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Blitz- und Überspannungsschutz | Brand- und Explosionsschutz | Fachplanung | Elektrotechnik

Überspannungsschutz für Brandmeldeanlagen

ep4/2004, 5 Seiten

Brandmeldeanlagen (BMA) sollen in einer Brandsituation aktiv melden und in gefahrlosen Situationen passiv sein. Fehlfunktionen dieser Systeme (Nichtmeldung bei vorhandener Gefahr oder Alarmmeldung bei nicht vorhandener Gefahr) sind unerwünscht und teuer. Im Beitrag wird erläutert, wie Fehlalarme unter Beachtung der VdS-Richtlinie 2833 vermieden werden können.


Elektropraktiker, Berlin 58 (2004) 4 311 Überspannungsschutz FÜR DIE PRAXIS Falschmeldungen und Fehlfunktionen Die mit Falschmeldungen von Gefahrenmeldeanlagen verbundenen Kosten liegen in den Industrieländern bei mehreren hundert Millionen Euro pro Jahr [1]. Ein weiterer Aspekt von Fehlfunktionen ist die mögliche direkte oder indirektre Personengefährdung. Erinnert sei an die Fehlfunktion der BMA im Tower des Rhein-Main-Flughafens Frankfurt/M. im Jahr 1992. Infolge eines Blitzeinschlags kam es zu einer Fehlaktivierung der Brandlöschanlage [2]. Innerhalb weniger Minuten mussten die Fluglotsen den Kontrollraum verlassen. In dieser kritischen Situation war es notwendig, anfliegende Flugzeuge auf andere Flughäfen umzuleiten. Es kam zu erheblichen Verspätungen im Flugverkehr. Fehlalarme von BMA sind jedoch auch in anderer Hinsicht störend: · Der Betreiber kann sich bei Häufung von Fehlalarmen nicht mehr auf die Anlage verlassen und stellt den Sinn einer solchen Anlage (Investition) überhaupt in Frage. · Das Wachpersonal beginnt, Alarmmeldungen nicht mehr zu verfolgen. · Nachbarn werden durch akustische Alarme gestört. · Einsatzkräfte werden unnötig gebunden (z. B. Feuerwehr). · Das Auslösen von Brandlöschanlagen verursacht Betriebsunterbrechungen. · Es entstehen Schäden durch die Nichtmeldung vorhandener Gefahren. Diese Faktoren verursachen unnötige Kosten und können vermieden werden, wenn bereits im Planungsstadium mögliche Ursachen für Falschmeldungen erkannt und beseitigt werden. Eine auch in den VdS-Richtlinien geforderte Maßnahme ist der koordinierte Blitz- und Überspannungsschutz. Dieser beugt einer Fehlalarmierung, hervorgerufen durch atmosphärische Entladungen (Blitz) oder Schalthandlungen, vor und erhöht somit die Verfügbarkeit der Brandfrüherkennung und Alarmierung. Planungsgrundlage 2.1 VdS-Richtlinien Bei hochwertigen Anlagen oder hochverfügbaren Anlagen und Gebäuden (z. B. Hochhäuser, Rechenzentren, Tankanlagen) fordert der Versicherer meist die Installation von BMA nach den VdS-Richtlinien. Diese enthalten neben der mit vollem Inhalt übernommenen DIN VDE 0833-2 [3] zusätzliche, spezielle Ergänzungen und /oder Einschränkungen. Sie regeln die Planung und den Einbau von anerkannten BMA sowie Änderungen und Erweiterungen bestehender Anlagen. Eine wichtige Voraussetzung für die Anerkennung von BMA seitens der Sachversicherer ist die Planung und der Einbau unter Verwendung VdS-anerkannter Bauteile durch eine VdS-anerkannte Errichterfirma. In der VdS-Richtlinie 2833 [4] werden Maßnahmen zum Schutz gegen Blitz- und Überspannungen gefordert, wenn eines von den in der Richtlinie genannten Entscheidungskriterien zu bejahen ist: · äußere Blitzschutzanlage vorhanden oder · Gebäude wird über Freileitungen versorgt. Besondere Anforderungen werden auch an den Potentialausgleich sowie an die Einbeziehung der BMA und der Externsignalgeber in den Potentialausgleich gestellt. Ziel der VdS-Richtlinien ist es, Falschalarme und ggf. eine Zerstörung der BMA durch atmosphärische Überspannungen, indirekte (kapazitive und induktive Einkopplungen) und bedingt direkte Auswirkungen (galvanische Einkopplungen) von Gewittern zu vermeiden. Die Realisierung dieses Zieles führt zu einer höheren Verfügbarkeit der BMA und zur Reduzierung der Betriebskosten. Bei der Installation von vergleichbaren Meldeanlagen, bei denen aus Kostengründen jedoch auf eine VdS-Anerkennung verzichtet werden soll (z. B. Wohnhaus), können die Richtlinien ebenso zur Projektierung und zum Aufbau sowie zur Festlegung von Einzelmaßnahmen zwischen Errichter und Betreiber genutzt werden. Die meisten neu installierten BMA haben eine erhöhte Störfestigkeit nach DIN EN 61 000-4-5 [5] gegen transiente Überspannungen auf den Primär- und Sekundärleitungen sowie den Netzspannungseingängen. Ein umfassender Schutz gegen Schäden durch Blitzschlag und Überspannungen ist damit nicht gegeben. Dafür sind weitere Maßnahmen notwendig. 2.2 Schutzprinzip und Installationsbereiche Grundlage für die Auswahl und den Einsatz von Überspannungsschutz-Maßnahmen für BMA bildet deren Störfestigkeit, die im Rahmen der EMV-Prüfung [6] getestet wird. Bis zur nachgewiesenen Höhe der Störfestigkeit darf es zu keinerlei Fehlfunktion der Brandmeldezentrale kommen. Überspannungen, die durch Blitzeinwirkung entstehen können, sind deshalb so zu begrenzen, dass die verbleibende Reststörung unterhalb der Störfestigkeit des Systems liegt. Nur dadurch kann sichergestellt werden, dass Störungen oder Zerstörungen der BMA und damit verbundene Fehlalarme vermieden werden. Überspannungsschutz für Brandmeldeanlagen V. Raab, M. Kienlein; Neumarkt Opf. Brandmeldeanlagen (BMA) sollen in einer Brandsituation aktiv melden und in gefahrlosen Situationen passiv sein. Fehlfunktionen dieser Systeme (Nichtmeldung bei vorhandener Gefahr oder Alarmmeldung bei nicht vorhandener Gefahr) sind unerwünscht und teuer. Im Beitrag wird erläutert, wie Fehlalarme unter Beachtung der VdS-Richtlinie 2833 vermieden werden können. Autor Dipl.-Ing. Veiko Raab und Staatl. gepr. Elektrotechniker Manfred Kienlein sind Mitarbeiter der Firma DEHN + SÖHNE, Neumarkt Opf. 25 kA pro Ader Impulsform 10/350 µs 15 kA pro Ader Impulsform 8/20 µs Geräte der Gefahrenmeldetechnik IEC 61000-4-5 IEC 61000-4-5 B C Bereich 2 Bereich 1 Bereich 0/B Bereich 0/A 2,5 kA pro Ader Impulsform 8/20 µs 2,5 kA pro Ader Impulsform 10/350 µs 230 V Netzspannungszuleitung Melde-/Steuerleitungen Schematische Darstellung der Installationsbereiche und der Schutzmaßnahmen Die Höhe der Überspannungen, die in einer BMA auftreten können, hängen von verschiedenen Faktoren ab [7]. Hauptursachen sind galvanische und induktive Einkopplungen, denen durch den Einsatz von Überspannungs-Schutzgeräten unterschiedlicher Anforderungsklassen für Starkstrom- und Melde-Leitungen sowie verschiedener Schirmungs-und Kabelführungsmaßnahmen entgegengewirkt werden kann. Ausgehend von einem Standardgebäude wurden in der VdS 2833 [4] Installationsbereiche (Bild ) ähnlich der DIN V VDE V 0185-4 [8] festgelegt. Das Schutzprinzip besteht in der Reduzierung feld- und leitungsgeführter Störungen, welche durch Blitzentladungen oder Schalthandlungen hervorgerufen werden. Diese transienten Störgrößen müssen so verringert werden, dass die elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) der informationstechnischen Anlagen und Systeme sichergestellt ist. Das kann durch die folgende Maßnahmen [9] erreicht werden: · Elektromagnetische Schirmung von Gebäuden, Räumen und Geräten zur Reduzierung der elektromagnetischen Felder. · Errichtung eines komplexen Potentialausgleich-Netzwerks im Gebäude zur Vermeidung von Potentialdifferenzen zwischen den Geräten. Elektropraktiker, Berlin 58 (2004) 4 312 FÜR DIE PRAXIS Überspannungsschutz Blitzstromableiter Überspannungsableiter interner Geräteschutz Hauptverteilung Unterverteilung Anlagenteil Zentrale 15 m 5 m Leitungsnachbildung oder Leitungslänge von: 5 m 15 m HPAS C D C B Blitzstromableiter Überspannungsableiter Hinweis: Die unterschiedlichen Stromversorgungssysteme nach Art der Erdung (TN-S, TN-C-S, TN-C, TT und IT) sind in dieser Darstellung nicht berücksichtigt. Koordination der Blitz- und Überspannungsschutzgeräte und Endgeräte nach VdS 2833 (siehe dazu auch Tabelle 3) VdS 2833 DIN V VDE V 0185-4 Bereich 0/A LPZ1) 0A Bereich 0/B LPZ1) 0B Bereich 1 LPZ1) 1 Bereich 2 LPZ1) 2 1) LPZ: Blitz-Schutzzone (Lightning Protection Zone) Tafel Installationsbereiche in energietechnischen Systemen in informationstechnischen Systemen VdS 2833 E DIN VDE 0675-6 IEC 61643-1: EN 61643 VdS 2833 IEC 61643-21: mit A1 und A2 1998 2001-11 2000 Blitzstrom-Ableiter, B Ableiter der Anfor- SPD class I SPD Type 1 B Ableiter der Kombi-Ableiter derungsklasse B Kategorie D1 Überspannungs-Ab- C Ableiter der Anfor- SPD class II SPD Type 2 C Ableiter der leiter für Verteilung, derungsklasse C Kategorie C2 Unterverteilung, feste Installation Überspannungs- D1) Ableiter der Anfor- SPD class III SPD Type 3 D1) Ableiter der Ableiter für Steck- derungsklasse D Kategorie C1, C2 dose/Endgerät 1) Die Bezeichnung Ableiter D nach VdS 2833 weist auf eine erhöhte Störfestigkeit der Endgeräte nach IEC 61000-4-5 hin und ist kein Überspannungs-Ableiter der Anforderungsklasse D (energietechnische Systeme) oder Kategorie D, C (informationstechnische Systeme) nach Norm Tafel Typ bzw. Bezeichnung der Ableiter Es gibt immer einen Ausweg. Aqualux Sicherheitsleuchten. Zuverlässige Rettungswege führen zu mehr Sicherheit. Deshalb brauchen sie wegweisende Aqualux Sicherheitsbeleuchtung. Stabil, wasserdicht, attraktiv und überall da im Einsatz, wo Menschen sich treffen: im Industrie- und Freizeitbereich, in Feuchträumen und an öffentlichen Orten. Allen Normen werden Sie so problemlos gerecht. Das beweisen wir Ihnen auf der Light+Building. Ganz sicher. KAUFEL Gmb H & Co. KG, Colditzstraße 34-36, D-12099 Berlin Telefon 030.70 02-35 50, Fax 030.70 02-36 76, www.kaufel.de light+building Frankfurt am Main, 18. bis 22. April 2004 Halle 8.0, Stand K69 · Einsatz koordinierter Überspannungsschutzgeräte für Starkstrom-Anlagen und Informationstechnik zur Reduzierung der leitungsgeführten Störungen. · Einsatz von Leitungsschirmen und kontrollierte Leitungsführung. Der erste Schritt für den Aufbau eines Schutzkonzeptes nach VdS ist die Einteilung des Gebäudes in Bereiche. Der äußere Gebäudeblitzschutz nach DIN V VDE V 0185-3 [10] bildet dafür die Grundlage. Äußerer Blitzschutz. Im Bereich 0, außerhalb des zu schützenden Gebäudes, ist die elektromagnetische Blitz-Störquelle uneingeschränkt wirksam. Bereich 0/A kennzeichnet diejenigen Bereiche, in denen direkte Blitzeinschläge möglich sind und das ungedämpfte elektromagnetische Blitzfeld herrscht. Mit Hilfe des Blitzkugel-Verfahrens [10] (Radius = 20 m) wird der Bereich 0/B ermittelt. Im Bereich 0/B sind direkte Blitzeinschläge ausgeschlossen, aber es wirkt das ungedämpfte elektromagnetische Blitzfeld. Durch die Fangeinrichtungen am Gebäude wird erreicht, dass sich die Dachaufbauten in Bereich 0/B befinden. Innerer Blitzschutz. Ausgehend von schutztechnischen und wirtschaftlichen Erwägungen werden daran anschließend die inneren Blitz-Schutzzonen für die informationstechnischen Anlagen und Systeme festgelegt. Die Grenzen der Blitz-Schutzzonen bilden dabei Gebäude-, Raum- und Geräteschirme. Da bei bereits existierenden Gebäuden die Raumschirmung kaum realisiert ist, muss gerade bei nachträglicher Installation von Gefahrenmeldeanlagen auf die Ausbildung der Geräteschirmung besonders geachtet werden. Diese sollen hohe Dämpfungswerte aufweisen. BMA's mit vollkommen metallischen Gehäusen haben hohe Dämpfungswerte gegen gestrahlte Störungen und lassen sich sehr gut in das VdS-Bereichskonzept oder auch Blitz-Schutzzonen-Konzept für das gesamte Gebäude einbeziehen. 2.3 Koordination von Überspannungs-Ableitern Nach VdS dürfen nur Blitzstrom- und Überspannungs-Ableiter und ggf. Entkopplungselemente eines geprüften Staffelschutz-Konzeptes verwendet werden (Bild ). Dies sind in der Regel nur Bauteile eines Herstellers. Die Blitz- und Überspannungs-Schutzkomponenten müssen von den jeweiligen Herstellern der Brandmeldeanlagen ausgewiesen werden. 2.4 Unterschiede zwischen der VdS-Richtlinie 2833 und Normen In den Tafeln bis sind die unterschiedlichen Forderungen der VdS-Richtlinie 2833 den Normen gegenübergestellt. Lösungsbeispiel einer BMA Erläutert wird nachfolgend der Überspannungsschutz einer Brandmeldezentrale für ein Bürogebäude mit Lagerhalle. Die Bezeichnung der Blitz- und Überspannungs-Ableiter erfolgt nach VdS 2833. Für BMA werden unterschiedliche Überwachungsprinzipien angewendet: Gleichstromlinientechnik. Nach dem Ruhestromprinzip wird jede Meldelinie permanent überwacht. Spricht ein Melder in der Linie an, wird diese unterbrochen und ein Alarm in der Zentrale ausgelöst. Dabei kann nur die Melde- Elektropraktiker, Berlin 58 (2004) 4 313 Energietechnische Systeme B C Blitzstoßstrom 25 kA - - - (10/350) pro Ader Nennableitstoß- - - - 15 kA strom (8/20) pro Ader Informationstechnische Systeme Blitzstoßstrom 2,5 kA - - - (10/350) pro Ader Nennableitstoß- - - - 2,5 kA strom(8/20) pro Ader Tafel Leistungsparameter von Blitz- und Überspannungs-Ableitern nach VdS 2833 Lagerhalle Bürogebäude Bereich 1 Bereich 1 Bereich 2 Bereich 1 HPAS HPAS Telefonleitung HPAS Bereich 0/B Bereich 0/B Bereich 2 Bereich 0/A Primärleitung Kombi-Ableiter (B+C) Überspannungs-Ableiter (C) Einteilung der Gebäude in Installationsbereiche linie, nicht aber der einzelne Melder identifiziert werden. Impulslinientechnik. Die Information des auslösenden Melders wird in digitaler Form übertragen. Dies ermöglicht das Erkennen des Melders und die genaue Lokalisierung des Gefahrenherdes. Unabhängig vom verwendeten Überwachungsprinzip müssen die Leitungen der Brandmeldeanlage in den Blitz- und Überspannungsschutz des Gesamtsystems einbezogen werden. 3.1 Konzept Die Verkabelung von BMA erfolgt heute meist als Bussystem in Ringtopologie. Die Anzahl und die Platzierung der einzelnen Melder und Meldelinien wird nach VdS 2095 [11] geplant und ausgeführt. Das Bild zeigt den prinzipiellen Aufbau der Brandmeldesystem-Verkabelung und deren Einordnung in Installationsbereiche. Aufgrund der sehr hohen Verfügbarkeit der Brandmeldezentrale wurde diese in Bereich 2 eingeteilt. Einzelne Melder oder Meldergruppen wurden bei der Einteilung in den Bereich 2 bewusst außer Acht gelassen, da beim Ausfall eines Melders (z. B. durch Kurzschluss) der Betrieb der einzelnen BMA weiter aufrecht erhalten bleibt. Der Ausfall wird an der Brandmeldezentrale angezeigt. Entsprechend des Bereichs-Konzepts nach VdS sind alle Leitungen an den jeweiligen Zonengrenzen mit den entsprechenden Überspannungs-Schutzmaßnahmen versehen. 3.2 Primärleitung (überwachte Leitung) Der Übergabepunkt der gebäudeüberschreitenden Primärleitung zur Lagerhalle ist aus schutztechnischer Sicht der Übergang Bereich 0/A nach Bereich 1 (Bild ). An dieser Stelle sind sowohl Blitzstrom-Ableiter (B) als auch Überspannungs-Ableiter (C) erforderlich. Neben dem erforderlichen Ableitvermögen ist bei der Auswahl dieser Schutzgeräte zu beachten, dass es in informationstechnischen Systemen beim Einsatz von Überspannungs-Schutzgeräten zu unerwünschten Rückwirkungen auf die zu übertragenden Signale kommen kann. Hersteller von Gefahrenmeldeanlagen geben deshalb für ihre Anlagen geprüfte und erprobte Überspannungsschutz-Einrichtungen an [12][13][14]. Eine Familie von Schutzgeräten, die dafür geeignet und empfohlen ist, zeigt Bild . Diese Gerätefamilie besteht aus Blitzstrom-Ableitern belastbar mit 5 kA (10/ 350 µs) je Doppelader, Überspannungs-Ableitern, belastbar mit 20 kA (8/20 µs) je Doppelader, und Kombi-Ableitern (Kombination aus Blitzstrom- und Überspannungs-Ableiter). Die unterschiedlichen Schutzmodule werden in ein universelles Unterteil eingesteckt, das zum Anschluss von Kabelschirmen mit einer speziellen EMV-Federklemme ausgerüstet werden kann. Dieses Unterteil ist mit einem Einschub für einen Gasentladungsableiter ausgestattet, der das indirekte Anschließen eines unter normalen Betriebsbedingungen offenen Kabelschirmanschlusses an Erdpotential gestattet. Vom Übergabepunkt aus wird die Unterzentrale direkt angesteuert. Nach dem Schutzkonzept ist die Unterzentrale als Bereich 2 definiert. Diese besitzt bereits eine erhöhte Störfestigkeit gegen Surge-Impulse nach DIN EN 61000-4-5 durch ihre VdS-Zulassung. Die eingesetzten Kombi-Ableiter B+C müssen auf diese Störfestigkeit hin energetisch koordiniert sein. 3.3 Andere Leitung Externe Signalgeber, Schlüsseldepots oder Freischaltelemente (Bild ) sollten sich an der Außenseite von Gebäuden immer im Bereich 0/B befinden. Aus schutztechnischer Sicht durchquert die elektrische Leitung zum Signalgeber den Bereich 0/B nach Bereich 1. An dieser Stelle sind Überspannungs-Ableiter (C ) erforderlich. Im weiteren Verlauf der Signalgeberleitung durchquert diese auf dem Weg zur Brandmeldezentrale den Bereich 1 zum Bereich 2. Die eingesetzten Überspannungs-Ableiter (C ) müssen auf die Störfestigkeit der Brandmeldezentrale hin energetisch koordiniert sein. 3.4 Telefonleitung Der Übergabepunkt des öffentlichen Telekommunikationsdienst-Anbieters zum Bürogebäude ist von der schutztechnischen Betrachtung der Übergang Bereich 0 nach Bereich 1 (Bild ). An dieser Stelle erfolgt wiederum der Einsatz von blitzstromtragfähigen Kombi-Ableitern. Entsprechend der Definition im Schutzkonzept ist die Brandmeldezentrale als Bereich 2 definiert. Die einge-Elektropraktiker, Berlin 58 (2004) 4 314 FÜR DIE PRAXIS Überspannungsschutz Gebrauchte Stromaggregate und Motoren (Diesel oder Gas) ab 250 bis 5000 KVA, alle Baujahre, auch für Ersatzteile. LIHAMIJ Postfach 51, 5595 Leende - Holland Telefon 0031 40 206 14 40, Fax 0031 40 206 21 58 E-Mail: sales@lihamij.com Anzeige Kombi-Ableiter für eine Primärleitung Kombi-Ableiter DEHNventil für energietechnische Leitungen Lagerhalle Bereich 1 Bereich 2 HPAS Bereich 0/A FSD Bereich 0/B Bereich 0/B Kombi-Ableiter (B+C) Überspannungs-Ableiter (C) Primärleitung aus Bereich 0/A Überspannungsschutz für FSD und FSE setzten Kombi-Ableiter (B+C) müssen auf die Störfestigkeit des Anwahlgerätes (AWG) der Brandmeldezentrale energetisch koordiniert sein. 3.5 Netzspannungsleitungen Für den Schutz der 230-V-Stromversorgung werden Überspannungs-Schutzgeräte der Anforderungsklassen B und C eingesetzt, die nach E DIN VDE 0675-6 A1, A2 geprüft sind. Der Einsatz von Überspannungs-Schutzgeräten in der NS-Verbraucheranlage weist gegenüber anderen Anwendungen keinerlei Besonderheiten auf. Anforderungen und Einsatzbedingungen für diese Schutzeinrichtungen sollen hier nicht näher erläutert werden, sie sind in [7][15] ausführlich dargelegt. Die Applikation für eine BMA ist in Bild dargestellt. Besonders sei in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass die Überspannungsschutzgeräte (Bild ) der Anforderungsklasse B ein Blitzstrom-Ableitvermögen von mindestens 25 kA je Ader (Impulsform 10/350 µs) aufweisen müssen (Tafel ). Diese Ableiter sind mit min. 16 mm2 Cu so kurz wie möglich an den Potentialausgleich anzuschließen. Für Überspannungs-Ableiter der Anforderungsklasse C sind mindestens 15 kA je Ader (Impulsform 8/20 µs ) gefordert (Tafel ). Zum Verbinden der Ableiter mit dem Potentialausgleich ist ein Querschnitt von min. 6 mm2 Cu gefordert. 3.6 Geschirmte Leitungen Um eine starke elektromagnetische Einkopplung zwischen dem Einbauort des Kombi-Ableiters und der Brandmeldezentrale zu vermeiden, empfiehlt sich die Verlegung einer geschirmten Leitung. Der Schirm sollte niederimpedant und beidseitig angeschlossen werden. Falls dies aufgrund von schlechten Potentialausgleichsverhältnissen im Gebäude nicht möglich ist, sollte der Schirm anlagenseitig direkt mit dem Potentialausgleich verbunden werden und z. B. schutzgeräteseitig indirekt über einen Gasableiter (indirekte Schirmerdung). Mit Hilfe der erläuterten Maßnahmen ist ein lückenloses Überspannungs-Schutzkonzept für die Brandmeldeanlagenverkabelung möglich. Fazit Mit dem gezielten Blitz- und Überspannungsschutz von BMA kann eine deutliche Erhöhung der Betriebszuverlässigkeit dieser Systeme erreicht werden. · Verhinderung von Fehlalarmen und dadurch entstehende Kosten. · Durch die sichere Signalisierung von Hilfskräften wird eine wirksame Schadensbegrenzung möglich. Einer etwaigen Ausweitung zu katastrophenartigen Zuständen (z. B. Personengefährdung, Umweltverschmutzung) wird so entgegengewirkt. Im Falle von Personen- oder Umweltschäden wird zunächst der Anlagenbetreiber haftbar gemacht (im Regelfall die Vorstands- oder Geschäftsführungsebene eines Unternehmens). Im rechtlichen Sinne ist ein Anlagenbetreiber jedoch ein technischer Laie, der nicht abzuschätzen vermag, ob aus einer technischen Lösung Gefahren erwachsen können. Elektrofachkräfte als Anbieter technischer Lösungen müssen sich deshalb in jedem einzelnen Fall vergewissern, ob die durch sie angebotenen Lösungen auch den tatsächlichen Anforderungen entsprechen. Das Zurückziehen auf die anerkannten Regeln der Technik ist nicht ausreichend, wenn der Stand der Technik bereits eine höherwertige Lösung beschreibt. Dies kann einen technischen Laien (Anlagenbetreiber) zu Regressforderungen berechtigen. Unabhängig davon, ob es sich bei BMA um VdS-zugelassene Systeme handelt oder nicht, sollte bei deren Installation der Überspannungsschutz vorgesehen werden. Literatur [1] Friedl, W.-J.: Fehlalarme minimieren: Brand und Einbruchmeldeanlagen - Brandlöschsysteme. Berlin; Offenbach: vde-verlag 1994. [2] Blitz legte Flughafen Frankfurt lahm. etz Bd. 113 (1992)13, S. 800. [3] DIN VDE 0833-2 (VDE 0833 Teil 2):2000-06 Gefahrenmeldeanlagen für Brand, Einbruch und Überfall. [4] VdS 2833:2003-11 Richtlinien für Gefahrenmeldeanlagen - Schutzmaßnahmen gegen Überspannungen. [5] DIN EN 61000-4-5 (VDE 0847 Teil 4-5):2001-12 Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV). [6] DIN EN 50130-4 (VDE 0830 Teil 1-4):1996-11 Alarmanlagen; Teil 4: Elektromagnetische Verträglichkeit - Produktfamiliennorm: Anforderungen an die Störfestigkeit von Anlagenteilen für Brand- und Einbruchmeldeanlagen sowie Personen-Hilferufanlagen. [7] Hasse, P.: Überspannungsschutz von Niederspannungsanlagen: Einsatz elektronischer Geräte auch bei direkten Blitzeinschlägen. 4. Auflage. Köln: Verlag TÜV Rheinland 1998. [8] DIN V VDE V 0185-4 ( VDE V 0185 Teil 4):2002-11 Blitzschutz; Teil 4: Elektrische und elektronische Systeme in baulichen Anlagen. [9] Hasse, P.; Wiesinger, J.: Blitzschutz der Elektronik: Risikoanalyse, Planen und Ausführen nach neuen Normen der Reihe DIN VDE 0185. Berlin; Offenbach: vde verlag; München: Pflaum-Verlag 1999. [10] DIN V VDE V 0185-3 ( VDE V 0185 Teil 3): 2002-11 Blitzschutz; Teil 3: Schutz von baulichen Anlagen und Personen. [11] VdS 2095:2001-03 Richtlinien für automatische Brandmeldeanlagen - Planung und Einbau. [12] Bosch Telecom: Produktinformation PI - 38.31, Überspannungsschutz für GMZ. [13] Siemens: Sicherungs- und Meldetechnik, Überspannungsschutzanleitung. Bestell-Nr. A24205-A330-A976-*-04. [14] ESSER: Fachseminar Überspannungsschutz, FS 798458/04.200. [15] Raab, V.: Überspannungsschutz von Verbraucheranlagen - Auswahl, Errichtung, Prüfung. Berlin: Verlag Technik 2003. Elektropraktiker, Berlin 58 (2004) 4

Autoren
  • V. Raab
  • M. Kienlein
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