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Schutzklasse II und Schutzkontaktstecker?
ep5/2000, 1 Seite
Leseranfragen Schutzklasse II und Schutzkontaktstecker? ? Bei der Wiederholungsprüfung der ortsveränderlichen Geräte eines Metallbetriebs habe ich Wasserbereitungsgeräte vorgefunden, die mit einer dreiadrigen Zuleitung und Schutzkontaktstecker ausgestattet waren, aber kein berührbares leitendes Teil aufweisen, das mit dem Schutzleiter verbunden war. Weder das Doppelquadrat noch ein CE-Zeichen oder VDE- Prüfzeichen waren vorhanden. 1.Nach welchen Vorgaben der Norm DIN VDE 0702 ist zu prüfen? 2.Muss der Schutzleiter geprüft bzw. gemessen werden? ! Entweder handelt es sich um ein recht altes oder aber um ein illegal eingeführtes oder hergestelltes Gerät. Insofern ist Vorsicht geboten. Stellen Sie bitte fest, ob gravierende Mängel (Alterung, Befestigung, Zugentlastung, Billigstecker usw.) die Empfehlung an den Besitzer „Nicht mehr verwenden“ ratsam erscheinen lassen. Nehmen wir aber an, Sie kommen zu dem Ergebnis „ein solides und intaktes Gerät“. Egal welche Schutzklasse dem Gerät zuzuordnen wäre, für Sie ist wichtig: es muss sicher sein. Möglich sind folgende Varianten: 1. Es ist als ein Gerät der Schutzklasse I anzusehen, das „Null“ leitende berührbare Teile aufweist. 2. Es wird als Gerät der Schutzklasse II angesehen, das mit einer dreiadrigen Anschlußleitung samt Schuko-Stecker versehen wurde · entweder aus nicht ersichtlichen Gründen, vielleicht war die Leitung billig verfügbar, · oder weil der Hersteller innere leitende Teile aus von ihm zu vertretenden Gründen (Funktionserde, Vorsicht, Normenauslegung o. ä.) mit dem Schutzleiter verbunden hat. In beiden Fällen müssen alle die aktiven Teile umhüllenden Isolierungen die Qualität der Schutzisolierung haben. Dies kann dann nur durch eine Sichtprüfung festgestellt werden. Der Durchgang des Schutzleiters muss nicht geprüft werden, da er keine Funktion bezüglich des Schutzes gegen elektrischen Schlag wahrnimmt und eine diesbezügliche Aufgabe auch künftig nicht auftreten kann. Der Schutzkontakt des Steckers ist als ein die normale Funktion sicherndes Teil zu betrachten und muss somit bei der Sichtprüfung und beim Erproben (Stecken) bezüglich seines ordnungsgemäßen Zustands kontrolliert werden. Das Öffnen des Geräts zur Kontrolle des Anschlusses/Nichtanschlusses vom Schutzleiters wird nicht verlangt. Es besteht auch kein sicherheitstechnischer Grund dafür. Wenn das Gerät insgesamt als „gut“ befunden wurde, können Sie ja auch davon ausgehen, dass die inneren Anschlüsse einwandfrei hergestellt wurden. Wenn dieses Gerät berührbare leitende Teile aufweist, wird es schwieriger. Sie müssen als hier zuständige verantwortliche Elektrofachkraft feststellen, ob diese Teile vom Innenraum des Geräts mit den aktiven Teilen durch eine entsprechende Schutzisolierung sicher getrennt sind oder nicht. Wenn ja, hat die Isolationswiderstandsmessung zu erfolgen. Wenn nein, dann entspricht das Gerät nicht den bei seiner Herstellung einzuhaltenden Normen und muss ausrangiert werden. Ein Anschluss dieser Teile an den Schutzleiter entspräche einer Neuherstellung. Davon ist aus rechtlichen Gründen dringend abzuraten. K. Bödeker Anschluss der Anlage eines IT-Systems an ein TN-System ? In einem ehemaligen Chemiebetrieb wird z. Zt. das Niederspannungsnetz umgestaltet. Das bisherige Netz bestand aus einem „Kraftnetz“ 380 V, 50 Hz mit der Schutzmaßnahme Schutzleitungssystem (IT-System) und einem „Lichtnetz“ 380/220 V, 50 Hz mit der Schutzmaßnahme Nullung (TN-C-, bzw. TN-S-System). Da beide Netze von unterschiedlichen Trafos gespeist wurden, deren Sternpunkt entsprechend der Schutzmaßnahme ausgeführt waren, gab es keine Verbindung der unterschiedlichen Netze. Bei der Neugestaltung des Netzes soll ein TN-System realisiert werden. Aufgrund der großen Netzfläche soll für einen Übergangszeitraum auch das Kabelnetz des IT-Systems mit genutzt werden. Dieses Kabelnetz besteht im Wesentlichen aus Massekabeln mit drei aktiven Leitern (L1, L2, L3) und der Nutzung des Mantels als Schutzleiter sowie Kunststoffkabeln NAYY-J mit gleichfalls drei aktiven Leitern und der grün/gelb gekennzeichneten Ader, die als Schutzleiter verwendet wird. Weiterhin sind alle metallischen Anlagenteile mit dem Schutzleiter verbunden und von den Hauptverteilungen zu den Unterverteilungen zusätzliche Schutzerder in Form von Band- oder Runderdern verlegt. Um eine Minimierung des Netzes sowohl an Trafokapazität als auch an Schaltanlagen vornehmen zu können, ist angedacht, das vorhandene IT-System aus einem TN-System mit zu versorgen. Entsprechend Bild ist ersichtlich, dass an keiner Stelle des bisherigen IT-Systems ein Neutralleiter benötigt wird: Es handelt sich ausschließlich um Drehstromverbraucher mit symmetrischer Belastung und die 220-V-Steuerspannung wird über Steuerspannungstrafos erzeugt. Ist es statthaft, bei einer Einspeisung aus dem TN-System die angeschlossenen Verbraucher weiter zu betreiben, wenn der bisherige Schutzleiter nun die PE-Leiterfunktion übernimmt und die Funktion des neuen PE-Leiters für jeden Verbraucher durch eine Messung des Schleifenwiderstands und damit die Erfüllung der Abschaltbedingungen nachgewiesen wird? Die Verteilungen sollen aufgrund ihrer Besonderheit gekennzeichnet werden. Dem Betreiber und dem Elektrofachbetrieb ist bekannt, dass an diese Verteilungen keine Verbraucher angeschlossen werden können, die einen Neutralleiter benötigen. ! Der von Ihnen geplante Anschluss einer im IT-System errichteten Anlage an ein TT-System im Zuge einer Netzneugestaltung stand bisher in den Leseranfragen nicht zur Debatte. IT-Systeme sind in öffentlichen Netzen nicht üblich und speziellen Anwendungsfällen vorbehalten, z. B. in der Industrie und Krankenhäusern, wo ein erster Fehler nicht zur Unterbrechung der Stromversorgung führen darf. Möglichkeiten und Bedingungen des Anschlusses Wenn das vorhandene IT-System aus Massekabeln mit drei aktiven Leitern besteht und der Mantel als Schutzleiter genutzt wird, dann fehlt bei der vorgesehenen Umstellung zwangsläufig der Neutralleiter N. Die in DIN VDE 0100-300 in den Bildern Leseranfragen Elektropraktiker, Berlin 54 (2000) 5 387 Liebe Elektrotechniker/-innen! Wenn Sie mit technischen Problemen kämpfen, wenn Sie Widersprüche entdecken, Meinungsverschiedenheiten klären wollen oder Informationen brauchen, dann richten Sie Ihre Fragen an: ep-Leserservice 10400 Berlin oder Fax: (030) 42 151-251 oder e-mail: elster@elektropraktiker.de oder Internet: www.elektropraktiker.de Wir beraten Sie umgehend. Ist die Lösung von allgemeinem Interesse, veröffentlichen wir Frage und Antwort in dieser Rubrik. Beachten Sie bitte: Die Antwort gibt die persönliche Interpretation einer erfahrenen Elektrofachkraft wieder. Für die Umsetzung sind Sie verantwortlich. Ihre ep-Redaktion Eine Sammlung von über 200 Fragen und Antworten finden Sie auf unseren Internetseiten. Fragen an ELEKTRO PRAKTIKER
Autor
- K. Bödeker
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