Elektrotechnik
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Installationstechnik
Leitungsverlegung im Fußboden
ep11/2004, 1 Seite
Elektropraktiker, Berlin 58 (2004) 11 872 LESERANFRAGEN LESERANFRAGEN Leitungsverlegung im Fußboden ? Bei der Elektroinstallation in Wohnungen haben wir, um Schlitzarbeiten einzusparen, die Leitungen der Steckdosenbrücken nicht horizontal innerhalb der unteren Installationszone (30 cm) von Steckdose zu Steckdose verlegt, sondern von der Steckdose senkrecht nach unten auf den Fußboden, dann über den Fußboden bis unterhalb der nächsten Steckdose, und wieder senkrecht nach oben in die Steckdose. Bei den nachfolgenden hintereinander liegenden Steckdosen wurde genauso verfahren. 1.Ist diese Form der Installationsart erlaubt? 2.Muss die Leitung (NYM-J 3 x 1,5 mm2) auf dem Rohfußboden zwischen Beton und der Dämmung des Estrichs (Styropor) zusätzlich mechanisch durch ein entsprechendes Rohr geschützt werden? ! Das Verlegen von Leitungen auf dem Rohfußboden ist eine zulässige und durchaus übliche Methode, die ganz allgemein der Unterflurinstallation zuzuordnen ist. Es ist aber zu beachten, dass bei der Installation in Wohnungen DIN 18 015 als spezielle Norm des Bauwesens berücksichtigt werden muss. Sie besteht aus drei Teilen [1][2][3] und sieht diese Ausführung nicht vor. Nach [3] müssen Sie die Leitungen in der unteren horizontalen Installationszone in der Wand anordnen, was Sie ja gerade vermeiden wollen. Da es sich bei dieser Norm nicht um eine Sicherheitsnorm für elektrische Anlagen handelt, können Sie hiervon ohne Beeinträchtigung der Elektrosicherheit abweichen, wenn Ihr Auftraggeber nicht auf Einhaltung der Festlegungen in [3] besteht. Um unliebsamen Streitereien aus dem Weg zu gehen, sollten Sie vor einer Ausführung die Zustimmung des Auftraggebers einholen. Maßgebende Sicherheitsnorm für die Errichtung von Kabel- und Leitungssystemen ist DIN VDE 0100-520 [4]. Das Verlegen von Mantelleitungen NYM auf der Rohdecke steht dazu nicht im Widerspruch. Dieser Leitungstyp kann sowohl im als auch ohne Rohr auf der Rohdecke erfolgen. Gemäß Abschnitt 522.6.1 in [4] muss das Verlegen so vorgenommen werden, dass der „Schaden, der durch mechanische Beanspruchung, (z. B. durch Schlag, Eindringen oder Druck) während der Errichtung, Nutzung und Instandhaltung verursacht wird, auf ein Minimum reduziert wird“. Da solche Schäden immer eintreten können und in nicht wenigen Fällen auch entstanden sind und deren Beseitigung mit erheblichen Aufwendungen vor allem für Bauarbeiten verbunden sein kann, ist das Verlegen in Installationsrohren mit mittlerer Druck- und Schlagbeanspruchung (jeweils Klasse 3 nach DIN 50 086 Teil1) zu empfehlen [5]. Außerdem ist zu empfehlen, den Leitungsweg im Fußboden in den Installationsplan einzutragen und diesen der Übergabedokumentation beizufügen. Literatur [1] DIN 18015 Teil 1 Elektrische Anlagen in Wohngebäuden; Planungsgrundlagen. [2] DIN 18015 Teil 2 -; Art und Umfang der Mindestausstattung. [3] DIN 18015 Teil 3 -; Leitungsführung und Anordnung der Betriebsmittel. [4] DIN VDE 0100-520:2003-06 Errichten von Starkstromanlagen mit Nennspannungen bis 1000 V; Teil 5: Auswahl und Errichtung elektrischer Betriebsmittel; Kapitel 52: Kabel- und Leitungssysteme (-anlagen). [5] Senkbeil, H.: Probleme bei der Leitungsverlegung in Fußböden und Decken. Elektropraktiker, Berlin 53(1999)11, S. 1024-1028. H. Senkbeil Auswahl von Kabeln für Tankstellen ? Wir sind beauftragt mit der Umsetzung einer Tankstellen-Einrichtung, deren Kabel ölbeständig sein sollen. Da nur die Abrechnungsstelle mit deren Elektroverteilung an eine andere Stelle kommt, sind die vorhandenen Kabel lediglich zu verlängern. Uns ist nicht klar, ob die zusätzlichen Kabellängen ebenfalls besonderen Anforderungen genügen müssen oder ob ein normales Kabel vom Typ NYY-J ausreichend ist? ! Vor solchen Entscheidungen steht man nicht nur bei der elektrischen Ausrüstung von Tankstellen. Die Auswahl von Kabeln oder Leitungen unter der Annahme, dass aggressive Flüssigkeiten einwirken können, mutet zunächst an wie eine Gleichung mit mehreren Unbekannten. In den Unternehmensbereichen Chemie und Mineralöle haben die Betriebe ihre Auswahl intern festgelegt und bestehen z. B. auf Metallmantelkabel. Allgemeingültige Normen sind aber dafür nicht bekannt. Ohne genaue Kenntnis der fraglichen Chemikalien und ihrer schädigenden Eigenschaften [1], den örtlichen Stellen einer möglichen Beeinflussung und ihres Auftretens kommt man nicht zum Ergebnis. Speziell bei Tankstellen sind weitere Einflüsse zu bedenken wie Größe, darauf bezogene Forderung des Baurechts, Verwendungszweck, tanktechnische Ausrüstung. Elektrofachkräfte kennen sich normalerweise weder in der Aggressivität chemischer Stoffe hinreichend aus noch sind sie Werkstoffspezialisten. Sie müssen sich darauf verlassen können, dass ihnen der Auftraggeber Unterlagen übergibt, die klare Angaben für eine sachgerechte Materialauswahl enthalten, entweder · zu den geforderten Kabel- oder Leitungstypen (bezeichnet z. B. in der Auftragsdokumentation oder in Werkstandards), oder zumindest · zur konkreten Beanspruchung am Einsatzort der Kabel- oder Leitungen. Nach dem Wortlaut Ihrer Anfrage möchte der Auftraggeber ein Kabel verlegt haben, das „ölbeständig“ ist. Leider sehen die harmonisierten Normen einen besonderen Kennbuchstaben dafür nicht vor, obwohl VDE 0473 [2] die Prüfung auf Ölbeständigkeit regelt. Ginge es um Leitungen, dann wäre das aus dem Ö(ö) im Typ-Kurzzeichen zu erkennen (z. B. bei den Gummischlauchleitungen vom Typ NSSHÖU oder NSHCÖU). Kabel mit Bauartkurzzeichen NYY haben einen PVC-Mantel. Die Beständigkeit von PVC-Materialien (Polyvinylchlorid) gegenüber Vergaser- und Dieselkraftstoffen oder allgemein gegenüber aliphatischen Kohlenwasserstoffen nimmt ab, je elastischer das PVC von Haus aus beschaffen ist. Aromatische Kohlenwasserstoffe, die als qualitätserhöhende Anteile im Benzin enthalten sein können, schädigen sogar alle PVC-Sorten. Vorausgesetzt, dass die Forderung nach Ölbeständigkeit in diesem Falle gleichbedeutend sein soll mit einer Beständigkeit gegen Kraftstoffe, erfüllt das NYY-Kabel diese Bedingung nicht. Das mag einer der Gründe sein, weswegen der TÜV in Tankstellenbereichen generell kraftstoffbeständiges Kabel für notwendig erachtet [3]. Aber muss denn in dem örtlichen Bereich, wo diese Kabelstrecken verlegt werden sollen - also schon etwas entfernt vom maximalen Wirkbereich der Zapfschläuche - tatsächlich mit dem Einsickern von Kraftstoffen gerechnet werden? Gemessen an den Bedingungen für Dichtflächen gegen das Eindringen von Kraftstoffen in das Erdreich [4] darf man das bezweifeln. Weiter wäre dann zu klären, ob diese neue TRwS schon zu den Errichtungsgrundlagen der vorhandenen Tankstelle gehörte oder noch die Festlegungen nach dem jeweiligen Landesrecht maßgebend waren. Fazit: Ohne exakte Kenntnis der örtlichen Situation sollte man sich als Fragen an Liebe Abonnenten! Wenn Sie mit technischen Problemen kämpfen, wenn Sie Widersprüche entdecken, Meinungsverschiedenheiten klären wollen oder Informationen brauchen, dann richten Sie Ihre Fragen an: ep-Leserservice 10400 Berlin oder Fax: (030) 42 151-251 oder e-mail: elster@elektropraktiker.de Wir beraten Sie umgehend. Ist die Lösung von allgemeinem Interesse, veröffentlichen wir Frage und Antwort in dieser Rubrik. Beachten Sie bitte: Die Antwort gibt die persönliche Interpretation einer erfahrenen Elektrofachkraft wieder. Für die Umsetzung sind Sie verantwortlich. Ihre ep-Redaktion ELEKTRO PRAKTIKER
Autor
- H. Senkbeil
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