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Gebäudeautomation | Elektrotechnik

Interview mit Sebastian Brose "Smart Home sicher umsetzen"

ep9/2015, 1 Seite

Die unterschiedlichsten Geräte werden mit digitalen Steuerelementen ausgestattet und untereinander vernetzt. Häufig sind in Smart-Home-Systemen standardmäßig sogar Alarmfunktionen enthalten. Gleichzeitig ist in der Presse von immer raffinierteren Hackerangriffen auf die IT- und Kommunikationstechnik zu lesen. Welche Gefahren lauern und wie sich Smart Home sicher umsetzen lässt, zeigt Sebastian Brose von der VdS Schadenverhütung in seinem Fachbeitrag (siehe Teil 2). Zuvor gab uns der Wirtschaftsjurist die Gelegenheit zu einem Gespräch.


Elektropraktiker, Berlin 69 (2015) 9 | www.elektropraktiker.de 683 Smart Home sicher umsetzen Die unterschiedlichsten Geräte werden mit digitalen Steuerelementen ausgestattet und untereinander vernetzt. Häufig sind in Smart-Home-Systemen standardmäßig sogar Alarmfunktionen enthalten. Gleichzeitig ist in der Presse von immer raffinierteren Hackerangriffen auf die IT- und Kommunikationstechnik zu lesen. Welche Gefahren lauern und wie sich Smart Home sicher umsetzen lässt, zeigt Sebastian Brose von der VdS Schadenverhütung in seinem Fachbeitrag auf Seite 704. Zuvor gab uns der Wirtschaftsjurist die Gelegenheit zu einem Gespräch. Herr Brose, Lassen sich Sicherheit und Komfort miteinander vereinen oder widersprechen sie sich? S. Brose: Die Frage ist eher, ob wir bereit sind, neben dem Komfort auch der Sicherheit den erforderlichen Raum zu geben. Technisch lässt sich nahezu alles auch sicher umsetzen. Ob das komfortabel ist oder nicht, ist oftmals nicht eine Frage des Produktes, sondern eine Frage von intelligenter Planung und Umsetzung. In der Praxis braucht es die „immer raffinierteren Hacker“ gar nicht, solange keine oder primitive Passwörter genutzt werden. Da wird dann erschrocken gelesen, wie schnell der Chaos Computer Club den Fingerabdruck-Scanner vom iPhone überlistet hat. Gleichzeitig ist aber bei unzähligen Handys nicht einmal der Sperrcode aktiviert - dessen Eingabe jeder sehen kann. Wir müssen aufpassen, dass wir die richtigen Maßstäbe anlegen. Welches sind Ihrer Ansicht nach die größten Risiken, die sich aus den Funktionen des Smart Homes für Endkunden ergeben? S. Brose: Dies ist eine interessante Frage, die oft nur aus der Perspektive „Angriffe von außen auf das eine Smart Home“ betrachtet wird. Dass mal ein einzelnes Smart Home gehackt wird, ist sicher ärgerlich, aber im größeren Kontext zunächst noch zu verkraften. Doch was ist, wenn durch Schwachstellen alle smarten Installationen eines Herstellers auf einmal angegriffen werden können? Durch ein synchrones Ein-Aus-Ein-Aus-Schalten einer Vielzahl von Installationen dürften unsere Versorgungsnetze schnell an die Grenzen der Belastbarkeit kommen. Und dann ist da noch die Frage nach den durch Smart Homes ausgeführten Angriffen. Jeder smarte Kühlschrank, jede smarte Heizung beinhaltet einen Computer. So wie PCs von Hackern gekapert und zu Botnetzen zusammengeschaltet werden, so kann es auch mit smarten Haushaltsgeräten geschehen. Der Kühlschrank verschickt dann Spam-Mails und der Nutzer bekommt nichts davon mit. Daraus können sich durchaus auch Haftungsfragen ergeben. Gibt es Aspekte, die für die Sicherheit besonders wichtig sind? S. Brose: Das wichtigste ist es, das richtige Lead-System zu finden. Sollen Sicherheitsfunktionen mit smarten Systemen abgedeckt werden, darf es keine Kompromisse geben. Das bedeutet, nicht der Bewegungsmelder im Lichtschalter wird auch zur Alarmfunktion benutzt, sondern ein professioneller Einbruchmeldeanlagen-Bewegungsmelder kann über die Schnittstelle der Einbruchmeldeanlage auch eine Information in die Gebäudesystemtechnik einspeisen, um das Licht einzuschalten. Bei Mischfunktionalität muss immer die höchste Anforderung die durchschlagende sein. Viele Einbruchmeldeanlagen bieten heute entsprechende Schnittstellen. Welche Rolle spielen dabei die Planung und Installation? S. Brose: Leider sieht man in der Praxis oft, dass etwas als „smart“ verkauft wird, nur, weil es jetzt mit einer App gesteuert werden kann. Doch was bedeutet denn „smart“ wirklich? Dabei geht es doch um Intelligenz. Statt Schalter und Lampe direkt zu verbinden, werden Sensoren und Aktoren eingesetzt. Diese müssen nun softwarebasiert verbunden werden. Das heißt, die Produkte sind zunächst genauso gut, wie der gute alte Schalter. Erst durch die geschickte Planung und Installation wird damit ein intelligentes System geschaffen, bei dem Funktionalitäten realisiert werden, durch die sich der höhere Anschaffungspreis amortisiert. Für die Fachbetriebe ist Smart Home die Chance, vom Wachstumsmarkt zu profitieren. Sie sagen, dass moderne Smart-Home-Systeme „Alarmanlagen-Funktionen“ heute standardmäßig mitan bieten. Ist das vernünftig? S. Brose: Es ist aus Sicht der Anbieter nachvollziehbar. Aus Sicht des Anwenders ist es aber ist nicht klug, sich auf diese fast immer ungeprüften Systeme zu verlassen. Es gibt einfach Dinge, die müssen Spezialisten er ledigen. Welche Empfehlungen möchten Sie unseren Lesern für die tägliche Arbeit mit auf den Weg geben? S. Brose: Wichtig ist, sich Partner zu suchen, um alle Themen optimal bedienen zu können. Niemand allein kann Themen wie Mittelspannungsanlagen, Hausinstallationen, TV/HIFI, Telekommunikation, EDV-Infrastruktur, Photo voltaik, Einbruchmeldetechnik, Heimrauchmelder usw. perfekt abdecken. Mit einem Netzwerk aus entsprechenden Partnern fällt es deutlich leichter, dem Kunden seine wahren Ziele und Wünsche zu entlocken, denn: Auch wenn man selbst diese vielleicht nicht in allen Facetten realisieren kann, so hat man dann geeignete Partner an der Hand und der Kunde ist perfekt betreut. Das schafft Vertrauen und damit die Grundlage für langfristige Zufriedenheit und Kundenbindung. n Lesen Sie dazu den Beitrag „Smartes Home - smarte Security“ von Dipl.-Wirtschaftsjurist (FH) Sebastian Brose ab Seite 704. Autor Sebastian Brose im Gespräch mit ep-Redakteur René Drescher Ganz Vorne

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