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Gebäudesystemtechnik | Licht- und Beleuchtungstechnik | Elektrotechnik

KNX als Rückgrat energieeffizienter Gebäudetechnik

ep7/2009, 2 Seiten

In der Ernst-August-Galerie in Hannover stellen ganz auf die Tageslichtverhältnisse abgestimmte Lichtszenen einen energieeffizienten Betrieb der Beleuchtungsanlage sicher. Als Technik im Hintergrund bietet das KNX-System die Voraussetzung für einfache Programmierung, Bedienung und Überwachung.


Nachhaltigkeit als Leitmotiv Seit Oktober 2008 ist Hannover mit der Ernst-August-Galerie um eine Attraktion reicher (Bild ). In der Einkaufs- und Erlebniswelt direkt am Hauptbahnhof präsentieren auf etwa 30000 m2 Verkaufsfläche rund 150 Geschäfte, Dienstleistungsbetriebe, Cafés und Restaurants ein auf die Ansprüche der Landeshauptstadt zugeschnittenes Warensortiment. Die eleganten Ladenstraßen sind in Form eines Dreiecks auf drei Ebenen angeordnet und münden in zwei ovale Lichthöfe sowie ein 28 m hohes Atrium mit Glasdach (Bild ). Das Gebäude erfüllt nicht nur hohe städtebauliche und architektonische Ansprüche, sondern gilt ebenso zukunftsweisend beim nachhaltigen Bauen. Daher soll die vom ECE-Projektmanagement betriebene Galerie als erstes deutsches Shopping-Center mit dem LEED-Zertifikat (Leadership in Energy and Environmental Design) ausgezeichnet werden. Vielfältige Maßnahmen führen zu einem äußerst energieeffizienten Betrieb des Gebäudes. So reduziert die abhängig von CO2-Gehalt und Temperatur gesteuerte natürliche Be- und Entlüftung den Energieverbrauch, da die künstliche Klimatisierung entfällt. Genauso selbstverständlich ist eine Beleuchtung mit tageslichtabhängiger Steuerung. Dafür wird das über die Glasdächer einfallende Tageslicht so weit wie möglich genutzt und der Kunstlichtanteil minimiert, d. h. die Leuchten werden stark gedimmt betrieben oder auch abgeschaltet. Dies verlängert die Lampenlebensdauer und senkt den Energieverbrauch. Gleichzeitig wurde auf einen niedrigen Wärmeeintrag durch den Tageslichteinfall und limitierte Besonnungszeiten für Schaufenster geachtet. Licht als Verkaufsargument Die beiden Lichtfarben - Neutralweiß tagsüber und Warmweiß in den Abendstunden - erzeugen eine annähernd natürliche und damit stimulierende Atmosphäre. Indirektes Leuchtstofflampenlicht in den Vouten übernimmt die Grundbeleuchtung. Brillantes direktes Licht strahlen die Downlights mit Halogen-Metalldampflampen ab. Für mehr Helligkeit in Bereichen mit wenig Tageslicht sorgen zusätzliche Lichtflächenelemente, deren geometrischen Formen als Kreis, Quadrat oder Linie der jeweiligen Ladenstraße eine Identität geben und so dem Publikum die Orientierung erleichtern. Alle Leuchten sind mit - größtenteils dimmbaren - elektronischen Vorschaltgeräten bestückt, die über ihre DALI-Schnittstelle und DALI/KNX-Gateways DG/S 8.1 von ABB Stotz-Kontakt in ein KNX-System integriert sind (Bild ). Über das Bussystem werden die Beleuchtung der Hauptfassade zum Ernst-August-Platz und die Sicherheitsbeleuchtung gesteuert sowie Decken- und Bodensteckdosen, Hinweisschilder, Diakästen, Stromschienen und Medienschächte geschaltet. Die relevanten Informationen für die bedarfsgerechte intelligente Lichtsteuerung über die Visualisierungsoberfläche Eis Bär KNX liefert die Wetterzentrale WZ/ S1.1. Dazu gehören unter anderem Außenhelligkeit, Dämmerung, Datum und Uhrzeit, Himmelszustand mit Sonnenstand sowie Regen. Abgestimmt auf die jeweiligen Umgebungsbedingungen wurden die Lichtszenen programmiert, die automatisch kalender- und witterungsabhängig angestoßen werden. Die Szene „Sonne“ ist bei einer Außenhelligkeit mit mehr als 10000 lx relevant. Dann werden Elektropraktiker, Berlin 63 (2009) 7 570 AUS DER PRAXIS KNX als Rückgrat energieeffizienter Gebäudetechnik In der Ernst-August-Galerie in Hannover stellen ganz auf die Tageslichtverhältnisse abgestimmte Lichtszenen einen energieeffizienten Betrieb der Beleuchtungsanlage sicher. Als Technik im Hintergrund bietet das KNX-System die Voraussetzung für einfache Programmierung, Bedienung und Überwachung. In der Galerie präsentieren rund 150 Geschäfte, Dienstleistungsbetriebe, Cafés und Restaurants ein anspruchsvolles Sortiment Fotos: ECE, ABB Stotz-Kontakt Den Energieverbrauch reduziert die abhängig von CO2-Gehalt und Temperatur gesteuerte natürliche Be- und Entlüftung. Hinzu kommt die Beleuchtung mit tageslichtabhängiger Steuerung, deren Lichtszenen im KNX-System programmiert wurden Die DALI/KNX-Gateways DG/S 8.1 als Verbindungselemente zwischen KNX-System und den Betriebsgeräten mit DALI-Schnittstelle sind ebenso wie die anderen KNX-Komponenten dezentral in unterschiedlichen Verteilungen installiert Elektropraktiker, Berlin 63 (2009) 7 571 AUS DER PRAXIS in allen Bereichen mit Tageslichteinfall die Leuchten über Schalt-/ Dimmaktoren SD/S2.16.1 heruntergeregelt oder sogar ganz ausgeschaltet. Die Ergänzung bilden die Lichtstimmungen „bedeckter Himmel“, „Dämmerung“ bei einem Schwellwert von weniger als 2000 lx und „Nacht“, „Alles ein“ und „Alles aus“ sowie die uhrzeitgesteuerte Szene „Putzbeleuchtung“. Natürlich lässt das KNX-System bei allen Lichtszenen manuelle Eingriffe zu, um unter anderem bei verlängerten Öffnungszeiten oder verkaufsoffenen Sonntagen den automatischen Ablauf entsprechend anzupassen. Dies gilt ebenso, wenn große beleuchtete Dekorationselemente beispielsweise in der Adventszeit zum Einsatz kommen und dadurch die normale Beleuchtung gedimmt betrieben werden kann. Einfache Bedienung und Überwachung Dreh- und Angelpunkt für die einfache Bedienung, aber auch für die Überwachung des KNX-Systems ist die von der Alexander Maier Gmb H, Eberbach, gestaltete Visualisierung (Bild ). Diese präsentiert sich nach Ansicht des Hausinspektors Ulf Herrmann (Bild ) als optimale Lösung, die alle Anforderungen an einen unkomplizierten und gleichzeitig energieeffizienten Betrieb der Beleuchtungsanlage konsequent erfüllt. Die Bedienoberfläche ist sehr nutzerfreundlich aufgebaut, sodass sich jeder der fünf Haustechniker, die im Zwei-Schichtdienst arbeiten, einfach einen Überblick über den Status des Gebäudes verschaffen kann. Ebenso lassen sich Lichtszenen unkompliziert anpassen oder auch neu programmieren, ohne einen externen Fachmann heranzuziehen. So werden die eingestellten Dimmwerte der einzelnen Lichtgruppen - bezogen auf die einzelnen Verkaufsebenen - angezeigt. Bei der Programmierung wurde darauf geachtet, dass an den Knotenpunkten die beiden gleichzeitig einzusehenden Ladenstraßen immer einen einheitlichen Lichteindruck vermitteln und so ein konsumförderndes „Wohlfühl“-Ambiente entsteht. Ebenso werden über das KNX-System Betriebsdaten zur Vereinfachung des Facility Managements ermittelt. Angegeben ist die Brenndauer der Lampen, zusammenfasst nach Leuchtentypen - wie Voute, Milieuleuchte oder Lichtelement - in den einzelnen Abschnitten der Ladenstraße auf den einzelnen Geschossen. Diese Angaben lassen sich beispielsweise für vorausschauende Wartung oder Lampenwechsel nutzen. Als zweite Aufgabe wurde der Visualisierung die Anzeige der Störmeldungen im gesamten Gebäudekomplex übertragen. Überwacht sind unter anderem alle Rolltreppen sowie Personen- und Lastenaufzüge, aber auch Fehlerstromschutzschalter, Überspannungsschutz, Einbruch- und Brandmeldeanlagen, Rauch- und Wärmeabzugsanlagen, Rolltore, oder auch der ordnungsgemäße Betrieb des Brunnens. Störmeldungen mit hoher Priorität werden automatisch an vorprogrammierte Telefonnummern als Textmeldung wie „Störung Brandmeldeanlage“ oder „Abschaltung Einbruchmeldeanlage“ weitergeleitet, sodass der zuständige Haustechniker umgehend reagieren kann. Störungen, die sich eventuell auf den allgemeinen Betrieb der Galerie auswirken, bekommt auch Ulf Herrmann zur Kenntnis, um schnell entsprechende Maßnahmen ergreifen zu können. Zudem lassen sich Optimierungen oder Änderungen im KNX-System und bei der Visualisierung ganz einfach umsetzen. Denn die Mitarbeiter der Fa. Alexander Maier Gebäudesystemtechnik können sich über das Internet einloggen und Mängel per Fernwartung aufspüren. KNX auch für die Außenwirkung Seiner Funktion als Blickfang wird der zum Ernst-August-Platz orientierte Kopfbau aus Naturstein durch sein anziehendes Licht-Farb-Spiel gerecht. Der Haupteingang mit seinen großzügig verglasten Flächen gleicht einer riesigen Projektionsfläche. Dafür werden - abhängig von Tageszeit und Helligkeit - über die KNX-Steuerung und Jalousieaktoren JA/S8.230.1M einzelne Präsentationsrollos heruntergefahren. Bespielt mit veränderlichem, farbigem LED-Licht, präsentiert sich der Kubus dem Betrachter wie ein Setzkasten, der auch das Geschehen im Gebäudeinnern zeigt. Bei Veranstaltungen kann auch die gesamte Fassade in eine Farbe getaucht werden. Diese unterschiedlichen Sequenzen lassen sich über die Visualisierung und das KNX-System abrufen. Dabei kommen als Bindeglied zwischen der farbigen Fassaden-Beleuchtung und dem KNX-System ebenfalls die DALI/KNX-Gateways DG/S 8.1 zum Einsatz. Von der Visualisierung besteht ebenfalls Zugriff auf die Außenbeleuchtung, wie die LED-Strahler, die mit Streif-Licht die Lamellenfassade inszenieren. Diese dominiert das Gebäude entlang der anliegenden Straßen und verbindet gestalterisch die Verkaufsebenen mit den oberen Parkgeschossen. Bei der Beleuchtung der Parkdecks wird das Kunstlicht ebenfalls abhängig vom Tageslichtangebot über das KNX-System gesteuert. Vielseitigkeit ist Trumpf In der Ernst-August-Galerie beweist KNX - kombiniert mit intelligenten Komponenten - seine Vielseitigkeit bei der tageslichtabhängigen Beleuchtungssteuerung und dem Schalten ausgesuchter Verbraucher. Damit stellt das Bussystem den energieeffizienten Betrieb sicher, und zwar ohne Einbußen bei der Licht- und Aufenthaltsqualität im Gebäude. Zudem bietet die Systemtechnik die Voraussetzungen, um eine sich selbst erklärende Bedienoberfläche zu gestalten, über die fast ohne Vorkenntnisse Parameter geändert werden können. Genauso wichtig ist die übersichtliche Darstellung aller Störmeldungen und deren - nach Priorität gestaffelte - Weiterleitung an alle relevanten Stellen. Die Bedienoberfläche ist einfach und nutzerfreundlich aufgebaut, sodass sich jeder der fünf Haustechniker schnell einen Überblick über den Status des Gebäudes verschaffen oder die Lichtszenen unkompliziert anpassen kann Nach Ansicht des Hausinspektors Ulf Herrmann erfüllt die Visualisierung alle Anforderungen an einen unkomplizierten und gleichzeitig energieeffizienten Betrieb der Beleuchtungsanlage

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