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Planen und Installieren von Industrial Ethernet - Anwendungsneutrale Kabelanlagen Teil 2
ep10/2005, 5 Seiten
Installation einer Kupferverkabelung Die mechanischen Belastungen und die Umwelteinflüsse sind im Industriebereich oftmals ungleich größer, und fast immer geht es in verstärktem Maße um die Forderung nach Elektromagnetischer Verträglichkeit (EMV). Eine Missachtung der relevanten Regeln kann gerade in Industrieanlagen weit reichende Folgen nach sich ziehen. Im folgenden Kapitel steht neben der mechanischen und umweltbedingten Belastbarkeit die EMV im Vordergrund. Sie durchzieht alle Bereiche der Verkabelung, angefangen mit den elektrischen Verbindungselementen, über die verwendeten Kabel selbst, über den Potentialausgleich bis zur Überspannung und zur Abschirmung. Es bleibt noch darauf hinzu-5 weisen, dass für die Verkabelung neben den im Beitrag ausgesprochenen Empfehlungen die allgemein anerkannten Regeln der Technik gelten. 5.1 Elektrische Verbindungselemente Der im ersten Beitragsteil [1] schon mehrfach erwähnte IAONA-Leitfaden nennt folgende Punkte, die bei der Herstellung von Verbindungen von Bedeutung sind: · Verbindungsstücke müssen den Anforderungen aus Kapitel 4.1 in [1] entsprechen und sind den Herstellerangaben entsprechend zu behandeln. · Die Abschirmung ist so großflächig wie möglich anzubringen (beispielsweise an den Zugentlastungen); noch besser ist es, Abschirmungshüllen zu verwenden. · Der Kontakt zwischen Verbindungsstecker und Modul muss fachgerecht und sicher ausgeführt sein. · Die Leiter dürfen nicht beschädigt oder gedrückt werden. Es ist ratsam, nur so viel Kupfer frei zu legen, wie zur Herstellung einer Verbindung erforderlich ist. · Kalte Lötstellen beeinflussen die Funktionssicherheit und sind deshalb unbedingt zu vermeiden. · Vor der Inbetriebnahme sind die Übergangswiderstände an Erdungs- und Schirmungskontakten zu überprüfen. 5.2 Regeln für die Verkabelung Planer und Installateur werden sich zunächst an die nationalen DIN- und VDE-Vorschriften halten, um das Ziel einer den Regeln der Technik entsprechenden Verkabelung zu erreichen. 5.2.1 Allgemeine Hinweise Nehmen Sie sich für die Planung genügend Zeit! So lautet der wichtigste Ratschlag an den Planer. Denn ungenügende Planung führt häufig zu Fehlern bei der Installation, die sich dann meistens nur unter hohem Kostenaufwand beheben lassen. Zu berücksichtigen sind die örtlichen Gegebenheiten und alle in Frage kommenden Vorschriften. 5.2.2 EMV einer Kabelanlage Automatisierungskosten bedeutet hier, dass die Kabelanlage einerseits vor störenden Einflüssen elektrischer und magnetischer Felder weit gehend geschützt ist und dass sie andererseits nicht selbst Störungen verursacht. Um dieses Ziel zu erreichen, sind die einschlägigen nationalen und internationalen EMV-Normen sowie die Herstellerangaben zu beachten. Folgende Maßnahmen können helfen, elektrische Störimpulse aus externen Quellen zu minimieren: · Kabel oder Leitungen einer Ethernetverkabelung sollten grundsätzlich so weit wie möglich von Störquellen entfernt verlegt werden. Typische Störquellen sind beispielsweise Beleuchtungsanlagen, Motoren, Frequenzumrichter, Lichtbogenschweißgeräte und Strom führende Kabel oder Leitungen. · Kabel oder Leitungen müssen von Hochspannungsleitungen und Mikrowellenstrahlungen einen Abstand von mindestens 1,5 m halten. · Kabel oder Leitungen, die Signale verschiedener Klassen führen, müssen sich im rechten Winkel kreuzen; noch besser wäre es, eine Kreuzung gänzlich zu vermeiden. · Bei langen Kabelverbindungen ist ein Potentialausgleich zwischen den Anschlusspunkten erforderlich. · Signalleitungen und Strom führende Kabel sollten nicht nebeneinander installiert werden. Andernfalls sind zwischen den Signalleitungen und Stromkabeln Abschottungen aus Metall zu installieren. · Ethernetkabel sollten in eigenen Kabelverlegesystemen wie Kabelbahnen und Metallrohren verlegt werden. · Kabelbahnen und Metallrohre, in denen Ethernetkabel verlegt sind, müssen aus Metall bestehen und geerdet sowie untereinander verbunden werden. Enden sie an einem Schaltschrank, so ist auch mit diesem eine gut leitende Verbindung herzustellen. · Die Abschirmung eines Kabels darf an keinem Punkt den Kupferleiter berühren. Der IAONA-Leitfaden unterscheidet in Bezug auf die Automatisierungskosten drei Kabelkategorien, die Tafel zeigt. Verkabelung außerhalb eines Schaltschranks. Kabel oder Leitungen, die außerhalb von Schaltschränken oder vergleichbaren schützenden Gehäusen verlaufen, sind in der Regel relativ lang. Gerade in solchen Fällen ist es notwendig, zwischen Ethernet-Kabeln und potentiell störenden anderen Kabeln einen maximal möglichen Abstand einzuhalten, um Störeinkopplungen zu minimieren. Tafel zeigt mit Blick auf die Automatisierungskosten die einzuhaltenden Mindestabstände bei der Verlegung außerhalb von Schaltschränken. Falls die nationalen Regelwerke keine solchen Standards beinhalten, gilt ein Mindestabstand von 8 cm bei Kabeln und Leitungen bis zu einer Spannung von 100 V als ausreichend. Je Elektropraktiker, Berlin 59 (2005) 10 786 FÜR DIE PRAXIS Automatisierungstechnik Planen und Installieren von Industrial Ethernet Anwendungsneutrale Kabelanlagen - Teil 2 Auf den ersten Blick unterscheidet sich die Installation einer Ethernet-Verkabelung nicht von der Installation einer „gewöhnlichen“ Elektroverkabelung. Kurz gesagt: Planer und Installateur haben bei ihrer Arbeit die Regeln der Technik zu beachten und eine fachmännisch erstellte Anlage zu übergeben. Doch was für die Elektroanlage eines Wohngebäudes gilt, muss nicht unbedingt auch für eine Kommunikationsanlage in einem Industriebetrieb Geltung haben. Dort herrschen andere Bedingungen. 100 V sind dann zusätzlich 3 cm hinzuzurechnen. Tafel zeigt die Abhängigkeiten. Verkabelung innerhalb eines Gehäuses. Kabel oder Leitungen innerhalb von Schaltschränken oder vergleichbaren schützenden Gehäusen sind in der Regel relativ kurz. Aber auch hier sollten Ethernetkabel einen maximalen Abstand zu Kabeln der EMV1-Kategorie halten. Tafel zeigt die Mindestabstände, die mit Blick auf die Automatisierungskosten bei der Verlegung innerhalb von Schaltschränken einzuhalten sind. 5.2.3 Mechanische Belastung Neben der Elektromagnetischen Verträglichkeit ist die mechanische und umweltbedingte Belastung von Kabeln und Leitungen ein weiteres wichtiges Kriterium, das Planer und Installateure bei der Erstellung einer Ethernet-Kabelanlage berücksichtigen müssen. Wichtig ist vor allem, bei der Auswahl des Kabel- oder Leitungstyps die jeweilige Anwendung beziehungsweise die Umgebung zu berücksichtigen, den Biegeradius einzuhalten (siehe Kapitel 4 in [1]), Kabel so zu installieren, dass bewegliche Maschinen sie nicht beschädigen können, und Kabel geschützt zu verlegen. 5.3 Abschirmung Elektromagnetische Abschirmungen sind so genannte Feldbarrieren, die der Abschwächung elektrischer und magnetischer Felder dienen. Sie sollen einerseits das Eindringen von Störfeldern in Bausteine, Baugruppen, Geräte, Kabel, Räume und Gebäude und andererseits das Austreten solcher Felder aus elektrischen und elektronischen Betriebsmitteln verhindern. Ihre Wirkung hängt ab von der Qualität des verwendeten Materials und von der Art, wie die einzelnen Abschirmungskomponenten untereinander verbunden und geerdet sind. Dabei gibt es folgende Möglichkeiten: · Die Abschirmung eines Kabels oder einer Leitung, die unterbrechungsfrei ausgeführt sein sollte, wird an beiden Enden mit einem Anlagenteil verbunden. Diese Maßnahme reduziert elektromagnetische Felder nach dem Prinzip des Faraday'schen Käfigs. Wichtig dabei ist, dass die beiden Anschlusspunkte gleiches Potential haben. · Die Abschirmung eines Kabels oder einer Leitung, die unterbrechungsfrei ausgeführt sein muss, wird an beiden Enden geerdet. Diese Maßnahme bietet den besten Schutz gegen hochfrequente magnetische Felder. · Zum Schutz gegen elektrische Felder und kapazitive Einkopplungen genügt es, die Abschirmung an einem Ende zu erden. · Für den Schutz gegen niederfrequente magnetische Felder (beispielsweise bei 50 Hz) sind spezielle Schirmmaterialien zu verwenden. 5.4 Potentialausgleich und Erdung Maßnahmen für den Potentialausgleich und die Erdung in Gebäuden mit Einrichtungen der Informationstechnik sind in Europa in der EN 50310 geregelt. Diese Norm hat unter der Bezeichnung DIN VDE 0800-2-310 auch Eingang in das deutsche Regelwerk gefunden. Ihre Ziele sind der Schutz vor elektri-Elektropraktiker, Berlin 59 (2005) 10 Störquelle Mindestabstand Leiter der Kategorie EMC1, < 20 A 0,15 m AC-Stromkreise mit 20 A oder mehr, bis zu 100 KVA 0,30 m AC-Stromkreise mit mehr als 100 KVA 0,60 m Spannungsbereich Mindestabstand 0 - 100 V 8 cm 101 - 200 V 11 cm 201 - 300 V 14 cm 301 - 400 V 17 cm Tafel Kabelverlegeabstände außerhalb von Schaltschränken Tafel Kabelverlegeabstände in Abhängigkeit von der Nennspannung Störquelle Mindestabstand Leiter der Kategorie EMC1, < 20 A 0,08 m AC-Stromkreise mit 20 A und mehr, bis zu 100 KVA 0,15 m AC-Stromkreise mit mehr als 100 KVA 0,30 m Tafel Kabelverlegeabstände innerhalb von Schaltschränken Kategorie umfasst EMC1 · AC-Stromkreise · digitale AC-Ein-/Ausgänge (Starkstrom) · digitale DC-Ein-/Ausgänge (Starkstrom) · Anschlüsse von Motoren EMC2 · analoge Ein-/Ausgänge und DC-Anschlüsse für analoge Schaltkreise · digitale AC/DC-Ein-/Ausgänge (Schwachstrom) · digitale Ein-/Ausgänge (Schwachstrom) · Ethernet EMC3 · DC-Schwachstromanschlüsse · Kommunikationskabel zum Anschluss von Systemkomponenten Tafel Kabelkategorien in Bezug auf Elektromagnetische Verträglichkeit Einsatz von Überspannungsschutz-Komponenten unerlässlich, immer unter Beachtung aller damit in Zusammenhang stehenden Vorschriften. Als weitere Maßnahmen sind die Erdung von Kabelschirmen direkt hinter dem Gebäudeeintritt und die Verwendung eines zusätzlichen Potentialausgleichs zwischen den Erdungspunkten von Gebäuden zu nennen. 5.6 Checkliste EN 50174-2 bietet eine Checkliste, mit deren Hilfe der Planer sich nicht nur einen Überblick über alle EMV-relevanten Aspekte verschaffen kann, sondern auch Hinweise auf mögliche Lösungen und Empfehlungen bekommt: Gebäude. Handelt es sich um ein neues oder bereits existierendes Gebäude, um einen Neubau mit Anbindung an ein bestehendes Gebäude; um ein Krankenhaus? Stromverteilungssystem. TN-, TT- oder IT-System? (Der Kommentar bezeichnet das TN-S-System als beste Lösung.) Störquellen. Gefragt wird u. a. nach Transformatorstationen und Lichtbogenschweißgeräten, die sich möglicherweise in der Nähe befinden, ferner nach funkbasierten Geräten. Kommen Übertragungsgeräte wie Radio- und TV-Geräte, drahtlose Funktelefone oder Radaranlagen als Störquellen in Frage? Betreiber. Handelt es sich um sicherheitsintensive Anwendungen? Erdung und Potentialausgleich (Bild ). Welche Erdungs- und Potentialausgleichssysteme gibt es bereits, welche sind geplant? Welche Topologien kommen in Frage? Kabelverlegesysteme. Welche Art von Kabelverlegesystemen sollten installiert werden, welche Schirmungskomponenten sollen für die Trennung von Stark- und Schwachstromkabeln beziehungsweise Kabeln für das Ethernet eingesetzt werden? Installation von Lichtwellenleitern 6.1 Allgemeine Hinweise Die Eigenschaften eines Lichtwellenleitersystems definieren sich hauptsächlich über die Leistung der optischen Schnittstelle, die Art des verwendeten Kabels und die Qualität der Installation und Steckerkonfiguration. Deshalb ist es dringend erforderlich, die Anweisungen zur Kabelverlegung zu beachten, um eine möglichst lange und störungsfreie Funktionsdauer der Übertragungsstrecke zu sichern. Neben den einschlägigen Vorschriften sollten auch die Herstellerangaben zu Kabeln, Steckern und Geräten penibel befolgt werden. Planer und Installateur sind bei diesem Thema ganz besonders in der Pflicht. Um ein fachmännisch geplantes und erstelltes Lichtwellenleitersystem garantieren zu können, sollten sie · immer angemessene Komponenten verwenden: Diese müssen auf die Benutzung in ihrer Umgebung und auf die Einsatzbedingungen der Anwendung abgestimmt sowie mit allen eingesetzten Geräten kompatibel sein; · den empfohlenen Biegeradius einhalten: Der Biegeradius ist in den technischen Daten des Lichtwellenleiters angegeben. Der Wert sollte nicht unterschritten werden. Das ist besonders wichtig bei der Verlegung von Lichtwellenleitern durch Gehäuse oder Kabelkanäle mit rechten Winkeln; · die Werte für die maximale Zugfestigkeit und die erlaubten Druckkräfte einhalten. Diese Werte finden sich in den Datenblättern des Herstellers; · bei der Verlegung darauf achten, dass die Lichtwellenleiter keine Schleifen bilden und keine Knickstellen bekommen. Schleifen und Knicke können die Leistungsfähigkeit des Lichtwellenleiters beeinträchtigen oder ihn sogar unbrauchbar machen; · Lichtwellenleiter zuverlässig vor von außen drohenden Beschädigungen schützen; · Steckverbindungen entsprechend den Anweisungen des Herstellers installieren; · die einwandfreie Funktion des Systems nach Beendigung der Installation durch Messungen überprüfen. 6.2 Verkabelung in rauer Umgebung Lichtwellenleitersysteme für das Industrial Ethernet sind meistens stärkeren Belastungen ausgesetzt als solche in normaler Büroumgebung. Planer und Installateure müssen diesen Umständen Rechnung tragen. Bei der Auswahl von Kabeln und Komponenten für Kommunikationsanlagen in Industriebetrieben sollten sie deshalb ein besonderes Augenmerk richten · auf die Umgebungstemperaturen, · auf die Widerstandsfähigkeit der Leitungen gegen aggressive Substanzen und · auf mechanische Belastungen wie Erschütterungen und Vibrationen. Auch in Außenanlagen sind die genannten Faktoren bei der Planung und Installation zu be- TN-S-System nach EMV-Gesichtspunkten schen Gefahren, ein zuverlässiges Signal-Bezugspotential und eine ausreichende elektromagnetische Verträglichkeit. Je nach Zusammensetzung und Größe der informationstechnischen Anlagen sind die Anforderungen an die Erdung und den Potentialausgleich unterschiedlich hoch. Daneben gilt die EN 50174-2 (DIN VDE 0 800-174-2) „Informationstechnik; Installation von Kommunikationsverkabelung; Teil 2: Installationsplanung und -praktiken in Gebäuden“. In Deutschland sind neben anderen Normen vor allem DIN VDE 110 Teil 1 und DIN VDE 0 185 zu beachten. Falls für ein Gebäude der Einbau einer Kommunikationsanlage oder einer anderen informations- und fernmeldetechnische Anlage vorgesehen ist, sind zwei Punkte besonders wichtig: · Es sollte im gesamten Gebäude kein PEN-Leiter installiert sein. Ausnahme: Die Verwendung eines PEN-Leiters beschränkt sich auf den Weg vom Gebäudeeintritt bis zum ersten Anschlusspunkt, wo er in einen PE-und einen N-Leiter aufgetrennt wird. · Entscheidet sich der Planer für ein TN-Stromverteilungssystem, ist das TN-S-System anzuwenden (Bild ). Das TN-C-System ist äußerst EMV-unfreundlich. 5.5 Überspannungsschutz Überspannungen entstehen durch Schaltvorgänge sowie durch elektrostatische und atmosphärische Entladungen (Blitze). Einkopplungen geschehen auf induktivem, kapazitivem oder elektrischem Wege. Sie entwickeln bei unbegrenzter Einwirkung ein zerstörerisches Potential. Dabei sind nicht nur empfindliche Geräte gefährdet, sondern die elektrische Sicherheit insgesamt. Um Ethernet- und andere Installationen sowie angeschlossene Geräte zu schützen, ist der Elektropraktiker, Berlin 59 (2005) 10 788 FÜR DIE PRAXIS Automatisierungstechnik rücksichtigen. Zusätzlich sind dort eventuell noch Maßnahmen zum Schutz vor UV-Strahlen und vor Nagetieren erforderlich. Verkabelungssysteme und Kabelwege Die Anforderungen an Verkabelungssysteme und Kabelwege sind in EN 50174-1:2001-09 beschrieben. Das folgende Kapitel gibt daraus einen Überblick, ergänzt durch Empfehlungen aus dem IAONA-Leitfaden. Gegebenenfalls sind weitere Normen und Vorschriften zu beachten. 7.1 Auswahl der Verkabelungssysteme Bei der Auswahl der Systeme muss sichergestellt werden, dass die Leistungsfähigkeit der Verkabelung den Anforderungen der zu unterstützenden informationstechnischen Anwendungen genügt. Die Bedingungen, die an Kabel, Verbindungstechniken, Schirmungen u. a. gestellt werden, sind im Wesentlichen von den Entfernungen und Bandbreiten abhängig, die für die Netzanwendungen zur Verfügung zu stellen sind. 7.2 Festlegung der Kabelwege Wie in den Abschnitten 5 und 6 schon deutlich wurde, unterliegen Verkabelungen häufig vielen schädlichen Einflüssen, die die Automatisierungskosten und die störungsfreie Funktion einer Ethernet-Anlage gefährden können. Deshalb spielt die Planung einer Kabeltrasse, die diesen Störungen weit gehend aus dem Weg geht, eine große Rolle: · Bei der Festlegung der Kabelwege sollten Wärme-, Feuchtigkeits- und Schwingungsquellen so weit wie möglich umgangen werden, wenn diese eine Gefahr für Beschädigungen oder Beeinträchtigungen der Leistungsfähigkeit der Verkabelung mit sich bringen. Zum Beispiel sollten Kabelkanäle nicht entlang von Heizungsrohren verlegt werden, es sei denn, sie werden mit angemessenen Schutzverkleidungen versehen. · Kabelkanäle und -träger müssen so ausgeführt sein, dass Kabelbeschädigungen - beispielsweise durch scharfe Kanten - ausgeschlossen sind. · Die Installation, Instandsetzung und Instandhaltung der Kabelwege muss ohne Gefahren für das Personal möglich sein. · Die Kabelwege müssen zugänglich sein. Die Installation in verborgenen Kabelkanälen (z. B. hinter Wänden) ist nicht zu empfehlen. · Die Kabelwege müssen so gestaltet sein, dass sich alle Kabel unter Einhaltung der kleinsten zulässigen Biegeradien verlegen lassen. · Geschlossene Kabelkanäle oder Kabelrohrsysteme sollten in einem Abstand von maximal 12 m durch ausreichend große Zugdosen zugänglich sein. · Die Systeme sind so auszuwählen und zu installieren, dass sich darin kein Wasser oder andere Flüssigkeiten ansammeln können. · Leitende Kabelwegsysteme, die aus mehreren Elementen bestehen, müssen zur Verringerung der elektromagnetischen Beeinflussung der Kabel gut leitend untereinander und mit dem Potentialausgleich des Gebäudes verbunden werden. · Die Abmessungen der Kabelwegsysteme sind so zu wählen, dass der nutzbare Platz etwa doppelt so groß ist, wie der Platzbedarf der ursprünglich vorgesehenen Menge an Kabeln. Beschriftung Für die Beschriftung ist DIN EN 50174-1:2001-09 heranzuziehen. Dort heißt es u. a.: · Beschriftungen sollten leicht zugänglich und gut lesbar angebracht sein. · Beschriftungen sollten so ausgeführt sein, dass sie bis zum Ende der erwarteten Betriebsdauer lesbar bleiben. Das heißt, sie müssen von zersetzenden Einflüssen fern gehalten werden. · Kabel müssen mindestens an beiden Enden beschriftet sein. Dokumentation Die Dokumentation sollte alle technischen und vertragsrechtlichen Gesichtspunkte abdecken und u. a. Folgendes enthalten: · Lieferinformationen, Konformitätsnachweise, Aufzeichnungen über Kabelabnahmeprüfungen · Lagepläne, die die Identifikation und Lage der Knoten, Kabelwege, Anschlusspunkte, Schränke und Gestelle erlauben · Informationen über Kabelwege und andere Komponenten entsprechend der tatsächlichen Ausführung · Einzelheiten über Erdungs- und Potentialausgleichsmaßnahmen · Aufzeichnungen über Abnahmeprüfungen der Anlage. Dazu gehört die Beschreibung von Tests mit den Konformitätsnachweisen. Elektropraktiker, Berlin 59 (2005) 10 Potentialausgleich in Informationssystemen, sternförmig angeschlossener Schutzleiter Industrial Ethernet - Planning and Installation Guide Die spezifischen Anforderungen an ein Industrial Ethernet finden bisher in keiner Norm Berücksichtigung. Planer und Installateure können bei ihrer Arbeit zwar DIN EN 50173-1 zu Hilfe nehmen, doch diese Norm geht von einer büroähnlichen Nutzung aus. Es fehlen also Richtlinien für Ethernet-Verkabelungen in Industrieanlagen mit den besonderen Anforderungen, die Temperatur, Feuchte, Staub, Vibration und EMV stellen. Das hat die IAONA (Industrial Automation Open Networking Alliance) dazu veranlasst, einen Planungs- und Installationsleitfaden herauszugeben, der helfen kann, die bestehenden Lücken zu schließen (Industrial Ethernet - Planning and Installation Guide, Version 4.0, Oktober 2003). ISO/IEC 11801. Information Technology - Cabling systems for customer premises Die internationale Norm ISO/IEC 11801 wurde 1995 veröffentlicht. Sie ist weitgehend mit der Europanorm EN 50173 identisch. Ihre Standards unterstützen Sprach-, Daten-, Text-, Bilder- und Video-Anwendungen und enthalten Standards für Konfiguration, Implementierung, Leistung und Konformität. DIN EN 50173-1:2003-06. Informationstechnik; Anwendungsneutrale Kommunikationskabelanlagen; Teil 1: Allgemeine Anforderungen und Bürobereiche DIN EN 50173-1 legt eine anwendungsneutrale Kommunikationsverkabelung fest, die innerhalb von Standorten mit einem oder mehreren Gebäuden verwendet wird. Sie behandelt Verkabelungen mit symmetrischen Kupferkabeln und Lichtwellenleitern. Die festgelegte Verkabelung unterstützt eine breite Palette von Diensten einschließlich Sprache, Daten, Text, Stand- und Bewegtbild. Das Dokument berücksichtigt Standorte, bei denen die größte Entfernung zur Verteilung informationstechnischer Dienste 2 000 m beträgt. Die Verfahren dürfen jedoch auch für größere Installationen angewendet werden. In der Vergangenheit bestand die Verkabelung eines Standortes sowohl aus anwendungsspezifischen als auch aus multifunktionalen Netzen. Durch die Anwendung der DIN EN 50173-1 wird eine Fortentwicklung zu anwendungsneutralen Verkabelungen erreicht, die zunehmend eingesetzt werden sollten, um den Anwendern ein universelles Verkabelungssystem zu bieten. Im März 2005 ist eine Berichtigung erschienen, die die Nahnebensprechdämpfung betrifft. DIN EN 50173 wird derzeit in eine Reihe umgewandelt, die folgende Teile umfassen wird: · EN 50173-1: Allgemeine Anforderungen · EN 50173-2: Bürobereiche · EN 50173-3: Industrielle Bereiche · EN 50173-4: Wohnungen · EN 50173-5: Rechenzentren DIN EN 50 174-1:2001-09. Informationstechnik; Installation von Kommunikationsverkabelung; Teil 1: Spezifikation und Qualitätssicherung DIN EN 50 174-1 legt die grundlegenden Anforderungen an die Planung, die Ausführung und den Betrieb von informationstechnischen Verkabelungen unter Verwendung von Kupfer- und Lichtwellenleitern fest. Das Dokument gilt für Verkabelung, die zur Unterstützung bestimmter analoger und digitaler Telekommunikationsdienste ausgelegt wurde sowie für anwendungsneutrale Kommunikationskabelanlagen nach DIN EN 50173. DIN EN 50174-2 (DIN VDE 08 00-174-2): 2001-09. Informationstechnik; Installation von Kommunikationsverkabelung; Teil 2: Installationsplanung und -praktiken in Gebäuden DIN EN 50174-2 legt die grundsätzlichen Anforderungen an die Planung, die Ausführung und den Betrieb informationstechnischer Verkabelung unter Verwendung von symmetrischer Kupferverkabelung und Lichtwellenleiterverkabelung fest. Sie gilt für die Verkabelung zur Unterstützung bestimmter analoger und digitaler Telekommunikationsdienste sowie für anwendungsneutrale Kommunikationskabelanlagen, die nach DIN EN 50173 ausgelegt wurden. Das Dokument richtet sich an Personen, die mit der Beschaffung, der Planung, der Installation und dem Betrieb informationstechnischer Verkabelung befasst sind. DIN EN 50174-3 (DIN VDE 0 800-174-3): 2004-09. Informationstechnik; Installation von Kommunikationsverkabelung; Teil 3: Installationsplanung und -praktiken im Freien Das Dokument legt die Anforderungen im Hinblick auf eine zufriedenstellende Installation und zufriedenstellenden Betrieb informationstechnischer Verkabelung im Freien fest und berücksichtigt die Auswirkung, die andere Installationen auf die Installation informationstechnischer Verkabelung haben können. DIN EN 50310 (DIN VDE 0 800-2-310):2001-09. Anwendung von Maßnahmen für Potentialausgleich und Erdung in Gebäuden mit Einrichtungen der Informationstechnik DIN EN 50310 gilt für die Potentialausgleichsanlage in Gebäuden, in denen Einrichtungen der Informationstechnik errichtet werden sollen. Sie trägt zur Normung von Einrichtungen der Informationstechnik bei und koordiniert mit den allgemeinen Errichtungsbestimmungen die Anforderungen an die Anlagen. Ziele sind der Schutz vor elektrischen Gefahren, ein zuverlässiges Signal-Bezugspotential und ausreichende elektromagnetische Verträglichkeit. Je nach Zusammensetzung und Größe der informationstechnischen Anlagen sind die Anforderungen an die Erdung und den Potentialausgleich unterschiedlich hoch. DIN EN 50346:2003-06. Informationstechnik; Installation von Verkabelung; Prüfen installierter Verkabelung DIN EN 50346 legt Verfahren zur Prüfung des übertragungstechnischen Leistungsvermögens von installierter informationstechnischer Verkabelung fest. Die Verfahren gelten sowohl für symmetrische Kupferverkabelung als auch für Lichtwellenleiterverkabelung. Die Prüfverfahren werden angewendet für die Abnahmemessung, die Überprüfung der Unterstützung bestimmter Netzanwendungen und für die Fehlersuche. Normen, Vorschriften und Empfehlungen Konformitätstests Die installierte Verkabelung ist auf ihre Konformität zu allen sie betreffenden Normen zu überprüfen. Dazu sind zahlreiche Messungen erforderlich, die in DIN EN 50346:2003-06 „Informationstechnik; Installation von Verkabelung; Prüfen installierter Verkabelung“ beschrieben sind. Die Norm legt Verfahren zur Prüfung des übertragungstechnischen Leistungsvermögens von installierter informationstechnischer Verkabelung an Standorten fest. Die Verfahren gelten sowohl für symmetrische Kupferverkabelung als auch für Lichtwellenleiter. Sie werden angewendet für die Abnahmemessung, für die Überprüfung der Unterstützung bestimmter Netzanwendungen und für die Fehlersuche. Auch der IAONA-Leitfaden gibt in seinem Anhang detaillierte Anleitungen zu den notwendigen Messaufgaben. 10 Nationale und internationale Normen Dieser Beitrag verweist auf europäische und internationale Standards, die in den meisten Fällen auch als DIN-Normen herausgegeben wurden. Planer und Installateure sollten sich mit Hilfe einer detaillierten Aufstellung in Kapitel 1.2 „normative references“ des IAONA-Leitfadens über die relevanten Normen informieren. Die wichtigsten sind im Infokasten kurz beschrieben. Literatur [1] Planen und Installieren von Industrial Ethernet. Anwendungsneutrale Kabelanlagen. Elektropraktiker, Berlin 59(2005)9, S. 696-701. [2] DIN EN 50 173-1:2003-06. Informationstechnik; Anwendungsneutrale Kommunikationskabelanlagen; Teil 1: Allgemeine Anforderungen und Bürobereiche. [3] DIN EN 50 174-1 (VDE 0 800 Teil 174-1): 2001-09. Informationstechnik; Installation von Kommunikationsverkabelung; Teil 1: Spezifikation und Qualitätssicherung. [4] DIN EN 50 174-2(VDE 0 800 Teil 174-2): 2001-09. Informationstechnik; Installation von Kommunikationsverkabelung; Teil 2: Installationsplanung und -praktiken in Gebäuden. [5] DIN EN 50 174-3 (VDE 0 800 Teil 174-3): 2001-09. Informationstechnik; Installation von Kommunikationsverkabelung; Teil 3: Installationsplanung und -praktiken im Freien. [6] IAONA Industrial Ethernet. Planning and Installation Guide. Magdeburg 2003. [7] Normeninformationsdienst des bfe, Oldenburg. [8] DIN EN 50 310 (VDE 0 800 Teil 2-310): 2001-09. Anwendung von Maßnahmen für Potentialausgleich und Erdung in Gebäuden mit Einrichtungen der Informationstechnik. [9] DIN EN 50 346:2003-06. Informationstechnik; Installation von Verkabelung; Prüfen installierter Verkabelung. Elektropraktiker, Berlin 59 (2005) 10 790 FÜR DIE PRAXIS Automatisierungstechnik
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