Aus dem Facharchiv: Elektropraxis
Licht bringt Wohlbefinden
Mit LEDs ist vieles möglich: Es lassen sich Lichtakzente und erstaunliche Effekte umsetzen. Bei HCL geht es allerdings um vordergründig weniger Spektakuläres, dafür aber besonders Wirkungsvolles. Es steht für „Human Centric Lighting“. Der Name deutet schon darauf hin, dass sich HCL am Menschen und seinen natürlichen Lichtbedürfnissen orientiert.
Seit mehreren Millionen Jahren orientieren sich die Abläufe im menschlichen Körper am natürlichen Sonnenlicht. Das menschliche Auge nimmt das einfallende Licht mit verschiedenen Sensoren auf. Lichtanteile im gesamten sichtbaren Frequenzspektrum von 400 nm bis 780 nm können Emotionen auslösen, während Lichtanteile im kurzwelligen Blaubereich bei ca. 480 nm das menschliche Wohlbefinden und die Gesundheit maßgeblich beeinflussen (melanopische Wirkung).
Warmweißes Licht am frühen Morgen aktiviert uns schonend. Die zunehmende Intensität und der steigende blaue Lichtanteil im Laufe des Morgens macht uns tagsüber leistungsfähig. Die zum Abend hin abnehmende Lichtintensität und die zunehmenden Rotanteile im Licht wirken beruhigend und entspannend. Diese kontinuierliche und zyklische Modulation der spektralen Zusammensetzung des Sonnenlichts wirkt regulierend (circadianer Rhythmus) und hat einen positiven Einfluss auf unser Wohlbefinden, unsere Konzentrations- und Leistungsfähigkeit sowie unsere Gesundheit.
Die melanopische Wirkung des Lichts auf den zirkadianen menschlichen Rhythmus kann nicht aus einer bestimmten Lichtsituation mit konkreten lichttechnischen Kennwerten abgeleitet werden, sondern sie ergibt sich aus dem zeitlichen Verlauf der komplexen Änderung der Lichtqualität über den Tagesablauf hinweg.
Erst seit etwa 100 Jahren macht sich der Mensch durch die Verfügbarkeit elektrisch erzeugten Lichts von dem Verlauf der Sonne unabhängig und entfernt sich von der natürlichen Einbindung in die Sonnenzyklen. Einfache künstliche Lichtquellen geben allerdings ein bestenfalls gleichförmiges Licht ab, das die natürlichen physiologischen Prozesse nicht unterstützt und Unwohlsein, Gereiztheit, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Konzentrationsmangel und Stress hervorrufen kann. Durch dynamisches Licht unter Berücksichtigung verschiedener Chronotypen und verschiedener Lebensalter in HCL-Konzepten kann die menschliche Leistungsfähigkeit gestärkt werden. Licht ist also nicht nur ein Thema für Betriebsärzte, sondern auch für Betriebswirte. Durch geeignetes Licht sinkt auch die Unfallgefahr. Damit ist auch der Arbeitsschutz in das Thema „Licht“ involviert. Erwiesen ist auch, dass Mitarbeiter, die unter HCL-Licht arbeiten, weniger anfällig für Krankheiten sind und weniger krankheitsbedingte Ausfalltage aufweisen.
Mit HCL zurück zur Natur
Auch künstliches Licht sollte sich am natürlichen Sonnenlichtverlauf orientieren. Dabei spielen neben der Lichtintensität und der Farbtemperatur auch der Einstrahlungswinkel und die flächige Abstrahlung wesentliche Rollen. Mit HCL kann die spektrale Zusammensetzung und die Abstrahlung des natürlichen Sonnenlichts über den Tagesablauf hinweg „nachgebildet“ werden (Bild). Gut realisiertes HCL kann nachweislich das Wohlbefinden, die Konzentrationsfähigkeit, die kognitiven Fähigkeiten und die Gesundheit fördern wie das Sonnenlicht. Es steigert aber nicht nur die Leistungsfähigkeit, sondern trägt auch zur Senkung der Unfallhäufigkeit bei. Fehlerhaft ausgeführte HCL-Systeme können allerdings sogar Schaden anrichten. HCL ist technisch und kommerziell verfügbar, aber noch nicht weit verbreitet. Es wird aber mit zunehmendem Stress durch die Abkopplung unseres Lebens von dem natürlichen Sonnenverlauf relevanter.