Licht- und Beleuchtungstechnik
|
Elektrotechnik
Sukzessive KNX-Installation in einem 5-Sterne-Hotel
ep12/2010, 2 Seiten
Der Tradition verpflichtet Seit über 135 Jahren empfängt das Brenner's Park-Hotel (Bild ) seine Gäste in stilvollen Räumen mit edlen Antiquitäten, Balkon und Badezimmern mit italienischem Marmor. Das Grandhotel liegt inmitten der weitläufigen Parkanlage an der Lichtentaler Allee mit ihren uralten Bäumen - dem schon immer berühmten Flanierboulevard in Baden-Baden. Die 100 Hotelzimmer der Kategorien Standard, Superior und Deluxe sowie Junior Suiten, Suiten und die Royal Penthouse Suite bieten Luxus und Annehmlichkeit auf höchstem Niveau - jeweils mit einer individuellen Note. Dabei gilt es, mit der Zeit zu gehen und den sich wandelnden Ansprüchen der internationalen Gäste an ein 5-Sterne-Hotel zu stellen. Größere Umbaumaßnahmen im Abstand von etwa zehn Jahren oder die Integration moderner Technik im laufenden Betrieb bilden dafür die Voraussetzung. Dies bedeutet grundsätzlich eine Herausforderung, da der Charme des 1872 erbauten Stammhauses erhalten bleiben muss. Dies gilt natürlich ebenso für die auf dem weitläufigen Areal befindlichen Villen, in denen Gäste als Dauermieter die Annehmlichkeiten eines Luxushotels in Anspruch nehmen können. Mittlerweile zu 80 % auf KNX umgerüstet Bei der Elektroinstallation ist der Gebäudekomplex mittlerweile zu 80 % auf KNX umgerüstet worden - stets ausgeführt vom ortsansässigen Unternehmen Weingärtner Elektrotechnik. Begonnen hat man, wie der Abteilungsleiter Gebäudesystemtechnik Hubert Stüber erläutert, 1994 mit dem Lastmanagement basierend auf dem KNX-Maximumwächter MX/A von ABB Stotz-Kontakt, um durch Abschaltung unwichtiger Verbraucher teure Lastspitzen zu minimieren und den Dieselgenerator bei Netzspannungsausfall zu entlasten. Die Lichtsteuerung in den Gästezimmern rückte eher den Komfort in den Vordergrund. Dafür sind die verschiedenen Leuchten über das KNX-System unter anderem zu einer repräsentativen Empfangs-Lichtstimmung gruppiert worden (Bild ). Zudem konnte der Gast vom Bett aus alle Leuchten ausschalten, und beim Einschalten wurde automatisch eine spezielle Lichtszene mit gedimmten Helligkeitswerten aufgerufen, um Blendung auszuschließen. Bei jedem Modernisierungsschritt im Hotel hielt etwas mehr KNX Einzug. Ein Beispiel ist die Orangerie - 2001 aus dem roten Saal entstanden -, in der tagsüber Vorträge und Tagungen für bis zu 230 Personen stattfinden und die am Abend für glanzvolle Feste, Konzerte, Bälle und Bankette reserviert ist. Die variable Raumaufteilung bietet die Voraussetzung für solch vielseitige Nutzung, die auf das angrenzende Foyer mit kostbaren Gobelins und historischem Kamin ausgedehnt werden kann. Festlich oder bei Konferenzen eher nüchtern: Es sind nicht nur jeweils abgestimmte Lichtstimmungen gefordert, sondern auch eine einfache Handhabung der Multimedia-Technik. Diese ist über ein KNX/Creston-Gateway mit einer KNX-Bedienoberfläche verknüpft, sodass der Nutzer beispielsweise vom Touch-Panel am Rednerpult die Maske „Beamer-Präsentation“ aufrufen kann, der eine bestimmte Lichtstimmung, die Verdunkelung und das Verfahren der Leinwand zugeordnet ist. Die 15 Lichtszenen, in denen die 315 Leuchten gebündelt sind, decken das gesamte Veranstaltungsspektrum ab und sorgen jeweils für die gewünschte Raumatmosphäre. Ganz speziell: gepflegter Zigarrengenuss Seit März 2010 ist der Parksalon dem gepflegten Zigarrengenuss gewidmet. Denn nach Ansicht des geschäftsführenden Direktors Frank Marrenbach hat „der Genuss einer guten Zigarre nicht nur Tradition, er ist ein Kulturgut und soll deshalb in einem Grandhotel der Luxusklasse den richtigen Rahmen bekommen.“ Zentrum der Cigar Lounge ist der von Laura Chavin Cigars (LCC) entwickelte Humidor, in dem Zigarren über Jahre hinweg reifen. Elektronisch überwacht, ist im Innern an jeder Stelle perfektes Klima garantiert. Der Zigarren-Genießer kann hier nicht nur aus der exquisiten Kollektion wählen, sondern als Stammgast auch seine eigenen Zigarrenschätze einlagern. Von jeder Sitzgruppe aus hat der Gast durch eine Klingel Zugriff auf den Barkeeper, der dann die zur Zigarre korrespondierenden gewünschten Getränke serviert. Vom optischen Eindruck her mit dem Charme der Vergangenheit versehen, wartet die Klingel, die frei auf den Tischen liegt, im Innern mit technischer Raffinesse auf: Per Funk mit dem KNX-System gekoppelt, wird der Servicewunsch an die Bar als Klartext-LED-Anzeige weitergeleitet. Zudem lassen sich am Melde- und Bedientableau MT701.2 - türnah AUS DER PRAXIS Elektropraktiker, Berlin 64 (2010) 12 1061 Sukzessive KNX-Installation in einem 5-Sterne-Hotel Die KNX-Technik erweist sich im Brenner's Park-Hotel als ein Weg, um die Annehmlichkeiten des 21. Jahrhunderts sukzessive in den ehrwürdigen Gebäudekomplex zu implementieren. Damit gelingt es diesem Grandhotel in Baden-Baden, den Erfordernissen von heute und morgen - auch hinsichtlich eines energieeffizienten Betriebs - zu entsprechen. 5#$Ð Ð &DQ«SDOQÂEDQÐ/ 3 *NMS@JSÄ3ÄÄÄÄÄÄ$ÄHMENLDFFDQ CDÄÄ(ÄVVV LDFFDQ CD 2BGMDKKRSDMRÐHMUDMS@QHRHDQDM Ð OQÂEDM ÐCNJTLDMSHDQDM OQÂESÄRDHSÄ Ä EQDHÄDHMRSDKKA@QDÄ/QÂEFQTOODM Ä HMSDFQHDQSDÄ#@SDMA@MJÄEÂQ Ä Kunden und PrüfobjekteÄ Ä CQDHÄ42! 2BGMHSSRSDKKDMÄEÂQ Ä !@QBNCDKDRDQÄTMCÄ#QTBJDQ Ä OQÂESÄ@TBGÄONQS@AKDÄ1"#R Ä /QÂERSQNLÄAHRÄÄAYV ÄÄ Anzeige Seit über 135 Jahren empfängt das Brenner's Park-Hotel seine Gäste in stilvollem Ambiente in die Wand eingebaut - sowohl Fenster und Türen sowie Stromkreise mit Steckdosen und Leuchten überwachen als auch das Raumklima einstellen und die Lichtszenen auswählen. Energieeffizienz und Nachhaltigkeit Mittlerweile rücken neben den Gästewünschen auch Energieeffizienz und Nachhaltigkeit in den Fokus des Hotelbetriebs. Denn alle Unternehmen der Dr. August Oetker KG als Muttergesellschaft sollen im Einklang mit der ökonomischen Wertschöpfung sowohl ökologische als auch soziale Verantwortung übernehmen. Um die Ressourcen zu schonen und gleichzeitig die Betriebskosten zu senken, werden Energieeinsparpotentiale bei Heizung, Lüftung, Elektro und Beleuchtung ausgeschöpft. Von früheren Überlegungen ausgehend, sind im Frühjahr 2010 neun Zimmer mit Einzelraumregelung basierend auf der KNX-Technik ausgestattet worden. Bei diesen Musterräumen steuert der Fan-Coil-Aktor LFA/S 1.1 gemeinsam mit dem Fan-Coil-Regler FC/S1.1 Heizung und Lüftung bedarfsgerecht - mit dem Raumtemperaturregler automatisch oder manuell, um die Temperatur dem persönlichen Wohlgefühl anzupassen. Allerdings sorgt die Fensterüberwachung mit Magnet-Reed-Kontakten MRS/W dafür, dass bei einem geöffneten Fenster die mit Stellantrieben ausgerüsteten Heizkörper automatisch heruntergeregelt werden. Höheren Komfort bietet das KNX-System auch bei den Markisen (Bild ), die tageslichtabhängig, angesteuert über den 3-Kanal-Helligkeitssensor HS/S3.1, verfahren werden sowie bei den elektrisch bedienten Rollläden. In den Suiten waren darüber hinaus Sonderlösungen erwünscht wie ein - die diversen Lichtszenen ergänzendes - dimmbares Leselicht am Schrank. Dafür wurden in den Stollen unsichtbar die Kabel für Netzspannungsversorgung und Steuersignale verlegt. Auch ansonsten hat die Unsichtbarkeit der Technik hohe Priorität, denn der Stil der einzelnen, unterschiedlich eingerichteten Zimmer und Suiten muss bewahrt werden. Eine echte Herausforderung bedeuteten die Bäder mit ihrer Marmorverkleidung (Bild ), da die KNX-Bustechnik - ohne die Oberfläche zu beschädigen - integriert werden musste, betont der Technische Leiter des Brenner's Parkhotel Jürgen Weiland. Hier wurden die Leitungen in den schmalen Fugen hinter der Marmorverkleidung eingezogen. Bei der Nachrüstung blieb die Netzspannungs-Verkabelung bestehen, ergänzt durch die im gesamten Zimmer verlegte KNX-Steuerleitung. Die Unterverteilung - teilweise hinter wertvollen Bildern verborgen - nimmt die notwendigen KNX-Komponenten auf, wie Achtfach-Schaltkontakt SA/S 8.16.5S, Jalousieaktor JA/S 8.230.1 oder Universal-Dimmaktor UD/S2.300.2. Das anspruchsvolle Ambiente im Brenner's Parkhotel und die internationalen Gäste prägen die Anforderungen an die Bedienstellen: In der Formensprache passend zum Interieur, abgestimmte Funktionalität und einfache Bedienung. Deshalb wurden von Weingärtner Elektrotechnik auf der schlicht gehaltenen Oberfläche eigens entwickelte Piktogramme aufgebracht, die eine intuitive Bedienung von Stehleuchte, Tischleuchte oder Deckenleuchte sowie Rollladen und Markise erlauben. Aus den Erfahrungen, auch hinsichtlich der Energieeinsparung, werden die Anforderungen an die Ausstattung der Zukunft in den Hotelzimmern abgeleitet. Gesamtlösung im Blick Auch im Eingangsbereich bewährt sich das KNX-System. Hinter dem Hightech-Eichentresen mit gekalkter Optik für Empfang und Concierge ist die datentechnische Steuerung des Hotelbetriebs angesiedelt. Von hier aus lässt sich die Beleuchtung der allgemeinen Bereiche, wie Hotelhalle, Flure und Treppenhäuser, Außenanlage sowie Park, überwachen und steuern. Ebenfalls laufen alle Notrufe der 14 Aufzüge sowie die Türrufe der neun Ein-und Durchgänge mit insgesamt zwölf Sprechstellen auf. Diese Informationen werden auf einem Touch-Panel visualisiert, kombiniert mit einem akustischen Signal. Die Meldung erlischt erst nach Quittierung, sodass auch bei hohem Gästeaufkommen am Empfang die Sicherheit gewährleistet ist. Fazit und Ausblick Durch die Nachrüstung der KNX-Technik in dem ehrwürdigen Gebäude, das der Kleiderfabrikant Anton Brenner 1872 ersteigert hat, entsteht sukzessive ein flächendeckendes KNX-System, das alle Anforderungen an Bedienkomfort und Energieeffizienz erfüllt. Die Anzahl von knapp 4000 KNX-Komponenten - zum großen Teil von ABB Stotz-Kontakt - ist jedoch beachtlich und hat in einem so sensiblen Segment wie einem Grandhotel Alleinstellungsmerkmal. Und weitere Pläne existieren bereits, wie die Nutzung der KNX-Technik für die Fernauslesung der elektronischen Stromzähler Deltaplus in Verbindung mit der Zählerschnittstelle ZS/S 1.1 in den einzelnen Gebäuden auf dem Areal. Dies spart gegenüber dem derzeit noch manuellen Auslesen Zeit und Kosten. Für die Unternehmensgruppe Weingärtner bedeutet - wie der Geschäftsführer Martin Weingärtner betont - diese langjährige Zusammenarbeit nicht nur eine gute Auslastung, sondern auch eine Anerkennung, dass sich die Mitarbeiter in einem solchen Umfeld auch adäquat bewegen können. Und die drei Gesellschaften Weingärtner Elektrotechnik, Weingärtner Elektromaschinenbau und Weingärtner Automation, in denen derzeit 94 Mitarbeiter beschäftigt sind, verfügen für alle Aufgabenstellungen - auch über die Gebäudesystemtechnik hinaus - über das entsprechende Know-how. Elektropraktiker, Berlin 64 (2010) 12 1062 Bei der Lichtsteuerung im Foyer (links) und in den Gästezimmern (oben) stehen der Komfort und eine stimmungsvolle Atmosphäre im Vordergrund Die Markisen werden tageslichtabhängig angesteuert Auch in den marmorverkleidenden Bädern musste die KNX-Bustechnik unsichtbar integriert werden Fotos: Brenner's (3), ABB (2) AUS DER PRAXIS
Downloads
Laden Sie diesen Artikel herunterTop Fachartikel
In den letzten 7 Tagen:
Sie haben eine Fachfrage?