Zum Hauptinhalt springen 
Bild: SIEMENS
Umwelttechnik | Personen und Firmen

Studie

Weniger als 50 % der Unternehmen rechnen mit Erreichung ihrer Dekarbonisierungsziele bis 2030

25.09.2023

Siemens Smart Infrastructure hat unter dem Titel „Siemens Infrastructure Transition Monitor 2023: The Great Divide on The Path to Net Zero“ einen Report veröffentlicht, der wichtige Einblicke in die Debatte über den Infrastrukturwandel gewährt.

Der Bericht verdeutlicht, dass es nur begrenzte Einigkeit darüber gibt, was die Prioritäten sind und wie der beste Weg zu einer dekarbonisierten und ressourceneffizienten Welt aussieht. Während über die Hälfte der Befragten glaubt, dass der Wandel in ihrer Region im Bereich der Infrastruktur beschleunigt wird, sind 25 % der Teilnehmer, die Führungskräfte aus sieben großen Industriegruppen repräsentieren, der Meinung, dass er "zu langsam" voranschreitet. 29 % betrachten die Fortschritte als "koordiniert", während 31 % sie als "zielgerichtet" bezeichnen.

Das Hauptziel der Studie bestand darin, den gegenwärtigen Status des Infrastrukturwandels zu erfassen, einschließlich der Entwicklungen in den Systemen, Dienstleistungen, Gebäuden und Einrichtungen, die für das reibungslose Funktionieren von Industrien, Städten und Ländern notwendig sind. Die Daten wurden durch eine weltweite Umfrage unter 1.400 Führungskräften aus 22 verschiedenen Ländern sowie durch ausführliche Interviews mit Managern und Fachexperten gesammelt.

Die Studie basiert auf der Annahme, dass der Infrastrukturwandel nicht nur dazu dienen sollte, die Dekarbonisierung zu fördern, sondern auch zusätzliche positive Effekte erzielen sollte. Darüber hinaus legt der Bericht nahe, dass eine verbesserte Integration der Infrastrukturen unerlässlich ist, um signifikante Veränderungen zu bewirken. Abschließend wird betont, dass entschlossene Maßnahmen ergriffen werden müssen, um schwerwiegende weltweite Konsequenzen zu verhindern.

Wandel vollzieht sich auf regionaler Ebene nicht schnell genug

Trotz der Beschleunigung des Infrastrukturwandels sind größere Fortschritte auf regionaler (Länder-) Ebene erforderlich, um die CO2-Emissionen schnell genug zu reduzieren. Besondere Priorität hat dabei der Energiesektor, da fast drei Viertel der weltweiten Treibhausgasemissionen aus der Produktion, Nutzung und dem Transport von Energie resultieren. Laut dem Bericht sind weniger als 10 % der Befragten der Ansicht, dass ihre Region (oder ihr Land) bei den wichtigsten Energiezielen des Energiewandels "fortgeschritten, voll integriert und vollständig skaliert" ist. McKinsey schätzt, dass zur Dekarbonisierung der weltweiten Energiesysteme etwa 275 Billionen USD erforderlich wären, um tiefgreifende Veränderungen in der Stromerzeugung, -verteilung und -nutzung herbeizuführen. Die größte Verantwortung sehen die Befragten bei den Regulierungsbehörden (31 %), gefolgt von den Eigentümern der Sachwerte, den Investoren/Aktionären (25 %). Unternehmen (17 %), Politiker (13 %) und Bürger (13 % tragen laut den Befragten ebenfalls eine gewisse Verantwortung, wenngleich sie deutlich geringer eingeschätzt wird.

Bei der Bekämpfung des Klimawandels spielen Städte eine wichtige Rolle. Laut Umfrage glaubt die Hälfte der Befragten (51 %), dass ein Vorsprung bei der Dekarbonisierung ein Wettbewerbsvorteil für eine Stadt ist. Die Dekarbonisierung der Mobilität, einschließlich der öffentlichen Verkehrsnetze und der Nutz- und Privatfahrzeuge, hat hohe Priorität, wenn es um die Emissionsminderung geht. 45 % der Befragten sind der Meinung, dass ihre Städte Fortschritte bei der Förderung der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel gemacht haben. Der Studie zufolge glauben jedoch 44 % auch, dass die Privatisierung des öffentlichen Nahverkehrs die Dekarbonisierung beschleunigen kann. Im Hinblick auf eine umsetzbare Mobilitätspolitik sind 46 % der Führungskräfte der Meinung, dass Elektroautos durch Subventionen oder Steuergutschriften kostengünstiger gemacht werden sollten als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Das größte Hindernis für die breite Einführung von Elektrofahrzeugen ist derzeit die mangelnde Ladeinfrastruktur.

Unternehmen stehen vor wachsendem Druck, ihre Geschäftsmodelle, Einrichtungen und Infrastrukturen in Richtung Dekarbonisierung zu transformieren. Laut dem Bericht haben bereits knapp die Hälfte (47 %) der Unternehmen Ziele für Scope 1- und Scope 2-Emissionen festgelegt. Allerdings sind lediglich 40 % der Befragten zuversichtlich, dass sie diese Ziele im kommenden Jahr erreichen werden, und nur 44 % glauben, dass sie die Ziele bis 2030 erreichen können. Der Bericht legt nahe, dass ein Zusammenhang zwischen dem Vertrauen in die Wachstumsaussichten von Unternehmen und dem Vertrauen in Dekarbonisierungsziele besteht.

Ein weiterer bedeutender Bereich für Unternehmen betrifft ihre Gebäude. Lediglich 37 % der Befragten betrachten ihr Unternehmen als "ausgereift" oder "fortgeschritten" in Bezug auf die Verbesserung der Energieeffizienz von Anlagen und Gebäuden. Bei der Elektrifizierung und/oder Dekarbonisierung von Heizung und Kühlung sind es sogar nur 30 %. Dennoch besteht die Hoffnung, dass Unternehmen innovative Ansätze nutzen können, um die Leistung und Nachhaltigkeit ihrer Gebäude zu steigern, ohne umfangreiche Neubauten durchführen zu müssen. Allerdings muss dieser Prozess beschleunigt werden.

Dem Bericht zufolge sind Technologie und Digitalisierung die entscheidenden Instrumente für einen erfolgreichen Infrastrukturwandel. In den kommenden drei Jahren werden diese Faktoren voraussichtlich die größten Auswirkungen auf die Dekarbonisierung, Ressourceneffizienz und das Wohlbefinden haben. Zu den Schlüsseltechnologien, die besonders positive Effekte haben dürften, gehören KI-gestützte Prognosen und Automation, virtuelle und erweiterte Realität sowie 5G-Mobilfunknetze. Fast die Hälfte der Befragten ist überzeugt, dass die Digitalisierung erhebliches Potential hat, um Fortschritte in Bezug auf Energieeffizienz (48 %), Produktivität (46 %) und Dekarbonisierung (45 %) in ihrem Unternehmen zu fördern.


Bilder

Bild: Siemens Smart Infrastructure
Bild: Siemens Smart Infrastructure
Bild: Siemens Smart Infrastructure