Aus dem Facharchiv: Elektropraxis
Sternpunktbehandlung: Wie Netze gegenüber Erde betrieben werden
Bei der Sternpunktbehandlung dreht es sich vordergründig gar nicht um den Sternpunkt und erst recht nicht nur um Anlagen über 1 kV. In diesem Fachbeitrag soll es auch um TN- und IT-Systeme gehen, um SELV sowie PELV und um das schöne Märchen vom isolierten Industrienetz, an dem noch so manch alter Hase hängt
Nicht nur die Zeiten haben sich geändert, sondern auch die Verbraucher in den Anlagen. Der größte Anteil der Anlagenfehler sind Erdschlüsse. Wie das Netz darauf reagiert, die Art und Einstellung vieler Schutzeinrichtungen und auch der Betrieb hängen davon ab, ob es sich um ein isoliertes oder geerdetes System handelt.
Isolierte Netze
Isolierte Netze sind solche, die keine direkte Verbindung zur Erde haben. In Anlagen bis 1000 V sind die einfachsten isolierten Systeme die Kleinspannung SELV und die Schutztrennung. Isolierte Netze haben den großen Vorteil, dass sie mit einem einpoligen (Erd-)Fehler weiterbetrieben werden können. Sie finden daher in kleineren Sicherheitskreisen, z. B. in Notbeleuchtungsanlagen und medizinischen Bereichen eine breite Anwendung als IT-Systeme. In Anlagen >1 kV sind isolierte Systeme auch als OSPE-Netze (OSPE = ohne Sternpunkterdung) bekannt. In isolierten Wechselstromsystemen steht zwischen den Leitern die Leiter-Leiter-Spannung ULL an, gegenüber Erde davon jeweils der halbe Wert. In ungestörten Drehstromsystemen (Bild) herrscht zwischen den Leitern die Spannung ULL und zwischen den Leitern und Erde jeweils die Spannung
U0 = ULL / √3 (Gl. 1)