So sauber wie möglich
Auf die Frage nach dem Antrieb der nächsten Automobil-Generation gibt es gegensätzliche Antworten. Während der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) fordert, neben der Elektromobilität auch den Wasserstoffantrieb sowie regenerative Kraftstoffe zu fördern, weil nur mit ihnen die künftigen Ziele der Luftreinhaltung zu erfüllen seien, setzt das VDA-Mitglied VW ausschließlich auf die bereits angelaufene Großserienproduktion von Elektroautos in Zwickau, auf deren Basis das Unternehmen auch künftige Transporter entwickelt. VW-Chef Diez will sogar die Weiterentwicklung des Erdgasantriebs für künftige Antriebsgenerationen stoppen. Zurzeit wird der Betrieb mit CNG aber noch als die praktikabelste Möglichkeit zur Emissionsminderung angeboten. Darüber hinaus setzt VW nach wie vor auch auf seine Benziner und Diesel, macht den geschmähten Diesel inzwischen mit dem sogenannten Twindosing im Abgassystem fit für eine saubere Zukunft. Allerdings ist zu beachten, dass demnächst die Preise für flüssige Kraftstoffe auf fossiler Basis deutlich steigen werden. Die Bundesregierung hat ab 2021 einen höheren Preis für den CO2-Ausstoß beschlossen, die Benzin und Diesel zunächst um sieben bzw. acht Cent pro Liter verteuern werden.
Den Übergang in die Wasserstoff-Wirtschaft treiben aktuell Toyota und Hyundai voran, setzen ihre Brennstoffzellen aber zunächst bei größeren Fahrzeugen wie Bussen und Lkw ein. Dafür rüsten sich zum Beispiel auch Daimler und Volvo, die im April ein Joint Venture für die gemeinsame Serienproduktion von Brennstoffzellen, allerdings für schwere Nutzfahrzeuge, gegründet haben.
Klein aber fein
Bei der Fahrzeugauswahl besinnen sich in-zwischen viele Nutzer auf kleinere Fahrzeuge, denn für manche Fahrt zum Kunden reichen Autos wie der VW e-up! oder der neue Renault ZOE. Letzterer hatte sich zum meistgekauften E-Auto Europas entwickelt und liegt in seiner zweiten Generation nun noch besser im Trend. Vor allem in der zusätzlichen Version mit 100 kW (136 PS), mit der er auf Tempo 135 in der Spitze kommt und dank größerer Batterie (52 kWh) auf Reichweiten von 300 bis 400 km. Noch eine Nummer kleiner ist der neue Renault Twingo Z.E., der mit 60 kW (82 PS) und einer 21-kWh-Batterie für Reichweiten bis 180 km antritt. Der kleine Hecktriebler teilt sich die technische Basis mit dem smart Forfour und soll bis zum Jahresende lieferbar sein.
Als zweifellos wichtigstes Elektroauto rollt VW gerade seinen ID.3 an den Start, zunächst als Modell Pro Performance mit dem starken Elektromotor von 150 kW (204 PS) und einer Batterie mit 58 kWh, für die VW eine Reich-weite von bis zu 426 km angibt. Mit den großen Stückzahlen der Serienfertigung kann das Golf-große Modell ID.3 den Wandel zur E-Mobilität wesentlich beschleunigen. Ihm liegt die neue MEB-Plattform zugrunde, auf der VW weitere Modelle avisiert. Ab 2022 soll auf dieser Basis der ID. BUZZ in Serie gehen, auch als Cargo-Modell.
Innovative City-Flitzer
Neben dem Trend zum Elektroantrieb geht die Entwicklung konventionell angetriebener Transporter weiter, die sicherlich noch geraume Zeit das Transportersegment beherrschen werden. Wie bereits angekündigt (ep 6/2020) bringt VW die fünfte Generation des Stadtlieferwagens Caddy in dieser Klasse an den Start. Nach Verzögerungen durch die Corona-Krise ist für September der Beginn der Serienfertigung und ab Mitte November die Auslieferung vorgesehen. Die volle Fertigungsstückzahl soll dann 2021 erreicht wer-den. Schon seit zwei Jahren rüstet die Nutz-fahrzeugsparte von VW zu diesem Zweck die Produktion im polnischen Werk Poznan um, die beim neuen Caddy erheblich stärker automatisiert verlaufen soll, um anhaltende Qualität garantieren zu können.
VW (N) setzt dabei zunächst auf den Antrieb mit Dieselmotoren. Sie erfüllen unter Anwendung des sog. Twindosing-Verfahrens die neue strenge Abgasnorm Euro 6d, in dem sie den größten Teil der geächteten Stickoxide eliminiert (siehe hierzu Kasten S. 701). Zugleich reduziert es nach Herstellerangabe auch den Dieselverbrauch um bis zu 12 %.
In der jetzigen Phase soll es den Caddy auch weiterhin als CNG-Modell für den Betrieb mit Erdgas geben. Er geht als nächste Antriebsvariante nach den Dieselversionen an den Start. Das angekündigte Modell mit Plug-in-Hybrid befindet sich noch „in Prüfung“, wie VW (N) auf Anfrage mitteilt. Eine rein elektrische Version bietet VW auf Basis des bisherigen Modells als Kastenwagen mit 4,2 m³ Laderaum an. Dieser Abt e-Caddy kommt mit dem E-Motor von 83 kW (113 PS) auf Tempo90 (als Option 120) in der Spitze und mit seiner 37,3-kWh-Batterie 138 bzw. 105 km weit. Hier wären größere Batterien und Reichweiten sicherlich wünschenswert.
Erste Tests versprechen, dass sich der neue Caddy insgesamt agiler fahren lässt als sein Vorgänger. Dank seines neuen Fahrwerks, bei dem Schraubenfedern statt der Blattfeder an der Hinterachse arbeiten, und beladungs-abhängiger Dämpfung stemmt sich der neue Caddy in Kurven stärker als der bisherige gegen zu große Seitenneigung.
Inzwischen plant auch Daimler einen neuen Nachfolger für seinen Citan und entwickelt zurzeit dafür eine Plattform, auf der neben dem gewerblich genutzten Citan auch ein City-Van für familien- und freizeitorientierte Privatkunden entstehen soll. Beide laufen dann als T-Klasse im Programm. Sie sollen in Wertigkeit, Sicherheit und Konnektivität mehr denn je der Mercedes-DNA entsprechen. Die Stuttgarter versprechen neben markentypischer Anmutung unter anderem auch seitliche Schiebetüren.
In der kleinen Klasse hat Opel seinen neuen Combo als Cityflitzer am Start und nimmt ihn, wie in ep 1/2020 bereits vorgestellt, jetzt mit Allradantrieb vom französischen Spezialisten Dangel für 6 400 Euro Aufpreis in seine Verkaufspalette. Gleichzeitig setzt Opel auch beim größeren Vivaro diesen 4x4-Antrieb ein und macht ihn fit für unwegsames Gelände.
Weitere Bilder
Start 2022: VW ID.BUZZ (Quelle: Volkswagen AG)
Batterie-elektrischer Opel e-Vivaro mit 100 kW (136 PS) (Quelle: Opel)
Mercedes-Benz eVito Tourer mit 150 kW (204 PS) (Quelle: Mercedes-Benz AG)
Neuer VW Caddy, ab November im Handel. (Quelle: VW)
Neuer VW Caddy, ab November im Handel. (Quelle: VW)
Abt e-Transporter 6.1. und Abt e-Caddy (Quelle: ABT)
Mercedes-Benz eSprinter an der Lades
Renault Master Z.E. mit Kastenaufbau (Quelle: Renault)
FIAT Ducato Electric an Lades
- K. Böttcher
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