Aus dem Facharchiv: Leseranfrage
Schutzleiterwiderstand kleiner Teile
Muss nach DIN VDE 0701-0702 eine Schutzmaßnahme für ein leitfähiges berührbares Teil (Nieten, Schrauben, Bleche) auf einem Gehäuse nachgewiesen werden, das augenscheinlich nicht direkt mit aktiven Teilen in Verbindung kommen kann?
Das Prüfen von Geräten ist eine Aufgabe, die nicht mehr zu unterschätzen ist. Insbesondere muss sich der Prüfer mit dem Aufbau und der Funktionsweise der zu prüfenden Geräte auskennen. Diese Forderung ist bekanntermaßen sehr schwierig zu erfüllen – trotzdem ist es eine Vorgabe der TRBS 1203 [1].
Ich habe lange überlegt, wie ich die Frage angehen soll. In den Normen findet sich dazu nicht wirklich viel, denn dort lauert überall noch die klare Trennung von Schutzklasse I und Schutzklasse II, die es ja in dieser Form bei der Wiederholungsprüfung nicht mehr gibt.
Ich versuche es mal über die „Schutzziele“. Der Zweck der Prüfung nach DIN VDE 0701-0702 (VDE 0701-0702)[2] ist ja, dass die Benutzung der Geräte bei bestimmungsgemäßem Gebrauch gefahrlos möglich ist. Nun haben Prüfende keine Röntgenaugen und müssen das, was sie beim Besichtigen nicht sehen können, eben messen.
Allerdings muss dabei die Richtigkeit der Konstruktion nicht in Frage gestellt werden – wir gehen also davon aus, dass es sich beim Prüfling um ein normgerechtes und an sich sicheres Gerät handelt. Wie richtig erkannt, muss nun an allen Teilen, die mit dem Schutzleiter verbunden sind, festgestellt werden, dass dieser niederohmig vorhanden ist. Der in den Normen beschriebene Grenzwert von 0,3 Ω hat sich dabei ziemlich tief bei den Prüfern festgesetzt. Tatsächlich hat dieser Wert keine wirkliche technische oder physikalische Begründung. Er wurde historisch einfach als willkürliche Festlegung getroffen, um einen klaren Grenzwert zu finden. Heute finden wir in der Norm den Hinweis, dass der Messwert auch anhand von Länge, Querschnitt und Übergangswiderständen zu bewerten ist. Und der Hersteller darf auch noch abweichende Werte vorgeben.
Handelt es sich also um ein Gerät mit Blechgehäuse (z. B. ein PC-Tower), dann ist klar, dass am Netzteil an der mit Erdungssymbol gekennzeichneten Schraube ein Messwert deutlich kleiner 0,3 Ω zu erwarten ist. An allen anderen Teilen werden, je nachdem wie gut die Teile verschraubt – gesteckt – geclipst sind, schlechtere Werte gemessen. Diese sind dann bestimmt teilweise größer als 0,3 Ω. Nichts anderes wird erwartet. Ein Mangel an Sicherheit ist hier nicht erkennbar.