Aus dem Facharchiv: Elektropraxis
Energieeffizienz: Frische Luft trotz dichter Hülle
Die Energieeinsparverordnung (EnEV) verlangt im § 6, neue Wohneinheiten so auszuführen, dass die wärmeübertragende Umfassungsfläche einschließlich der Fugen dauerhaft luftundurchlässig entsprechend den anerkannten Regeln der Technik abgedichtet ist. Doch während sich auf der Basis dieser Anforderung tatsächlich Transmissionswärmeverluste minimieren lassen, gilt das nicht für Lüftungswärmeverluste. Denn die EnEV fordert nicht nur eine fast luftdichte Gebäudehülle, sondern gleichzeitig einen für die Gesundheit erforderlichen Mindestluftwechsel.
Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung
Die Realisierung eines Luftwechsels hat den Nachteil, dass mit der Abluft unvermeidlich auch Raumwärme ins Freie strömt. Das ist in besonderem Maß bei ventilatorgestützten Lüftungsanlagen der Fall. Sie bieten aber – anders als freie Lüftungen – die Möglichkeit, Lüftungswärmeverluste unter Einhaltung der Anforderungen an Raumlufthygiene und Bautenschutz kontrolliert zu senken. Dazu bestehen mehrere Wege, nämlich die Rückgewinnung der in der Abluft enthaltenen Energie, die Vorwärmung der zugeführten Außenluft mittels erneuerbarer Energien und die Ausführung der Lüftungsanlage als sogenannte Bedarfs- oder Zonenlüftung, die mit einer Verringerung des Außenluftwechsels einhergeht.
Dezentrale Lösung
Vor einigen Jahren erschienen auf dem Markt sogenannte „Push-Pull-Lüfter“, bei denen die Wärmeübertragung mithilfe eines Wärmespeichers aus Keramik oder Aluminium realisiert wird. Sie arbeiten alternierend, das heißt, dass sie abwechselnd warme Raumluft oder kalte Außenluft transportieren. Bei diesem Vorgang gibt die warme Raumluft ihre Wärme an den Wärmespeicher ab, der sie speichert und nach Umkehr der Strömungsrichtung an die einströmende kalte Außenluft wieder abgibt. Alternierende Lüftungsgeräte werden in der Regel direkt in die Außenwand eingesetzt, und zwar zwei pro Raum, wobei sie abwechselnd im Abluft- oder Zuluftmodus arbeiten, um in den Wohnungsräumen keine allzu großen Druckunterschiede entstehen zu lassen. Diese Arbeitsweise setzt logischerweise voraus, dass die Geräte steuerungstechnisch miteinander gekoppelt sind, sei es über eine manuelle oder über eine funk- oder internetbasierte Ansteuerung. Anzahl und Dimensionierung sind normenkonform durchzuführen.
Als Beispiel für dezentrale Wohnungslüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung mag hier das Vitovent 100-D von Viessmann dienen (viele Hersteller haben ähnliche Geräte im Programm, siehe www.tzwl.de). Anzuraten ist aus den gerade schon genannten Gründen der Einbau von zwei Geräten, die dann im Wechselbetrieb arbeiten. Das Vitovent 100-D besitzt laut Produktbeschreibung einen Keramikspeicher, der der Abluft Wärme entzieht und diese dann im Zuluftbetrieb wieder an den Raum abgibt. Dafür wechselt der Ventilator in einem Rhythmus von ungefähr 70 s seine Laufrichtung. Die integrierte Wärme- und Feuchterückgewinnung erreiche einen Wert von bis zu 91 %, und im Sommer lasse sich die Wärmerückgewinnung deaktivieren, dann werde gezielt kühle Nachtluft in die Räume geblasen, erläutert die Produktinformation weitere Funktionen und gibt auch Hinweise für den Planer und Installateur: Der maximal mögliche Luftvolumenstrom ist mit 45 m3/h angegeben; die Maße der Innenblende betragen 200 x 200 x 45 mm3; die notwendige Kernbohrung muss einen Durchmesser von mindestens 162 mm haben. Außerdem verweist der Hersteller auf das breite Zubehörprogramm und auf eventuellen Wartungsbedarf: Das Vitovent 100-D ist leicht vom Wohnraum aus ohne Werkzeug zugänglich.
Zentrale Lösung
Bei zentralen Lüftungsgeräten (Bild) für Wohngebäude ist die Ausstattung mit einem Bauteil zur Wärmerückgewinnung mittlerweile Stand der Technik. Solche Anlagen können fast die gesamte Wärmeenergie aus der Raumluft, die bei einer reinen Fensterlüftung oder Abluftanlage verloren gehen würde, wieder nutzbar machen. Dabei wird in einem Wärmeübertrager die in der Abluft enthaltene Wärme aus den Wohnräumen über spezielle Materialien kontaktlos auf die Außenluft übertragen. Die somit vorgewärmte Zuluft für die Wohnräume erreicht je nach Art und Güte des Wärmeübertragers annähernd die Temperatur der Abluft. Die Differenz auszugleichen ist Aufgabe der Gebäudeheizung. Für hocheffiziente Neubauten kommen Hybridlösungen zum Lüften, Heizen und Warmwasserbereiten in Frage.
Autor: W. Wilming
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