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Fachplanung | Hard- und Software | Elektrotechnik

Erstellen von Leistungsverzeichnissen

ep1/2003, 3 Seiten

Die Verfügbarkeit gespeicherter Daten bestimmt entscheidend den Nutzen von PC-Programmen. In Planungsbüros und Handwerksbetrieben sind dies vor allem die zur Erstellung von Leistungsverzeichnissen benötigten Leistungspositionen. Bei der Auswahl von Programmen zur Erstellung von Leistungsverzeichnissen, Angeboten und Rechnungen ist dieser Aspekt daher von besonderer Bedeutung. Dies wird nachfolgend näher besprochen und einige in diesem Zusammenhang häufig gebrauchte Begriffe näher erläutert.


1 Leistungspositionen: Arbeitsleistung und Material Die VOB/A erwähnt in § 9 Abs. 9 den Begriff der Leistungsposition nur indirekt. Als Anforderung an Leistungsverzeichnisse wird dort ausgeführt, dass eine Leistung derart aufzugliedern ist, „dass unter einer Ordnungszahl (Position) nur solche Leistungen aufgenommen werden, die nach ihrer technischen Beschaffenheit und für die Preisbildung als in sich gleichartig anzusehen sind.“ Statt Leistungsposition wird auch vielfach der Begriff der Teilleistung genutzt. In der praktischen Handhabung besteht eine solche Teilleistung in der Regel aus einem Material- und einem Arbeitszeitanteil. Es sind aber auch Leistungspositionen ohne diese denkbar. Obwohl an keiner Stelle ausdrücklich festgelegt ist, hat es sich in der Vergangenheit durchgesetzt, dass eine Leistungsposition besteht aus: · Positionsnummer, · Menge und Abrechnungseinheit der Teilleistung, · Beschreibung der Teilleistung, · Einheitspreis und · Gesamtpreis. Beschreibungen von Teilleistungen, die Kriterien wie · Vollständigkeit, · Eindeutigkeit, · Objektindividualität und · Kalkulierbarkeit erfüllen, werden im Allgemeinen als VOB-gerecht bezeichnet. Bei der Erstellung der Beschreibungen von Teilleistungen gibt es, neben der Eingabe frei formulierter Texte, zwei Vorgehensweisen: - Verwendung komplett vorformulierter Leistungspositionen - Verknüpfung von Textteilen zu Leistungspositionen Während in der Vergangenheit eindeutig die auf der Verwendung komplett vorformulierter Positionen basierenden Lösungen den Markt dominierten, gewinnen gegenwärtig Lösungen, die die Vorzüge beider Vorgehensweisen auf der Basis des neuen STLB-Bau/DBD [1][2] kombinieren, an Bedeutung. Aber gerade in kleinen Firmen werden noch auf Jahre hinaus vorzugsweise Leistungskataloge mit komplett vorformulierten Leistungspositionen zur Anwendung kommen. 2 Leistungskataloge Die Mehrzahl der derzeit verfügbaren PC-Programme zur Erstellung von Leistungsverzeichnissen, Angeboten und Rechnungen ist nach wie vor auf die Arbeit mit Leistungskatalogen ausgelegt, die mit komplett vorformulierten Leistungspositionen arbeiten. Die einzelne Position (Bild ) umfasst dabei folgende Angaben: · Texte, die die Leistung eindeutig beschreiben, bezüglich des zum Einsatz kommenden Materials (u. U. inkl. Hersteller) und der Art der Montage · Preise der verwendeten Materialien · Zeiten, die zur Montage benötigt werden · Stundensätze, die der Berechnung zugrunde gelegt werden. Während für den Planer dabei die Kenntnis der in der Region üblichen Einheitspreise (Lohn und Material) genügt, benötigt der Handwerksmeister für die Kalkulation die betriebsindividuellen Einkaufspreise, Rabatte und Montagezeiten. Selbst erstellen oder übernehmen? Die sich für den Praktiker stellende Frage, ob es sinnvoll ist, einen eigenen betriebsindividuellen Leistungskatalog selbst zu erstellen oder einen Katalog käuflich zu erwerben, lässt sich mit Blick auf das derzeitige Preisgefüge eindeutig zugunsten des Ankaufs beantworten. Die meisten Programme verfügen deshalb über Schnittstellen zum Einlesen von Artikel-bzw. Leistungskatalogen. Artikelkataloge des Fachhandels Nahezu alle für das Elektrohandwerk angebotenen Brachenlösungen verfügen über eine Schnittstelle (Datanorm) zum Einlesen von Artikeldaten. Um aus den vom Großhändler übernommenen Artikeldaten Leistungspositionen zu erstellen, muss die Beschreibung bezüglich der Montage ergänzt werden und es müssen die Montagezeiten eingetragen werden. Die Erstellung von Leistungspositionen auf Grundlage der über die Datanorm-Schnittstelle eingelesenen Artikeldaten ist zwar seitens des Nutzers mit zusätzlichem Aufwand (Angaben zur Montage) verbunden, aber trotz dieses Nachteils in der Praxis weit verbreitet. Angebote des ZVEH Während noch vor Jahren eine Vielzahl von Leistungskatalogen für das Elektrohandwerk als eigenständiges Produkt bzw. als Bestandteil von Branchenlösungen angeboten wurde, sind heute Angebote wie [3] selten geworden. Die Ursache dafür ist offenbar in der Tatsache zu suchen, dass die vom ZVEH herausgegebene Kalkulationshilfe [4] bezüglich des Umfanges (Tafel ), der Aktualität und des Preis-Leistungs-Verhältnisses den Wünschen der Praktiker weitestgehend gerecht wird. Dazu kommt, dass auch von den Wirtschaftsförderungsgesellschaften der Landesinnungsverbände PC-Anwendung Elektropraktiker, Berlin 57 (2003) 1 Erstellung von Leistungsverzeichnissen Die Verfügbarkeit gespeicherter Daten bestimmt entscheidend den Nutzen von PC-Programmen. In Planungsbüros und Handwerksbetrieben sind dies vor allem die zur Erstellung von Leistungsverzeichnissen benötigten Leistungspositionen. Bei der Auswahl von Programmen zur Erstellung von Leistungsverzeichnissen, Angeboten und Rechnungen ist dieser Aspekt daher von besonderer Bedeutung. Dies wird nachfolgend näher besprochen und einige in diesem Zusammenhang häufig gebrauchte Begriffe näher erläutert. · Gemeinsamer Ausschuss Elektronik im Bauwesen www.gaeb.de · Zentralverband der Elektro- und Informationstechnischen Handwerke www.zveh.de · Datanorm www.buegerle.de · Weiter Links: www.gc-gruppe.de www.kwp-info.de www.label-software.de www.dbd.de Internet-Links Dr.-Ing. Horst Möbus ist freiberuflich als EDV-Berater, Fachjournalist und Honorardozent tätig. Autor Elemente von Leistungspositionen Beschreibungstext Kalkulationsansätze Leistungsposition eingesetztes Material technische Daten Art der Montage Menge und Abrechnungseinheit Materialpreise und Rabatte Bauzeiten und Stundensätze auf neue Anforderungen reagiert wird und entsprechende Hilfsmittel [5] erarbeitet werden. Die Bedeutung der KfE (Bild ) wird auch durch die Tatsache unterstrichen, dass im Bereich des Elektrohandwerks Branchenlösungen, die nicht über eine Schnittstelle1) zum Einlesen derselben verfügen, kaum nennenswerte Verbreitung erlangen konnten. Für Planungsbüros, die lediglich Ausschreibungstexte benötigen, ist das vom ZVEH gemeinsam mit der Hauptberatungsstelle für Elektrizitätsanwendung (HEA) herausgegebene Leistungsverzeichnis [6] von Interesse. Da dieser Leistungskatalog neben den Formaten ZVEH und GAEB DA 81 auch im ASCII- und im RTF-Format bereitgestellt wird, kann darauf unmittelbar mit Textverarbeitungsprogrammen zugegriffen werden. Dass die Nutzung von Textprogrammen zur Erstellung von Ausschreibungsunterlagen in Planungsbüros nach wie vor weit verbreitet ist, zeigt auch die Tatsache, dass viele Hersteller die Leistungstexte ihrer Produkte lediglich in Textformaten bereitstellen. Bildleistungkataloge Die Zunahme der Leistungsfähigkeit der eingesetzten PCs ermöglicht die Arbeit mit multimedialen Katalogen. In der Elektrobranche hat der Rutzmoser-Bildleistungskatalog eine gewisse Verbreitung gefunden. Bezüglich der Anschaulichkeit (Bild ) haben diese Kataloge einen unbestreitbaren Vorteil. Die zur Erfas-PC-Anwendung Elektropraktiker, Berlin 57 (2003) 1 43 Kalkulationshilfe - nahezu ein Muss für den Elektrofachbetrieb Nr. Inhalt 01 Kabel/Leitungen 02 Verlegesysteme 03 Dosen/Zubehör 04 Schalt-/Installationsgeräte 05 Verteiler/Einbau 06 Klemmarbeiten 07 Potentialausgleich/Blitzschutz 08 Leuchten/Leuchtmittel 09 FM-Technik/Datennetze 10 Antennen 11 Geräte/Demontage/Entsorgung 12 Stemmarbeiten 13 Abnahme/Provisorien 20 - 22 Informationstechnik 30 EIB-Bustechnik 32 - 39 Gebäudetechnik 1) Eine Übersicht über die in der Elektrobranche zum Datenaustausch gebräuchlichen Datenformate finden Sie in [7]. Tafel Unterscheidung von Positionsarten nach GAEB Quelle www.gaeb.de Positionsart Positionsbeschreibung Pauschal- Bei einer Pauschalposition entfällt die Angabe einer Menge. Die Einheit ist position »psch«, »PSCH« oder »Psch«. Statt des Gesamtbetrages steht der Pauschalpreis. Grundaus Die Grundausführung ist der Teil einer Leistungsbeschreibung, zu der vom Aufführung und traggeber im Leistungsverzeichnis eine alternative Ausführungsart voralternative gesehen ist. Ausführung Eventual- In einer Bedarfsposition beschreibt der Auftraggeber eine Leistung, die nur im position Bedarfsfall ausgeführt werden soll. Es dürfen nur solche Bauleistungen aufgenommen werden, deren Notwendigkeit beim Aufstellen des LV noch nicht erkennbar waren. Zuschlags- Die Zuschlagsposition ermöglicht einen prozentualen Zuschlag auf einzelne position Positionen, LV-Bereiche oder Teilmengen von Positionen. Teilleistung Wenn vom Auftraggeber gefordert wird, dass der Bieter für eine bestimmte Teilmit freier leistung die Menge anbieten soll (z. B. Stahlmengen beim Spannverfahren), kann Menge die Position mit »Menge vom Bieter einzutragen« gekennzeichnet werden. Tafel Inhaltsverzeichnis der Kalkulationshilfe für die elektro- und informationstechnischen Handwerke Rutzmoser-Bildleistungskatalog. Durch Anklicken von Bildsymbolen öffnen sich weitere Untermenü- Fenster zur Auswahl. So kann sich der Anwender durch die Baumstruktur des Kataloges bewegen. Quelle: www.buergerle.de sung und Verarbeitung der Informationen nötige Software wird durch das Ing.-Büro Bürgerle (www.buergerle.de) bereitgestellt. Zum Datenaustausch wird dabei eine zur Übergabe multimedialer Daten im Fachhandel entwickelte Übergabeschnittstelle (UGS) genutzt. Diese Schnittstelle ist auch unter dem Begriff Digis CD UGS bekannt. Eine durch die Cordes & Gräfe-Gruppe (www.gc-gruppe.de) initiierte Weiterentwicklung dieser Schnittstelle (UGL - UGS lang) erlaubt darüber hinaus den auftragsbezogenen Austausch von Preisinformationen zwischen Fachhandel und Handwerk. Ob sich dieses Konzept langfristig durchsetzen wird, ist wegen des dadurch beim Fachhandel entstehenden zusätzlichen Aufwandes zweifelhaft. Dazu kommt, dass diese Schnittstellendefinitionen deutliche Überschneidungen zu den GAEB-Formaten aufweisen. 3 Begriffsdefinitionen Die Tatsache, dass in der VOB/A verschiedene häufig gebrauchte Begriffe nicht explizit definiert sind, hat in der Vergangenheit dazu geführt, dass diese gerade im Zusammenhang mit PC-Programmen missverständlich genutzt werden. Offenbar ausgehend von dieser Erkenntnis sind vom GAEB eine Reihe von Begriffen (Tafel und ) definiert worden. Aus diesen Tafeln lassen sich darüber hinaus Schlussfolgerungen zur Gestaltung von Leistungskatalogen und -verzeichnissen ableiten. Obwohl sich die Hinweise vor allem an den Planer richten, sind sie auch für den Handwerker inhaltlich voll gültig. Auch der vielfach verwirrende Gebrauch der Begriffe Leistungskatalog, Leistungsbeschreibung und Leistungsverzeichnis ist mit Blick auf Bild eigentlich unverständlich. 4 Fazit Leistungsverzeichnisse sind das zentrale Dokument eines jeden Bauvertrages. Die Effektivität der Erstellung und Bewertung von Leistungsverzeichnissen wird maßgeblich durch die dazu verfügbaren Leistungskataloge bestimmt. Für das Elektrohandwerk ist hierfür nach wie vor die KfE unverzichtbar, auch wenn andere - maßgeblich durch den GAEB forcierte - Entwicklungen [1][2] sicher an Bedeutung gewinnen werden. Literatur [1] Möbus, H.: Vom Standardleistungsbuch zum STLB-Bau/DBD. Elektropraktiker 56(2002)9, S. 742-744 [2] Möbus, H.: Dynamische Baukalkulation für das Elektrohandwerk. Elektropraktiker 56(2002)9, S. 758-760 [3] Möbus, H.: Musterleistungsverzeichnisse. Elektropraktiker 57(2003)1, S. 57-59 [4] Kalkulationshilfe für die elektro- und informationstechnischen Handwerke (erscheint jährlich neu). Hrsg.: ZVEH [5] Kalkulationsliste für Informationstechniker (Stand 02/2002). Hrsg.: Fachverband für Elektro- und Informationstechnik Sachsen [6] Leistungsverzeichnis „Elektroinstallation in Wohngebäuden und Gebäuden mit vergleichbarer Ausstattung“. Hrsg.: ZVEH und HEA [7] Möbus, H.: Datenaustausch - Formate und Schnittstellen. Elektropraktiker 56(2002)11, S. 925-926 PC-Anwendung Elektropraktiker, Berlin 57 (2003) 1 Tafel Beschreibungsformen von Leistungspositionen nach GAEB Quelle www.gaeb.de Form Inhalt Normal- Leit- und Unterbeschreibungen: Bei besonders umfangreichen Beschreibunbeschreibungen gen kann die Teilleistung aus einer Leitbeschreibung und einer oder mehreren Unterbeschreibungen zusammengesetzt sein. Die OZ und alle anderen Merkmale werden nur der Leitbeschreibung zugeordnet. Bezugs-/ Über dieses Verfahren können Teilleistungen verkürzt beschrieben werden. Wiederholungs- Die Wiederholungsbeschreibung enthält den eindeutigen Bezug auf die beschreibungen Bezugsbeschreibung, den gegenüber der Bezugsbeschreibung geänderten Wortlaut der Beschreibung dieser Teilleistung und ggf. alle Zeilen für die Bietertextergänzungen. Ausführungs- Gleichbleibende, umfangreiche Beschreibungen für eine Reihe von Teilbeschreibungen leistungen können unter einer Nummer in einer Ausführungsbeschreibung zusammengefasst werden. Diese müssen den mit einer OZ versehenen Teilleistungen (Positionen) vorangestellt werden. Die Positionen enthalten nur noch den ergänzenden Text für die vollständige Beschreibung der Teilleistung. Hinweistexte Hinweistexte sind standardisierte oder frei formulierte Beschreibungen, die bei der Preisbildung beachtet werden müssen. Sie können sich auf das gesamte LV, Teile des LV oder einzelne Positionen beziehen. Hinweistexte erhalten keine OZ. Sie dürfen nicht innerhalb von Teilleistungen angeordnet werden. Ihr Bezug muss eindeutig sein. OZ = Ordnungszahl, Anm. d. A. Vorbemerkungen (eventuell) Teilleistungen (Positionen) Baubeschreibungen (allgemeine Darstellung der Bauaufgabe) Leistungsverzeichnis Anlagen (Pläne und Sonstiges) Leistungsbeschreibungen mit Leistungsverzeichnis Bestandteile einer Leistungsbeschreibung

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