle würde dem Prüfer vorgegaukelt werden, andere wissen besser über die von ihm zu prüfenden Geräte Bescheid als er und könnten ihm die Verantwortung abnehmen. Obwohl dieses nicht in der Norm festgelegt ist, wird dem Prüfer von den Autoren geraten, in der Prüfdokumentation den Termin der nächsten Prüfung vorzugeben. Er sollte kein von ihm geprüftes Gerät freigeben, ohne dabei zu wissen, zu bedenken, einzuschätzen, wie lange es noch sicher funktionieren wird. Die Freigabe und das Angeben des nächsten Prüftermins des Prüflings sind - nach Ansicht der Autoren - untrennbar gekoppelt. Anforderungen an den Prüfenden Wer als „verantwortlicher Prüfer“ - als „zum Prüfen elektrischer Geräte befähigte Person“ [10] - eingesetzt wird und die Festlegungen der Norm DIN VDE 0701-0702 umzusetzen hat, der muss über viel Fach-Kompetenz verfügen. Kurz gesagt, er sollte eine umfassend informierte, richtige Elektrofachkraft sein. Eine solide fachliche Ausbildung, erhebliche Erfahrungen beim Prüfen und die Kenntnis des aktuellen prüftechnischen Geschehens gehören dazu. Erinnern wir uns an die gute alte Zeit (VBG 4) als gesagt wurde, „Für das Prüfen ist die beste Elektrofachkraft gerade gut genug“. Nun wird aber ein erheblicher Teil der elektrischen Geräte - wenn überhaupt - von elektrisch unterwiesenen Personen geprüft. Und wenn wir sie nicht hätten, diese EUPs, dann sähe es schlimm aus mit dem Prüfen der Geräte. Insbesondere wegen der EUPs als auch wegen der vielen unerfahrenen Elektrofachkräfte muss überlegt werden, wie wir die Norm noch prüferfreundlicher gestalten. Das ist nicht nur schwierig, sondern in Anbetracht der dabei zu beachtenden fachlichen und rechtlichen Belange eigentlich unmöglich. Aus dem genannten Grund machen wir in Tafel den Vorschlag einer Prüfanweisung für die elektrotechnisch unterwiesene Person (EUP). · Links in der Tafel stehen die Normenvorgaben, etwas handlicher, als das in der Norm sein kann. Sie sind die Prüfanweisung für die EUP. · Rechts stehen die nächsten Schritte zur Auswahl, die von einer EUP gegangen werden sollten - Erinnerung, Aufforderung, Hilfestellung. Und das gegebenenfalls auch mit dem deutlichen Hinweis: „Diese Entscheidung überfordert eine EUP sehr wahrscheinlich, jetzt muss der erfahrene Prüfer gefragt werden“. Wichtig ist, die EUPs besser auf das Prüfen vorzubereiten und in den Seminaren ganz gezielt zu einer „EUP zum Prüfen elektrischer Geräte“ auszubilden. Es sollte auch eine speziell für sie geeignete Literatur zum Prüfen, eine allgemeingültige und EUP-gerechte Prüfanweisung geben. Dass für jede EUP eine Elektrofachkraft - auf Abruf - zur Verfügung stehen muss, sollte allen Arbeitgebern, Unternehmern, Chefs usw. von den Berufsgenossenschaften deutlich gesagt und eine entsprechende Aufforderung an sie ausgesprochen werden. Elektropraktiker, Berlin 62 (2008) 8 Für mehr Sicherheit Flexible Kommunikationslösung: clino System 99 protect Leistungsfähige Funktionen und vandalismusgeschützte Komponenten sorgen für eine optimale Kommunikation in Justizvollzugsanstalten, forensischen Kliniken und anderen Bereichen mit besonderem Schutzbedarf. clino System 99 protect gewährleistet als modulares Konzept hohe Flexibilität für bedarfsorientierte Lösungen. Das System basiert auf dem bewährten clino System 99 und erfüllt die Anforderungen der DIN VDE 0834. Mehr über clino System 99 protect erfahren Sie unter www.ackermann-clino.de. Novar Gmb H a Honeywell Company Dieselstraße 2 · D-41469 Neuss Fon: +49 (0) 21 37/17-0 (Verwaltung) Fon: +49 (0) 21 37/17-600 (Kundenbetreuungscenter) Fax: +49 (0) 21 37/17-286 www.ackermann-clino.de · info@ackermann-clino.de © 2008 Honeywell International Inc. Alle Rechte vorbehalten. Elektropraktiker, Berlin 62 (2008) 8 708 Prüfgeräte mit einer Grün/Rot-Anzeige Sie haben in den letzten Jahrzehnten gute Dienste geleistet, die Veteranen der Prüftechnik. Heute, wo sogar schon die Nachttischlampen nur Dank elektronischer Bauelemente leuchten können, sind sie leider nicht mehr brauchbar. Und auch wenn sie nun neuerdings in der Lage sind, die Ableitströme zu messen, so sollten diese Geräte für eine Prüfung nach DIN VDE 0701-0702 nicht mehr eingesetzt werden. Der Prüfer muss heute wissen, · welchen Wert der Berührungsstrom oder der Schutzleiterstrom eines Geräts hat, · ob es Unterschiede zwischen den an verschiedenen Messpunkten auftretenden Messwerten gibt. Ein Prüfgerät, dass z. B. den Isolationswiderstand von - 1,001 M und - > 9,99 M gleichermaßen mit „Grün“ bewertet, bietet ihm keine ausreichende Information. Ein Prüfer kann nur dann fachgerecht über den Zustand eines elektrischen Geräts urteilen, wenn ihm das Prüfgerät die Messwerte zur Verfügung stellt. Einem Ja/Nein- oder Grün/ Rot-Prüfgerät die Wiederholungsprüfung und damit die Entscheidung über die Sicherheit des Geräts bzw. der mit diesem arbeitenden Menschen zu überlassen, das wäre fahrlässig. Denkbar wäre, dass diese Ja/Nein-Geräte noch für zusätzliche Zwischenkontrollen von einfachen Geräten der Schutzklasse I verwendet werden, bei denen infolge der groben Arbeitsbedingungen Schutzleiterfehler wahrscheinlich sind. Prüfung nach der Instandsetzung Alle bisher genannten Bemerkungen zu den Prüfungen gelten auch für die nach einer Instandsetzung von elektrischen Geräten notwendige Prüfung. Zu beachten ist allerdings, dass bei der dann folgenden Prüfung auch einige Besonderheiten zu beachten sind. Praxisgerechte und verständliche Normen Auf der Normenkonferenz des DIN im April 2008 [15] wurde u. a. gefordert, dass · alle Normen von Ballast befreit und · verständlicher, in einem besseren Deutsch, geschrieben werden. Auf dieser Konferenz wurde übrigens auch mit Nachdruck verlangt - und auch hoch und heilig versprochen -, dass künftig die Mitarbeit der Praktiker beim Entstehen der Normen gesichert wird. Was die Norm DIN VDE 0701-0702 betrifft, so sind die Autoren - beide aktiv im Komitee K 211 der DKE - daran interessiert, alle Meinungen, Hinweise, Fragen und Kritiken der Elektropraktiker zu erfahren. Wir werden diese zusammenfassen, vielleicht hier im Elektropraktiker und mit anderen Fachkollegen diskutieren und dann unserem Komitee K 211 zur Beratung vorlegen. Literatur [1] DIN VDE 0701-1:2000-09 Instandsetzung; Änderung und Prüfung elektrischer Geräte; Allgemeine Anforderungen. [2] DIN VDE 0702:2004-06 (Entwurf Dezember 2007) Wiederholungsprüfungen an elektrischen Geräten. [3] DIN VDE 0701-0702:2008-06 Prüfung nach Instandsetzung, Änderung elektrischer Geräte - Wiederholungsprüfung elektrischer Geräte - Allgemeine Anforderungen für die elektrische Sicherheit. [4] Bödeker, K.; Kindermann, R.: Prüfung elektrischer Geräte nach DIN VDE 0701-0702 - Teil 1: Vorhergehende Normen, allgemeine Forderungen. Elektropraktiker, Berlin 62(2008)5, S. 438-441. [5] Bödeker, K.; Kindermann, R.: Prüfung elektrischer Geräte nach DIN VDE 0701-0702 - Teil 2: Besichtigen des Prüflings, durchzuführende Messungen. Elektropraktiker, Berlin 62(2008)6, S. 536-539. [6] Bödeker, K.; Kindermann, R.: Prüfung elektrischer Geräte nach DIN VDE 0701-0702 - Teil 3: Erproben des Prüflings, Dokumentation. Elektropraktiker, Berlin 62(2008)7, S. 619-621. [7] Bödeker K.: Prüfung ortsfester und ortsveränderlicher Geräte (6. Auflage). Berlin: Huss Medien Gmb H 2008. [8] DIN VDE 0140-1:2007-03 Schutz gegen elektrischen Schlag; Gemeinsame Anforderungen für elektrische Anlagen und Betriebsmittel. [9] DIN VDE 0140-479:2007-05 Wirkung des elektrischen Stroms auf Menschen und Nutztiere; Allgemeine Aspekte. [10] Betriebssicherheitsverordnung vom 27. September 2002 (BGBl. I S. 3777), zuletzt geändert durch Artikel 5 der Verordnung vom 6. März 2007 (BGBl. I S. 261). [11] Bödeker K., Kindermann, R.: Wiederholungsprüfung nach DIN VDE 0702. Elektropraktiker-Sonderheft „Messen und Prüfen elektrischer Anlagen und Betriebsmittel“. Berlin: Huss-Medien Gmb H 2007. [12] DIN VDE 0105-100:2005-06 Betrieb von elektrischen Anlagen. [13] Neumann, T.: Organisation der Prüfung von Arbeitsmitteln. VDE-Schriftenreihe - Normen verständlich Band 120. Berlin/Offenbach: vde verlag 2006. [14] Durchführungsbestimmungen zur Unfallverhütungsvorschrift VBG 4 „Elektrische Anlagen und Betriebsmittel“ (heute BGV A3). [15] Tagungsbericht der Mittelstandskonferenz „Erfolgsfaktor Normung“ am 7. und 8 April 2008 in Berlin. Tagungsdokumentation des BMWi Abt. Öffentlichkeitsarbeit vom April 2008. Tafel Vorschlag einer Prüfanweisung für eine elektrotechnisch unterwiesene Person (EUP) zum Bewerten der Ergebnisse einer Messung des Schutzleiterstroms ISL eines elektrischen Geräts Voraussetzungen für das Prüfen durch eine EUP: · Es muss bekannt sein, ob das Gerät eine EMV-Beschaltung enthält oder nicht. · Bei Geräten mit einer EMV-Beschaltung muss deren Ableitstrom bekannt sein. · Bei Geräten mit besonderen Schutzmaßnahmen (CEE-Stecker, zweiter Schutzleiter usw.) muss der Prüfer über deren Gestaltung/Funktion informiert sein/werden. Geräte ohne EMV-Beschaltung Messergebnisse des Entscheidung nötige Aktivität Bemerkung Schutzleiterstroms durch die EUP ISL 0 mA bestanden Prüfmarke, Prüftermin Freigabe ISL> 0 mA bis 3,5 mA nicht bestanden Vorschlag ob keine Freigabe, Instandsetzung, Information des Kennzeichnung Betreibers ISL> 3,5 mA bis 10 mA nicht bestanden Forderung der keine Freigabe, Instandsetzung oder Entscheidung durch Aussonderung, die Elektrofachkraft Kennzeichnung, der über weitere ISL > 10 mA nicht bestanden Benutzung entziehen, Verfahrensweise, Elektrofachkraft Information des informieren Betreibers Geräte mit EMV-Beschaltung ISL bis 3,5 mA Messwert = Wert der bei nicht bestanden bei nicht bestanden Vorgabe? möglichst Ursache Entscheidung durch ja: bestanden klären Elektrofachkraft nein: nicht bestanden unterschiedliche möglichst Ursache sehr wahrscheinlich Messwerte in beiden klären Isolationsfehler Steckerstellungen: nicht bestanden ISL > 3,5 mA bis 10 mA Messwert = Wert der im Zweifelsfall Entscheidung durch Vorgabe? Information der die Elektrofachkraft und Elektrofachkraft besondere Maßnahmen vorhanden? ja: bestanden bei nicht bestanden nein: nicht bestanden zur Instandsetzung ISL über 10 mA EUP: keine Information der Entscheidung durch Elektrofachkraft die Elektrofachkraft Hinweise für den Prüfer: · Messung jeweils in beiden Steckerstellungen · bei Geräten ohne Beschaltung deuten alle Messwerte über 0 mA auf einen Isolationsfehler · bei Geräten mit Beschaltung deuten unterschiedliche Messwerte in beiden Steckerstellungen auf einen Isolationsfehler FÜR DIE PRAXIS Messen und Prüfen

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  • K. Bödeker
  • R. Kindermann
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