Elektrotechnik
Elektroinstallation bei energiesparenden Gebäudekonzepten
ep9/2002, 6 Seiten
1 Energiesparende Gebäude 1.1 Vorschriften Weltweite Vereinbarungen über die Verringerung des CO2-Ausstoßes führen auch im nationalen Bereich zu Veränderungen von Vorschriften und Richtlinien. In Verbindung mit einem sich verändernden Bewusstsein im Umgang mit den Primärenergien führt dies z. B. zu Verringerung der Verbräuche von Kleinfeuerungsanlagen in Wohngebäuden. Gesetzliche Regelungen für Deutschland existieren seit 1994 in Form der Wärmeschutzverordnung (WSVO) in Verbindung mit der Heizanlagenverordnung (Heiz AnV). Eine weitere Verringerung der Energieverbräuche bringt die ab 01.02.2002 in Kraft getretene Energieeinsparverordnung (EnEV) mit sich. Um den Vorgaben derartiger Verordnungen zu entsprechen, entstehen neue Anforderungen an die Dichtheit der Gebäudehülle. Umgangssprachlich sind solche Konstruktionen als „Niedrigenergiehäuser“ bekannt. 1.2 Verbrauchswerte Seit dem Inkrafttreten der Energieeinsparverordnung sind die Verbrauchswerte des Niedrigenergiehauses bindend vorgegeben für Neubauten. Die unter dieser Bezeichnung erstellten Häuser stellen jedoch für die Fachwelt nur die einfachste Form derartiger Häuser dar. Weitere Ausbaustufen sind das · Passiv-Haus · Null-Heiz-Energie-Haus · Energieautarkes Haus (Versuchsstadium). Sämtliche energiesparende Gebäudekonzepte bringen unterschiedliche Einsparungen mit sich, bis hin zu 0 % Primärenergieeinsatz. Maßstab für den Grad der Energieersparnis dieser Haustypen ist das sogenannte Normal- oder Bestandshaus, das heißt, die Verbräuche an Primärenergie in den Häusern der letzten Jahrzehnte (Bild und ). 1.3 Elektro-Installation Um die geforderten Verbrauchswerte zu erreichen, sind bei den verschiedenen Bauweisen - Mauerwerk, Hohlwandbauweise, Betonbau - unterschiedliche Maßnahmen zu treffen. Wenn solche Konzepte Anwendung finden, müssen auch die Schwachstellen beseitigt werden, die durch die verschiedenen Installationenentstehen,alsoauchim Bereich der Elektro-Installation (Bild ). Allen Haustypen gemeinsam ist die Dichtheit der Gebäudehülle sowie ggf. eine kontrollierte Be- und Entlüftung. Herkömmliche Elektro-Installationen führen in diesem Bereich zu sogenannten Leckagen, die nur durch speziell dafür geschaffene Materialien zu beseitigen sind. Installationstechnik Elektropraktiker, Berlin 56 (2002) 9 730 Elektroinstallation bei energiesparenden Gebäudekonzepten J. Anders, Schalksmühle Um den Vorgaben der Wärmeschutz-, Heizanlagen- und Energieeinspar-Verordnung zu entsprechen, entstehen neue Anforderungen an die Dichtheit der Gebäudehülle. Ziel des Beitrags ist es, dem Praktiker Möglichkeiten und Produkte aufzuzeigen, die auch unter diesen Bedingungen eine einfache, machbare und in jeder Hinsicht sichere Elektro-Installation gewährleisten. Jürgen Anders ist Mitarbeiter der Firma Kaiser, Schalksmühle. Autor Prozentuale Energieeinsparungen bei den verschiedenen Haustypen Unterputz-Geräte-Verbindungsdosen Der Universal-Öffnungsschneider sorgt für passgenaue Öffnungen Verbrauchsmengen in Form von Heizöl oder kWh/m2 a Thermographie-Aufnahmen einer Installation mit konventionellen Hohlwanddosen - deutlich erkennbar sind die mit der Zeit entstehenden Wärmeleckagen Zunächst unterscheidet man grob zwischen · Mauerwerks-Bauweise · Beton-Bauweise sowie · Hohlwand-Bauweise. Alle drei Bauweisen erfordern eigene Produkte oder auch Werkzeuge. Herkömmliches Material ist für diese Bauweisen in aller Regel nicht geeignet. 2 Unterputz-/Mauerwerksbauweise Im Mauerwerksbereich kommt es durch veränderte moderne Bauweisen - d. h. unter anderem: genauer gefertigte Kammersteine, die in den Stoßfugen nicht mehr vermörtelt werden und im Bereich der Lagerfugen im Dünnbettmörtel-Verfahren nur „verklebt“ werden (z. B. Planblockbauweise) - zu vertikal durchgehenden Kammerausbildungen. Dazu werden diese Wände vielfach nicht mehr verputzt, sondern nur noch abgespachtelt. Dies kann in Verbindung mit undichten Wand- und Deckenabschlüssen sowie herkömmlichen Installationsdosen zu Zugerscheinungen führen - speziell bei Steckdosen in den Außenwänden. Dieser Effekt wird durch eine kontrollierte Be- und Entlüftung und dem damit verbundenen Unterdruck noch wesentlich verstärkt. Zur Vermeidung solcher Effekte stehen winddichte Unterputzdosen zur Verfügung (Bild ). Sie sorgen durch ihre absolut geschlossene Bauart dafür, dass Luftströmungen in den Wänden vermieden werden. Die benötigten Einführungsstellen für Rohre oder Leitungen werden mit einem speziellen Öffnungsschneider hergestellt (Bild ). 3 Außenwanddämmung bei Mauerwerks- oder Betonbauweise Sowohl bei Mauerwerks- als auch bei Betonkonstruktionen werden zur Energieeinsparung Außenwanddämmungen eingesetzt (Bild ). Hier unterscheidet man nicht zwischen Renovation oder Neubau. Die Isolierung besteht in aller Regel aus abgelagertem Styropor oder stark gepresster Steinwolle usw. mit einer Stärke von 160 mm und darüber. Das hier auftretende Problem ist die einfache und sichere Befestigung von elektrischen Bauteilen, ohne die Dämmung im Wesentlichen zu unterbrechen. Für die sichere Befestigung von Steckdosen in diesen Bereichen stehen drei Möglichkeiten zur Verfügung. 3.1 Iso-Verlängerungsringe Sie dienen zur Verlängerung vorhandener Gerätedosen um 50 mm und sind im Baukastenprinzip jeweils um 90° versetzt aufsteckbar und mit 40 mm langen Schrauben zu befestigen. Zur genauen Abstimmung auf die Dämmungsstärke ist jeder Ring noch um 3 x 5 mm zu kürzen (Bild ). 3.2 Iso-Dosen-Set Diese wird immer dann eingesetzt, wenn die Wände keinen Einbau von Dosen ermöglichen (z. B. Betonwände). Hierbei wird eine Frontplatte mit Dübeln und Schrauben auf der Wand befestigt. Anschließend werden Iso-Verlängerungsringe aufgesetzt und in schon beschriebener Weise befestigt (Bild ). 3.3 Teleskop-Gerätedose/-träger Die Teleskop-Gerätedose kann bei Dämmungsstärken von 80 bis 170 mm eingesetzt werden. Zunächst wird eine Sockelplatte mit integrierter Rohrstütze an der Wand befestigt, dann die Rohrstütze auf das erforderliche Maß gekürzt (Bild a), die Dose aufgesteckt und mit einer Schraube gesichert. Die Zuführung der Zuleitung kann durch die Rohrstütze oder seitlich an der Dose erfolgen. Nach Aufbringen der Putzschicht kann die Rohrstütze ausgeschäumt und das Gerät mit Schrauben an der Dose befestigt werden (Bild b). In gleicher Technik steht für die Befestigung von Leuchten, Bewegungsmeldern, Außenfühlern usw. ein Teleskop-Geräteträger zur Verfügung. Der verstellbare Geräteträger kann an jede Isolierstärke von 80 bis 160 mm (Bild c) angepasst werden. Nach dem Aufbringen von Isolierung und Putz steht eine 110 mm x 110 mm große Fläche für die Gerätemontage zur Verfügung. Die Befestigung der Geräte erfolgt mit Schrauben - Ø 3,2 bis 4 mm. Die Gewichtsbelastung des Geräteträgers beträgt bei der Wandmontage max. 30 N (3 kp) bei der Deckenmontage 20 N (2 kp). Alle Produkte im Bereich der Außenwanddämmung müssen sorgfältig in die Dämmschicht eingearbeitet und verklebt werden. Nach Überziehen mit Sichtputz ergibt sich dann die notwendige Festigkeit für den sicheren Ein- oder Aufbau der Geräte. 4 Leicht- oder Hohlwandbauweise 4.1 Bauliche Gegebenheiten Ein sehr großer Anteil der neu gebauten energiesparenden Häuser wird in Leicht-oder Hohlwandbauweise errichtet. Bei den Installationstechnik Elektropraktiker, Berlin 56 (2002) 9 732 Außenwanddämmung bei Mauerwerksbauweise Aufbau der Iso-Verlängerungsringe bei Neu- oder vorhandener Installation max. 170 mm Möglichkeit der Leitungszuführung max. 160 mm max. 30 N max. 160 mm Maximale Gewichtsbelastung Aufbau des Iso-Dosen-Sets Teleskop-Geräteträger/dose a) b) c) Passiv- sowie Null-Heiz-Energie-Häusern usw. findet diese Bauweise ausschließliche Anwendung. Die Dämmung befindet sich hier im Gegensatz zu Massivbauten in den Wänden. Das wichtigste Merkmal der luftdichten Gebäudehülle ist eine in den Außenwänden zur Raumseite befestigte, straff gespannte Dichtfolie. Bei Installation der vorgeschriebenen Hohlwanddosen wird durch das Schneiden der Einbauöffnungen die Dichtfolie zwangsweise durchtrennt. Hierdurch kommt es aus zwei Gründen zu sogenannten Leckagen oder Leckluftströmungen: · Bei Verwendung konventioneller Hohlwanddosen mit vorperforierten Rohr-oder Leitungseinführungen. · Zu große oder ausgebrochene Bohrungen, insbesondere bei Gipskarton-oder Gipsfaserplatten. Durch diese „Leckagen“ findet ein ungewollter Luftaustausch zwischen den Innen-und Außenbereichen des Hauses statt. Dieser ist durch Messungen nachweisbar aber durchaus auch fühlbar. Messungen in diesen Bereichen zeigen eindeutig, dass Auswirkungen von Undichtigkeiten meist im Bereich der Elektro-Installation auftreten. Unterdruckerzeugende Anlagen zur kontrollierten Be- und Entlüftung in Verbindung mit Wärmerückgewinnungsanlagen des Hauses verstärken diesen Effekt zusätzlich. Zudem kann dieser Zustand zur Kondenswasserbildung in den Wänden führen, deren Folgen vorstellbar sind - Bauschäden an der tragenden Konstruktion sowie faulende Beplankungen. Diese negativen Auswirkungen lassen sich durch die Verwendung einer sogenannten Installationsebene (Vorsatzschale) oder durch den Einsatz von speziell hierfür entwickelter Installationsmaterialien vermeiden. Aus Raumverlust- und Kostengründen wird jedoch in aller Regel auf die Installationsebene verzichtet. 4.2 Installationsmaterial Auch für den Bereich der winddichten Hohlwandinstallation steht eine breite Palette an Installationsmaterial (Bild ) zur Verfügung: Geräte- und Geräteverbindungsdosen, Wandleuchten-Anschlussdosen, CEE-Gerätedosen, Verbindungsdose Ø 120 mm, sowie eine Electronic-Dose für den verdeckten Einbau elektronischer Komponenten wie EIB-Aktoren, Funkelementen z. B. neben einem Taster (Bild ). Für die Installation von NV-Beleuchtung in gedämmten Hohldecken kann ein winddichtes Einbaugehäuse verwendet werden. Es wird mit drei verschiedenen Frontteilen für die Leuchteneinbaudurchmesser 68, 75 und 82 mm angeboten. Der Leistungsbereich ist aus Sicherheitsgründen auf 35-W-Leuchtmittel mit AL-Beschichtung begrenzt (keine Cool-Beam Lampen) (Bild ). Alle Leitungs- und Rohreinführungen bei winddichten Produkten werden mit einem Universal-Öffnungsschneider hergestellt. Für die jeweiligen Größen wird nach Skala der Konusschneider eingestellt und festgerastet. Hierdurch wird beim Schneiden (bis zum Anschlag) sichergestellt, dass keine Bohrung zu groß wird (Bild ). Bei zu großen oder ausgebrochenen Bohrungen, z. B. bei Kombinationen im Gipskarton- oder Gipsfaserplattenbereich, kann eine Dichtfolie eingesetzt werden. Sie wird von einer Schutzfolie abgezogen und auf die Bohrung geklebt. Die Ausstanzung in der Folie verkleinert den Bohrungsdurchmesser auf 66 mm. Beim Einsetzen der Installationsdose bildet sich so eine Art Dichtlippe aus, die die Winddichtigkeit wieder herstellt. Durch überlapptes Kleben bei Kombinationen werden auch ausgebrochene Stege zwischen den Bohrungen sicher abgedichtet (Bild ). Die zylindrische Formgebung der Kombinationsstutzen bringt in Verbindung mit dem Universal-Öffnungsschneider einen luft- (wind)dichten Übergang von Dose zu Dose (Bild ). 5 Allgemeine sicherheitstechnische Anforderungen Folgende Bedingungen sind in nationalen Vorschriften (VDE) sowie internationalen Bestimmungen (CEE/IEC) festgeschrieben: · Einhaltung der Normmaße. · Feuerbeständigkeit Unterputz/Aufputz 650 °C/Hohlwand 850 °C. · Wärmebeständigkeit Unterputz/Aukputz 70 °C/Hohlwand 100 °C. · Einbaufestigkeit der Betriebsmittel (durch Hinterschnitte) für Unterputz-Installation, Zug- und Verdrehungsprüfung sowie Sicherung gegen Herauskippen aus der Wand für Hohlwandmontage. · Wandbündiger Einbau von Hohlwanddosen und -kästen sowie Zugentlastung der Leitung und Sicherung von Rohren. · Berührungsschutz IP 2X für Unterputz und Betonbau, IP 3X für Hohlwandmontage. · Sichere Gerätebefestigungsmöglichkeiten. · Korrosionsbeständigkeit der Metallteile. 6 Einfluss auf den Brand-und Schallschutz von Wänden 6.1 Brandschutz Die Auswirkungen der Elektro-Installation bei der Unterputz- und Betonbauweise ist relativ gering. Schon ab einer Restwandstärke (hinter oder zwischen den Dosen) von 60 mm ist der Brandschutz er- Installationstechnik Elektropraktiker, Berlin 56 (2002) 9 734 Dichte Übergänge durch Verbindungsstutzen Winddichte Hohlwand-Dosenreihe Hohlwand-Electronic-Do- Dichte Übergänge durch Verbindungsstutzen Einsatz der Dichtfolie (auch bei Kombinationen) füllt, da es sich hier um nichtbrennbare Baustoffe (Baustoff Klasse A1) handelt. Insofern werden an die Materialien für Energiesparhäuser keine besonderen Anforderungen gestellt. Bei der Hohlwandmontage in Brandschutzwänden lassen sich auch winddichte Produkte problemlos integrieren. Es müssen lediglich nach DIN 4102 Teil 4 nachfolgende Einschränkungen beachtet werden: · Die Installationsdosen dürfen nicht gegenüberliegend eingebaut werden. · In der Wand befindliche Dämmstoffe dürfen auf nicht mehr als 30 mm zusammengedrückt werden. · Bei Wandkonstruktionen gleich oder kleiner 60 mm ist eine Aufputzinstallation vorzunehmen (Bild ). Der Einbau in Brandwände kann nur nach Absprache mit dem Planungsverantwortlichen erfolgen. In Brandschutzdecken ab F 30 ist der Einbau untersagt. Erfolgt dieser dennoch, muss der Brandschutz hinter den Einbauten durch Abkofferung oder ähnlichem wieder hergestellt werden. Für den „vorbeugenden Brandschutz“ sind alle geschilderten Materialien entweder halogenfrei oder zusätzlich im Hohlwandbereich in halogenfreier Ausführung erhältlich (Bild ). 6.2 Schallschutz Im Steinbereich sowie bei Betonwänden sind durch den Einsatz der beschriebenen Betriebsmittel kaum Schwächungen zu erwarten. Hingegen tritt bei der Hohlwandmontage in jedem Fall eine Schwächung ein. Konventionelles Installationsmaterial verstärkt in diesen Bereichen eine Schwächung. Geschlossene - winddichte - Materialien halten die Schwächung eher gering. 7 Sonderfälle Allergiker wissen, wie wichtig es ist, das Eindringen von Staub- oder allergieauslösender Luft aus Dämmschichten in den Wohnraum zu verhindern. Speziell im Hohlwandbereich verhindert der Einsatz winddichter Produkte diesen Effekt. Im Bereich von Ambulanzen und Krankenhäusern verhindert der Einsatz winddichter Produkte auch im Hohlwandbereich das Einnisten von Schadstoffinsekten in den Wänden und das somit verbundene Risiko einer Verschleppung von Krankheitskeimen. 8 Zusammenfassung Naturgemäß erfordern die beschriebenen Haustypen mit den daraus erfolgenden Anforderungen ein Umdenken in der Ausführung der Elektro-Installation. Nur sorgfältigste Verarbeitung der zur Verfügung stehenden Betriebsmittel sichern hier ein optimales Ergebnis, das sowohl · Überprüfungen durch thermografische Aufnahmen oder dem sogenannten Blower Door Test besteht · als auch seine Alltagstauglichkeit beweist. Schon die Verwendung nicht passender Werkzeuge oder z. B. das Nichtverwenden von Verbindungsstutzen im Kombinationsbereich bei Hohlwandmontage führen zu kostspieligen Nachinstallationen. Die beschriebenen, z. Zt. von der Industrie angebotenen Produkte sind für den jetzigen Zeitpunkt als ausreichend zu betrachten. Auf weitere Anforderungen werden sicher zum gegebenen Zeitpunkt entsprechende Produkte zur Verfügung stehen. Installationstechnik Elektropraktiker, Berlin 56 (2002) 9 735 Einbau von Hohlwanddosen in Brandschutzwände Halogenfreie Hohlwanddosen - mit weißer Farbgebung zwecks Unterscheidung
Autor
- J. Anders
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