Brand- und Explosionsschutz
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Elektrotechnik
Mehr Sicherheit durch den Lebensretter Rauchmelder
ep3/2002, 3 Seiten
Eindrucksvoll demonstrierte die Berliner Feuerwehr auf dem Aktionstag Brandgefahren im Haus und die Möglichkeiten, sie abzuwehren. Ungefähr drei Minuten dauert es, bis ein Kinderbett - entzündet durch eine Wunderkerze - vollständig brennt (Bild ). In dieser Situation vermag ein Rauchmelder rechtzeitig vor dem drohenden Unheil zu warnen. Sobald Rauchpartikel in die vorhandene Messkammer eintreten, aktiviert das dabei entstehende Streulicht eine Fotozelle. Diese löst die Alarmierungseinrichtung aus und warnt durch einen lauten Signalton. Personen, die sich in der Brandwohnung befinden, haben ausreichend Zeit, schnell und situationsbezogen zu reagieren. In vielen Ländern sind Rauchmelder Pflicht Ob der Brandschutz Pflicht sein muss oder dem eigenen Ermessen überlassen bleibt, versuchte eine Gesprächsrunde zu klären. Peter Bleser, Mitglied des Bundestages, Landesbranddirektor Albrecht Broemme von der Berliner Feuerwehr, Hans-Jürgen Punk, WBF Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Friedrichshain mb H, und Hartmann Vetter, Berliner Mieterverein, unterstrichen die Notwendigkeit des Einbaus von Rauchmeldern. Pro Jahr sind in Deutschland 600 bis 800 Brandtote zu beklagen. Meist ersticken sie an den im Brandrauch enthaltenen Gasen Kohlenmonoxid und Kohlendioxid. Diese Opfer nimmt der Bundestagsabgeordnete Bleser zum Anlass, sich für eine gesetzliche Verpflichtung zum Einbau von Heimrauchmeldern auszusprechen, wohl wissend, dass der Brandschutz Ländersache ist. Der Musterbauordnung (MBO) ähnlich strebt er an, einen Wortlaut zu finden, den die Länder in entsprechenden Landesgesetzen übernehmen können. Rheinland-Pfalz geht als erstes Bundesland voran In den USA sind beispielsweise 93 % der Häuser mit Rauchmeldern ausgestattet. Dort ist es Vorschrift, in jeder Wohnung mindestens ein Meldegerät zu installieren. Gleiches gilt in Großbritannien: Per Gesetz sind seit 1992 neue Gebäude mit einem Melder pro Geschoss zu versehen. Nach den schweren Brandunfällen zu Jahresbeginn in Bayern und NRW erhält die Aufklärungskampagne „Rauchmelder retten Leben“ weitere politische Unterstützung bei ihrer Forderung nach einer Rauchmelderpflicht nach Elektropraktiker, Berlin 56 (2002) 3 206 Report Mehr Sicherheit durch den Lebensretter Rauchmelder Vor mehr als einem Jahr begann die bundesweite Kampagne „Rauchmelder retten Leben“. Seitdem informiert eine Aktionsgemeinschaft über Brandgefahren im Haushalt. Bei einem Aktionstag in Berlin erweckten zwei Initiativen Aufmerksamkeit: die Bemühungen, den Einbau von Rauchmeldern gesetzlich zu regeln, und die Rauchmelder-Installation einer Wohnungsbaugesellschaft. In nur drei Minuten steht ein Kinderbett lichterloh in Flammen Elektropraktiker, Berlin 56 (2002) 3 Report Rauchmelder arbeiten nach dem optischen Prinzip. Sie sind für den Einbau in Küchen, Bädern, Garagen und Heizungsräumen nicht geeignet. Dort können durch die alltägliche Nutzung Dampf oder Rauch und damit Fehlalarme entstehen. Neu entwickelte Mehrkriterien-Rauchmelder mit zusätzlichen Flammen- oder Hitzesensoren senken die Fehlalarmquote. Bei einzelnen Meldern mit Mehrfachsensoren lässt sich der optische Melder per Knopfdruck vorübergehend abschalten. Auf diese Weise ist ein eventueller Fehlalarm in der Küche durch Koch- oder Wasserdämpfe zu vermeiden. Der Hitzesensor, der die Sicherheit gewährleistet, bleibt jedoch aktiv. Rauch steigt nach oben. Rauchmelder sind an der Decke nahe der Raummitte oder, wenn dies nicht möglich ist, kurz unterhalb der Decke an der Wand zu montieren. Es gibt auch Heimrauchmelder in 230-V-Technik. Aufgrund des notwendigen Verdrahtungsaufwandes eignen sich diese eher für Neubauten oder bei Modernisierungen. Mit einer Pufferbatterie bleibt ihre Funktionsfähigkeit auch bei einem Stromausfall erhalten. Für den Minimalschutz ist die Installation eines Rauchmelders erforderlich. In einer eingeschossigen Wohnung sollte dieser im Flur angebracht werden, weil die Türen üblicherweise einen Rauchaustritt zum Flur ermöglichen. In Wohnungen oder Eigenheimen mit mehreren Etagen gilt ein Rauchmelder in jedem Stockwerk als Minimallösung. Wird nur ein Melder installiert, ist das Alarmsignal über mehrere Etagen unter Umständen nicht mehr zu hören. Es gibt Modelle, die sich über potentialfreie Kontakte zusammenschalten lassen. Löst ein Melder aus, geben alle den Alarmton ab. Dies ist vorteilhaft, wenn für den optimalen Schutz in der Wohnung oder im Haus mehrere Melder installiert sind. Das Verlegen der Leitungen ist etwas aufwändig. Funk-Rauchmelder, die über ein Bussystem gesteuert werden, sind ebenfalls verfügbar. Mit einem Testknopf lässt sich überprüfen, ob das Gerät funktioniert. Einen Monat lang zeigt ein Warnsignal akustisch an, dass die Batterie zu wechseln ist. Verwendet werden sollten ausschließlich VdS-geprüfte Qualitätsrauchmelder. Installationshinweise für Rauchmelder Auf einen Blick Die Aktionstage der Rauchmelder-Kampagne sensibilisieren immer mehr Verbraucher für die lebensrettenden Geräte Fotos: Wagner US-Vorbild. So teilte der innenpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion in Rheinland-Pfalz, Carsten Pörksen, kürzlich in Mainz mit, dass sich die Regierungsparteien des Bundeslandes auf eine Rauchmelderpflicht für Neubauten geeinigt hatten. In Rheinland-Pfalz müssten Rauchmelder demnächst an neuralgischen Stellen in privaten Neubauwohnungen und öffentlichen Neubauten installiert werden, kündigte Pörksen an. Neben der „Rauchmelder retten Leben“- Kampagne wird vor allem dieses Gesetz viele Konsumenten für den lebensrettenden Nutzen der Melder sensibilisieren (Bild ) und den Absatz der Geräte deutlich erhöhen. Rauchmelder scheinen somit auf gutem Weg, die schwierige Pionierphase zu verlassen. Elektropraktiker, Berlin 56 (2002) 3 208 Report ep: Aus welchem Grund startete die WBF das Pilotprojekt? Punk: Im Zuge der „Rauchmelder retten Leben“-Kampagne lernte die WBF Rauchmelder und ihre Funktionsweise kennen. Der Bereich Technik hörte sich bei den Mitarbeitern des Konzerns um. Festzustellen war, dass viele bereits auf eigene Kosten in ihren Wohnungen bzw. Häusern entsprechende Geräte installiert hatten. Für die Wohnungen, die mit Rauchmeldern als besonders sicher einzustufen sind, verspricht sich die Gesellschaft Vermietungsvorteile. Nach Rücksprache mit dem Berliner Mieterverein, der den Einbau begrüßt, darf die Ausstattung keine weiteren Kosten verursachen. Die Regelung für eine Modernisierungs-/Instandsetzungsumlage ist bisher nicht erfolgt. ep: Welche Rauchmelder-Fabrikate kommen zum Einsatz? Punk: Eine Ausschreibung für die Rauchmelder hat bisher nicht stattgefunden. Eigentlich ist der Typ völlig gleich. Grundsätzlich legen wir unter dem Sicherheitsaspekt Wert auf eine VdS-Zulassung. Zur Ansicht haben wir verschiedenste Geräte erhalten. Es war festzustellen, dass die Optik bei den favorisierten Modellen eine nicht unwesentliche Rolle spielt. ep: Wie werden die Rauchmelder gewartet? Punk: Aufgrund der Mieterstruktur in dem ersten Pilotobjekt, in dem Menschen über 50 wohnen, werden die Hausmeister oder ein Handwerksunternehmen zentral die Geräte kontrollieren. Nach zwei Jahren wechseln sie die Batterien aus. Der Mieter braucht sich darum nicht zu kümmern. Bei Schäden kann er sich rund um die Uhr an unsere zentrale Störungsannahme wenden. ep: Was geschieht bei einer Alarmauslösung? Punk: Der Mieter hat seinen „Wecker“ in der Wohnung, der ihn auffordert, schnellstmöglich die Räumlichkeiten zu verlassen. Die Hausverwaltung wird ein Informationsblatt für die Mieter erhalten, um ihnen ausführlich die Technik nahezubringen. Die Sicherheit zählt. Das Haus ist natürlich auch mit einer Brandmeldeanlage ausgestattet, die zur Feuerwehr aufgeschaltet wird. Selbstverständlich existieren darüber hinaus Fluchtwegpläne nach der Hochhausrichtlinie. ep: Welche Erwartungen hat die WBF an ihre „Rauchmelder-Aktion“? Punk: Die Sicherheit, die uns für die Häuser so wichtig ist, kann nicht an der Wohnungstür aufhören. Mit den Rauchmeldern installieren wir Sicherheit in der Wohnung. Nach zwei Jahren, also nach dem ersten Batteriewechsel, werden wir eine Befragung durchführen. Wir sind an der Rückmeldung unserer Mieter interessiert. ep: Wie schätzen Sie Initiativen ein, die den Einbau von Rauchmeldern gesetzlich fordern? Punk: Aus Sicherheitsgründen wäre eine gesetzliche Vorschrift für eine derartige Wohnungsausstattung außerordentlich wichtig. Nachgefragt „Die Sicherheit, die so wichtig ist, kann nicht an der Wohnungstür aufhören“ Großen Zuspruch findet das Vorhaben der Friedrichshainer Wohnungsgesellschaft (WBF), in ein bestimmtes Wohnungskontingent freiwillig Rauchmelder einzubauen. Der ep sprach mit Dipl.-Ing. (FH) Hans-Jürgen Punk. Hans-Jürgen Punk
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