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Alle Schutzleiterverbindungen müssen gemessen werden (Bild: K. Rohlof, M. Lochthofen/ep)
Messen und Prüfen | Aus- und Weiterbildung

Aus dem Facharchiv: Lernen & Können

Prüfen nach DIN VDE 0701-0702: Prüfung des Schutzleiterwiderstands (4)

03.06.2020

Das Thema „Prüfen der elektrischen Sicherheit“ ist ein wichtiger Bereich der Arbeit einer Elektrofachkraft. Jedoch ist es für einige Fachkräfte nicht alltäglich, selber elektrotechnische Prüfungen auszuführen. Um diese 
Prüfungen vollständig, richtig und sicher durchführen zu können, werden solide elektrotechnische Kenntnisse und ausreichende persönliche Erfahrung benötigt. Mit dieser Serie sollen die bereits erworbenen Kenntnisse vertieft und erweitert werden.

Ein Großteil der durch Messen gefundenen Fehler wird beim Prüfen des Schutzleiterdurchgangs gefunden – deshalb ist dies die wichtigste Messung bei der Geräteprüfung.

Reihenfolge der Prüf- und Messschritte

Dieser und die folgenden Beiträge befassen sich inhaltlich mit den einzelnen Schritten der elektrischen Messung bei der Geräteprüfung. Dabei sind die folgenden Fragen zu beantworten:
  • Was sind die normativen Anforderungen an die Messungen und die Prüfgeräte?
  • Wie sind die Normvorgaben für das messtechnische Ergebnis?
  • Wie wird die Prüfung praktisch durchgeführt?
  • Wie bewertet die zur Prüfung befähigte Person das messtechnische Ergebnis?
Es ist besonders wichtig, die Reihenfolge bei der Geräteprüfung einzuhalten. Ein Gerät, welches bei der Sichtprüfung durchgefallen ist, darf gar nicht erst mit einem Messgerät geprüft werden. Das defekte Gerät kann bei einer messtechnischen Prüfung eine Gefahr für die Sicherheit des Prüfenden darstellen. Genauso wichtig ist die Reihenfolge der einzelnen Messschritte: Nur wenn beispielsweise der Schutzleiter eines Gerätes durchgängig ist, dann darf die Isolationswiderstandsmessung vollständig ausgeführt werden. Wenn der Schutzleiter nicht durchgängig ist, dann kann auch kein Schutzleiterstrom fließen. Die einzelnen Messschritte sind logisch aufeinander aufgebaut, sodass eine Messung quasi die nachfolgenden bedingt.

Ziel der Schutzleiterwiderstandsmessung

Was soll bei der Messung des Schutzleiterwiderstandes eigentlich herausgefunden werden? Und wozu wird der Schutzleiterwiderstand (der als RPE oder auch RSL bezeichnet wird) gemessen? Nicht alle Geräte haben einen Schutzleiter. Aber wenn das Gerät einen Schutzleiter hat, dann soll dessen ordnungsgemäßer Anschluss nachgewiesen werden. Nur ein durchgängiger Schutzleiter kann seiner bestimmungsgemäßen Aufgabe einwandfrei nachkommen. Bei dieser Schutzmaßnahme verlässt man sich darauf, dass bei einem Körperschluss (beispielsweise eine durchgescheuerte Leitung im Gerät, die mit dem leitfähigen Gehäuse in Kontakt kommt) der zum fließen kommende Strom über den Schutzleiter abgeführt wird. Dabei soll ein möglichst großer Strom zum fließen kommen, damit die vorgeschaltete Sicherung schnell abschalten kann und die Berührungsspannung am Gerät niedrig bleibt. Im schlimmsten Fehlerfall ist der Schutzleiter nicht ordnungsgemäß befestigt. In diesem Fall kommt der Fehlerstrom erst dann zum fließen, wenn der Kontakt zum Erdpotential hergestellt wird. Geschieht dies über den Weg des Stroms durch einen Menschen, der das fehlerhafte Gerät berührt, kann das für die Person tödlich enden. Die Messung des Schutzleiterwiderstandes ist eine der wichtigsten Messungen bei der Geräteprüfung. Ein Großteil der durch Messen gefundenen Fehler wird beim Prüfen des Schutzleiterdurchgangs gefunden! Bei den häufigsten Fehlerursachen handelt es sich um Korrosion im und am Schutzleiter oder dessen Befestigung ist locker. Alle diese Fehler können in der Zeit bis zur nächsten Prüfung dazu führen, dass der Schutzleiter nicht mehr mit den leitfähigen Teilen verbunden ist – und das stellt dann einen gefährlichen Zustand dar.

Grenzwerte

In der Norm VDE 0701-0702 [1] sind die Grenzwerte für den Schutzleiterwiderstand folgendermaßen angegeben. Für Geräte bis 16 A Nennstrom (d. h. üblicherweise Schutzkontakt-Stecker oder „Drehstrom“-Anschluss CEE 16 A) gilt:
  • maximal 0,3 Ω für Anschlussleitungen bis 5 m und
  • bei längeren Leitungen kann für jede weitere 7,5 m 0,1 Ω dazu gerechnet werden. Dies gilt bis zum einem Maximalwert von 1 Ω. Beispielsweise darf die 50 m lange Leitung auf einer Kabeltrommel laut Norm maximal 0,9 Ω Schutzleiterwiderstand haben.
Die zuvor genannten Grenzwerte sind für größere Querschnitte viel zu hoch. Deswegen gilt seit dem Jahre 2008 für Geräte mit einem Nennstrom von mehr als 16 A: Der Grenzwert errechnet sich aus
  • der Länge,
  • dem Querschnitt,
  • dem Material der Leitung und
  • den Übergangswiderständen.
Die Grenzwerte sind in aktuellen Prüfgeräten einprogrammiert. Nach diesen bewerten die Prüfgeräte automatisch die durchgeführte Messung. Auch wenn es fast keiner weiß, weil sich selten jemand die Mühe macht die Norm durchzulesen: Die Norm fordert, dass die zum Prüfen befähigte Person die Schutzleiterverbindung selber beurteilt, also Kriterien wie Länge, Querschnitt, Material und Übergangswiderstände in ihre Bewertung mit einfließen lässt. Das lässt sich in kein Prüfgerät programmieren, das ist die Aufgabe der prüfenden Person! Das Prüfprotokoll unterschreibt ja auch nicht das Messgerät, sondern der Prüfer selbst. Der soll die Beurteilung durchführen, das Prüfgerät ist nur ein Hilfsmittel dafür. Autoren:  K. Rohlof, M. Lochthofen Literatur: [1] DIN VDE 0701-0702 VDE 0701-0702:2008-06 Prüfung nach Instandsetzung, Änderung elektrischer Geräte – Wiederholungsprüfung elektrischer Geräte; Allgemeine Anforderungen für die elektrische Sicherheit. Der vollständige Artikel ist in unserem Facharchiv nachzulesen.