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Sonntag, 5. April 2020, 13 Uhr: Der Börsenpreis rutscht unter 50 €/(MWh) - aber Stadtwerke kaufen ihren Strom nicht direkt an der Börse, sondern es handelte sich hier um eine Fehlsteuerung, nicht um die neue Einnahmequelle durch Stromverbrauch (Quelle: S. Fassbinder)
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Aus dem Facharchiv: Elektropraxis

Energiewende aktueller Stand – Fortschritt oder Rückschritt?

28.11.2024

Nachrichten über den Stand der Energiewende veralten schnell. Zumeist ist dies ein gutes Zeichen, da es darauf hinweist, dass der Fortschritt die Berichte recht bald einholt – oder was könnte sonst dahinterstecken? Der „Elektropraktiker“ hält die Elektrofachkräfte bezüglich der Energiewende stets auf aktuellem Stand und informiert über die neuesten Trends und Tendenzen - so geschehen in diesem Artikel aus dem Facharchiv in kompakter Form für die Nachwuchskräfte [1].

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Was man noch nicht wissen konnte: Das Jahr würde im Rückblick bei der Analyse der nun vollständig verfügbaren Datensätze einige Überraschungen bereithalten. Was also hat sich seither schon wieder verändert?

Rückblick auf die letzte Fachveröffentlichung dazu

Was erst vor kurzem gedruckt wurde, muss hier nicht wiederholt werden, sondern bleibt im „ep“-Archiv für Abonnenten zugänglich und darf somit als bekannt vorausgesetzt werden – doch die Veränderungen laufen zur Zeit rasant: „Nun ist aber der Weiterbetrieb von Windkraftanlagen nach Ablauf der Förderung auf dem freien Strommarkt selbst dann noch grenzwertig, wenn die Anlage bereits besteht“, wurde u. a. gesagt ([1], Teil 3) – doch kaum war der Satz gedruckt, da sprangen die Preise derart in die Höhe, dass die Situation plötzlich und unerwartet völlig anders aussah (dazu nachfolgend mehr in den Abschnitten zu den Energiepreisen). Weiterhin verlautete, es „wäre eine Speicherkapazität von etwa 28,4 TWh erforderlich gewesen, um ausschließlich mit Grünstrom über das Jahr 2020 zu kommen. Dies entspricht 6 % des Jahresverbrauchs oder dem Bedarf von 22 Tagen.“ Das dort ([1], Teil 2) gezeigte Bild 6 zum Verlauf des Füllzustands eines angenommenen Speichers für 2020 muss hier nicht auf den Stand von 2021 aktualisiert werden. Eine Übersicht dessen, was sich aus den Zahlen der vergangenen sieben Jahre ablesen lässt, ist hilfreicher. Die genauen Gedankengänge dahinter wurden im letzten Teil von [1] wiedergegeben, nicht aber die Tabelle selbst. Es ging dabei um den sehr begrenzten Effekt, den selbst eine vollständige Verschiebbarkeit aller Lasten im Netz hätte: Nachdem im Jahr 2020 bereits fast die Hälfte allen Stroms aus erneuerbaren Quellen gekommen war, müsste man die installierten Leistungen von Sonne, Wasser, Wind und Biogas lediglich jeweils verdoppeln, und schon hätte man offenbar so viel elektrische Energie erneuerbar gewinnen können wie auch verbraucht wurde.

Es fehlt „nur“ ein Zwischenspeicher zum Ausgleich zwischen Erzeugung und Nachfrage, die zeitlich oftmals zusammenpassen wie Hund und Katze. Ein „Politikpapier“ [2] sieht hier ein Potenzial zur Verdopplung der Gewinnung von Biogas (das man sehr wohl speichern könnte), da der Fleischkonsum und damit die Nachfrage nach Futtermitteln zur Zeit fielen. Die entsprechende Menge an Biomasse werde anderweitig verfügbar.

Man kann nicht oft genug betonen, dass dieser Ausgleich nirgends so dringend erforderlich ist wie in einem Stromnetz. Jedes Kohlekraftwerk hat eine mehr oder weniger große Kohlehalde oder einen Kohlebunker, aber diese stehen für einen sekundenschnellen Ausgleich nicht zur Verfügung. Eine Anpassung der Leistungsabgabe an den Bedarf geht nicht schneller als 4 %/min [3] (der Nennleistung eines Kohlekraftwerks). Das Stromnetz hat als Soforthilfe nicht mehr zu bieten als die Trägheit der rotierenden Maschinen, und diese speichert ganz grob den Energie-Durchsatz von gerade mal einer Sekunde.


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