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Elektrotechnik

Aus der Rechtssprechung: Kein Unfallversicherungsschutz auf dem Rückweg vom Zahnarzt

ep5/2002, 2 Seiten

Eine Wirtin hatte sich während

ihrer Dienstzeit kurzfristig die am

selben Tag reparierte Unterkieferprothese beim Zahnarzt anpassen

lassen und verunglückte schwer

auf dem Rückweg vom Zahnarzt

zur Gaststätte.


Arbeitssicherheit Isolation von Hubarbeitsbühnen Der Einsatz von Hubarbeitsbühnen für elektrotechnische Arbeiten an Masten oder Freileitungen ist in den letzten Jahren stetig angestiegen. Gründe hierfür sind vor allem die bessere Erreichbarkeit erhöhter Arbeitsplätze und sicherlich auch die stark gefallenen Mietpreise. Vielfach werden die Hubarbeitsbühnen auch für „Arbeiten in der Nähe“ oder sogar für „Arbeiten unter Spannung“ eingesetzt. In diesen Fällen ist die Isolation der eingesetzten Bühne von großer Bedeutung. Durch Verschmutzungen oder unsachgemäße Instandhaltung (Bild ) kann die Isolation einer Hubarbeitsbühne jedoch schnell aufgehoben werden. Extremen Einfluss hat z. B. das Tausalz in den Wintermonaten. Bei einer kurzen Fahrt entstehen dann bereits leitfähige Beläge, die die Widerstandswerte schnell gegen Null verschieben. Eine Reinigung und Widerstandsprüfung am Einsatzort vor Benutzung ist in diesen Fällen dringend angeraten. Neue Seminar-Datenbank Auf den Internetseiten der BGFE finden Sie unter der Rubrik Aus-und Fortbildung eine Seminardatenbank mit den Weiterbildungsangeboten. Die komfortable Suchmaschine hilft Ihnen, den Kurs zu finden, der für Sie von Interesse ist. Sei es, dass Sie · eine bestimmte Schulungsstätte besuchen wollen, · spezielle Kurskategorien suchen oder · sich einfach einmal informieren wollen,was Ihnenuntereinzelnen Schlagworten angeboten wird. Unter www.bgfe.de werden Sie fündig! Aus der Rechtssprechung Kein Unfallversicherungsschutz auf dem Rückweg vom Zahnarzt Eine Wirtin hatte sich während ihrer Dienstzeit kurzfristig die am selben Tag reparierte Unterkieferprothese beim Zahnarzt anpassen lassen und verunglückte schwer auf dem Rückweg vom Zahnarzt zur Gaststätte. Während des Zeitraums, an dem sie an diesem Tag nicht über die Prothese verfügen konnte, hatte eine Familienangehörige die Gaststätte versorgt, da die Verunglückte sich außerstande sah, den Gästen den Anblick und die verwaschene Aussprache zumuten zu können. Das Landessozialgericht Rheinland-Pfalz bestätigte die Ansicht der Berufsgenossenschaft, wonach die Gastwirtin nicht unter dem Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung stand. Das Gericht führte aus, dass Maßnahmen zur Erhaltung oder Wiederherstellung der Gesundheit grundsätzlich dem unversicherten privaten Lebensbereich zuzurechnen seien, auch wenn sie zugleich der Erhaltung oder Wiederherstellung der Arbeitskraft dienen. Nur ausnahmsweise ist der Betroffene bei solchen Tätigkeiten versichert, wenn dem Betriebsinteresse im Verhältnis zum Interesse des Versicherten an der Gesundung eine wesentliche Bedeutung für die Gesundheitsmaßnahme zukommt. Versicherungsschutz besteht für solche Maßnahmen dann, wenn sie unmittelbar aus beruflichen Gründen durchgeführt werden, also z. B. eine Impfung aus betrieblichem Anlass, etwa wegen Auslandsaufenthalts. Das Gericht war jedoch der Ansicht, dass das Einsetzen der neuen Prothese unabhängig von der Berufstätigkeit erforderlich war. Auch der Umstand, dass die Klägerin befürchtete, ohne die neue Zahnprothese die Kundenkontakte in der Gaststätte nicht ohne Schwierigkeiten zu bewältigen, genügt nach Ansicht des Gerichts nicht, um den inneren Zusammenhang zwischen der versicherten Tätigkeit und der zum Unfall führenden Tätigkeit zu bejahen. Eine wesentliche Betriebsbezogenheit nimmt die Rechtsprechung jedoch hinsichtlich eines Wegs von der Arbeitsstätte aus an, nachdem die Arbeit bereits angetreten war, wenn die Behandlung wegen akuter gesundheitlicher Beschwerden nötig war, um dadurch die Fortsetzung der Arbeit zu ermöglichen. Das Bundessozialge-Elektropraktiker, Berlin 56 (2002) 5 368 Branche aktuell In Zusammenarbeit mit der Berufsgenossenschaft der Feinmechanik und Elektrotechnik (BGFE), Köln, informiert der ep auf dieser Seite über aktuelle Themen der Arbeitssicherheit. Kooperation mit der BG richt hat sogar für den Weg eines Versicherten zum Kauf eines Medikamentes Versicherungsschutz bejaht, wenn am Unfalltag vor Beginn des Weges unerwartet eine gesundheitliche Beeinträchtigung aufgetreten war oder einen solchen Grad erreicht hatte, dass der Versicherte davon ausgehen konnte, für die beabsichtigte Aufnahme der Tätigkeit sei der Kauf des Medikaments erforderlich. Von solchen Fällen unterscheidet sich der vorliegende Fall jedoch dadurch, dass die Klägerin den Weg zum Zahnarzt nicht wegen akut aufgetretener gesundheitlicher Probleme, die eine sofortige medizinische Versorgung erforderlich machten, angetreten hat. Vielmehr ging es um das Einsetzen einer neuen Zahnprothese, das nicht an einem bestimmten Tag erfolgen musste. Unfallauswertung Drehfeldmessgerät war Unfallauslöser Arbeitsauftrag: Zwei Monteure eines Energieversorgers sollten vor der Übergabe einer 20-kV-Kundenstation die Drehfeldrichtung auf der Niederspannungsseite überprüfen. Unfallhergang: Die zwei Monteure fuhren vor Ort. Für die Messung nahmen sie einen dreipoligen Drehfeldmesser mit Prüfspitzen, die jeweils unisolierte Abgreifklemmen besaßen. Aufgrund der schlechten Wetterlage schützte einer der Kollegen die Arbeitsstelle mit einem Montageschirm vor Wind und Regen ab. Der andere Monteure trug einen Schutzhelm mit Gesichtsschutzschirm. Er entfernte für die Messung die NS-Abdeckung oberhalb vom NS-Hauptschalter, wo sich die Anschlusspunkte für die NS-Erdungsgarnitur befinden. Dann setzte er jeweils die Abgreifklemmen gelb auf L1 und grün auf L2 sammelschienenseitig kurz oberhalb der Isolationstrennstege des Lasttrennschalters an. Beim Versuch die dritte Klemme anzubringen, verursachte er unbeabsichtigt einen Kurzschluss zwischen L3 und L2. Es entstand ein Lichtbogen mit Verpuffungsknall und einer Druckwelle (Bilder und ). Durch den Lichtbogen erlitt der Monteur mit dem Drehfeldmesser Verbrennungen ersten und zweiten Grades an beiden Händen sowie Hautrötungen im Gesichts-/ Halsbereich. Der neben ihm stehende Kollege erlitt durch den Detonationsknall ein Knalltrauma, das er aber wegen des Schocks erst später bemerkte. Unfallanalyse: Blanke Abgreif-oder Krokodilklemmen führen immer wieder zu Unfällen. Auch im zuvor beschriebenen Fall waren die unisolierten Teile der Klemmen Auslöser für einen schweren Unfall. Unisolierte Klemmen sollten aus den Elektrowerkstätten schon längst entfernt sein. Eingesetzt werden dürfen nur noch Klemmen mit IP2X, dem sogenannten „Fingerschutz“ (s. a. VDE 0411). Der obige Unfall hätte leicht vermieden werden können, wäre ein moderner zweipoliger Spannungsprüfer mit integrierter Drehfeldrichtungsanzeige eingesetzt worden. Bei diesen Geräten wird nicht mehr die „dritte Hand“ benötigt, da immer nur mit zwei Elektroden abgegriffen werden muss. J. Jühling Elektropraktiker, Berlin 56 (2002) 5 Branche aktuell Messgerät nach dem Störlichtbogenunfall Deutliche Lichtbogenspuren an den Sammelschienen Bei dieser Bühne wurde die Isolation durch einen Farbanstrich aufgehoben

Autor
  • J. Jühling
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