Arbeits- und Gesundheitsschutz
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Elektrotechnik
Stromunfällen im Bereich der BG F&E
ep5/1999, 1 Seite
Arbeitssicherheit Neuer Tiefstand bei Arbeitsunfällen Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland registrierten die BGen im vergangenen Jahr weniger als 1.000 tödliche Arbeitsunfälle (Tafel ). Zum Vergleich: 1970 verloren fast 2.700 Menschen ihr Leben bei der Arbeit, 1980 noch 1.800. Exakt verringerte sich die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle um 3,3 % auf 971 (Vorjahr: 1.004), die Zahl der tödlichen Wegeunfälle sank um 6 % auf 691 (Vorjahr: 735). Die meldepflichtigen Arbeitsunfälle (Arbeitsunfähigkeit von mehr als drei Tagen) gingen 1998 leicht um 1,2 % auf 1,2 Mio. zurück. Bei den Wegeunfällen ergab sich ein Anstieg um 3 % auf 185.000. Die Zahl der schweren Arbeits- und Wegeunfälle, die zu neuen Rentenzahlungen führten, verringerte sich um 10 % auf 33.000. Bei alldem handelt es sich um Globalzahlen der gewerblichen Wirtschaft. In den Branchen war die Entwicklung unterschiedlich. Stromunfälle im Bereich der BG F&E Beim allgemeinen Rückgang der Arbeitsunfälle im Bereich der BG F&E können die Unfälle durch elektrischen Strom nicht mithalten. Der Anteil der meldepflichtigen Stromunfälle an den Arbeitsunfällen insgesamt stieg in den 90er Jahren gegenüber den 80ern um ein Drittel von 1,1 % auf 1,4 % (Bild ). Das Institut zur Erforschung elektrischer Unfälle der BG F&E sieht die Gründe in einer „zunehmend unsicheren Verhaltensweise“. Das zeigt sich besonders in immer mehr Unfällen durch „zufälliges Berühren“ unter Spannung stehender Teile. Die Gefahr wird offenbar unterschätzt: Bei elektrischen Unfällen standen oft die notwendigen Schutz- und Hilfsmittel nicht zur Verfügung oder wurden nicht benutzt. 14 von 1.256 Stromunfällen endeten 1997 tödlich. Elektrofachkräfte. In der Großinstallation waren Stromunfälle 1995 mehr als doppelt so häufig wie sieben Jahre zuvor. Nach Ermittlungen der BG F&E kamen 1988 auf 1000 bei der BG versicherte Elektrofachkräfte der Großinstallation 1,2 Stromunfälle, 1995 waren es 3,3. Bei der elektrischen Kleininstallation deutet sich nach einem Höhepunkt der Unfallhäufigkeit in 1993 ein leichter Rückgang an. Bei den EVU zeigt die ohnehin geringere Unfallhäufigkeit seit 1992 eine sinkende Tendenz (Bild ). Unfälle durch zufälliges Berühren. Eine „zunehmend unsichere Verhaltensweise“ bei Elektrofachkräften ist auffällig (Bild ). In den zehn Jahren von 1986 bis 1995 verfünffachte sich die Zahl der Stromunfälle bei Elektrofachkräften durch „Zufälliges Berühren unter Spannung stehender Teile“. Gleichzeitig halbierte sich die Zahl mit technisch bedingter Unfallursache „Fehlender Schutz gegen Berührung“. Verzicht auf Schutz- u. Hilfsmittel. Die häufigste Ursache für Stromunfälle bei Arbeiten in der Nähe von oder an unter Spannung stehenden Teilen ist seit Anfang der 90er Jahre die „Nichtbenutzung von Schutz- und Hilfsmitteln“. Der besonders starke Anstieg dieser Unfallursache zeigt, daß die von den unter Spannung stehenden Teilen ausgehende Gefährdung in der Arbeitsumgebung unterschätzt wird. Lehrlinge. Bei Stromunfällen an „wissentlich nicht freigeschalteten Teilen“ sind Lehrlinge überproportional beteiligt. Ermittelt wurde ein Anteil der Auszubilden für diese Unfallursache im Zeitraum 1986 bis 1995 im Bereich der · EVU von 37,1 % · Kleininstallation von 46,4% · Großinstallation von 61,2%. Ähnliche Werte ergeben sich, wenn man zu den Auszubildenden die eigenständig tätigen Elektrofachkräfte bis 20 Jahre hinzunimmt. Die BG weist hier auf die Verantwortung der Ausbilder und Führungskräfte nach § 8 der VBG 4 hin: „Das Arbeiten an unter Spannung stehenden Teilen darf nur von Elektrofachkräften mit entsprechender Berufserfahrung und Zusatzausbildung durchgeführt werden.“ Die untersuchten Unfälle sind eindeutig durch einen Verstoß gegen diesen Paragraphen verursacht. J. Jühling Elektropraktiker, Berlin 53 (1999) 5 398 Branche aktuell Tafel Arbeits- und Wegeunfälle in der gewerblichen Wirtschaft 1997 1998 Veränderung von 1997 auf 1998 absolut % Meldepflichtige Arbeitsunfälle 1.221.530 1.206.484 - 15.046 - 1,2 Wegeunfälle 179.734 185.120 + 5.386 + 3,0 Summe 1.401.264 1.391.604 - 9.660 - 0,7 Neue Unfallrenten Arbeitsunfälle 28.135 25.278 - 2.857 - 10,2 Wegeunfälle 8.359 7.567 - 792 - 9,5 Summe 36.494 32.845 - 3.649 - 10,0 Tödliche Arbeitsunfälle 1.004 971 - 33 - 3,3 Wegeunfälle 735 691 - 44 - 6,0 Summe 1.739 1.662 - 77 - 4,4 (Quelle: HVBG Sankt Augustin; Stand: 25.02.99) 1988 1986 1990 1992 1994 1996 1,79 1,49 1,19 0,89 meldepflichtige Arbeitsunfälle incl. Stromunfälle pro 1000 Versicherte Anteil der Stromunfälle den Arbeitsunfällen 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 Unfälle 1000 versicherte Elektrofachkräfte 1986 1988 1990 1992 1994 1,4 1,2 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 meldepflichtige Stromunfälle 1000 versicherte Elektrofachkräfte 1986 1988 1990 1992 1994 Kaum weniger Stromunfälle - 1 Meldepflichtige Arbeitsunfälle; 2 Anteil der Strom- an den Arbeitsunfällen Stromunfälle bei Elektrofachkräften - 1 Großinstallation; 2 Kleininstallation; 3 Energieversorgungsunternehmen Stromunfälle durch zufälliges Berühren spannungführender Teile 1 Kleininstallation (448 %); 2 Großinstallation (411 %); 3 EVU (250 %) (Bilder: Institut zur Erforschung elektrischer Unfälle der BG F&E) In Zusammenarbeit mit der Berufsgenossenschaft der Feinmechanik und Elektrotechnik (BG F&E), Köln, informiert der ep auf dieser Seite über aktuelle Themen der Arbeitssicherheit. Kooperation mit der BG
Autor
- J. Jühling
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