Innungen und Verbände
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Elektrotechnik
Nachgefragt bei ZVEH-Präsident Walter Tschischka - Verlangen nach intelligenter Technik wächst zunehmend
ep4/2012, 3 Seiten
238 Elektropraktiker, Berlin 66 (2012) 4 BRANCHE AKTUELL : Herr Tschischka, der Konjunkturmotor läuft derzeit sehr rund in den E-Handwerken. Wird es so weitergehen? Walter Tschischka: Die wirtschaftliche Lage der elektro- und informationstechnischen Handwerke war in der Tat im letzten Jahr hervorragend. Ich gehe davon aus, dass die Konjunktur in der Branche 2012 ähnlich positiv verlaufen wird, sofern kurz- oder mittelfristig keine externen Ereignisse eintreten, die wir nicht beeinflussen können. Damit meine ich beispielsweise den Ölpreis oder neue Unsicherheiten an den Finanzmärkten. Aber alles in allem sind die E-Handwerke sehr gut aufgestellt, wenn ich mir die Entwicklungen bei der Energiewende, bei der Energieeffizienz oder bei der Informations- und Kommunikationstechnik ansehe. Das Verlangen nach intelligenter Technik wächst zunehmend, und hier geht nichts mehr ohne uns. : Sie sprachen die Energiewende an. Wie beurteilen Sie die jüngsten Entwicklungen bei der Solarförderung? Tschischka: Vor allem die zeitlichen Rahmenbedingungen für die Absenkung treffen die E-Handwerksunternehmen. Viele Betriebe haben bereits Material geordert und vorfinanziert, während Kunden wegen der sich ändernden Wirtschaftlichkeitsberechnungen Aufträge stornieren. Der ZVEH hat sich deshalb in einem Schreiben an Bundestagsabgeordnete und politische Entscheidungsträger dafür eingesetzt, eine angemessene Übergangsfrist bis zum Wirksamwerden der neuen Regelungen zu gewähren. Insgesamt treten wir für eine faire Vergütung von PV-Strom ein. Dabei ist uns auch klar, dass die Solarförderung eine Anschubfinanzierung für diese Tech-Nachgefragt bei ZVEH-Präsident Walter Tschischka Verlangen nach intelligenter Technik wächst zunehmend In der jüngsten ZVEH-Konjunkturumfrage beurteilten die E-Betriebe ihre wirtschaftliche Lage äußerst positiv. Doch wie sieht die weitere Entwicklung aus? Wo gibt es Chancen, wo liegen Risiken? Im Vorfeld der Light+Building sprachen wir mit ZVEH-Präsident Walter Tschischka. nik darstellt und keine Dauersubventionierung - womöglich für reine Spekulationsobjekte - sein kann. Ich bin mir sicher, dass die positive Entwicklung der Photovoltaik mit den richtigen politischen Entscheidungen fortgesetzt wird. Hinzu kommt, dass sich die technischen Lösungen für den immer lukrativeren Eigenverbrauch weiter entwickeln. Auch hier kann das E-Handwerk mit seiner Kompetenz punkten. : Traditionell hat das E-Handwerk eine enge Partnerschaft zu den Energieversorgern. Im Rahmen von Smart Metering drängen einige Versorger aber auf den Markt der Gebäudeautomation. Wie lässt sich dieser Konflikt lösen? Tschischka: Früher sprach man von der Netzebene 4, um die Gebäudeinfrastruktur und damit das Tätigkeitsfeld des Elektrohandwerks klar von den Zuständigkeiten anderer abzugrenzen. Diese Grenze ist de facto nicht mehr vorhanden, sie wurde auch politisch aufgehoben. Dies führt naturgemäß dazu, dass neue Spieler in die traditionellen Felder unserer Branche drängen, was wir mit großer Skepsis betrachten. Hier müssen wir höllisch aufpassen: So ist es beispielsweise gar nicht zu akzeptieren, wenn einige dieser neuen Mitspieler beim Kunden den Eindruck erwecken, sie handelten bei Effizienzmaßnahmen und Energiedienstleistungen quasi in gesetzlichem Auftrag, während wir selbstständige Unternehmer uns einem freien Markt stellen müssen. Beim Wettbewerb mit den Versorgern hilft uns zum Glück die öffentliche Wahrnehmung. Denn Umfragen zeigen immer wieder, dass die Bürger dem Elektrohandwerk in Energiefragen eine hohe Glaubwürdigkeit und ein großes Vertrauen bescheinigen. Dieses positive Image und unser umfassendes Know-how müssen wir aktiv nutzen. Als Verband setzen wir uns dafür ein, dass die Rahmenbedingungen auf diesen strukturell völlig veränderten Märkten nicht zu Lasten des Handwerks gehen. Reine Abgrenzungserklärungen sind dabei allerdings kein probates Mittel. Vielmehr wollen wir die Entwicklung auf der Basis unserer über 100-jährigen Partnerschaft gemeinsam mit der Energiewirtschaft gestalten. : Inwieweit hat die E-Marke das genannte, positive Image des E-Handwerks beflügelt? Tschischka: Mit der E-Marke präsentieren wir uns als fortschrittliches, dienstleistungsorientiertes Handwerk, das neben dem technischen Fachwissen auch für Qualität und Service steht. Dass wir damit den richtigen Weg eingeschlagen haben, zeigt nicht nur die Akzeptanz bei den Kunden. Auch unsere europäischen Partnerorganisationen verfolgen das Konzept mit großem Interesse. Wie Sie wissen, haben die Kollegen in Österreich die E-Marke schon vor vier Jahren eingeführt, und ich bin sicher, dass andere Länder folgen werden. Die E-Marke hat aber noch eine weitere Facette, die im Miteinander der Markenpartner aus Handwerk, Industrie und Großhandel zum Tragen kommt. Denn sie hat den Zusammenhalt in der Elektrobranche maßgeblich gestärkt. Im Markenbeirat herrscht ein konstruktiver Dialog der Partner, mögliche Probleme werden frühzeitig angesprochen und Anregungen aufgenommen. Ein Beispiel ist die neue Qualifizierung zum Gebäudesystemintegrator, für die die E-Marke den Anlass gab. : Stichwort Qualifizierung. Ein großes Problem der Branche ist der Fachkräftemangel. Wie kann dem begegnet werden? Tschischka: Der Mangel an Fachkräften ist definitiv ein großes Problem, denn uns gehen derzeit nicht die Aufträge aus, sondern die Mitarbeiter, die diese Aufträge umsetzen können. Was den Nachwuchs im Zukunftsmarkt Elektrotechnik angeht, befinden wir uns bereits seit langem im Wettbewerb mit den Angeboten der Industrie. Als Verband arbeiten wir in Zusammenarbeit mit der ArGe Medien tatkräftig daran, die Jugend noch stärker für eine Ausbildung zum Elektroniker im E-Handwerk zu begeistern. Ein Beispiel ist unsere Ezubi-Kampagne, die auch in den sozialen Netzwerken aktiv ist, also bei Facebook, Twitter und Co. : Elektroinstallationsprodukte sollen künftig weltweit mit einem Warnhinweis ausgestattet sein. Ist das ein Erfolg der „Dresdener Resolution“? Tschischka: Es gibt hier eine völlig schizophrene Situation. Denn wenn man Verbraucherschutz ernst nehmen würde, dürften sicherheitsrelevante Elektroinstallationsprodukte nicht in die Hände von Laien gelangen, so wie wir es mit unserem klaren Bekenntnis zum dreistufigen Vertrieb und in unserer „Dresdner Resolution“ zum Ausdruck gebracht haben. Aber wir konnten uns trotz langer Diskussionen mit dieser Forderung politisch nicht durchsetzen. Deshalb haben wir innerhalb der Branche gemeinsam mit DKE, VDE und ZVEI nach einer alternativen Lösung gesucht. Nun wird ein Warnsymbol mit der Aussage „Für die Installation ist besondere Fachkunde erforderlich“ in die Normung eingebracht. Unser Ziel ist eine internationale Kennzeichnung sicherheitsrelevanter Elektroinstallationsprodukte. Dipl.-Ing. Walter Tschischka ist seit acht Jahren Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke Foto: ZVEH BEGEGNEN SIE ÜBERRASCHENDEN NEUHEITEN. ERLEBEN SIE INNOVATIONEN, DIE SIE BEWEGEN. LASSEN SIE SICH VON UNS BEGEISTERN! LIGHT+BUILDING FRANKFURT 15.-20.04.2012 >>> HALLE 8.0 / STAND H90 WWW.BERKER.DE Berker Switchflowers designed Dorkenwald und Spitzer 240 Elektropraktiker, Berlin 66 (2012) 4 BRANCHE AKTUELL Esylux-Akademie gestartet Lichttechnik und Steuerung Mit einem Seminar zum Thema „Energieeffiziente Lichttechnik und Lichtsteuerung“ startete das norddeutsche Unternehmen Esylux am 28. Februar in Hamburg seine Fortbildungs-Akademie. Den 40 Teilnehmern wurde dabei ein inhaltsreiches Tagesprogramm geboten. Großes Einsparpotential Die Einsparpotentiale mit der Gebäudeautomation, insbesondere auch mit energieeffizienter Lichttechnik und den entsprechenden Steuerungsmöglichkeiten, sind, wieeingangs Jürgen Kitz,Geschäftsführer Esylux Deutschland, ausführte (Bild ), in der Debatte um Energieeinsparmöglichkeiten und den Sanierungsfahrplan der Bundesregierung weiterhin deutlich unterrepräsentiert. Dabei sind die Einsparmöglichkeiten keineswegs marginal, wie unter anderem ein längerfristiges Projekt der Hochschule Biberachvon2009bis2011 im Auftrag des ZVEI gezeigt hat. Dabei ergab sich beispielsweise für einen untersuchten Seminarraum:„InAbhängigkeitderdefinierten Beleuchtungsdauer konnte ein Einsparpotenzialderpräsenzabhängigen Abschaltung von 19 % bis 36 % und bei der präsenz- und helligkeitsabhängigen Abschaltung von 32 % bis 46 % aufgezeigt werden.“ [1] Faktenwissen verschafft Vorteile Vordiesem Hintergrunderläuterten Referentendes Unternehmens,das auch den Status einer zertifizierten KNX-Ausbildungsstätteerlangthat, während der Veranstaltung die Technologie und Anwendung der Präsenzmeldertechnik, gingen auf Fragen der normenkonformen Planung präsenzgesteuerter Beleuchtung ein sowie auf Technologietrends zur Umsetzung der Energieeffizienzklassen Aund Bmit KNX, DALI oder der 1-10-V-Schnittstelle und die Umsetzung der EN 15232. Für eine weitere Beschäftigung mit der Thematik kann das im letzten Jahr erschienene Projektierungshandbuch von Esylux empfohlen werden [2]. Auch wenn die zugrunde liegende Technik keineswegs neu sei, stoße man doch oft auf mangelndes Fachwissenundfalsche Annahmen, wie Bernd Rossow, Vertriebsleiter bei Esylux Deutschland, ausführte. So werde oft nicht zwischen dem Bewegungs- und dem Präsenzmelder differenziert, die doch auf ganz unterschiedliche Aufgaben abgestimmt sind, sondern selbst in Ausschreibungen oder Normentexten pauschal vom Präsenzmelder gesprochen. Hier sollte in jedem Falle geprüft werden, ob wirklich Präsenzmelder notwendig sind. Ebenso ist oft noch nicht bekannt, dass neue Präsenzmeldermodelle meistens bereits einen zusätzlichen Akustiksensor mit an Bord haben, der aber im Auslieferungszustand natürlich deaktiviert ist. Die vertiefende Beschäftigung mit den Grundlagen der LED-Technik und entsprechenden Anwendungsmöglichkeiten übernahm Lichtplaner Dipl.-Ing. Raffa Hendricks (Bild ). Er ging dabei unter anderem auf Qualitätsaspekte wie die Farbwiedergabe, die Temperaturproblematik sowie die Möglichkeiten und Probleme des Dimmens von LED ein, wobei er mit Spektrometer und praktischem Anschauungsmaterialeinige Wissenslückenschließenundzahlreiche Fragenbeantwortenkonnte. Von der Verwendung von LED-Röhren als direkten Ersatz für Leuchtstofflampen rät er ab. Fazit Die Veranstaltung bot hilfreiches Wissen für die Planung und praktische Umsetzung energieeffizienter Beleuchtungundihrer Steuerung sowieweiterführendestechnisches Grundlagenwissen. Das betonten einige Teilnehmerauchim Gespräch mit dem ep. Hervorzuheben sind zudem die gute Organisation und die eingeräumte Diskussionszeit. Weitere Veranstaltungensindauch an anderen Orten geplant. Literatur [1] Prof. Dr.-Ing. M. Becker: Kurzzusammenfassung der Studie „Energieeffizienz durch Gebäudeautomation mit Bezug zur DIN V 18599 und DIN EN 15232“, S. 10. www.hochschule-biberach.de [2] www.esylux.com/de Dort unter „Downloads“ und dann „Publikationen“. Jürgen Kitz (rechts) und Bernd Rossow bei der Begrüßung der Teilnehmer Fotos: H. Schunck/Esylux Lichtplaner Raffa Hendricks zeigte auch technische Details der LED : Die Light+Building, die in wenigen Tagen beginnt, ist das Branchen-Highlight des Jahres. Wie werden sich die Elektrohandwerke auf der Leitmesse präsentieren? Tschischka: Zentraler Anlaufpunkt ist die E-Welt, wie sich der Gemeinschaftsstand der elektro- und informationstechnischen Handwerke in Halle 8 diesmal nennt. Im Mittelpunkt steht erneut das E-Haus. Das Projekt wird in diesem Jahr von 40 Partnern aus der Industrie unterstützt. Es zeigt alle Facetten der intelligenten Gebäudetechnik von heute - beispielsweise vom Energiemanagement mit dezentraler Erzeugung und Speicherung über Beleuchtungstechnik, Wärmerückgewinnung und Multimedia bis hin zur Mess-, Steuer- und Regelungstechnik. Das 100 m2 große Modellhaus demonstriert eindrucksvoll, wie Gebäude-und Informationstechnik immer weiter zusammenwachsen. Basis der Vernetzung sind KNX NET IP und KNX. Darüber hinaus kommen neben Powerline auch funkbasierte Systeme wie Enocean und die drahtlose Kommunikation über GSM zum Einsatz. Die Bedienmöglichkeiten reichen vom Standard-Schalter über Touchscreens bis hin zu Tablet-PC und Smartphone. Erstmals haben wir komplett auf konventionelle Beleuchtung verzichtet und arbeiten ausschließlich mit energieeffizienten LED. Das E-Haus ist ein Angebot von Profis für Profis und richtet sich vor allem an Handwerksunternehmer, Planer und Architekten. Die Fachleute der Elektrohandwerke führen regelmäßig Rundgänge durch und stehen für Fragen zur Verfügung. In der begleitenden Vortragsreihe wird die schon erwähnte neue Fortbildung zum Gebäudesystemintegrator vorgestellt, die das Know-how für die fachgerechte Installation von intelligenten Häusern vermittelt. Darüber hinaus präsentieren wir auf dem Gemeinschaftsstand natürlich unser breites Dienstleistungsangebot und informieren über die Vorteile der E-Marke. Ein Besuch der E-Welt lohnt sich ganz sicher. : Herr Tschischka, vielen Dank für das interessante Gespräch.
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