Elektrotechnik
Selbst der ZVEH spricht von leicht aufgehellter Stimmung
ep2/2000, 1 Seite
Aktuelle Konjunkturumfrage als Spiegel der Situation Folgt man den Umfrageergebnissen des ZVEH (Einzelheiten s. Internet www.elektropraktiker.de, Rubrik Fachartikel), ist mit Aussicht auf das nächste halbe Jahr die Zahl der Optimisten leicht gestiegen. Der Pessimismus hat abgenommen. Mehr als 65 % der Befragten bezeichnen die gegenwärtige Geschäftslage als gut bis befriedigend. Über 70 % erwarten für 2000 ihre Verbesserung. Liegen diese Beurteilungen im Westen des Landes sogar um etwa 5 % darüber, ist die Einschätzung aus den neuen Bundesländern deutlich schlechter. Diese Situation der ostdeutschen Betriebe bereitet dem ZVEH große Sorgen. „Es hat sich 1999 nichts zum Besseren bewegt“, klagte Hauptgeschäftsführer Heinz-Werner Schult (Bild ) mit Blick darauf, dass hier 47,9 Prozent der Betriebe (Vorjahr 46,6%) ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht bezeichnen und unverändert nur knapp 8 Prozent ein gutes Geschäft registrieren. Wegen der Überkapazitäten an Immobilien und infolge der schwachen Nachfrage nach Modernisierung in Ostdeutschland erwartet der ZVEH leider auch für das neue Jahr in dieser Region noch keine durchgreifende Wende. Vor diesem Hintergrund sei es unverständlich, dass die Bundesregierung gerade die versuchsweise Einführung ermäßigter Mehrwertsteuersätze für stark schwarzarbeitsgefährdete Leistungen abgelehnt habe. Dieser insgesamt positive Ausblick in die Zukunft deckt sich mit der Aussage, dass hinsichtlich der Insolvenzen im Handwerk eine Stagnation zu beobachten ist. Gegenüber 1998 blieb die Zahl der Eintragungen in die Handwerksrolle nahezu unveränderlich. Auf dem Weg zum Fachbetrieb für Gebäudetechnik Die Weichen für das gewerkeübergreifende Tätigwerden innerhalb der „Elektrohandwerks-Familie“ wurden vom Gesetzgeber durch die am 1.4.1998 in Kraft getretene Novelle der Handwerksordnung gestellt. Der ZVEH sieht darin einen wichtigen Schritt, damit die Betriebe dem zunehmenden Kundenwunsch nach Dienstleistungen „aus einer Hand“ gerecht werden können. Nach Schult beginne sich die Nachfrage in diese Richtung zu orientieren, diese Veränderungen seien mit großen Chancen für die Elektrohandwerke verbunden. Immer mehr Kunden würden sich nicht nur die Standard-Dienstleistung sondern die „Premium-Dienstleistung“ wünschen, zum Beispiel das energiesparende „Zusammenspiel“ der gebäudetechnischen Funktionen Licht, Wärme, Sicherheit, Komfort und Information. In diesem Zusammenhang misst der ZVEH der zu erwartenden Energieeinspar-Verordnung große Bedeutung bei. Der Verband sieht in der elektro-und informationstechnischen Kernkompetenz der von ihm vertretenen Berufsgruppen ideale Voraussetzungen für die Betriebe, diese Kundenwünsche in vollem Umfang zu erfüllen und somit die Führungsrolle in der Gebäudetechnik einzunehmen. Zum einen, weil Strom die zwingende Ausgangstechnologie für alle am Gebäude tätigen Gewerke ist, zum anderen, weil die Elektrohandwerker bereits bestens mit der verknüpfenden Bustechnik vertraut sind. Vor diesem Hintergrund hat sich der ZVEH europaweit die Marke „Fachbetrieb für Gebäudetechnik“ für die Innungsbetriebe schützen lassen. Eine vergleichbares Zertifikat findet sich in Europa nicht. Den Weg zu dieser Qualifikation schildert das inzwischen verabschiedete „Strategie-Handbuch“. In diesem Zusammenhang bezeichnete Schult die Diskussion um einen verstärkten Primärenergieeinsatz als bedauerlich, da diese Alternative zu Lasten des Stroms gehen muß. Ob von diesen Nachteilen auch Kunde und Umwelt betroffen sind, blieb offen. Bisher gibt es noch keinen zertifizierten Fachbetrieb. Erst in den nächsten Monaten rechnet der ZVEH mit dsbzgl. Anerkennungen. Vielleicht wird damit auch die wirtschaftliche Prognose für Ostdeutschland günstiger. Messegeschehen 2000 unterstützt den gewerkeübergreifenden Ansatz Erfreut äußerte sich Schult darüber, dass der gewerkeübergreifende Ansatz das „Messe-Pendant“ in der im März erstmals in Frankfurt am Main stattfindenden light + building finde. Diese Messe werde weltweit neue Maßstäbe für die Technik im Gebäude setzen. Daher stellt der Verband auf einem eigenen Stand seine Ziele heraus. Unterstützend wirkt der geplante Doppelauftritt mit dem ZVSHK. Im Rahmen der EXPO 2000 wollen die Elektrohandwerke die Vorteile, die die intelligente Technik bietet, gemeinsam mit ihren Partnern aus Industrie und Energieversorgungswirtschaft im Themenpark Energie vorstellen. Das Ziel der Präsentation ist, dem Endverbraucher Technik auf emotionaler Ebene erlebbar zu machen und ihren Nutzen zu präsentieren. Das erwartete Millionenpublikum soll nachhaltig darüber informiert werden, dass die elektrohandwerklichen Betriebe flächendeckend als Ansprechpartner und Dienstleister rund um das Gebäude zur Verfügung stehen. World Wide Web wird im Handwerk genutzt Dass das Internet bereits zum unverzichtbaren Arbeitsmittel im Handwerk gehört, belegen die folgernden Zahlen. Bereits 52,5 % der elektrohandwerklichen Betriebe verwenden dieses Medium. Von denen, die das noch nicht tun, wollen 25 % eine Veränderung im nächsten halben Jahr herbeiführen. Die Nutzung konzentriert sich derzeit noch auf die allgemeine Informationsbeschaffung (80%); eine eigene Homepage besitzen aber bereits 44 % der Betriebe. Konkurrierende Vertriebswege Auch das Handwerk muss sich mit zusätzlichen Vertriebswegen auseinandersetzen. e-commerce. Dazu steht der ZVEH positiv. Die Interessen von Großhandel und Handwerk lassen sich in Übereinstimmung bringen. Für sicherheitsrelevantes Material sollte aber im Interesse des Endverbrauchers der klassische, 3stufige Vertriebsweg eingehalten werden. Vermittlungsdienste. Unternehmungen wie „Hol Harry“ sind nach Schult sehr intelligent gemacht. Das Handwerksunternehmen sollte aber frei bleiben hinsichtlich seiner Kunden, des Preises sowie der Materialauswahl. Inwieweit der Handwerker diese Unabhängigkeit wegen der Zusammenarbeit mit einem Vermittler aufgeben will, hat jeder für sich zu entscheiden. Unausgesprochen blieb, dass schließlich der Endverbraucher weiterhin viel dazu beitragen wird, ob neue Vertriebswege zum gewünschten Erfolg führen. Und was den Verband sonst noch bewegt Obwohl der Verband natürlich den europäischen Markt begrüßt, besteht eine Sorge darin, dass das deutsche Ausbildungssystem durch die Öffnung geschwächt wird. Die Angleichung des Niveaus der Abschlüsse, z.B. beim Gesellen, lässt sich aber wohl nicht vermeiden. Zum Maß wird das Einhalten der europäischen Normen werden. Bleibt zu hoffen, dass auch in diesem Bereich die gleiche Ruhe wie bei der Wettbewerbssituation in Grenznähe eintritt. Der ZVEH bezeichnet nämlich den Umfang grenzüberschreitender Geschäfte an den deutschen Grenzen zur EU als normal. Auch das Handwerk wäre von einer „Rente mit 60“ betroffen. Deshalb teilt der ZVEH weiterhin die Position des Dachverbandes ZDH: ein solches Vorhaben ist nicht finanzierbar. J.Krause Elektropraktiker, Berlin 54 (2000) 2 Branche aktuell Selbst der ZVEH spricht von leicht aufgehellter Stimmung Kurz vor dem Jahreswechsel fasste der Zentralverband der Deutschen Elektrohandwerke (ZVEH) die wirtschaftliche Situation seiner Mitglieder zusammen. An der Wende zum nächsten Jahrtausend hat sich die Stimmung in den rund 80 000 Betrieben des Elektrotechniker-, Informationstechniker- und Elektromaschinenbauer-Handwerks leicht verbessert. In aller Regel nehmen die positiven Einschätzungen zu. Allerdings bleibt die Lage im Osten Deutschlands weiterhin schwierig. H.-W. Schult (links) erkennt die wirtschaftliche Wende auch im Handwerk
Autor
- J. Krause
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