Leseranfrage
Messverfahren an einer Erdungsanlage
Die Messung einer Erdungsanlage nach DIN VDE soll mit einer zusätzlichen Strommessung durchgeführt werden. Der Fachautor erklärt ausführlich, welche Messungen nach einschlägigen Normen notwendig sind.
Frage: Wir sollen eine Erdungsanlage nach DIN VDE 0100 Teil 410/600, VDE 0105-100 durchmessen. Bisher haben wir stets den Widerstand mit einem Messgerät eines bekannten Herstellers gemessen. Nun verlangt unser Kunde zusätzlich eine Strommessung, die jedoch der Funktionsumfang unseres Messgeräts leider nicht hergibt. Welcher Wert ist hier gefordert?
Antwort: Bei dieser Leseranfrage wird wieder deutlich, dass es ohne Festlegungen in den elektrotechnischen Normen ein heilloses Anforderungs-Durcheinander in der täglichen Praxis geben würde. Dies gilt nicht nur für den hier tangierten Bereich der elektrischen Schutzmaßnahmenprüfungen, sondern allgemein für den kompletten Bereich der Elektrotechnik.
Nun ist die Frage was der Anfragende mit dem „Durchmessen“ der Erdungsanlage nach DIN VDE 0100 Teil 410/600, VDE 0105 -100 genau aussagen möchte. Um dies nun auf den Punkt zu bringen und eine Ableitung für ähnliche Praxisfälle zu ermöglichen, wird vom Unterzeichner dieser Antwort der gesamte Sachverhalt dargestellt und abschließend bewertet.
Folgende Messungen sind in der Regel bei der messtechnischen Überprüfung einer Erdungsanlage in der Praxisanwendung bzw. auch nach den einschlägigen Normen notwendig.
1. Messung des Erdausbreitungswiderstandes: Um nun die konkrete Frage zu beantworten: In den einschlägigen technischen Normen für die Messung des Erdausbreitungswiderstandes (DIN VDE 0100-410 (VDE 0100-410) [1], DIN VDE 0100-600 (VDE 0100-600) [2], DIN VDE 0105-100 (VDE 0105-100) [3]) bzw. auch in der zugehörigen Produktnorm für die Messtechnik DIN EN 61557-5 (VDE 0413-5) [4], ist ausdrücklich nicht die Anforderung definiert, den zur Messung zugehörigen Strom zu dokumentieren. Dies würde nach Meinung des Unterzeichners dieser Antwort auch keine Sinn ergeben, da hier der „elektrische Widerstand“, genauer der Erdausbreitungswiderstand die relevante Größe darstellt. Wenn der Anfragende mit einem nach oben aufgeführter Produktnorm ausgeführten Prüfgerät (regelmäßig kalibriert), nach den einschlägigen Prüfvorgaben die Messung ausgeführt hat, sind alle normativen Anforderungen erfüllt.
2. Messung des Widerstands von Erdungsleitern: Schutzleitern und Potentialausgleichsleitern. Auch diese Messung ist in der Regel in der Praxis erforderlich und natürlich auch normativ gefordert, um den Nachweis der korrekten Errichtung einer Erdungsanlage bzw. des Schutzpotentialausgleichs über die Haupterdungsschiene und der Leiter des zusätzlichen Schutzpotentialausgleichs nachzuweisen. Bei diesem Messverfahren besteht der technische Hintergrund darin, die niederohmige Verbindung von Teilen der Erdungsanlage bzw. auch des Haupt- bzw. zusätzlichen Potentialausgleichs sicherzustellen. Auch hier ist in den Normen zwar ein Mindestprüfstrom von 0,2 A neben einigen weiteren Parametern definiert, allerdings sind hier ebenfalls alle normativen Anforderungen erfüllt, wenn der Anfragende mit einem nach einschlägiger Produktnorm Norm DIN EN 61557-4 (VDE 0413-4) [5] ausgeführten Prüfgerät (regelmäßig kalibriert) nach den einschlägigen Prüfvorgaben die Messung ausgeführt hat.