Elektrotechnik
Konjukturumfrage: Im Sog der Bauwirtschaft
ep7/2002, 2 Seiten
Rückgänge beim Umsatz In den zurückliegenden Jahren wiesen Umsatzvergleiche der Branche im Vergleich zum jeweiligen Vorjahr in etwa Stagnation auf. Diesmal sind die Umsätze um nominal 0,7 % auf 35,6 Mrd. Euro zurückgegangen. „Dies ist eine Zahl, die die tatsächlich großen Schwierigkeiten, in der sich die Branche befindet, nicht ausreichend wiedergibt“, kommentiert ZVEH-Hauptgeschäftsführer Heinz-Werner Schult die Ergebnisse. Im Elektrotechniker-Handwerk gingen die Umsätze um 0,3 % auf ca. 26,2 Mrd. Euro zurück. Im Informationstechniker-Handwerk, das in den Jahren 1999 und 2000 jeweils noch ein ordentliches Plus verbuchen konnte, fiel der Umsatz um 1,9 %, im Elektromaschinenbauer-Handwerk um 0,7 %. Der Umsatzrückgang, der real noch deutlich höher ausfällt, spiegelt sich in der aktuellen Konjunkturumfrage des ZVEH wider. 44,6 % der befragten Betriebe sprachen von einer schlechten Geschäftslage (Bild ). Vor einem Jahr waren es 32 %. Vergleicht man die Zahlen der letzten vier ZVEH-Halbjahreskonjunkturumfragen vom Herbst 2000 bis zum Frühjahr 2002, so hat sich der ohnehin kleine Anteil von Betrieben, die die eigene Geschäftslage positiv einschätzen, um mehr als die Hälfte verringert. Mehr als verdoppelt hat sich hingegen der Anteil der Betriebe, die ihre Geschäftslage negativ beurteilen. Zu ihrer subjektiven Einschätzung bezüglich der künftigen Geschäftsentwicklung befragt, äußern sich aktuell über 93 % sehr besorgt. Sie erwarten entweder, dass die Geschäftslage so schlecht bleibt wie sie ist oder sich künftig noch weiter verschlechtert. Nur 6,8 % der Betriebe erkennen derzeit positive Signale für eine Wende zum Besseren. In den neuen Bundesländern ist die wirtschaftliche Situation der Betriebe noch dramatischer. Hier sprechen 58,4 % von einer aktuell schlechten Geschäftslage und annähernd 96 % der Befragten sehen für ihren Betrieb kein Licht am Ende des Tunnels. Die Gründe für einen derartigen konjunkturellen Einbruch sieht der ZVEH in engem Zusammenhang mit der seit mehreren Jahren anhaltenden Krise der Bauwirtschaft. Diese schlage jetzt mit aller Kraft auf die Elektrohandwerke durch. Noch vor zwei Jahren schien es, als könnten sich die Elektrohandwerke von dem Negativtrend der Baubranche abkoppeln, insbesondere in Folge steigender Auftragseingänge im Bereich der Modernisierung und Renovierung von Gebäuden. „Dies ist so nicht eingetreten. Auch dieses Segment ist in den Strudel der allgemeinen Konjunkturflaute geraten“, so der ZVEH-Hauptgeschäftsführer. Zahl der Betriebe sank Während in den Jahren zuvor die Zahl der Betriebe meist stagnierte, gab es im Jahr 2001 einen Rückgang um 1,4 % auf insgesamt 78 698 elektro- und informationstechnische Handwerksbetriebe. Der Verband sieht einen Zusammenhang mit dem konjunkturellen Einbruch, denn konkret seien es immerhin fast dreimal soviel Betriebe, die im Jahr 2001 ihre Tätigkeit einstellten als noch im Jahr zuvor. Berücksichtigt werden müsse auch die Tatsache, dass insbesondere in den neuen Bundesländern u. a. auf Grund der hohen Arbeitslosigkeit die Betriebsdichte insgesamt so hoch läge, dass dem einzelnen Unternehmen kaum noch ein gesundes Wirtschaften möglich sei. Besser als das Gesamthandwerk Ein kleiner Hoffnungsschimmer ist für den ZVEH immerhin darin zu sehen, dass die schwache Konjunktur bisher nicht zu einem stärkeren Rückgang der Beschäftigten- und Lehrlingszahlen geführt hat. Die Zahl der Beschäftigten in den elektro- und informationstechnischen Handwerken verringerte Elektropraktiker, Berlin 56 (2002) 7 546 Branche aktuell Konjunkturumfrage Im Sog der Bauwirtschaft Die Wirtschaftslage in den elektro- und informationstechnischen Handwerken hat sich nach den jüngsten Zahlen des ZVEH sowohl in den alten als auch in den neuen Bundesländern nochmals verschlechtert. sich ähnlich wie in den vergangenen Jahren um 3,1 %. Am stärksten war das Informationstechniker-Handwerk mit 4,5 % betroffen, während das Elektrotechniker-Handwerk und das Elektromaschinenbauer-Handwerk Rückgänge von 2,9 bzw. 3,0 % aufweisen. Ähnlich verhält es sich bei den Lehrlingszahlen. Auch hier sind vergleichbare Rückgänge wie schon in den Jahren zuvor festzustellen: Aktuell ist die Zahl der Lehrlinge um 3,1 % auf 53857 zurückgegangen. Damit liegen die elektro- und informationstechnischen Handwerke besser als das Gesamthandwerk, das einen Lehrlingsrückgang von 5,2 % aufweist. Die Ausbildungsberufe Informationselektroniker und Elektromaschinenbauer haben mit 6,2 bzw. 4,8 % sogar erfreuliche Zuwachsraten zu verzeichnen. Positive Signale Trotz der schwierigen Situation erkennt der ZVEH auch positive Signale für die Zukunft der elektro- und informationstechnischen Handwerke: Für das Elektrotechniker-Handwerk ist der gesamte Bereich der Gebäudetechnik das Marktsegment, in dem Wachstum möglich ist. Dies hätten unter anderem die Zuwachsraten der Light+Building deutlich gemacht. Der Erfolg der Messe basiere exakt auf dem Konzept, modernste Haus- und Gebäudetechnik in konzentrierter Form abzubilden. Das Ergebnis verdeutliche, dass hier ein echtes Marktbedürfnis befriedigt wird. Weitere mittelfristig umzusetzende Marktpotentiale sieht der Verband im Bereich der Energieeinsparung in Gebäuden infolge der im Februar in Kraft getretenen Energieeinsparverordnung (EnEV). Zu nennen sind hier aktuelle Technologien wie etwa die Wärmepumpe, die Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung oder, mit Blick in die Zukunft, die Brennstoffzelle. Neue Meisterberufe Die aktuellen technischen Anforderungen, Marktbedürfnisse und Kundenwünsche gingen auch in die Novellierung der Berufsbilder und der künftigen Meisterprüfungen ein, die der Bundeswirtschaftsminister kürzlich genehmigte. Die früher eigenständigen Gewerke Elektroinstallation, Fernmeldeanlagenelektronik und Elektromechanik wurden zum neuen Elektrotechniker-Handwerk zusammengelegt. Die Altgewerke Radio- und Fernsehtechniker sowie Büroinformationselektroniker gehen im neuen Informationstechniker-Handwerk auf. Künftig werden die Qualitäten des angehenden Handwerksmeisters als Unternehmer schon in der Ausbildung und der Prüfung einen wesentlichen Schwerpunkt bilden. Die neue Meisterprüfung soll deutlich machen, dass der Prüfling befähigt ist, einen Betrieb selbstständig zu führen, Leitungsaufgaben in den Bereichen Technik, Betriebswirtschaft, Personalführung und -entwicklung wahrzunehmen und eine qualifizierte, dem Stand der Technik und des Marktes entsprechende Ausbildung zu gewährleisten. Elektropraktiker, Berlin 56 (2002) 7 547 Branche aktuell Schlechte Zahlen in Ost und West Quelle: ZVEH
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