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Messen und Prüfen | Elektrotechnik

Prüfung von Pflegebetten

ep4/2003, 6 Seiten

Wie bereits in [1] begründet wurde, muss die Wartung der Pflegebetten von einer verantwortlichen Elektrofachkraft oder unter deren Leitung und Aufsicht vorgenommen werden [2][3]. Welche Prüfungen erforderlich sind und wie sie durchgeführt werden sollten, wird nachfolgend dargelegt.


1 Besonderheiten der Prüfung Die Pflicht zur Prüfung von Pflegebetten ist ebenso zu beachten, wie bei allen anderen elektrischen Geräten. Allerdings sind bei der Auswahl der Prüfverfahren und beim Prüfen einige Besonderheiten zu berücksichtigen. Die elektrische Ausrüstung dieser Betten · unterliegt nicht der Kontrolle ihrer Benutzer - selbst offensichtliche Mängel werden somit nicht bemerkt, · unterliegt einer ganz besondern Beanspruchung (Nässe, Reinigung, Transport) und · wird von den das Bett benutzenden behinderten Personen möglicherweise nicht bestimmungsgemäß bedient, unzulässig beansprucht und auch in unkontrollierter Weise zufällig berührt. Um die sich daraus ergebenden Anforderungen an die Wartung einschließlich der Instandsetzung und Prüfung ordnungsgemäß abwickeln zu können, ist eine besondere fachliche und auch menschliche Kompetenz der verantwortlichen Elektrofachkraft (VEF) erforderlich. Im Bild sind alle Kontrollen und Prüfungen dargestellt, die vom Verantwortlichen der Einrichtung bzw. von seiner VEF vorzunehmen oder zu organisieren sind. Nachfolgend erläutert werden die nach MPvertreib V [2] und BGV A2 [3] vorzunehmenden · Prüfungen vor der ersten Inbetriebnahme und die · regelmäßig bzw. nach besonderen Vorkommnissen [4] durchzuführenden Wiederholungsprüfungen. 2 Prüfung vor Erstinbetriebnahme Bei der Neuanschaffung eines Pflegebetts muss sich nicht nur der für die Pflege verantwortliche Leiter, sondern auch die Elektrofachkraft gründlich über die Eigenschaften des Betts informieren und dann von der Richtigkeit der Anschaffung des betreffenden Typs überzeugt sein. Das heißt, die „Erste Prüfung“ durch die VEF beginnt schon vor dem Kauf des Betts. Bei neuen, unbekannten oder veränderten Bettentypen muss die VEF · eine Einweisung durch den Hersteller erhalten und ihrerseits · eine Kontrolle der wesentlichen Merkmale dieses Betts - gegebenenfalls mit einem anerkannten Sachverständigen - vornehmen, um feststellen zu können, ob der Bettentyp die Normen und sonstige aktuelle Vorgaben tatsächlich erfüllt. In Tafel sind die wesentlichen Anforderungen zusammengestellt, die nach den gegenwärtigen Kenntnissen ein elektrisch verstellbares Pflegebett zu erfüllen hat. Sie sind den eigenen Erfahrungen entsprechend zu ergänzen. Zur ersten Prüfung gehört auch, jedes Bett sofort ins Medizinprodukte-Buch aufzunehmen und die erforderliche Kennzeichnung (Inventarnummer, gegebenenfalls Strichcodierung usw.) vorzunehmen. Ohne die Aufnahme in das Wartungsregime der Einrichtung und ohne den erfolgreichen Abschluss der ersten Prüfung sollten die Betten nicht eingesetzt werden. Zu klären ist auch, ob die bei den Wiederholungsprüfungen anzuwendende Checkliste um etwaige, in der Dokumentation des Bettes enthaltene Vorgaben des Herstellers zu erweitern ist oder andere Festlegungen aus dieser Dokumentation zu beachten sind. 3 Wiederholungsprüfung Mit der nach [2][3] durchzuführenden Wiederholungsprüfung erhalten der Verantwortliche und seine VEF [1] die Aufgabe: „ ... so oft und so gründlich zu prüfen, dass entstehende Mängel mit denen gerechnet werden muss, so rechtzeitig festgestellt werden, dass keine dringende Gefahr entsteht ...“ (sinngemäß aus [2]). Hier muss die VEF gut darüber informiert sein, · welche Mängel auftreten können - diese werden in den Normen/der Literatur nur allgemein angegeben, lassen sich aber aus den bekannten Vorkommnissen recht konkret bestimmen (Tafel ) - sowie · mit welchen Prüfmethoden sich diese Mängel finden lassen. Messen und Prüfen Elektropraktiker, Berlin 57 (2003) 4 294 Prüfung von Pflegebetten K. Bödeker, Berlin Wie bereits in [1] begründet wurde, muss die Wartung der Pflegebetten von einer verantwortlichen Elektrofachkraft oder unter deren Leitung und Aufsicht vorgenommen werden [2][3]. Welche Prüfungen erforderlich sind und wie sie durchgeführt werden sollten, wird nachfolgend dargelegt. Prüfungen eines Pflegebetts in einem Alten- oder Pflegeheim u. Ä. Einrichtungen Ereignis Aktivität Durchführender Angebot der Hersteller Händler Bestellung, Einkauf Anlieferung Übergabe an die Station zur Benutzung Anwendung in der Station Neubelegung Besonderes Vorkommnis oder Übergabe an andere Station oder Ablauf der Prüffrist Erste Prüfung (vor der Inbetriebnahme) Feststellen, ob die Grundanforderungen erfüllt werden (am Typ) Beratung Empfehlung Prüfen nach Checkliste(jedes Bett) Freigabe Registrierung Wiederholungsprüfung nach Checkliste gegebenenfalls zuvor die nötige Reinigung oder Instandsetzung vornehmen Verantwortliche Elektrofachkraft Verantwortliche Elektrofachkraft (VEF) oder Prüfer (EFfT) (Leitung und Aufsicht der VEF) Pflegepersonal (Mitwirkung EEfT, Leitung und Aufsicht der VEF) Verantwortliche Elektrofachkraft oder Prüfer (EFfT) (Leitung und Aufsicht der VEF) Anwendung in der Station ständige Kontrolle intensive Kontrolle Dipl.-Ing. Klaus Bödeker ist freier Fachjournalist, Berlin. Autor Das große Problem der Wiederholungsprüfung an den vornehmlich der Schutzklasse II zuzuordnenden Pflegebetten ist, dass · in den Prüfnormen [6][7] nur Mindestvorgaben enthalten sind und · mit den dort genannten Messverfahren die üblicherweise auftretenden Mängel nicht alle gefunden werden können (Tafel ) und · von den Herstellern meist keine konkreten Angaben über die bei ihren Betten anzuwendenden Prüfverfahren/-schaltungen gemacht werden sowie Messen und Prüfen Elektropraktiker, Berlin 57 (2003) 4 295 Teil Anforderung Mögliche Fehlerfolgen Gesamt- Vorhandensein: CE-Zeichen und Gerätesicherheitszeichen Qualität/Sicherheit bett mangelhaft bei Billigerzeugnissen Vorhandensein: Typenschild und nach Norm geforderte Kennzeichnungen (Arbeitslast usw.) Dokumen- Normenvorgaben: Bestätigung der Einhaltung von Mangelhafte Qualität/ tation DIN EN 1970, DIN VDE 750-2-38, DIN VDE 100-724 Sicherheit bei Billigerzeugnissen Kennzeichnung: Bestätigung CE-Zeichen, Angabe des Vorhandenseins und der Nr. der Konformitätserklärung Wartungsanleitung, Angabe der: Fehlende Information, · Häufigkeit des Besichtigens und Wartens ungenügende/falsche · zur ordnungsgemäßen Wartung nötigen Aktivitäten Wartung · Bedingungen unter denen gereinigt werden darf/muss Betriebsanleitung, Angabe der: · Raumbedingungen, unter denen das Bett betrieben werden Einklemmen, Knochendarf oder muss bruch, Ersticken, · medizinisch genutzten Räume (Anwendungsgruppen) in Funktionsversagen denen es (nicht) eingesetzt werden darf · Grenzbedingungen (Stellwinkel, Position, Höhe) unter denen es (nicht mehr) betrieben werden darf · Einschränkungen, die in Abhängigkeit vom Zustand der zu pflegenden Person zu beachten sind · Zubehörteile die verwendet werden dürfen/müssen Prüfanleitung: Empfehlung der Häufigkeit der Prüfung bezogen Gefährdungen werden auf die Einsatzbedingungen. Angabe der anzuwendenden Prüf- nicht rechtzeitig entgeräte und Prüfverfahren sowie der am Bett anzuwendenden deckt Prüfschaltungen Mechani- Seitengitter: stabil, kleinster Abstand der Elemente 120 mm, Herausfallen, Sturz, sche Teile sicheres Verriegeln/Einrasten Einklemmen, Knochen- (Beispiele) bruch, Ersticken Transportrollen: Funktion und Bremssystem Matratze: Originalausstattung Aufrichteteile: Funktion Elektri- Antriebsblock: fehlende Qualität, sche · Kennzeichnung mit VDE-Prüfzeichen oder GS-Zeichen Gefährdung Teile · Schutzart mindestens IP 44, Angabe des Herstellers, dass Kriechströme/Entzün-Flüssigkeit nicht in das Innere fließen kann dung Überlast-, Kurzschluss-, Erwärmungsschutzschutz: Entzündung · Sicherung im Primärkreis, · Sicherung im Sekundärkreis · Temperaturschutz (Trafo, Motoren) im Sekundärkreis Anschlussleitung: Körperschaden · für die im Bett liegende Person nicht zugänglich Beschädigung der · nur so lang, dass sie nicht überrollt werden kann Isolation, elektrischer · widerstandsfähiger Leitungstyp nach Norm Schlag, Kriechströme/ · zuverlässig und so am Antrieb/Gestell gehaltert, dass sie Entzündung nicht von bewegbaren Teilen des Bettes oder von Reinigungsgeräten erfasst werden sowie nicht auf den Fußboden fallen kann · Zugentlastung im Antrieb, Stecker angegossen oder in ähnlicher Qualität (Schutzart, Zugentlastung) Transformator: · Sichere Trennung nach DIN VDE 0551 um den Spannungs- Gefährdung des übertritt auf die Sekundärseite zu verhindern Bedienenden · Abstimmung, Absicherung um Übertemperatur zu verhindern Entzündung Motoren: Abstimmung der Daten mit denen des Transforma- Überlast-/temperatur tors derart, dass bei einer Blockade keine zu hohen Tempera- Entzündung turen entstehen Steuerteil/-leitung: Körperschaden, · Zugentlastung im Antrieb Erwürgen · so lang bzw. gehaltert, dass sie nicht überrollt werden kann · muss leicht demontierbar und vor unkontrollierbarer Verwendung durch behinderte Personen zu schützen sein Tafel Grundanforderungen an ein Pflegebett · die bei Geräten der Schutzklasse I üblichen Isolationswiderstands- und Ableitstrommessungen hier nicht im gleichen Maß anwendbar sind. Problematisch ist weiterhin, dass der ordnungsgemäße Zustand der im Antriebsblock bzw. im Stecker befindlichen Sicherungen und Temperaturwächter für das Wartungspersonal nicht oder nur mit viel zu hohem Aufwand feststellbar ist. Das heißt, die Pflegebetten der Schutzklasse II sind unter den genannten besonderen Anwendungsbedingungen durchweg nicht wartungs- oder prüffreundlich. Damit wird deutlich, warum es in der Vergangenheit zu den bekannten Ereignissen kam. Selbst wenn die in den Bedienanleitungen ohne Erläuterung angegebene und von Aufsichtsbehörden ohne Anleitung formal geforderte „Prüfung nach BGV A2“ vom Betreiber vorgenommen wurde, konnte die nötige Prüfqualität und damit die erforderliche Sicherheit nicht erreicht werden. Um die schlechten Voraussetzungen auszugleichen, müssen bei einer Wiederholungsprüfung von Pflegebetten, besonders derjenigen der Schutzklasse II, · ein sehr strenges Regime der Wartung und Prüfung sowie eine gründliche Unterweisung/Kontrolle der Mitarbeiter durch die VEF gesichert werden, · ein gründliches Besichtigen/Erproben durch eine erfahrene Fachkraft erfolgen, · Messungen vorgenommen werden (z. B. Leerlaufstrommessung), die über die Vorgaben der Normen hinausgehen. Besonders wichtig ist dabei, alle Mitarbeiter ständig in dieses Bemühen um die Sicherheit einzubeziehen, so dass es · gar nicht erst zu solchen Vorkommnissen wie Nässeeinfluss, Überrollen, Blockade, unpassende Teile, unsachgemäße Reinigung, Beschädigung beim Reinigen der Räume usw. kommen kann und, · falls derartiges doch einmal passiert, das betroffene Bett sofort einer Prüfung/Instandsetzung durch den Prüfer zugeführt wird. Die regelmäßige Wiederholungsprüfung ist eine Vorausetzung dafür, dass der ordnungsgemäße Zustand des Pflegebetts und die Sicherheit der zu pflegenden Personen und auch des Pflegepersonals erhalten bleiben. 4 Durchführung der Prüfungen Die Benutzer des Elektrogeräts „Pflegebett“ sind nicht in der Lage, die sonst beim Benutzen eines elektrischen Geräts selbstverständlichen Kontrollen bezüglich etwaiger offensichtlicher Schäden selbst vorzunehmen [1]. Insofern beginnt bei diesen Betten das erforderliche Prüfung schon beim täglichen Besichtigen durch das Pflegepersonal [1]. Eine solche Kontrolle muss zumeist erfolgen, wenn sich die zu pflegende Person im Bett befindet. Der Ort ist vorgegeben, die Art der Kontrolle muss sich an den dort vorhandenen Möglichkeiten bzw. an den Belangen der zu pflegenden Person orientieren. Bei der eigentlichen regelmäßig durchzuführenden Wiederholungsprüfung ist dies nicht so. Sie darf nur erfolgen, wenn die elektrische Ausrüstung vollständig sichtbar und zugänglich, das Bett also nicht belegt ist. Es ist wegen der mit den Prüfungen entstehenden Gefährdungen unzulässig, diese Prüfung im Pflegezimmer vorzunehmen, wenn sich dort zu pflegende Personen befinden. Und schließlich ist eine solche Verfahrensweise aus humanitären Gründen unzumutbar. Auf alle Fälle gilt wegen der Anwendung der Netzspannung und der Prüfspannung DC 500 V auch hier die Vorgabe aus DIN VDE 0104, nach der an einem entsprechend abgesperrten und mit den vorgegebenen Sicherheitsmaßnahmen (u. a. RCD mit In < 30 mA) ausgerüsteten Platz zu prüfen ist. Die Prüfung ist mit den nachfolgend angegebenen Prüfverfahren in der aufgeführten Reihenfolge durchzuführen. 4.1 Besichtigen und Erproben Alles ist von allen Seiten aus zu besichtigen, alle bewegbaren Teile sind während des Besichtigens entsprechend ihrer Funktion zu bewegen, per Hand oder mittels des Antriebs. Dazu gehören auch die Kontrolle des ordnungsgemäßen Abschaltens, des Einrastens in den Endstellungen usw. Zum Besichtigen gehört auch, das Pflegepersonal zu befragen, ob · besondere Beanspruchungen des Betts oder Funktionsstörungen aufgetreten sind und · wann, wie und durch wen eine Reinigung erfolgt ist. Aus diesen Informationen ist gegebenenfalls die Notwendigkeit einer intensiveren Prüfung bestimmter Teile/Funktionen abzuleiten. 4.2 Messung des Schutzleiterwiderstands Das Prinzip der Messung des Schutzleiterwiderstands zwischen dem Steckerkontakt und dem Antriebskörper der Schutzklasse I ist im Bild dargestellt. Da ein etwa vorhandenes Bettgestell aus leitendem Material nicht in die Schutzmaßnahme einbezogen werden muss und somit nicht an den Schutzleiter angeschlossen wird, erübrigt sich diese Messung. Verfügt das Bettgestell über einen Anschluss für den Potentialausgleich, so Elektropraktiker, Berlin 57 (2003) 4 296 Tafel Möglichkeit/Wahrscheinlichkeit, mit den Prüfmethoden, die in Tafel aufgeführten Sicherheitsmängel zu ermitteln Prüfmethode Vorgabe in Teil an dem der Mangel auftritt - Art des Mangels siehe Tafel DIN VDE 0702 0751-1 mech. Teile elektrische Teile Anschluss-/ Körper Trafo Motor Sicherung Steuerleitung Steuergerät Hülle Ader Besichtigen (Skl. I u. II) ja ja ja ja nein ja nein nein nein Erproben (Skl. I u. II) ja ja ja ja nein bedingt bedingt bedingt nein Messen Schutzklasse I · Isolationswiderstand ja bedingt bedingt ja ja ja nein nein · Schutzleiterstrom ja ja bedingt ja ja ja nein nein (Erdableitstrom) Messen Schutzklasse II · Isolationswiderstand ja ja nein nein gering1) nein nein nein · Berührungsstrom (Gehäuseableitstrom) ja ja nein nein gering1) nein nein nein Messen (Skl. I und II) Leerlaufstrom nein nein nein bedingt nein ja nein nein 1) Mess- und Wirkungsmöglichkeit besteht nur, wenn berührbare leitfähige Teile vorhanden sind und auch dann nur an den Stellen, an denen sich diese Teile befinden Messen und Prüfen ist der ordnungsgemäße Zustand der PA-Verbindungen zwischen den leitenden Teilen des Gestells nachzuweisen. Als Grenzwert für den Widerstand zwischen jeweils zwei Teilen ist 0,1 anzunehmen. 4.3 Messung des Isolationswiderstands Je nach der Schutzmaßnahme (Schutzklasse) sind es unterschiedliche Isolierungen, deren Widerstand gemessen wird. Schutzklasse I (Schutzmaßnahmen mit Schutzleiter). Geprüft wird die Basisisolierung (Isolierungen, Kriech- und Luftstrecken) zwischen den aktiven Leitern/ Teilen in Anschlussleitung, Antriebsblock, Stecker und Transformator und den an den Schutzleiter angeschlossenen Teilen (Bild a). Die Aussage des Messgeräts beschreibt das Isoliervermögen des gesamten Geräts. Schutzklasse II (Schutzisolierung). Geprüft wird die alle aktiven Leiter/Teile umhüllende doppelte oder verstärkte Isolierung gegenüber den auf der Außenfläche vorhandenen leitenden berührbaren Teilen (Bild b). Bei den Pflegebetten der Schutzklasse II, bei denen zumeist keine berührbaren leitenden Teile vorhanden sind, ist diese nach den Normen [6][7] vorgegebene Messung gar nicht durchführbar. Selbst dann, wenn derartige Teile vorhanden sind (Bild b, Messung 1) oder das Bettgestell als leitendes berührbares Teil des elektrischen Geräts „Antriebsblocks“ angesehen wird, ist die Messung wenig ausagekräftig. Es werden ja nur die Defekte erfasst, die zufällig an der betreffenden Stelle des Antriebsblocks vorhanden sind. Die Aussage des Messgeräts gilt somit nicht für das Isoliervermögen des gesamten Geräts. Um diesen Mangel auszugleichen, sind alle Stellen in die Messung einzubeziehen, an denen das Eindringen von Nässe möglich ist (Bild b, Messung 3). Jedes Messergebnis, das unter dem Skalenendwert des Messgeräts liegt (meist 20 M), ist als Hinweis auf eine fehlerhafte (nasse, verschmorte) Isolierung zu betrachten. Elektropraktiker, Berlin 57 (2003) 4 Messen und Prüfen Prinzip der Messung des Schutzleiterwiderstands bei Pflegebetten der Schutzklasse I Netz Messsonde Bedienteil Prüfgerät Bettgestell (eventuell Metall) Antrieb (Skl I) Grenzwert 0,3 üblich < 0,1 Anzeigen Bei Antrieben, die mit der sogenannten „Netzfreischaltung“ ausgestattet sind, muss bei dieser Messung das „Freischaltrelais“ durch Betätigen des zugehörigen Tasters geschlossen werden. Anderenfalls werden die aktiven Teile im Antrieb nicht mit der Messspannung beaufschlagt. 4.4 Messung des Ableitstroms Ableitströme bzw. Fehlerströme können einen elektrischen Schlag bzw. einen elektrisch gezündeten Brand hervorrufen. Aus den Eingangs genannten besonderen Verhältnissen bei den Pflegebetten ist es aber noch mehr als in anderen Fällen erforderlich, diese Ströme rechtzeitig zu erkennen. Die Messung ist zweimal, d. h. in beiden Stellungen des Anschlusssteckers vorzunehmen. Geräte der Schutzklasse I. Gefordert wird [6][7], den Schutzleiterstrom (bei medizinischen elektrischen Geräten als Erdableitstrom bezeichnet) zu messen (Bild a). Dieser im Normalfall über den Schutzleiter abfließende Ableitstrom könnte bei einem Schutzleiterbruch über eine den Gerätekörper (Antrieb) berührende Person fließen und diese dann gefährden. Geräte der Schutzklasse II. In den Normen wird gefordert, den bei einer Berührung eines leitenden berührbaren Teils (Bild b, Messung 2) über eine Person fließenden Berührungsstrom (bei medizinischen elektrischen Geräten als Geräteableitstrom bezeichnet) zu messen. Hier besteht die gleiche Problematik, wie bei der Isolationswiderstandsmessung. Die Messung ist bei den Betten der Schutzklasse II gar nicht möglich oder hat praktisch keine Aussagekraft. Das Ergebnis der Messung an dem einzigen berührbaren leitfähigen Teil, dem Bettgestell z. B., gilt nicht für das gesamte Gerät. Um diesen Mangel etwas auszugleichen, sind alle Stellen in die Messung einzubeziehen, an denen das Eindringen von Nässe möglich ist (Bild b, Messung 3). Jedes Messergebnis, das auf das Fließen eines Ableitstroms hindeutet, und mag er auch noch so gering sein, ist als Hinweis auf eine fehlerhafte (nasse, verschmorte) Isolierung zu betrachten. Geräte der Schutzklassen I und II. Die Antriebe werden im Allgemeinen mit einer im Antriebsblock erzeugten Kleinspannung (Schutzmaßnahme SELV) betrieben und gesteuert. Dass die nach den Normen geforderte sichere Trennung durch den Transformator noch vorhanden ist, muss bei der Wiederholungsprüfung nachgewiesen werden. Dies kann durch das Messen des Be-Elektropraktiker, Berlin 57 (2003) 4 298 Prinzip der Isolationswiderstandsmessung a) bei Pflegebetten der Schutzklasse I Messung 1: Sonde wird nicht benötigt; Messung 2: (Sonde am metallenen Bettgestell) ist nicht erforderlich b) bei Pflegebetten der Schutzklasse II Messung 1: Sonde am berührbaren leitenden Teil; Messung 2: Sonde am leitenden Bettgestell; Messung 3: Sonde an den Trennfugen des Isolierkörpers Prinzip der Ableitstrommessung a) Messung des Schutzleiterstroms/ Erdableitstroms bei Pflegebetten der Schutzklasse I Messung 1: Sonde nicht erforderlich; Messung 2: Sonde am leitenden Bettgestell; Messung 3: Sonde an den Kontaktbuchsen des Bedienteils zur Messung des Berührungsstroms, siehe b) b) Messung des Berührungsstroms/Geräteableitstroms bei Pflegebetten der Schutzklasse II Messung 1: Sonde am berührbaren leitfähigen Teil; Messung 2: Sonde an den Kontaktstiften der Steckdose des Steuerteils; Messung 3: Sonde an den Trennstellen des Isoliergehäuses; Messung 4: Sonde am leitenden Bettgestell Netz Bedienteil Prüfgerät Bettgestell (eventuell Metall) Antrieb (Skl II) Grenzwert Abweichung vom Leerlaufstrom um > 2 mA Direktmessung Prinzip der Messung des Leerlaufstroms bei Pflegebetten Netz Messsonde Bedienteil Prüfgerät Bettgestell (eventuell Metall) Antrieb (Skl I) Grenzwert 1 M üblich > 20 M Netz Messsonde Bedienteil Prüfgerät Bettgestell (eventuell Metall) Antrieb (Skl II) Grenzwert 1 M üblich > 20 M a) b) Netz Messsonde Bedienteil Prüfgerät Bettgestell (eventuell Metall) Antrieb (Skl I) Grenzwert 3,5 mA üblich < 0,1 mA Netz Messsonde Bedienteil Prüfgerät Bettgestell (eventuell Metall) Antrieb (Skl II) Grenzwert 0,5 mA üblich < 0,1 mA a) b) umpolen umpolen Direktmessung Direktmessung Messen und Prüfen rührungsstroms erfolgen (Bilder b). Der Anschluss der Prüfsonde an die zu prüfenden/adaptierenden Steuerleitungen sollte mit einem entsprechenden selbst hergestellten Steckeradapter ermöglicht werden. 5.5 Messen des Leerlaufstroms Isolationsfehler zwischen den aktiven Teilen (L - N) im Antriebsblock oder in der Anschlussleitung können zum Fehlerstrom und dann zur Entzündung führen. Dieser Fehlerstrom überlagert sich dem Leerlaufstrom des Transformators. Somit besteht die Möglichkeit, durch einen Vergleich des bei der Wiederholungsprüfung gemessenen mit den bei der ersten Prüfung und den dann erfolgten Wiederholungsprüfungen gemessenen Leerlaufströmen des Transformators (Bild ), derartige Isolationsfehler zu entdecken. Ein solcher Leerlauf-Betriebszustand kann hergestellt werden, indem ein Stellmotor so in die Endstellung gefahren wird, dass seine Abschaltung erfolgt. 6 Dokumentation der Prüfung Nach [3] sind Prüftermin, Prüfverfahren und die Prüfergebnisse in einem Medizinprodukte-Buch zu dokumentieren. Dies sollte auch dann erfolgen, wenn die Pflegebetten in der betreffenden Einrichtung nicht als Medizinprodukte, sondern als normale elektrische Geräte geführt werden. Dieses Medizinproduktebuch kann als Zusammenfassung der · handschriftlichen Protokolle oder · Prüfdaten in Listen oder Karteiform in den elektronischen Medien geführt werden. 7 Prüfgeräte Für die Prüfung der Pflegebetten können die üblichen, nach DIN VDE 0404 zur Prüfung ortsveränderlicher elektrischer Geräte hergestellten Prüfeinrichtungen verwendet werden, über die ein Elektrofachbetrieb ohnehin verfügt. Lediglich ältere Prüfeinrichtungen, bei denen das Messen der Ableitströme mit Nennspannung nicht möglich ist, sind ungeeignet. Natürlich können auch die zum Prü-fen medizinischer elektrischer Geräte gedachten Prüfeinrichtungen Verwendung finden. Ob Prüfeinrichtungen eingesetzt werden sollen, mit denen das Erfassen der Prüfergebnisse unmittelbar (Ausdruck) oder im PC ermöglicht wird, muss die verantwortliche Elektrofachkraft entscheiden. Literatur [1] Bödeker, K.; Neumann, T.: Organisation der Sicherheitsprüfung von elektrischen verstellbaren Pflegebetten. Elektropraktiker, Berlin 57(2003) 3, S. 195-198. [2] Unfallverhütungsvorschrift BGV A2 Elektrische Anlagen und Betriebsmittel. [3] Verordnung über das Errichten, Betreiben und Anwenden von Medizinprodukten (Medizinprodukte-Betreiberverordnung - MPbetreib V). [4] Verordnung über die Erfassung, Bewertung und Abwehr von Risiken bei Medizinprodukten (Medizinprodukte-Sicherheitsplanverordnung - MPSV). [5] Gesetz über Medizinprodukte (Medizinproduktegesetz - MPG). [6] DIN VDE 0702 Wiederholungsprüfung elektrischer Geräte. [7] DIN VDE 0751 Wiederholungsprüfungen und Prüfungen vor der Inbetriebnahme von medizinischen elektrischen Geräten. [8] Bödeker, K.; Kammerhoff, A.; Kindermann, R.; Matz, B.: Prüfung elektrischer Geräte. VDE-Schriftenreihe: Normen leicht verständlich Nr. 62. 3. Auflage. Berlin-Offenbach: VDE-Verlag 2003. Messen und Prüfen Elektropraktiker, Berlin 57 (2003) 4 299 Anzeigen

Autor
  • K. Bödeker
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