Betriebsvergleich im Elektrohandwerk
ep5/2006, 1 Seite
Ergebnisse aus dem Betriebsvergleich Elektro Erst kürzlich wurden die Betriebsvergleichsergebnisse der Landes-Gewerbeförderungsstelle des nordrhein-westfälischen Handwerks (LGH) für die Unternehmen des Elektroinstallateur-Handwerks in NRW für 2004 veröffentlicht. In diesen Vergleich wurden insgesamt 54 Betriebe einbezogen, darunter 23 mit einem Jahresumsatz bis 250 TEuro, 13 mit einem Umsatz/Jahr zwischen 250 und 700 TEuro und 18 mit einem Umsatz über 700 TEuro. Die Elektrobetriebe wiesen ein Ergebnis vor Steuern in Höhe von 5,9 % der Betriebsleistung aus (Tabelle , Gesamtauswertung). Nach Abzug der kalkulatorischen Kosten in Höhe von 8,9 % (Unternehmerlohn 8,4 %, Eigenkapitalzinsen 0,4 %, Eigenmiete 0,1 %) der Betriebsleistung ergibt sich ein negatives betriebswirtschaftliches Ergebnis von -3,0 %. In 2003 betrug dieses Ergebnis noch - 4,6 %. Auch die meisten anderen von der LGH untersuchten Handwerksbranchen haben das Jahr 2004 mit roten Zahlen abgeschlossen. Vergleicht man die Ergebnisse der Elektroinstallateure über mehrere Jahre hinweg, zeigt sich, dass der betriebswirtschaftliche Verlust jeweils mit zunehmender Betriebsgröße abnimmt. Auch 2004 schnitten die kleinen und mittleren Elektrounternehmen - bis 0,7 Mio. Euro Jahresumsatz - bei vollem Ansatz der kalkulatorischen Kosten mit einem erheblichen Verlust ab. Dagegen scheint sich bei den größeren Betrieben nach dem besonders schlechten Jahr 2003 nun eine Verbesserung in Richtung eines ausgeglichen Ergebnisses anzubahnen. Zu berücksichtigen ist hierbei, dass die Zahlen Durchschnittswerte wiedergeben, die erfahrungsgemäß stark um den Mittelwert streuen können. Bei der Analyse der Kostenstruktur fallen in den einzelnen Betriebsgrößenklassen die großen Unterschiede bei den Personalkosten auf, so der vergleichsweise niedrige Anteil gemessen an der Betriebsleistung in der kleinsten Umsatzgruppe mit 28,4 % zu 38,0 % bzw. 39,4 % in den größeren Unternehmen. Ursächlich dafür ist der höhere Verwaltungsanteil in den größeren Firmen. Umgekehrt verhalten sich die Kostenanteile in % der Betriebsleistung beim sonstigen Aufwand. Versicherungsbeiträge, Kfz-Kosten, Buchführungs-, Steuerberatungs- und Finanzierungskosten sind in Kleinbetrieben in der Regel höher zu veranschlagen als in größeren Betriebseinheiten. Bei den Versicherungsbeiträgen kann man davon ausgehen, dass größere Betriebe sich intensiver durch Makler beraten lassen, die aufgrund ihrer Marktübersicht günstigere Konditionen aushandeln können. Kfz-Kosten sind abhängig von der Auftragsstruktur: Größere Betriebe dürften eher in der Lage sein, Sammeltransporte für Großbaustellen einzurichten. Buchführungsarbeiten wiederum werden von den Betrieben mit hohem Jahresumsatz zum Teil im eigenen Haus durchgeführt und mindern damit den Steuerberateraufwand. Dass die %-Anteile bei den Finanzierungskosten in den Kleinbetrieben fast doppelt so hoch wie bei größeren Betriebseinheiten sind, zeigt die Krisenanfälligkeit der „Kleinen“. Diese können zwar mit relativ wenig Eigenkapital an den Markt gehen, sich jedoch dann kaum Zahlungsausfälle ihrer Kunden - viel weniger noch eine selbst kurzfristig schlechte Arbeitsablauforganisation mit geringer Personalproduktivität leisten. Der Betriebsvergleich ist unter www.LGH-Betriebsvergleiche.de einzusehen und kann als PDF-Datei heruntergeladen werden. H. Siebert, R. Wichmann Elektropraktiker, Berlin 60 (2006) 5 370 BETRIEBSFÜHRUNG Betriebsvergleich im Elektrohandwerk Jeder verantwortungsbewusste Elektro-Unternehmer sollte seine betriebliche Kostenstruktur und besonders seine Preisuntergrenze genau kennen. Nur so ist der Aufbau einer aussagefähigen Kostenrechnung und eine Analyse der Unternehmensbereiche auf Schwachstellen möglich. Um solche Schwachstellen zu lokalisieren, ist ein Blick auf die Zahlen eines Betriebsvergleichs sehr hilfreich. Glossar zum Betriebsvergleich 2004 Betriebsleistung = Umsatzerlöse 2004 + angefangene Arbeiten am 31.12.2004 - angefangene Arbeiten am 1.1.2004 - außerordentliche und betriebsfremde Einnahmen (z. B. Mieteinnahmen, Anlageverkäufe u. a.) Fremdleistungen = von anderen Unternnehmen bezogene Leistungen Materialeinsatz- bzw. Handelswareneinsatz = Material- bzw. Handelswareneingang 2004 + Anfangsbestand 1.1.2004 - Endbestand 31.12.2004 Rohgewinn = Eigene Betriebsleistung - Material- und Handelswareneinsatz Betriebsergebnis (steuerlicher Gewinn ohne außerordentliche und betriebsfremde Aufwendungen und Erträge) = Betriebsergebnis - kalkulatorische Kosten Handwerkliche Wertschöpfung = Betriebsleistung Handwerk - Materialeinsatz - Fremdleistungen Tafel Betriebswirtschaftliche Erfolgsrechnung 2004 (Betriebsleistung = 100% ) Größenklasse (Jahresumsatz) bis 250 TEuro 250 bis 700 TEuro größer 700 TEuro Gesamtauswertung Daten aus der Buchhaltung Euro % Euro % Euro % Euro % 2.01 Betriebsleistung Handwerk 162412 98,1 414801 97,0 1.831.440 95,7 814.433 96,0 2.02 + Betriebsleistung Handel 3069 1,9 12848 3,0 82.39 4,3 33.634 4,0 2.03 = Betriebsleistung gesamt 165481 100,0 427649 100,0 1913836 100,0 848.067 100,0 2.04 - Fremdleistung 461 0,3 4.502 1,1 131777 6,9 48.732 5,7 2.05 = Eigene Betriebsleistung 165020 99,7 423147 98,9 1782059 93,1 799.335 94,3 2.06 - Materialeinsatz 57214 34,6 133.946 31,3 638907 33,4 282.307 33,3 2.07 - Handelswareneinsatz 2630 1,6 7.238 1,7 50611 2,6 20.867 2,5 2.08 = Rohgewinn I 105176 63,5 281.963 65,9 1092.541 57,1 496.161 58,5 2.09 - gesamte Personalkosten *) 47067 28,4 162.475 38,0 754496 39,4 325.045 38,3 2.10 = Rohgewinn II 58109 35,1 119.488 27,9 338045 17,7 171.116 20,2 2.11 - Abschreibungen 4279 2,6 13.040 3,0 5018 1,3 13.458 1,6 2.12 - GwG 846 0,5 788 0,2 2398 0,1 1.396 0,2 2.13 - Sonstiger Aufwand 27266 16,5 66167 15,5 224.969 11,8 106.222 12,5 2.14 = Betriebsergebnis 25718 15,5 39493 9,2 85660 4,5 50.040 5,9 2.15 - Kalkulatorische Kosten 59049 35,7 68132 15,9 99171 5,2 75.221 8,9 2.16 = Betriebswirtschaftliches Ergebnis -33331 -20,2 -28639 -6,7 -13.511 -0,7 -25.181 -3,0 Zum Vergleich: Ergebnisse aus 2003 -36149 -20,9 -41675 -9,8 -36628 2,4 -37819 -4,6 *) Um eine Vergleichbarkeit zwischen Gmb H und Personenunternehmen zu gewährleisten, sind die Gehälter für Gesellschafter- Geschäftsführer nicht im Personalaufwand enthalten. Sie sind bei den kalkulatorischen Kosten berücksichtigt EP0506-366-375 20.04.2006 15:53 Uhr Seite 370
Autoren
- H. Siebert
- R. Wichmann
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