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Installationstechnik | Elektrotechnik

Luftdichte Elektroinstallation

ep11/2006, 3 Seiten

Die nach der Energieeinsparverordnung (EnEV) geforderte Wärmedämmung erhöht in vielen Bereichen auch die Anforderungen an die Elektroinstallation. Dies gilt vor allem dort, wo ein unkontrollierter Luftaustausch vermieden werden muss. Auf luftdichte Bauweisen abgestimmte Elektro-Installationsprodukte minimieren das Risiko von Leckagen und erleichtern die normgerechte Montage in Hohlwand- und Massivbauweisen.


Elektropraktiker, Berlin 60 (2006) 11 Installationstechnik FÜR DIE PRAXIS Vermeidung von Bauschäden Um Lüftungswärmeverluste und Bauschäden zu vermeiden, müssen Neubauten und nach Energieeinsparverordnung (EnEV) sanierte Altbauten nahezu luftdicht sein. Zur Sicherstellung der Luftdichtheit (DIN 4108-7) wird in der Regel eine luftdichte Ebene auf der warmen Seite der Dämmung in Wand, Decke und Dach vorgesehen. Diese wird z. B. durch eine diffusionsdichte Dampfsperre aus Kunststoff, Aluminium oder Papierwerkstoffen realisiert. Sie verhindert, dass erwärmte Luft von innen durch die Wärmedämmung in die kühleren Außenbereiche gelangt und die gebundene Luftfeuchtigkeit dort kondensiert. Denn so würde ein Nährboden für Schimmel und holzzerstörende Pilze entstehen, was gravierende gesundheitliche und bautechnische Folgen haben kann. Die Dampfbremse darf keine Leckage aufweisen, da sonst nicht nur Feuchteschäden drohen, sondern auch Anlagen der kontrollierten Wohnungslüftung nicht mehr ihre vorgesehene Wirkung erzielen können. Erhebliche Risiken hinsichtlich der Luftdichtheit bestehen immer dort, wo eine vorhandene Dampfbremse zu Installationszwecken durchbrochen wird. Ist dieses erforderlich, muss sichergestellt werden, dass Leitungs-und Rohrdurchführungen wieder luftdicht verschlossen werden. Der ausführenden Elektrofachkraft kommt daher eine besondere Verantwortung bei der Vermeidung von Bauschäden zu. Die Luftdichtheit der Gebäudehülle ist in der EnEV und der DIN 4108-7 (Luftdichtheit von Gebäuden) definiert. Sie kann messtechnisch durch das Differenzdruckverfahren „Blower-Door-Methode“ nach DIN EN 13829 überprüft werden (Bild ). Dabei wird durch eine spezielle Messtür mit integriertem Gebläse ein Über- oder Unterdruck von 50 Pa erzeugt. 50 Pa entsprechen einem zusätzlichem Druck von 5 kg/m2 oder einer Windstärke von ca. 5 B (Beaufort) - also einem kleinen Herbststurm mit Windgeschwindigkeiten von 28-39 km/h. In Gebäuden ohne Lüftungsanlagen darf der unter den oben genannten Versuchsbedingungen gemessene, so genannte „n50-Wert“ 3,0/h nicht überschreiben, d. h. die Raumluft darf in einer Stunde maximal dreimal gegen die Außenluft ausgetauscht werden. Gebäude mit Lüftungsanlage dürfen einen n50-Wert von höchstens 1,5/h aufweisen. Ansonsten liegt ein Baumangel vor, für den die Bauverantwortlichen bis zu 30 Jahre haftbar gemacht werden können. Luftdichtheit bei Leicht-oder Hohlwandbauweise Ein großer Teil der nach den Vorgaben der EnEV neu gebauten Häuser wird in Leicht-oder Hohlwandbauweise errichtet. Besonders energieeinsparende Gebäude, wie z. B. Passivhäuser, sind fast immer mit einer luftdichten Hohlwandkonstruktion ausgeführt. Zu den potenziellen Schwachstellen, die die Luftdichte Elektroinstallation S. Born, Schalksmühle Die nach der Energieeinsparverordnung (EnEV) geforderte Wärmedämmung erhöht in vielen Bereichen auch die Anforderungen an die Elektroinstallation. Dies gilt vor allem dort, wo ein unkontrollierter Luftaustausch vermieden werden muss. Auf luftdichte Bauweisen abgestimmte Elektro-Installationsprodukte minimieren das Risiko von Leckagen und erleichtern die normgerechte Montage in Hohlwand- und Massivbauweisen. Autor Dipl.-Wirt. Ing. Stefan Born ist Mitarbeiter der Firma Kaiser, Schalksmühle. Überprüfen der Luftdichtigkeit mittels „Blower-Door“-Test Quelle: Blower Door EP1106-933-936 20.10.2006 12:50 Uhr Seite 933 Elektropraktiker, Berlin 60 (2006) 11 934 FÜR DIE PRAXIS Installationstechnik gewünschte Luftdichtheit gefährden, zählt auch die Elektro- und Hausinstallation, da zur Befestigung und zur Leitungs- oder Rohreinführung, beispielsweise bei Hohlwanddosen, mitunter die Dampfbremse durchbrochen werden muss. Eine konventionelle, nicht luftdichte Elektroinstallation zeigt hier vielfach Schwachstellen, wenn Zugluft (Bild ) und schädliches Kondenswasser an den Öffnungen für Schalter und Steckdosen auftreten. Denn die perforierten Öffnungen für Rohr- oder Leitungseinführungen bei nicht luftdichten Hohlwanddosen wirken als Leckagen in den Wänden. Lösungen für Hohlwandkonstruktionen Vor diesem Hintergrund gibt es von Kaiser bereits seit mehreren Jahren ein umfassendes Programm zur luftdichten Hohlrauminstallation. Für die Elektroinstallation in energieeffizienten Hohlwandkonstruktionen gibt es beispielsweise die Serie „Econ“. Die luftdichten Geräte- und Geräteverbindungsdosen (Bild ) ermöglichen die werkzeuglose und damit zeitsparende Leitungs- und Rohreinführung durch eine robuste Dichtungsmembran mit definierten Einführungen. Diese fügt sich beim Durchstoßen durch die Elastizität des eingesetzten Werkstoffes um Leitung bzw. Rohr, sodass unkontrollierte Luftströme verhindert werden. Die luftdichte Verbindung mehrerer Hohlwanddosen für die Durchverdrahtung von Gerätekombinationen erfolgt mit einem Verbindungsstutzen, der ebenfalls werkzeuglos (über eine abziehbare Laschenverbindung an der Dose) eingeführt wird. Übergroße, nicht runde oder ausgebrochene Öffnungen, die bei Kombinationen in Gipskarton, Gipsfaserplatten oder ähnlichen Materialien auftreten können, werden mit der Dichtfolie luftdicht. Sie verschließt den Raum zwischen Dosenrand und Beplankungsmaterial. Sicherstellen der relevanten Anforderungen Darüber hinaus bieten die Hohlwanddosen eine spezielle Befestigungstechnik für die Leitungs- und Rohreinführung mit integrierter Zugentlastung. Die in der DIN VDE 0606/DIN EN 60670 vorgeschriebene und vom Verband der Sachversicherer in den Richtlinien zur Schadensverhütung (VdS 2023) verankerte Zugentlastung schützt vor Ausfällen, Kurzschlüssen oder gar Personenschäden. Die integrierte Zugentlastung sorgt für diesen Schutz, ohne dass hierfür zusätzliche Arbeitsschritte erforderlich sind. Für EIB-Aktoren, Kommunikationstechnik, Funksteuerungselemente, Alarmmodule oder andere elektronische Bauteile gibt es zudem eine spezielle Hohlwand-Elektronik-Dose. Die luftdichte Tunnel-Zweikammerdose mit beiliegender Trennwand und tapezierfähiger Abdeckung kann mit herkömmlichen und luftdichten Gerätedosen sowie Geräte-Verbindungsdosen kombiniert werden. Luftdichter Einbau von Leuchten und Lautsprechern Ein weiterer Bereich der Elektroinstallation, in dem es auf Luftdichtheit ankommt, ist der Leuchten- und Lautsprechereinbau in Hohldecken. Eine luftdichte Bauweise ist dabei nicht nur in Niedrigenergie-Häusern wichtig, sondern auch in Kühl- und Klimadecken. Werden NV- oder HV-Halogenlampen in abgehängten oder in Hohlbauweise realisierten Decken installiert, sind Dampfbremse, Dämmung und die Holzkonstruktionen hohen Temperaturen und einer Brandgefahr ausgesetzt. Hier sind spezielle Einbaugehäuse wie beispielsweise das luftdichte „Thermo X“-Gehäuse (Bild ) erforderlich. Das System minimiert die von heißen Halogenlampen ausgehende Gefahr in fast allen Deckenarten. Das Gehäuse ist so konzipiert, dass es die Dampfbremsfolie nicht zerstört und eine luftdichte Installation gewährleistet. Daher geraten weder gesundheitsschädigende Stoffe noch unkontrollierte Zugluft in die Räume. Das Gehäuse verhindert außerdem die oft auftretenden Staubränder um den Deckenauslass bei Einbauleuchten. Einbaumöglichkeiten eröffnet das Gehäusesystem auch in Paneel- und Kassettendecken sowie in fugenlosen Unterdeckenkonstruktionen aus Gipskarton, Gipsfaserplatten, MdF- (mitteldichte Faserplatte) und Spanplatten mit Zweifachlattung und aufliegender Dämmung. Der Einbau ist von oben oder - z. B. bei nachträglichem Einbau - von unten möglich. Elektroinstallation im Mauerwerk Mängel in punkto Luftdichtheit betreffen aber bei weitem nicht nur Hohlwandkonstruktionen. Moderne Bauweisen und nicht angepasste Installationsmaterialien und Verarbeitungsgewohnheiten führen oftmals sogar zu unkontrollierten „Zugerscheinungen“ im Mauerwerk. Denn das inzwischen sehr präzise gefertigte Steinmaterial (beispielsweise in Planblockbauweise) wird im Nut- und Federprinzip ohne vermörtelte Stoßfugen und im Dünnbettmörtel-Verfahren (2 bis 4 mm) verarbeitet. Hier können Leckagen durch vertikal durchgehende Kammern in Verbindung zur Außenluft entstehen. Diese Wände werden vielfach nicht mehr verputzt, sondern nur „abgespachtelt“. Dann können vor allem nicht vollflächig eingegipste Installationsdosen zu den oben beschriebenen „Zugerscheinungen“ führen. Hieraus resultieren dann ebenfalls zu hohe Luftwechselraten. Vor diesem Hintergrund gibt Zugluft kann mit Hilfe eines Thermoanemometers gemessen werden Geräteverbindungsdose Einbaugehäuse für Hohlbauweise und abgehängte Decken Manschetten zur Abdichtung von Leitungs- und Rohreinführungen durch Dampfsperren EP1106-933-936 20.10.2006 12:50 Uhr Seite 934 es für die Mauerwerksinstallation luftdichte Unterputz-Geräte-Verbindungsdosen, aber auch Dichtungseinsätze für vorhandene Installationsdosen. Die luftdichte Unterputz-Geräte-Verbindungsdose des oben genannten Herstellers vermeidet durch eine geschlossene Bauart Luftströmungen zwischen Innenräumen und Steinkammern. Ein Klemmfix-System für luftdichte aber auch nicht luftdichte Geräte- und Geräteverbindungsdosen ermöglicht zudem eine hohe Zeitersparnis der Gipsmontage. Luftdichte Leitungs- und Rohreinführungen Zur dauerhaften sicheren Abdichtung von Leitungs- und Rohreinführung gibt es Luftdichtungsmanschetten (Bild ), die aus einem hochwertigen Polyethylenpad, welches mit einem flexiblen EPDM-Dichtstutzen zur Leitungs-oder Rohrdurchführung versehen sind. Die Luftdichtungsmanschette ist selbstklebend und bietet dauerhaft sicheren Halt auf Materialien wie Folien, Pappe, Papier, Holz oder verschiedenen Holzwerkstoffen. Der Dichtstutzen passt sich dabei flexibel und luftdicht dem Leitungs- bzw. Rohrdurchmesser an. Vermeidung von Wärmebrücken bei Außenwanddäm Viele Gebäude im Bestand entsprechen nicht mehr den heutigen energetischen Erwartungen und Anforderungen, wie sie bei Neubauten unter Einbeziehung der neuesten bauphysikalischen Erkenntnisse Stand der Technik sind. Bei wärmeisolierten Außenfassaden muss allerdings sowohl bei Neubauten als auch bei Bestandsbauten dafür Sorge getragen werden, dass keine Wärmebrücken im Bereich von außenliegenden Steckdosen, Schaltern, Anschlüssen für Außenleuchten, Videoüberwachung, Türkommunikation etc. entstehen. Durch den erhöhten Wärmeabfluss im Bereich einer Wärmebrücke kommt es - neben Wärmeverlusten - auch zu einem Absinken der raumseitigen Oberflächentemperatur. Wenn die Temperatur zu stark absinkt, bildet sich auf der Bauteiloberfläche Schwitzwasser, das zu Schimmelpilzbefall führen kann. Zu den effizientesten und zugleich wirtschaftlichsten Gegenmaßnahmen zählt die Dämmung der Außenwände. In der Regel wird dabei eine Dämmstoffschicht auf der Außenwand befestigt und verputzt. Wärmeisolierte Außenfassaden haben allerdings den Nachteil, dass an ihnen - mangels mechanischer Festigkeit - keine sichere Befestigung von Elektrogeräten und -komponenten wie Außenleuchten, Bewegungsmeldern, Kameras, Steckdosen und Geräten zur Türkommunikation möglich ist. Vielseitig einsetzen lässt sich hierbei der Universal-Geräteträger in Bild . Der rechteckige, modulare Aufbau ermöglicht die Befestigung am Mauerwerk und die Anpassung an Dämmstärken von 60 bis 360 mm. Eine integrierte Steinwolledämmung (Bild ) verhindert die Bildung von Wärmebrücken. Für die Installation von Leuchten und Bewegungsmeldern an Wand oder Decke bei Dämmstärken von 80 bis 160 mm gibt es zudem einen Teleskop-Geräteträger. Zur sicheren Befestigung von Steckdosen und Schaltern bei einer Dämmstärke von 80 bis 170 mm kann demgegenüber eine Teleskop-Gerätedose verwendet werden. Bei Dämmungen an Bestandbauten, wenn vorhandene Geräte- oder Gerätedosen verlängert werden müssen oder wenn es nicht möglich ist, Dosen in das Mauerwerk einzubauen, gibt es ISO-Verlängerungsringe bzw. ISO-Dosen-Sets. Fazit Die Bauverantwortlichen haften für die Einhaltung der nach EnEV geforderten Luftdichtheit - und das für 30 Jahre. Vor diesem Hintergrund tun auch die ausführenden Handwerksunternehmen gut daran, jedes Risiko auszuschließen. Mit Systemlösungen für die Elektroinstallation, die auf Hohlwände und Mauerwerk zugeschnitten sind, lassen sich Luftundichtigkeiten vermeiden. Elektropraktiker, Berlin 60 (2006) 11 935 Universal-Geräteträger für die Mauerwerksinstallation Geräteträger hat eine integrierte Dämmung aus Steinwolle Fotos: Kaiser Installationstechnik FÜR DIE PRAXIS EP1106-933-936 20.10.2006 12:50 Uhr Seite 935

Autor
  • S. Born
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